31

Nach zwei Jahren komplett desillusioniert

F
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich frage mich, ob eine Trennung einen Menschen so verletzen kann, dass er nicht mehr heilt. Meine Trennung ist nun zwei Jahre her. Die Kurzfassung: 10 Jahre Beziehung, viel gearbeitet, zusammen eine Firma aufgebaut, super Team aber wenig private Zeit. Mann mit der 23 jährigen Sekretärin durchgebrannt.
Also ziemlich klassisch und hässlich soweit. Das erste Jahr war die Hölle, da er mich emotional und wirtschaftlich Alles genommen hat. Ich musste bitterlich erfahren, dass dir als Unverheiratete nichts zusteht. Ich habe gekämpft um wieder auf die Füße zu kommen. Das zweite Jahr konnte ich mich wieder stabilisieren. Habe einen guten Job, liebe Freunde und Familie und viele erfüllende Interessen. Ich fühle mich auch nicht einsam. Mir geht es wieder gut. Allerdings merke ich, sobald dass Thema Beziehung aufkommt, ich in dieser Hinsicht komplett desillusioniert bin.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Thema Liebe noch etwas für mich bereit hält. Ich lerne jemand kennen und hinterfrage ihn im selben Augenblick. Bei der kleinsten Kleinigkeit schrillen bei mir die Alarmglocken und ich denke mir , dass endet sowieso wieder hässlich.
Zusätzlich habe ich das Gefühl, dass es überall im Bekanntenkreis die gleiche Geschichte ist : Midlife-Crisis, junge Affäre, alles in die Tonne werfen.
Wie lange hat es bei euch gedauert, bis ihr unbefangen einen neuen Menschen an euch ranlassen konntet. Oder ist das mit so einer Trennungserfahrung überhaupt nicht mehr möglich?
Vielen Dank für Eure Gedanken dazu.
Liebe Grüße
Flora

03.04.2020 15:10 • x 6 #1


Mamelia
Hallo und herzlich willkommen.

Im Grunde hat jeder Mensch den man kennenlernt ein Recht darauf, dass man ihm unvoreingenommen begegnet. Das ist die Theorie. Ich habe mit Beziehungen nur schlechte Erfahrungen gemacht und mir geht es ähnlich. Wenn ich jetzt jemanden kennenlernen würde, würde ich mich sofort fragen, wo der Haken ist.

Ich glaube so ganz kann man das nie hinter sich lassen. Eigentlich möchte ich auf Dauer nicht allein bleiben, sehe aber auch keine Hoffnung mehr, jemanden noch mal so nah an mich ranzulassen.

Nächste Woche fang ich eine Therapie an. Ich bin mal gespannt, ob es da nützliche Tipps gibt. Vielleicht wäre das auch etwas für dich?

03.04.2020 15:22 • x 3 #2


A


Nach zwei Jahren komplett desillusioniert

x 3


F
Hey und willkommen hier im Forum,

du hast scheinbar ein paar unschöne Jahre gehabt, was mir sehr leid tut. Um diese Desillusionierung zu verlieren, musst du dir erst mal klar machen (und ich weiß das möchtest du jetzt nicht gern hören), dass nicht nur eine Midlife Crises zu dieser Situation geführt hat. Ohne, dass schon ne Menge in der Ehe schief lief, käme es zu keiner Affäre. Das ist bitter, ist aber so. Scheinbar wurden diese Themen aber nicht aufgearbeitet, sonst würdest du verstehen, dass wenn du es in der nächsten Beziehung nicht wieder soweit kommen lässt, es nicht zwangsläufig wieder zu einer Affäre kommt.

Es ist nicht der Alltag und die Arbeit die eine Beziehung zerstört, sondern die mangelde Aufmerksamkeit. Die Zuwendung, die intimen Gespräche (nicht über Kinder, Job oder Haushalt) und die noch bevorstehenden Ziele, sofern sie nicht nur rationaler Natur sind. Jeder Mensch möchte noch leben und nicht nur funktionieren. Wenn ich also lese, dass ihr viel gearbeitet habt, gehe ich sicher Recht in der Annahme, dass genau das zu kurz kam, oder?

03.04.2020 15:23 • x 1 #3


K
Hey,

Ich habe frei Jahre gebraucht, um nicht hinter jedem Menschen, insbesondere der Männerwelt, das ultimativ Böse zu sehen bzw. meine Dauer-Alarmglocken nicht über zu bewerten.
Ich würde es nicht zwangsweise als desillusioniert bezeichnen, aber auch ich habe, jetzt erst recht wieder, Schwierigkeiten, diesen Sprung ins Ungewisse zu machen und nicht gleich überall das Ungute zu sehen. Aber ja, es hat mich furchtbar geprägt und es holt mich in aller Regelmäßigkeit wieder ein, dass es da einen FG gab. Noch immer habe ich Probleme Menschen an mich heranzulassen, mir hinter die Stirn schauen zu lassen oder die Führung abzugeben.
Mir hat geholfen mir auch an die eigene Nase zu fassen und zu schauen, wo ich hätte anders reagieren können, wo habe ich mein Bauchgefühl ignoriert, wo sind meine Anteile des Scheiterns ect.

Alles in allem bin ich genorded was Beziehungen angeht und die Leichtigkeit kann ich nicht an den Tag legen oder bisher war der Richtige nicht dabei.

Das Hinterfragen wurde bei mir persönlich erst weniger als ich meinen Selbstwert wieder zusammen gepuzzelt habe, ich mir gegenüber verzeilicher wurde und das ganze nicht mehr so furchtbar ernst nehme. Es gibt Wichtigeres im Leben und das bin ich selbst. Wer da nicht mitziehen möchte : nicht meine Baustelle.

03.04.2020 15:32 • x 3 #4


DieSeherin
Zitat von Flora84:
Wie lange hat es bei euch gedauert, bis ihr unbefangen einen neuen Menschen an euch ranlassen konntet.


ich bin fest überzeugt, dass es so lange dauert, bis dieser eine mensch kommt, wo es dann bäääääm macht und man sein urvertrauen plötzlich wieder findet und diesem menschen nicht wegen der fehler des vorgängers präventiv misstraut

03.04.2020 15:38 • x 2 #5


F
Ja mir geht auch weniger die Trennung an sich nach. Da habe ich meine Anteile mit therapeutischer Hilfe aufgearbeitet. Was mich wirklich quält, sind die Lügen und die Bosheit, die mir nach der Trennung zu Teil wurde. Man teilte mit jemand jahrelang sein Leben und plötzlich ist er ein anderer Mensch. Seitdem kann ich meiner eigenen Menschenkenntnis einfach nicht mehr trauen.

03.04.2020 15:49 • x 5 #6


F
Zitat von Flora84:
Ja mir geht auch weniger die Trennung an sich nach. Da habe ich meine Anteile mit therapeutischer Hilfe aufgearbeitet. Was mich wirklich quält, sind die Lügen und die Bosheit, die mir nach der Trennung zu Teil wurde. Man teilte mit jemand jahrelang sein Leben und plötzlich ist er ein anderer Mensch. Seitdem kann ich meiner eigenen Menschenkenntnis einfach nicht mehr trauen.

Ich gehe von reinem Selbstschutz seinerseits aus. Weißt du, er weiß genau das er dir weh tut und weh getan hat, dass wird nicht spurlos an ihm vorbeigehen. Viele (und das liest man ihr im Forum 100 fach) reden sich dann die Frau und ihre Anteile so richtig schlecht, damit sie ihre eingenen Fehler gut reden können. (Schuldumkehr) Das hat nix, aber auch gar nix mit dir zu tun. Nur mit einem schwachen Charakter seinerseits und die Angst sich mit dir auseinandersetzen zu müssen.

03.04.2020 15:53 • x 5 #7


F
Ich danke dir sehr für diesen Denkansatz.
Das ist das erste Mal, dass mir jemand eine menschlich nachvollziehbare Erklärung vorschlägt.
Es fällt mir seitdem einfach unglaublich schwer ein gewisses Urvertrauen zu empfinden, da ich in der Vergangenheit einfach blind war und mir selbst nicht mehr traue. Die Idee dass irgendwann jemand kommt, der das Alles hinfällig macht, ist wunderschön, aber ist das wirklich realistisch? Ich komme prima ohne Partner zurecht, aber ich trauere sehr um diese Leichtigkeit im Umgang mit anderen Menschen und frage mich, ob man sowas überhaupt wiederfinden kann.

03.04.2020 16:06 • #8


F
Zitat von Flora84:
Ich komme prima ohne Partner zurecht

Zitat von Flora84:
Leichtigkeit im Umgang mit anderen Menschen und frage mich, ob man sowas überhaupt wiederfinden kann.

Genau aus diesem Grund wirst du es wieder können. Du hast Angst, dich nochmals auf einen anderen Menschen einzulassen um dann wieder alles zu verlieren. Aber du hast schon alles. Du kommst allein klar, hast also keine Angst vor dem Alleinsein oder dem Verlust des Sozialstatuses. Ich glaube, auch hier trifft der Spruch Beim ersten mal tat es noch weh (oder eher mehr weh) zu. Du hast einen solchen Schmerz schon mal mitgemacht und weißt, dass du das schaffst. Das dich eben keiner zerbrechen kann. Viele gehen ja aus langjähringen Beziehungen nicht heraus, nur weil sie Angst vor dem danach haben. Du gehst aus dieser Sache früher oder später gestärkter heraus und wirst nicht mehr in Beziehungen verharren, die dir nicht gut tun, einfach aus dem Grund, das du keine Angst hast allein den Weg zu beschreiten. Wenn jemand da ist, der dir gut tut... toll. Wenn nicht... auch gut.

Vllt. hilft es dir, hier im Forum mal Querbeet zu lesen, denn hier gibt es viele die diesen Weg schon geschafft haben und wieder offen auf die Welt zugehen. Das braucht Zeit, aber diese Zeit wird kommen. Denk an das Lied von Udo Lindenberg... Ein Herz das kann man reparieren....

03.04.2020 16:16 • x 1 #9


G
Hallo flora, wie geht es Dir mittlerweile?

18.02.2024 17:07 • #10


Blanca
Die TE hat sich seit dem 24. April 2020 nicht mehr im Forum eingeloggt.
Insofern kann man wohl nur noch hoffen, daß es ihr gut geht, @gastflora.

Ich schreib's nur, weil Du diese Profilinfo als Gast vermutlich nicht selbst einsehen kannst.

Schönen Sonntag noch.

18.02.2024 17:12 • #11


W
@Frechdachs

Das sehe ich nicht so. Affären passieren nicht ausschließlich in Beziehungen, in denen etwas schief läuft. Es kann ein neues Arbeits- und Freundesumfeld sein, das einen bestimmten Partnertyp normal findet, eigene Defizite oder Probleme beim Fremdgänger, die ihn
nach einem Ego push suchen laSen oder, oder,oder. Nicht immer ist es die Beziehung. Wäre das so, käme kein Fremdgänger weinend zurück und wollte das alte Leben zurück. Und niemand fragte sich selbst was ihn oder sie geritten hat, wenn alles in Ttümmern liegt.
Die TE hat viel mehr als eine Beziehungstrennung erlebt. Sie wurde betrogen und offenbar in ihrer finanziellen Existenz bedroht. Das ist massiv. I

19.02.2024 18:52 • #12


F
Hallo,

ich war sehr überrascht, das nach so langer Zeit mein Eintrag noch einmal auflebt.

Um die Frage nach meinem Befinden zu beantworten, mir geht es gut. Ich habe mein Leben vollständig umgekrempelt, ein Studium aufgenommen und neue Prioritäten gesetzt.

Nun einen Partner habe ich nicht, aber ich muss auch sagen, dass mir dies seit einiger Zeit vollkommen unwichtig ist.Ich habe überhaupt kein Interesse eine Beziehung einzugehen und fühle mich mit mir selbst ausgesprochen wohl. Es gibt einfach keine Lücke in meinem Leben, in der Etwas/Jemand fehlt.Sonst habe ich meine Familie und eine kleine, erlesene Auswahl an Freundschaften, die ich sehr pflege.
Das klingt vielleicht etwas isoliert, fühlt sich aber tatsächlich äusserst frei und erfüllt an.
Vielleicht läuft mir in meinem Leben nochmal ein neuer Mensch über den Weg, sei es Partner oder eine neue Freundschaft, vielleicht auch nicht. Es spielt einfach keine Rolle.

Zum Thema Vertrauen mache ich mir überhaupt keine Gedanken mehr, da ich an keinen Menschen irgendwelche Erwartungen habe. Den Menschen, die bereits Teil meines Lebens sind, vertraue ich absolut,
denn sie waren in den schlimmsten Zeiten an meiner Seite.

Fazit ist, ich geniesse es einfach nur mein ganz eigenes, persönliches Leben zu führen, seitdem ich meine Prioritäten vollständig umsortiert habe.

Liebe Grüße Flora

24.02.2024 19:14 • x 5 #13


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag