Scheidung oder neuer Versuch ?

B
Hallo,

ich brauche mal ein paar Meinungen oder Ratschläge.

Von fast 2 Jahren haben meine Frau und ich uns nach 27 Jahren Beziehung und 15 Jahren Ehe mit einem gemeinsamen Sohn getrennt. In Kürze: Viel geredet, Haus verkauft, getrennte Wege gegangen.

Seit dem lebe ich alleine und meine Frau auch.

Schon des öfteren wollte ich nun die endgültige Scheidung einreichen. Habe es aber bisher nie geschafft. Momentan – so denke ich – ist da irgendwie immer noch ein Fünktchen Hoffnung das es doch irgendwie weitergehen kann – gleichzeitig blockiert mich das und macht mich am Ende einsam, da ich mich nicht auf was neues einlassen kann (und auch nicht will).

Vor kurzem habe ich meiner Frau gesagt, dass ich das nun endlich mal einen Schlussstrich ziehen will und die Scheidung einreiche.
Seit dem bemüht sie sich wieder um mich: ruft häufig an, fragt wie es mir geht, lädt mich zum gemeinsamen Essen ein und auch zu Ausflügen usw.

Ich habe das auch gerne mitgemacht, alleine um meinen Sohn zu treffen und mit Ihm zusammen zu sein – das Familienleben zu leben - und auch um zu versuchen mich drauf einzulassen.
Insgesamt ist das auch immer ein schönes, vertrautes Gefühl mit beiden zusammen zu sein.
Mittlerweile habe auch ich das Bedürfniss Sie anzurufen und tue das auch.

Allerdings stelle ich fest, dass ich meiner Frau einfach keine Nähe geben kann.
Sie berührt mich immer nebenläufig – aber ich kann das irgendwie nicht, gehe ihr aus dem Weg – so sehr ich aber sonst ihre Nähe geniesse.

Die Vorstellung mit Ihr S. zu haben, geht gar nicht. Die Vorstellung mit Ihr alltägliche Dinge zu machen geht absolut und ist auch sehr angenehm..

Kurz: Ich weiß nicht mehr weiter, weil ich nicht mehr weiß was ich will.
Nochmal irgendwie Versuchen oder doch die endgültige Scheidung?
Womit geht es mir besser?

Einerseits möchte ich gerne wieder das Familienleben leben, weil es einfach schön ist.
Andererseits habe ich das Gefühl das geht einfach nicht mehr.

Habt Ihr einen Rat? Evtl. ähnliches erlebt?

19.03.2013 10:31 • #1


A
Lieber Baerli,

du steckst da in einer schwierigen Geschichte und um dir deine Fragen beantworten zu können, musst du zuerst für klare Verhältnisse sorgen.

Es wird dir nicht helfen, wenn du jetzt nachdenkst, ob ja oder nein, vielleicht, vielleicht nicht. Das alles führt zu keiner Entscheidung. Ihr habt euch vor 2 Jahren getrennt, weil es nicht mehr ging. Ihr hattet zu diesem Zeitpunkt eure guten Gründe für diesen Schritt.
Ihr beide habt bisher keine neuen Partner und ihr trefft euch regelmäßig. Wie du es selbst schreibst, ist da noch immer ein Funke Hoffnung. Das scheint nicht nur bei dir der Fall zu sein, denn auch deine Frau bemüht sich nun verstärkt um dich, wie du schreibst.
Es ist ganz normal, dass man sich nach Vertrautem sehnt und wenn der Wunsch danach größer ist, als der Wunsch sich auf eine neue Verbindung mit einem neuen PArtner einlassen zu können, ist da definitiv noch mehr im Spiel, als nur der Wunsch nach Gewohntem.

Als erstes solltest du gut überlegen, was du nun möchtest und was dir gut tut. Wenn du dir sicher bist, dass du einen Neuanfang wagen möchtest, dann sprich mit deiner Frau darüber. Es ist keine Schande, wenn du noch nicht an Intimitäten mit ihr denken kannst. Die Trennung hat sicherlich auf beiden Seiten die Gefühle schwer verletzt und darum ist es wichtig, dass ihr vorher mit einander redet. Sage ihr, wie du zu der Sache stehst, erzähle ihr von deinen Gedanken und von deiner Vorstellung, eventuell einen Neustart wagen zu wollen.
Du solltest auch ansprechen, dass deine Gefühle noch so durcheinander sind, dass du an intime Momente noch nicht denken kannst. Wenn auch deine Frau den Wunsch hat, mit dir und eurem gemeinsamen Kind von vorn zu beginnen, dann solltet ihr diese Chance nutzen.
Ich sage dir gleich, es wird nicht einfach werden und ihr solltet klare Regeln aufstellen. Gebt euch selbst eine Probezeit und sucht in dieser Zeit Hilfe bei einem professionellen Paartherapeuten. Der kann euch helfen und euch Tipps geben, wie ihr euren Alltag gestalten könnt. Es wird auch entscheidend sein, ob ihr beide bereit seid, alles hinter euch zu lassen, was in den letzten Jahren gewesen ist. Denn es ist wichtig, den Finger nicht auf alte Wunden zu legen und damit immer wieder aufzuwärmen, was passiert ist. Ihr müsst bereit sein euch zu vergeben und ihr müsst ein gemeinsames Ziel haben, an dem ihr zusammen arbeitet.

Es ist sicherlich kein leichter Weg Baerli und ihr könnt ihn nur gehen, wenn ihr beide es wollt. Ihr müsst es beide von euch aus und für euch selbst wollen und wenn der Wille da ist, geht diesen Weg gemeinsam. Um das für dich zu entscheiden, solltest du dir Zeit nehmen und für dich erst einmal allein darüber nachdenken.
Wenn du dir sicher bist, dass du es willst, sprich mit deiner Frau und gebe auch ihr Zeit, darüber nachzudenken und dir eine Entscheidung mitzuteilen. Wenn beide ja sagen, sucht euch bitte den Paartherapeuten, denn es gibt einiges zu verarbeiten, was deine Ablehnung von Intimität deutlich zeigt. Wenn ihr aber zu einander findet, wird auch das nicht lange ein Problem für dich sein.

Fühle dich ganz lieb gedrückt. Ich wünsche dir viel Glück und alles Gute und hoffe, dass du eine Entscheidung für dich finden kannst.

Ganz liebe Grüße,
Ann Katrin

19.03.2013 11:00 • #2


A


Scheidung oder neuer Versuch ?

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B
Vielen Dank für Deine treffenden und schönen Worte!

Ja, ich weiss: ICH muss mir klar werden.

Ich denke, das Hauptproblem liegt in erster Linie darin, das es MIR schlecht geht.
Und ich will eben, dass es mir wieder gut geht,

Meine Frau hat unseren Sohn bei sich, den Hund und auch unsere gemeinsamen Bekannten, da Sie in dem Ort wohnen blieb. Kurz: Sie hat Gesellschaft, viel um die Ohren und Ablenkung.

Ich dagegen bin jetzt alleine und in einem anderen Ort und fühle mich einsam und deprimiert..
Kaum einer ruft an oder kommt vorbei (ich habe auch nicht viele Kollegen, Verwandte und Bekannte), Unternehmungen mache ich alleine oft erst gar nicht.
In den Sportvereinen in denen ich bin kommt höchsten mal eine Unterhaltung zustande, aber keine Unternehmung und am schlimmsten ist, dass mein Sohn mir fehlt und ich kaum noch etwas von seinem Alltag mitbekomme, obwohl wir fast täglich telefonieren und er mich auch häufiger besucht (ca. 1x die Woche)
Meistens aber sitze ich allein in meiner Wohnung und sehe TV – und fühle mich traurig, schwermütig - kurz: schlecht.

Dann spielt auch die jeweilige Tagesform immer eine große Rolle:

Geht es mir gut, habe ich Kraft, dann will ich unbedingt die Scheidung, einfach weil ich keine Perspektive mehr sehe und zwischenzeitlich auch zu viel Wasser den Fluss entlang gelaufen ist

Geht es mir schlecht, kommt es drauf an „wie“ schlecht ich grade drauf bin:
entweder will ich dann die Scheidung, in der Hoffnung, dass es mir danach vielleicht wieder besser geht, weil endlich klare Verhältnisse geschaffen wurden und ich mich dann vielleicht auch wieder einer neuen Beziehung öffnen kann
oder
ich sehne mich nach meiner Familie und will alles wieder so haben wie es mal war. Dann denke ich auch wieder an ein gemeinsames Zusammenleben und kann es mir vorstellen. Das fühlt sich dann gut an und dann geht es mir auch gleich besser – insbesondere wenn ich dann wieder mit meiner Frau telefoniert habe (über belangloses)

...und am nächsten Tag sieht häufig alles schon wieder ganz anders aus.

Grundsätzlich aber – so denke ich - fühle ich mich gut, wenn ich meine Familie um mich herum habe.

Anderseits habe ich sehr große Bedenken, dass ich mir hier nur aus Einsamkeit selbst etwas vormache.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter bzw. was ich machen sollte um voran zukommen..

19.03.2013 14:16 • #3


B
Hallo Baerli,


kommt mir alles sehr bekannt vor und du schreibst,dass du nicht weiter weisst und
wie du vorankommen sollst?

Ann Katrin hat alles das aufgeführt,was auch
ich dir empfehlen würde,denn ich bin mir sicher,
dass es nur den Weg geben kann,den sie dir
beschrieben hat......eine andere Möglichkeit
sehe ich auch nicht.

Du schaffst das....gehe immer nur 1.Schritt nach dem Nächsten...


Ganz liebe Grüße und viel Glück!
Zeit

19.03.2013 16:30 • #4


A
Hallo Baerli,

BrokenWings hat einen sehr wertvollen Tipp gegeben: immer nur einen Schritt nach dem anderen!
Deine Situation ist sehr schwer und ich fühle mit dir. Seit der Trennung von meinem Partner geht es für mich auch bergauf und bergab. Fühlt man sich an einem Tag wohl, haut einem der nächste Tag die Beine weg.
Aber weißt du was? Wir sind mit unseren Sorgen und Problemen nicht allein. Hier in diesem Forum habe ich soviel Hilfe erfahren und Unterstützung gefunden. Ich komme nun langsam wieder auf die Beine und ich weiß, dass es mir auch wieder richtig gut gehen wird.

Was ich dir damit sagen möchte ist, dass du den Mut nicht verlieren darfst Baerli. Es tut sehr weh allein zu sein und dann auch noch in einer fremden Gegend.
Es hat aber auch seine Vorteile lieber Baerli. Diese sieht man im ersten Moment nicht aber indem du dorthin gezogen bist, hast du einen wichtigen und guten Schritt vollzogen. Du hast die Abstand geschaffen und den brauchst du um nachdenken zu können.
Es ist schwer sich aufzuraffen, ich weiß das, ich habe es auch erlebt. Dann aber aufzustehen und z.B. einen schönen langen Spaziergang zu machen ist das, was dir gut tut und das in mehrfacher Hinsicht. Du bekommst frische Luft, dir kann die Decke in der Wohnung nicht auf den Kopf fallen und du zeigst dir, dass du es dir wert bist diesen inneren Frust zu überwinden, denn das ist es, was dir gut tut und was dich stark macht.

Ja, du schwankst je nach Tagesform zwischen dem Wunsch nach deiner Familie und deinem Wunsch nach einem Neuanfang. Bitte glaube mir, ich würde hier ohne weiteres empfehlen die Scheidung durchzuziehen und ein neues, eigenes Leben zu beginnen.
Aber in deiner Situation ist es anders. Darum rate ich dir, finde dich selbst. Tue etwas für dich. Denke in Ruhe nach. Gehe aus, gehe ins Kino oder beginne einen Sprachkurs. Tue etwas nur für dich und schaffe dir Raum zum Nachdenken. Nimm dir die Zeit, die du brauchst und wenn du für dich eine Entscheidung getroffen hast, suche das Gespräch mit deiner Frau.

Ich habe das Gefühl, dass du der Familienmensch bist. Raffe dich auf, beweise dir selbst, dass du es dir wert bist stark zu sein und finde heraus, auf welchen Weg du dich besser fühlen wirst und kannst. Und wann immer du mal nicht weiter weißt, sind hier sehr liebe Menschen in diesem Forum, die ihre Erfahrungen mit dir teilen, die mit dir fühlen und die dich auch gerne auffangen.

Lass dich in den Arm nehmen Baerli. Du schaffst es!

Ganz liebe Grüße,
Ann Katrin

19.03.2013 17:31 • #5


B
Also zunächst nochmal Danke für Eure lieben Worte!

Mit der Zeit ist das ja so eine Sache: eigentlich eiere ich ja schon seit fast 2 jahren rum und mache mir Gedanken.
Nur weitergekommen bin ich eben noch nicht und momentan ist es ja eher unklarer als klarer geworden....

Momentan bin ich ja sogar schon dankbar, das meine Frau noch niemanden hat. So verbringen wir meist Feiertage zusammen. Das wäre dann ja erledigt und die Situation für mich noch schlimmer.

...und, ja, ich bin ein Familienmensch - zur Zeit eher leider

19.03.2013 19:25 • #6


A
es hat sicherlich Gründe, warum deine Frau noch keinen neuen Partner hat. Man könnte vermuten, dass auch sie noch Hoffnungen hat und dich wieder bei sich haben möchte. Sprich mit ihr darüber, verschaffe dir Klarheit Baerli. Was immer sie dir sagt, es ist für dich der Grundstein für die weiteren Schritte.
Wenn sie es auch möchte, bist du am Zug und musst dich entscheiden. Möchte sie es nicht, ist es der Schritt in Richtung Scheidung, um für dich, deine Frau und eurem Kind klare Verhältnisse zu schaffen. Aber das sind dann Schritte, die man vorsichtig, langsam und einen nach den anderen gehen muss.

Fass dir ein Herz, nimm deinen Mut zusammen und spreche mit der Frau darüber. Erzähle ihr von deiner Situation, so wie du sie uns hier berichtet hast. Sage ihr, worüber du nachdenkst und lasse sie deine Gedanken wissen.
Du läufst Gefahr, dass sie NEIN sagt und eine gemeinsame Zukunft nicht mehr wünscht. Aber dann hast du eine klare Grundlage. Wenn sie JA sagt, ist es aber auch klar, dass du dich dann entscheiden musst.

Nimm dir ein paar Tage Zeit, überlege dir, was du ihr sagen möchtest und wie du es ihr sagen möchtest und dann sprich mit ihr, am besten an einem neutralen Ort, an dem ihr beide unabhängig von einander auch die Möglichkeit für einen Rückzug aus dem Gespräch habt.

Sei dir vor dem Gespräch aber bitte im Klaren, was du wirklich möchtest.

19.03.2013 19:43 • #7


M
Hallo Baerli,

Einsamkeit kann wirklich das Gedankenkarusell ordentlich wirbeln lassen.

Ich habe mir jetzt die Antworten nicht durchgelesen, sorry wenn was doppelt ist.

Ich würde mir an Deiner Stelle die Frage stellen WAS Ihr jetzt anders machen könntet. Sind Eure Trennungsgründe so gewichtig, dass Ihr diese nicht aus der Welt schaffen konntet oder waren sie eher so banal dass Ihr daran arbeiten könnt.

Reflektier Dich bitte mal: Was hattest Du - Was erwartetst Du Dir jetzt in der Beziehung mit Deiner Frau!

Sei ehrlich zu Dir selbst und vielleicht wird Dir das ein wenig die Augen öffnen!

Alles Glück der Welt für Dich, einen dicken Drücker und LG

19.03.2013 20:27 • #8


B
Wir verstehen uns ja eigentlich gut - jetzt.

Aber die Gründe sind u.a. auch Charaktereigenschaften gewesen die irgendwann einfach zuviel wurden und ich denke die kommen immer wieder, auch wenn man die kurzfristig abstellen kann.

Davor habe ich Angst - das es am Ende doch wieder in die Hose geht. Insbesondere meinem Sohn zuliebe - denn der hat ja schon genug gelitten.
Das ganze vielleicht nochmal wäre eine Katastrophe!

Aber richtig: es waren ja nur unter anderem diese Dinge. Vieleicht kann man damit wieder leben, so wie früher

Die Frage die sich mir dann stellt ist:
Womit geht es mir besser?
Einsam sein - wobei es mir damit nicht gut geht
oder
- wenn es schlecht läuft - in einer Ehe zu leben in der es mir auch nicht so gut geht ich aber nicht mehr einsam bin und meinen Sohn wieder um mich habe.

Gefühlt ist das momentan für mich eher das kleinere Übel.

Einsamkeit ist wirklich kein guter Ratgeber....

20.03.2013 13:01 • #9


A


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