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Scheidung: Ich möchte keinen Rosenkrieg :-(

VictoriaSiempre
Hallo zusammen,

Ich lese bereits seit einiger Zeit mit - wie sich viele Geschichten hier so gleichen...

Vor 2 Wochen hat mir mein Mann (nach 2 jährigem hin- und her) eröffnet, dass er bei seiner Geliebten bleiben will. D. h., am liebsten hätte er uns beide
Wir leben bereits seit fast 2 Jahren getrennt, aber abgesprochen als räumliche Trennung, um Abstand zu gewinnen und sich neu zu sortieren. Lange Zeit sah es so aus, dass wir uns wieder annähern; wir lebten als ganz normales Ehepaar, sahen uns meist täglich, mindestens mehrmals wöchentlich. Dabei ständig sein Beteuern, dass er auf jeden Fall mit mir alt werden wolle. Vor ein paar Wochen kam raus: Es gibt sie noch. Und da ich in der Dreiecksgeschichte nicht mehr mitspielen wollte, hat er sich für sie entschieden. Und natürlich würden wir in aller Freundschaft auseinandergehen, schließlich liebt er mich ja auch noch

Tja. Die Freundschaft sieht so aus, dass er ohne Rücksprache mit mir die Energieversorgung, Telefon, TV, Internet (lief auf seinem Namen) gekündigt hat. Nachdem ich schnell beim Anwalt war und ich ihn über die Höhe seiner Unterhaltszahlung informiert habe gleich das sieht er nicht ein, soviel zu zahlen!

(Gemeinsames) Haus, abbezahlt. Bisher sein Augenstern, vor allem der Garten: Verkaufen, am besten sofort (dass ich mit Kater und Dingen aus 23 Ehe- und Familienjahren noch drin wohne - egal!). Auto? Zu teuer, muss weg (ist zu teuer und muss weg - aber ich wohne ländlich und brauche dann einen anderen fahrbaren Untersatz!)

Ich arbeite Teilzeit (weil wir Familie wollten und die übliche Rollenverteilung vorgenommen haben). Als das Kind groß genug war, konnte ich bei meinem Arbeitgeber nicht mehr aufstocken. Den Arbeitgeber wechseln macht keinen Sinn - ich arbeite als Bürokraft in einem Großkonzern und verdiene da halbtags soviel wie Vollzeitkräfte in anderen Branchen hier in der Gegend, ganz zu schweigen von den Sozialleistungen, die ich dort erhalte. By the Way: Er bekommt das 5fache von mir....

Würde er mir den Trennungsunterhalt zahlen, käme ich gut über die Runden und er hätte immer noch das Doppelte von dem, was ich dann habe (Miete für das Haus, in dem ich unfreiwillig alleine lebe, ist bereits mit angerechnet worden).

So sieht es jetzt leider nach Rosenkrieg aus, den ich unbedingt vermeiden möchte. Aber; selbst wenn ich wollte: Ich KANN auf den Trennungsunterhalt nicht verzichten, weil ich bis zum Verkauf des Hauses sämtliche Nebenkosten tragen muss.

Ich bin gerade sehr verzweifelt. Nicht nur, dass mein Mann weg ist, den ich sehr geliebt habe und mit dem ich alt werden wollte. Ich muss mich von dem Haus trennen (will es auch, es ist zu groß für mich), von liebgewordenen Dingen (jaja, sind nur Sachen, ich werde es überleben) und habe gerade auch Existenzängste.
Ich bin sehr traurig, dass wir nicht zusammenbleiben können. Ich pendel zwischen Aktionismus und Heulkrämpfen, wo dann nichts mehr geht. Ich fühle mich von ihm unter Druck gesetzt, weil er jetzt alles so schnellschnell über die Bühne bringen will.

Ich habe einen guten Anwalt, von dem ich mich sehr gut vertreten fühle. Er hat mir jetzt Mediatoren genannt und empfohlen, dass wir es über diesen Weg erst einmal versuchen, eine Regelung zu finden (spart ja auch Geld). Nachdem mein Mann das erst kategorisch abgelehnt hat (Braucht er nicht, kann er alles alleine) hat er heute zugestimmt. Ich nehme an, dass er sich zwischenzeitlich auch hat anwaltlich beraten lassen und das gleiche Ergebnis bekommen hat wie ich.

Ach Mist, ich will jetzt nicht auch noch Stress um Geld. Ich fühle mich eh schon so saft- und kraftlos, benutzt, als nicht mehr gut empfunden und weggeworfen.

Danke für's Lesen. Hier mal Dampf abzulassen, hilft schon.

18.07.2014 20:22 • x 12 #1


Minnie
Da wo du jetzt bist, war ich auch schon.

Vergiftet eure Seelen nicht.

18.07.2014 21:40 • x 1 #2


A


Scheidung: Ich möchte keinen Rosenkrieg :-(

x 3


E
Deine Geschichte ist typisch, also der ganz normale Fall- wenig tröstlich aber beruhigend! Es gibt ein Muster und Erfahrungsberichte.

Mir ging es genauso. Inzwischen nach 1 Jahr bin ich geschieden und so glücklich wie nie zuvor! Eine Glücksfall!

Du hast schon mal alles richtig gemacht: Einen guten Anwalt gefunden. Der kann sachlich und ohne Emotionen alles regeln. Und er kann Dich vor einem Rosenkrieg bewahren.

Nun zur emotionalen Seite: Du hast viel zulange gehofft und geliebt. Dein Ex hat ein böses (typisches) Spiel mit Dir getrieben. Hat Dir Hoffnungen gemacht und bequem für sich das Beste herausgepickt: 2 Frauen, Geldquellen, Haus, und nach außen hin alles beim Alten. Super!

Freundschaft geht gar nicht, das hast Du ja sofort an seiner miesen Reaktion gemerkt, als Du die Scheidung wolltest. Er liebt Dich nicht mehr, das ist blanker Egoismus! Sollte er jetzt wieder nette Zugeständnisse machen, Vorsicht, ist nur Taktik! Menschen verändern sich, den lieben Ehemann gibt es nicht mehr.

Du schreibst, Du verdienst trotz Teilzeitjob genauso viel wie andere Vollzeit. D.h., Du kannst objektiv betrachtet auch allein zurecht kommen. Subjektiv fehlt Dir sein Trennungszuschuss und Du empfindest es auch als ungerecht. (Für Recht hast Du den Anwalt, der schöpft alle rechtlichen Möglichkeiten aus) Für die Gerechtigkeit gibt es leider nur den Himmel oder Batman.

Das Haus, der Garten, der Kater, das Autound vieles mehr- tja, damit und mit seinem Mann wollte man alt werden. Jetzt, nachdem man so viel erreicht hat in seinem Leben und so viel dafür Energie und Einsatz, Liebe und Hingabe verwendet hat. Jetzt könnte man endlich ruhiger und mit Genuss leben-so hat man sich das vorgestellt. Und war stolz, es mit seinem Partner erreicht zu haben, wo andere schon reihenweise gescheitert sind. Man hat an seiner Partnerschaft gearbeitet und auf vieles verzichtet. Und nun das! Zu der Ungerechtigkeit, Trauer, Verzweiflung und Wut kommt noch dazu, dass man sich als Versager fühlt, einsam ist und Zukunftsängste hat. Und dann soll man noch all das, was man liebgewonnen hat, verlassen. Das Haus, das einem immer ein Zufluchtsort, ein Liebesnest, ein Familienidyll, eine Begegnungsstätte, ein Hort der Freude und des Lebens war. Das hängt emotional sehr viel dran. Und auch Energie. Man hat sie reingesteckt. Und man muss sie jetzt wieder haben, um irrsinniger Weise das alles zu verlieren. Gibt keinen Sinn.

Ist aber nicht zu ändern!

Wenn Du das mal für Dich als unumstößlich akzeptierst, kannst Du den nächsten Schritt gehen. Versuche diese Dinge so sachlich und rational wie möglich zu sehen. Auf dieser Ebene kannst Du dann zusammen mit deinem Anwalt und dem Ex auch tragbare Entscheidungen treffen.

Ich habe das bei meiner Trennung auch so gemerkt. In dem Moment, wo ich klar sehen konnte, konnte ich wieder aktiv sein, Entscheidungen treffen und war klar im Vorteil. (Mein Ex hat sich zu nichts Gedanken gemacht, ich war ja lange sein Spielball)

Ich habe mir überlegt, was ich will. Das Haus und alles, was mich mit dem Ex verband,war Vergangenheit, ein Leben, das schöne und weniger schöne Seiten hatte. Etwas, was man mir nicht mehr wegnehmen kann, was zu mir gehört. Das Heute war schlimm, aber die Zukunft sollte es nicht sein. Der schreckliche Zustand musste beendet werden. Aber wie? Alles war immer noch auf Vergangenheit, Nicht loslassen, Behalten wollen, Sicherheit, Status quo halten, Wohlstand haben ausgerichtet. Dazu kamen die Zukunftsängste. Hab ich genug Geld. Was ist, wenn ich krank werde, krieg ich wieder nen Mann, was ist mit Freunden und Familie. Jetzt muss ich alle Arbeiten selbst machen, auch die von denen ich bis jetzt keine Ahnung hatte. Wie krieg ich das alles auf die Reihe.

Das hilft auch nur eine sachliche Analyse. Die hab ich gemacht. Ich muss nicht verhungern, ich hab im Moment ein Dach übern Kopf, ich hab Arbeit. Das Heute ist gesichert.
Wer kann mir helfen: Freunde, Familie, Therapeuten, Arbeitskollegen. Also fragen und Hilfe annehmen (kostet Überwindung, ist aber nicht schlimm, jeder hilft)
Was wollte ich schon immer noch tun, habe es aber aus Rücksicht auf meinen Partner nicht getan. Das fiel mir so viel ein! Was kann ich davon gleich umsetzen, wasspäter, was kostet Geld, was nicht.
Kassensturz: Wie sieht meine finanzielle Lage aus, alle Kosten kalkulieren- Worauf muss ich verzichten, welche Alternatien gibt es. Fällt es mir schwer darauf zu verzichten. Hier habe ich festgestellt, dass es wenig gibt, was mir schwerfällt. Hätte ich vorher gedacht.

Wohnungswechsel: Wo hätte ich auch gerne gewohnt, wenn ich das Haus nicht hätte, wenn ich von Anfang an Single gewesen wäre. Da fiel mir einiges ein. Und in so einer Wohnung, klein, fein und für meinen Geldbeutel lebe ich jetzt. Ich hätte aber auch eine Zwischenlösungswohnung genommen, nur schnell weg!

Dann kannst Du den nächsten Schritt machen: Die Zukunft planen. Wie stellst Du Dir die Zukunft vor. Das Verarbeiten der Beziehung, das Alleinsein mit Dir, das Loslassen und Verändern, die unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte.

Dein Ex erfüllt sie sich auf bequeme Weise mit der Next. Keine Veränderung, alles schön bequem. Schön, wenn man so wenig Ansprüche hat. Soll er damit glücklich werden-oder auch nicht. Auf alle Fälle ist er bereits dabei, sich in irgendeiner Form wieder einschränken zu müssen, er muss ja auch die Next irgendwie zufriedenstellen. Aber darüber musst Du Dir den Kopf nicht zerbrechen und auch nicht eifersüchtig sein. So einen Mann braucht kein Mensch!

Naja, und ein wenig bewegen muss er sich doch, denn Du hast sein bequemes Spiel durchkreuzt, Schlaraffenland ist abgebrannt! Blad ist Zahltag!

Also, fang an Dein Leben neu zu ordne: Deine Gefühle, Dein Haus, alles!

Krempel alles um, schmeiß die alten Sachen weg, verzichte auf Ballast. So kannst Du frei sein für Dein neues Leben. Undwenn Du auch nur in kleinen Schritten vorangehst, auch mal fällst oder zurückgehst, Umwege- und Irrwege machst. Alles ist besser als in der Sackgasse oder im Kreisverkehr endlos Energie zu verplempern und Vergangenem nachzutrauern.

Ich wünsch Dir viel Glück, das Leben hat noch so viel zu bieten- vorallem Überraschungen!

18.07.2014 21:49 • x 11 #3


VictoriaSiempre
@Minnie
Genau das will ich ja nicht - meine Seele vergiften. Deshalb möchte ich eine Mediation, um nicht in klein-klein und Hassgefühlen unterzugehen, weil alles nur noch per Anwalt oder Gericht geregelt werden muss. Ich hasse ihn auch nicht, bin z. Z. nur sehr wütend. Und sehr traurig!

@exwegglücksfall:
Ich schrieb, dass ich für meine Gegend als kfm. Angestellte in Teilzeit so viele verdiene wie in den Jobmöglichkeiten, die es hier evtl. noch gäbe andere in Vollzeit. Ganz objektiv kann ich damit überleben, ja. Mehr aber auch nicht. Und ich bin nicht besonders anspruchsvoll oder brauche irgendeinen Luxus. Nach Abzug von Miete - hab ja schon mal rumgeguckt -, Nebenkosten, Versicherungen bleiben mir monatlich ohne Trennungsunterhalt ca. 600 € für den gesamten Rest. Während mein Mann mit über 5000 nett weiterlebt. Das kann ich im Moment so nicht akzeptieren.

Und nein: Wegziehen in mehr boomende Gegenden kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe hier Familie und soziales Netzwerk - wenn das noch wegfallen würde.....

Anders sieht es aus, wenn das Haus verkauft wird, deshalb habe ich mich damit durchaus auch beschäftigt - ich will es ja auch nicht behalten, viel zu groß. Da auch eine Erbschaft von mir drin steckt, werde ich den Großteil des Erlöses davon bekommen (das weiß er aber noch nicht, er geht von 50 : 50 -Aufteilung bei Verkauf aus).

Aber diese ganze finanzielle Situation ist ja nur ein Aspekt (der greifbare) bei dieser Trennung. Das werde ich schon irgendwie hinbekommen, macht nur grade zusätzlich Angst. Viel schlimmer ist diese große emotionale Enttäuschung. Warum können wir uns nicht anständig trennen? Er informiert mich ja noch nicht mal, dass er das Telefon kündigt - ich hätte doch auch den Vertrag übernehmen und zahlen können. Diese ganzen Aktionen machen mich gerade sehr fertig.

18.07.2014 22:38 • x 5 #4


Minnie
Ja, das ist dieses Warum kann man nicht einfach erwachsen miteinander reden? Und sich das austexten

18.07.2014 22:49 • #5


VictoriaSiempre
Minnie,

Deine Antwort verstehe ich nicht!

18.07.2014 23:07 • #6


Minnie
Kein Wunder!
Ich meinte, dass es am emotional schwierigsten ist, dass man scheinbar plotzlich nicht mehr miteinander reden kann.
Dass solche Aktionen gestartet werden von wegen Strom und Telefon etc. ohne den anderen zu informieren, ohne darüber zu reden.
Ich hab das als sehr schmerzhaft erlebt, dass man sich so trennt. Man nicht weiß, was dem anderen als nächstes einfällt

18.07.2014 23:13 • x 4 #7


VictoriaSiempre
Ach so;

ja Minnie, so ist das (falls ich Dich richtig verstehe!). Das macht mich fertig. Wir hatten immer einen guten Austausch und konnten uns vertrauen. Auch in den letzten zwei schwierigen Jahren haben wir über grundsätzliche Dinge immer meistens Konsenz, mindestens Kompromisse gefunden.

Er weiß eigentlich, dass ich ihn nie über den Tisch ziehen würde, spricht auch gegenüber anderen in den höchsten Tönen von mir. Und macht dann solche Aktionen.

Es ist ja nun gerade erst 2 Wochen her. Hätte er zu mir gesagt wir haben Regelungsbedarf, um alles auseinander zu dividieren wäre es doch okay gewesen. Ich bin keine Furie, ich kann auch trotz Traurigkeit sachlich bleiben (meistens! ). Ich mag nur nicht einfach so abgewickelt werden, ohne
Rücksprache.

18.07.2014 23:54 • x 2 #8


E
Das ist leider so:Du wirst abgewickelt.

Und man wünscht sich das so sehr: Fairer, achtsamer Umgang, die Beziehung mit Anstand zu Ende bringen. Das hat man verdient.

Das waren immer meine Worte zu meinem Ex.

Reaktion: Eiseskälte, Unverständnis, Schuldzuweisung. Er hätte bei mir keine andere Wahl.

Die endlosen Diskussionen darüber enden immer wieder nur im Streit, eine faire Auseinandersetzung, Antworten und Zugeständnisse wirst Du nicht bekommen.

Ich habe Dir nicht geraten, klein beizugeben. Im Gegenteil, Dein recht kannst du einfordern. Und wenn Du ja sogar durch den Hausverkauf einen Vorteil hast, dann ist das schon mal positiv. Hast Du schon darüber nachgedacht, ob du ihm seinen Teil abkaufen kannst? Kann man Teile des großen Hauses vermieten? Deckt die Miete die Zinsen für einen Kredit? Oder das ganze Haus vermieten? Spiel alle Möglichkeiten durch.

Ich kann Dir nachfühlen, wie es weh tut, wenn man so behandelt wird. Gerade von dem Menschen, den man so geliebt hat.

Versuche trotzdem die Schritte nach vorne zu gehen. Und sei froh, dass Du Famlie, Arbeit und finanziellen Background hast. Es macht Dir einen reset und einen Neustart sehr viel leichter.

19.07.2014 01:19 • x 2 #9


A


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