Professioneller Therapeut - wann und wie?

18.03.2018 19:45 • #1

Hallo ihr,

ich hatte schon ein bisschen meine Geschichte hier aufgeschrieben. Kurzform ist, dass mein Ex mir bis zum Schluss sagte, dass alles ok sei und mich dann schlussendlich vor drei Monaten von heute auf morgen sitzen ließ.

Dieser Vertrauensbruch macht mir extremst zu schaffen, da ich eigentlich ohnehin sehr große Probleme habe, anderen Menschen zu vertrauen. Ihm habe ich 100% vertraut und er tritt dieses Vertrauen mit Füßen.

Ich frage mich langsam, ob ich nicht doch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Ich habe sowas noch nie gemacht, daher habe ich keine Ahnung.

Wie läuft das ab? Geht man zum Hausarzt und der verschreibt das? Hat man überhaupt eine Chance oder sind Therapeuten hoffnungslos überlastet? Ich habe langsam das Gefühl, ich komme ohne nicht mehr raus aus diesem Loch.

Gruß
Sina2018

18.03.2018 19:57 • #2

Du kannst zum HA gehen und Dir eine Überweisung holen, musst Du aber nicht. Man sagt, man würde dann schneller an Termine kommen.
Und da ist schon das Problem. Keiner geht zwar hin, aber Therapeuten sind ziemlich ausgebucht. Du musst also Geduld mitbringen und viel telefonieren. Frage Google nach Psychotherapeuten in Deiner Umgebung und fang an zu tel. Oft gehen Anrufbeantworter an, sprich drauf. Erkläre Dein Problem.
Du wirst schauen müssen, ob Mann oder Frau. Dann gibt es versch. Therapievarianten. Tiefenpsychologische Therapie oder Psychoanalayse vielleicht. Ggf kann dazu Dein HA was sagen.
Rufe mehrere an und frage die Wartezeiten ab. Entscheide dann. Und dann gibt es erstmal 5 probatorische Sitzungen. Zum Kennenlernen quasi und Erstdiagnose. Therapeut schreibt Antrag an Krankenkasse, wenn es weitergehen soll und sollte.

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Professioneller Therapeut - wann und wie?

18.03.2018 20:25 • #3

Danke. Sowas habe ich befürchtet. Ich weiß nicht, ob ich dazu ihn der Lage bin.

Bin ja zurzeit froh, wenn ich meinen Alltag gebacken kriege. Ich kann kaum darüber reden ohne in Tränen auszubrechen, da brauche ich jetzt gerade noch die Demütigung kreuz und quer verheulte AB-Nachrichten zu hinterlassen.

18.03.2018 20:32 • #4

Dann versuche es doch erstmal über den HA. Vielleicht kann der auch jemanden empfehlen, damit es schneller geht.
Letztlich lohnt es sich und demütigend sollte es nun wirklich nicht sein. Betrachte die AB als jemanden, bei dem Du Dich kurz ausheulen kannst und der Dich dabei nicht unterbricht.
Gib Dir einen Ruck, es kann wirklich helfen.
Ansonsten schaue doch mal nach Selbsthilfegruppen in Deiner Nähe. Notruftelefone, wenn es besonders schlimm ist.
Alles ist besser, als nichts zu tun. Lasse Dir das von jemandem gesagt sein, der schon viel Zeit mit nichts tun verbracht hat.

18.03.2018 20:39 • #5

@sina2018, wo wohnst Du denn?

18.03.2018 20:50 • #6

Zitat von Sina2018:
Bin ja zurzeit froh, wenn ich meinen Alltag gebacken kriege. Ich kann kaum darüber reden ohne in Tränen auszubrechen, da brauche ich jetzt gerade noch die Demütigung kreuz und quer verheulte AB-Nachrichten zu hinterlassen.

hallo Sina2018

gerade deshalb ist es wichtig für dich, dir hilfe zu holen. das ist nichts schlechtes oder schlimmes.
die therapeuten sind nicht umsonst überbucht, es gibt so viele menschen, die hilfe benötigen.
ich würde dir empfehlen, auf jeden fall als erstes deinen hausarzt auszusuchen, damit du erstmal aufgefangen wirst.
allein so lost in space ist kein guter zustand.
du brauchst dich nicht zu schämen, es ist alles menschlich und normal.

es ist tatsächlich schwer, einen termin zu bekommen. aber kümmere dich bitte. manchmal hat man glück, ein patient springt ab, zieht weg, wird krank ..... oder oder oder. ich bin auch damals durch so eine glücks-lücke zu meinem therapieplatz gekommen. und bin heute noch sehr froh darüber.

es geht um dich, um deine seelische gesundheit und du hast alles recht darauf.
hab mut, es lohnt sich

18.03.2018 22:20 • x 1 #7

Hast du eine vertraute Person, die dich bei der Suche unterstützen kann?

HA ist unter anderem deswegen sinnvoll, weil er dir eventuell bei der Suche mit Adressen weiterhelfen kann.

Für die AB-Nachrichten kannst du dir einen Text vorformulieren. Das ist manchmal einfacher, wenn man schon weiß, was man sagen möchte aber vom Kopf her grad eigentlich sonstwo ist.
Aber erschrick nicht, wenn dann doch jemand ans Telefon geht. Kommt auch hin und wieder vor

Ich kann dir nur raten, baldmöglichst nach jemandem zu suchen, um auf die Wartelisten zu kommen. Auch wenn du an zigster Stelle landest - wenn du erst in 4 Wochen auf eine Liste kommst, landest du auf zigster plus xster Stelle.

Dass du dir professionelle Hilfe suchen möchtest, ist ein wichtiger erster Schritt.
Viel Erfolg!

18.03.2018 22:54 • #8

viele Theras sprechen schon auf ihren AB, dass man NICHT raufsprechen soll, und auch, dass man sich NICHT nochmal melden soll.
Weil sie voll sind.
Wenn Du tatsäclich einen ranbekommst an die *beep*: Wird nach Deinem Thema gefragt, Und ja nachdem, was es für eines ist (ob sie da B.ock drauf haben, oder nicht), bekommst Du evtl. einen Termin.
Und dann muss noch ne gleiche Wellenlänge da sein.

Ich würde mich nicht mehr auf nen THera verlassen.

Wer sich auf einen anderen verlässt, der ist schon verlassen.

18.03.2018 23:15 • x 1 #9

Hallo Sina,
die anderen Vorredner haben praktisch schon alles genannt, ... aber
1. wie du aus meinem Profil entnehmen kannst bin ich männlich
2. habe ich in meiner näheren Verwandschaft Psychotherapeuten
3. habe ich den Mist den du aktuell erleidest schon mit fürchterlichen Wunden an der Seele erlebt.
Daher schreibe ich dir weil ich nicht will, dass es noch jemandem so geht wie mir.

Also die Psychotherapeuten die ich kenne wissen ganz genau, dass die Menschen die sich bei ihnen melden Hilfe brauchen und deswegen auch mal via AB die Tränen fließen. Daher sprich auf den AB wenn du die Chance dazu hast, denn deine Emotionen in dich reinzufressen oder aus Scham zu verstecken hilft dir nicht.
Du brauchst die Hilfe und die sind dazu da um Hilfestellung zu geben. und das nicht erst in 3 Monaten.
Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass die anderen (weiblichen) Vorredner dir sicher per PN als Kotzkübel zur Verfügung stehen.
C.

18.03.2018 23:21 • x 1 #10

In vielen Städten gibt es Beratungsstellen (z. B. Caritas, Innere Mission - keine Angst, man wird dort nicht missioniert -, Pro Familia...). Einfach mal googlen. Da sitzen auch Psychologen. Gespräche dort ersetzen sicher keine Therapie, sind aber als Erste-Hilfe-Maßnahme durchaus geeignet.

Ansonsten gilt es, geduldig die niedergelassenen Therapeuten abzutelefonieren. Manche Krankenkassen bieten dabei auch Unterstützung an, einfach mal nachfragen.

18.03.2018 23:46 • x 1 #11

Ab dem 01. April 2018 tritt eine neue Psychotherapie-Richtlinie in Kraft, derzeit gibt es schon eine Übergangs-Lösung. Eine Kurzzeit-Therapie von 12 Stunden sollte dann leichter möglich sein.

Kannst Du Dir hier im Video mal ansehen:

http://www.kbv.de/html/25921.php

Vorab solltest Du Dich über die verschiedenen Therapie-Formen informieren und Dir überlegen, was für Dich am besten passt, z.b. Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie usw.

https://www.apotheken-umschau.de/Psychotherapie

19.03.2018 00:24 • #12

Auf manchen Seiten von Privatpraxen steht, dass man auch zu Ihnen kommen kann. Man müsste nachweisen können, dass man nach einem Therapeuten mit Kassenzulassung (?) gesucht hat, aber dieser erfolglos war. Bei einem stand drauf, dass er einem bei der Einreichung helfen würde. Vielleicht wäre das was für dich?

Mir geht es ähnlich. Ich habe ein geringes Selbstwertgefühl, Probleme Menschen zu vertrauen, Verlustängste und seitdem mich mein Ex (mit extremer aktiver Bindungsangst) mich urplötzlich verlassen hatte, auch aktive Bindungsängste. Deshalb überlege ich auch einen Therapeuten zu kontaktieren. Wisst ihr, ob das von der Versicherung übernommen wird? Bisher lese ich immer wieder, das solche Themen privat bezahlt werden müssen. Erst wenn es in Richtung Depression geht, würde die KK zahlen.

19.03.2018 07:52 • #13

Es gibt noch andere Diagnosen, die übernommen werden.
Wichtig: erschreckt nicht, was eventuell diagnostiziert wird. Manchmal muss es auch etwas drastischer formuliert werden, damit es übernommen wird.
Und noch wichtiger: steht dazu, dass es euch nicht gut geht. Es geht nicht drum, dass es jemand anderem noch schlechter gehen könnte und der deswegen den Platz dringender bräuchte.

19.03.2018 10:41 • #14

Zitat von Futurama2018:
Bisher lese ich immer wieder, das solche Themen privat bezahlt werden müssen. Erst wenn es in Richtung Depression geht, würde die KK zahlen.

i wie schrieb:

Zitat:
Es gibt noch andere Diagnosen, die übernommen werden.
Wichtig: erschreckt nicht, was eventuell diagnostiziert wird. Manchmal muss es auch etwas drastischer formuliert werden, damit es übernommen wird.

Nein, für eine Kurzzeittherapie bedarf es keinerlei Diagnose - lediglich einer persönlichen Krise.

Schaut Euch doch bitte das Video an, das ich gepostet habe:

(Link entfernt)

19.03.2018 10:53 • #15

Zitat von Sina2018:
Danke. Sowas habe ich befürchtet. Ich weiß nicht, ob ich dazu ihn der Lage bin.

Bin ja zurzeit froh, wenn ich meinen Alltag gebacken kriege. Ich kann kaum darüber reden ohne in Tränen auszubrechen, da brauche ich jetzt gerade noch die Demütigung kreuz und quer verheulte AB-Nachrichten zu hinterlassen.

Hallo @sina2018

Es tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht. Ich finde es mutig und toll, dass Du den Weg hierher gefunden hast und Dir therapeutisch Hilfe holen möchtest.

Bitte gehe zu Deinem Hausarzt und hole Dir eine Überweisung. Vielleicht kennt er Dich und kann sogar eine Therapieart empfehlen.

Selbstanalyse ob tiefentherapeutisch oder verhaltenstherapeutisch dazu ist der Patient meist selbst nicht in der Lage. Normalerweise Verhaltenstherapie vor Tiefenpsychologie, wenn es darum geht eine aktuelle Situation zu verarbeiten.

Es kann vorteilhaft sein, eine Überweisung zu haben. Lass Dir gesagt sein, dass Du es als Demütigung empfindest, aber nicht IST.
Und es ist sogar gut, wenn Du am Telefon weinen musst, denn dann kann der Therapeut die Verzweiflung, den Druck oder den Hilferuf erkennen und ruft sogar eher zurück.

Lasse Dich von etwaigen Rückrufen nicht abschrecken. Das ist mittlerweile normal und hat nichts mit DIR zu tun!

Ich wünsche Dir Kraft und auch Mut, die Therapeuten anzurufen - weinend oder nicht - und viel Erfolg.

Alles Liebe

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