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Normale Trennungsschmerzen? Depression? Dro.?

M
Liebes Leute,

Wie mein Name es schon sagt, mache ich mir Sorgen, und zwar um einen sehr lieben Freund.

Er ist 47 Jahre alt und seine Frau sich von ihm nach 15 Jahren Ehe getrennt. Sie haben auch einen 12-jährigen Sohn. Sie waren vor der Heirat einige Jahre zusammen. Ich kenne nur wenige Details zur Trennung, eigentlich nur, dass sie sich auseinandergelebt haben und dass er schon im Juli oder August ausgezogen ist und nun ein 1-Zi-Appartement mietet. Er sieht seinen Sohn jedes 2. Wochenende.

Er ist eigentlich ein früherer Kollege von meinem Mann (Feuerwehr). Da wir ein Haus gekauft haben, sind wir vor einige Jahren weggezogen und mein Mann trat eine neue Stelle an. Der Kontakt zu ihm und seiner Frau blieb aber bestehen und war sehr herzlich. Wir haben im September erfahren, dass sie getrennt sind. Wir versuchen ihn zu unterstützen, fragen öfter, wie es ihm geht, ob er etwas braucht.

Mich verunsichert sein wechselhaftes Verhalten und auch dass er manchmal völlig auf Tauchstation geht. Mal ist er wie euphorisch und mal völlig niedergeschlagen. Er ist auch ungewöhnlich unzuverlässig, sprich reagiert teils tagelang nicht auf Nachrichten und nimmt den Hörer nicht ab. Es ist normalerweise überhaupt nicht so.
Die Familie war sein ein und alles. Er war immer so stolz auf sie.

Natürlich ist es normal, dass man nach einem solchen Schicksalsschlag trauert. Aber so? Er hat auch früher immer wieder mal einen *beep* geraucht (was an sich ja auch nicht schlimm ist, denke ich). Wir machen uns inzwischen aber Sorgen, dass er es jetzt damit übertreibt oder dass er in einer Depression ist.

Ist dieses Verhalten normal? Wann sollte man Hilfe holen/anbieten und wenn überhaupt, welche? Was können wir tun?

Herzlichen Dank fürs Lesen.

Kerstin

Gestern 22:13 • #1


GreenTara
Hallo @MachemirSorgen,
Zitat von MachemirSorgen:
Ist dieses Verhalten normal?

Es gibt natürlich keine Verhaltensnorm für jemanden, den es aus der Bahn geschlagen hat. Es ist ja nun noch nicht so lange her, und dir Trennung war von ihm nicht gewollt. Sicher hat es ja auch vor der Trennung belastend. Ich denke, ihr könnt ihm den Schmerz nicht abnehmen. Das einzige ist, ihm euren Beistand und Unterstützung anbieten, wenn er es möchte.
Zeigt sich sein unzuverlässigen Verhalten auch dann, wenn er seinen Sohn bei sich hat? Es wäre nicht gut, wenn er sich auch dann gehen lässt.
Hat er Freunde und/oder Familie vor Ort?
Ich würde ihn darauf ansprechen, dass ich mir Sorgen mache. Es ist ein Unterschied, ob er die Hilfe ablehnt, oder ob er erst überhaupt keine angeboten bekommt. Mehr könnt ihr wohl leider nicht tun.

Gestern 22:36 • x 1 #2


A


Normale Trennungsschmerzen? Depression? Dro.?

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M
Vielen Dank, Green Tara. Er hat schon Freunde vor Ort und seine Mutter wohnt auch nicht sehr weit, aber gut, bei Männern weiß man es nie, ob sie dann auch Schwäche zugeben und ich weiß nicht, wie eng das Verhältnis zur Mutter ist.
Mein Mann und ich sind schon sehr lange zusammen und soweit glücklich. Uns sind traumatische Trennungen erspart geblieben. Ich bin unendlich dankbar dafür. Aber wie sind eure Erfahrungen? Vor allem an die Männer?
Ich will auch nicht sagen, dass er prinzipiell unzuverlässig ist. Aber die Kommunikationsmuster sind bei ihm ganz anders als sie früher waren. Er war immer sehr zuverlässig und tagelang nicht ans Telefon zu gehen, war früher unvorstellbar.

Gestern 22:41 • #3


GreenTara
@MachemirSorgen
Manche Menschen wollen ungestört sein in ihrer Trauer, andere wollen getröstet werden.

Gestern 22:48 • x 3 #4


Sonnenschein85
Zitat von MachemirSorgen:
Vielen Dank, Green Tara. Er hat schon Freunde vor Ort und seine Mutter wohnt auch nicht sehr weit, aber gut, bei Männern weiß man es nie, ob sie ...

Es ist normal denke ich. Er wird durch den Wind sein. Und man trauert in Wellen. Mal ist es schlimmer, mal weniger präsent. Er nutzt die Phasen wo es ihm besser geht um sich zu melden und zieht sich wahrscheinlich zurück in den Phasen wo es schlimmer ist.

Gebt ihm etwas Zeit und Geduld.
Solange er sich noch meldet und auch unter Menschen geht, würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen.

Gestern 22:49 • x 1 #5


VictoriaSiempre
Weißt Du denn näheres zu den Trennungsgründen? „Auseinandergelebt“ ist ja oft eher so ne Floskel, meist gibt es einen konkreten Anlass. Aber auch auseinanderleben tut man sich ja nicht von jetzt auf gleich. Entweder war die glückliche Ehe schon länger eine Fassade bzw. das, was Euch gezeigt wurde, und er war vielleicht da bereits antriebslos oder Dauerbek!fft oder es gab einen Auslöser. Oft ist das ein zweibeiniger

Du schreibst vom guten Kontakt zu dem Paar. Hat denn auch schon einer von Euch mal mit der Frau gesprochen? Auch wenn man vielleicht später parteiisch wird: Bei Freunden würde ich erst einmal beide Seiten hören wollen.

Was immer bei ihm los ist - Ihr könnt niemandem helfen, der sich nicht helfen lassen möchte. Ihr könnt nur für ihn da sein und ihm ein offenes Ohr anbieten.

Gestern 22:59 • x 3 #6


Sonnenschein85
Zitat von VictoriaSiempre:
Weißt Du denn näheres zu den Trennungsgründen? „Auseinandergelebt“ ist ja oft eher so ne Floskel, meist gibt es einen konkreten Anlass. Aber ...

Ja..das stimmt. Er muss sich helfen lassen wollen, sonst wird es schwer an ihn ran zu kommen.

Bietet es ihm an, sagt das ihr da seid, fragt ihn weiter regelmäßig wegen Unternehmungen, aber viel mehr kann man nicht tun.

Heute 05:39 • #7


A
@MachemirSorgen Ich find das durchaus normal. Er ist halt auf Rückzug - ich hab da auch selten Bock, dann anderen Rede und Antwort zu stehen. Lieb gemeint, finde ich aber oft eher belastend. Da brauchts keine Depression oder Substanzen, da wollen sich manche einfach auf sich selbst konzentrieren, das Nötige erledigen - und sonst erst mal Ruhe haben.

Heute 07:46 • #8


Worrior
Zitat von MachemirSorgen:
Liebes Leute, Wie mein Name es schon sagt, mache ich mir Sorgen, und zwar um einen sehr lieben Freund. Er ist 47 Jahre alt und seine Frau sich von ...

Hi Kerstin,
ich sehe diese Phasen des Rückzuges, nach einer Trennung als normal an.
Man verändert sich.

Heute 07:47 • x 1 #9


Sonnenschein85
Zitat von Worrior:
Hi Kerstin, ich sehe diese Phasen des Rückzuges, nach einer Trennung als normal an. Man verändert sich.

Ja. Man braucht auch Zeit für sich zum verarbeiten. Und solange er sich noch meldet sehe ich das nicht als bedenklich an.
Hilfe anbieten kann man, sagen das man da ist, aber wie hier schon geschrieben zu viel kann auch nerven oder Druck machen.


Vielleicht ist er auch gerne mal für sich ohne Kontakte.

Heute 07:55 • #10


Worrior
Es gibt gewisse Dinge die muss man mit sich selbst ausmachen.
Ich würde meinem Umfeld auch nicht zumuten dass ich es über Monate hinweg mit diesen Trennungsdingen belaste.
Das könnte wohl sonst zu viel werden, auch diese Menschen haben ja ein Leben, sie sind keine Psychomülldeponie.

Heute 07:59 • #11


Plague
Liebe TE,
Trennung bzw. Verlust von Partner/Partnerin ist (vielfach nachgewiesen) so ziemlich das stressreichste kritische Lebensereignis, das wir uns vorstellen können.

Jede/r Betroffene hat seine ganz eigene Weise, mit so einem Ereignis umzugehen. Daher ist es ziemlich schwer bis unmöglich, zu sagen, dies oder jenes sei noch normal oder schon bedenklich.
Rückzug und eine gewisse depressive Verstimmung sind durchaus nicht ungewöhnlich, da Betroffene sich erst einmal an die Vielzahl der Veränderungen, die so eine Trennung mit sich bringt, gewöhnen und anpassen müssen. Das geht im individuellen Fall mal mehr, mal weniger schnell. Auch Substanzkonsum ist in so einer Situation nicht unbedingt ungewöhntlich, allerdings bestenfalls eine kurzfristige Entlastung im Umgang mit zuviel negativen Gefühlen.

An deiner Stelle würde ich den Bekannten weiterhin im Auge behalten und evtl. auf Hilfsmöglichkeiten hinweisen. Die Entscheidung, ob er diese Möglichkeiten in Anspruch nehmen will, muss er allerdings selbst treffen. Das ist zugegebenermaßen nicht so einfach, zuzuschauen, wie jemand evtl. an einer Trennung zerbricht, aber du kannst auch niemand zu seinem Glück zwingen.

Heute 08:03 • x 1 #12


Scheol
Zitat von MachemirSorgen:
Vielen Dank, Green Tara. Er hat schon Freunde vor Ort und seine Mutter wohnt auch nicht sehr weit, aber gut, bei Männern weiß man es nie, ob sie dann auch Schwäche zugeben und ich weiß nicht, wie eng das Verhältnis zur Mutter ist. Mein Mann und ich sind schon sehr lange zusammen und soweit glücklich. Uns sind ...

Es spricht nichts gegen eine wohlwollende Kontaktaufnahme.
Ich würde dort spontan vorbeifahren, fragen, ob alles okay ist, aber auch äußern, dass ich die Veränderung der letzten Wochen, Monate wahrgenommen habe und mir Sorgen mache.
Man kann anbieten, dass man, wenn er sprechen möchte Jederzeit für ihn da ist. Auch kann man äußern, ob es nicht angebracht wäre, sich Hilfe zu holen, gegebenenfalls eine Therapie zu machen und es nicht schlimm ist, sich fachliche Hilfe zu holen.
Wenn ein Haus brennt, ruft man ja auch die Feuerwehr, sprich ihn, damit er Leuten hilft, wenn diese an Schräglage kommen. Somit kann er sich ja auch Hilfe holen, wenn er mal Schräglage kommt.
Männer können manchmal intensiver leiden als Frauen sagen Studien. Auch hier im Forum hast du manchmal Beispiele, wo du schauen kannst wie Menschen daran zärbrächen nach einer Trennung.
Eine Trennung Wird immer subjektiv empfunden. Man kann also nicht sagen jeder Mensch ist danach 6-8 Wochen durch und die Sache ist geklärt.
Es kommt drauf an, wie er die Trennung empfunden hat, was davor passiert ist, ob er die Schuld bei sich sieht, und so weiter und sofort, oder ob er Nebula mit dabei ist.
Mein bewegt sich da in dem Bereich Verbitterung, Verbitterung, Störung, Verbitterung Trauma,

ein Verrat, Verlust, Verlust Trauma, Und so weiter.
Es kann sein, dass er sich absolut gescheitert fühlt, ohne seine Familie, wenn diese sein Lebensmittelpunkt war, sozusagen sein. Ein und Alles. Wenn man das so definiert, könnte man sagen, dass seine Familie 70-80 % der Inhalt seines Lebens waren, und wenn diese 70-80 % nun wegfallen, ist das eine enorme Leere in einer Person, und er kann dadurch in eine Sinneskrise kommen.
Das *beep* machen Menschen meistens, um sich selbst zu regulieren, um die Anspannung aus dem Körper herauszubekommen. Man nennt dieses Verhalten eine Eigen, Medikation, die unbewusst stattfindet, damit der Mensch, der Körper eine Erleichterung findet.

Viele Menschen ziehen sich zurück, um selbst erst mal die Situation von außen zu betrachten, um den Sachverhalt selbst zu analysieren. Man darf immer nicht vergessen, dass ein Ratschlag auch immer ein Schlag ist, den eine Person in dem Moment vielleicht nicht gerade hören möchte. Wie gesagt, bietet euch an als Gesprächspartner, ruft ein oder zweimal die Woche an, wie es ihm geht, ob er bei Unternehmungen mit dabei sein möchte, somit kann er selber entscheiden, ob er Ostheim Rückzug zurückkommt oder das soziale Angebot von euch annimmt.

Vielleicht sollte dein Mann beim Arbeitgeber drauf hinweisen, dass ein Kollege seiner Auffassung nach nicht sehr stabil erscheint, ich weiß nicht ob die Feuerwehr in der Hinsicht Gesprächspartner intern anbietet, da ein Verhalten wo ein Mitglied der Gruppe nicht 100 % zur Verfügung steht, den Rest der Gruppe gefährden könnte.
Auf das sollte man vielleicht bedenken bei dem Beruf.

Oder du gibst ihm die Adresse von diesem Forum hier, wo er sich vielleicht etwas öffnen kann und austauschen kann.

Wie gesagt, ich würde es als Hilfsangebot sehen, um diesen Menschen weiterzuhelfen.

Heute 08:06 • #13


A
Zitat von Scheol:
Ich würde dort spontan vorbeifahren, fragen, ob alles okay ist, aber auch äußern, dass ich die Veränderung der letzten Wochen, Monate wahrgenommen habe und mir Sorgen mache.

Find ich total übergriffig - und würde mir tierisch auf den Sack gehen. Soll man sich dann echt mit deinen Befindlichkeiten auch noch rumschlagen müssen? Ist es echt so schwer zu akzeptieren, dass viele Menschen einfach auch mal ihre Ruhe brauchen?

Heute 08:22 • #14


M
Danke schön für eure Antworten!

Der Anlass war wohl ein Streit. Mehr weiß ich nicht. Von neuen Partnern/Affären weiß ich auch nichts. Ich kenne mich mich mit dem *beep* so gar nicht aus, aber mein Mann sagte immer, dass M. im Beruf immer extrem engagiert und alles andere als antriebslos war. Wie es dann daheim aussah, wissen wir natürlich nicht.
Ja, und mit seiner Frau hatte ich telefoniert. Sie klang okay und sagte, dass es so besser ist.

Noch etwas, was uns spanisch vorkam: Die wenigen Male, wo er sich seit der Trennung bei uns gemeldet hat, waren es Links zu längeren und eher schwurbeligen politischen Texten. Das ist auch ungewöhnlich für ihn. Politik war sonst nie ein Thema.

Heute 10:03 • #15


A


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