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Sehr verliebt und es geht mir schlecht

E
Hallo an alle, die das lesen!

Ich würde mich gerne ein wenig austauschen. Mein Problem ist, dass ich gerade sehr heftig verliebt bin, allerdings schon so, dass es eher unangenehm ist.

Es ging alles sehr schnell, wir haben uns vor ca. zwei Wochen kennengelernt und es hat quasi sofort klick gemacht. Und seitdem geht es mir gleichzeitig total super und total mies. Mein Körper fährt total Achterbahn, essen und schlafen sind so eine Sache und wenn ich nur an ihn denke, fang ich schon halb an zu zittern. Oh Mann, und das in meinem Alter. Ein Stück weit ist das sicherlich auch völlig normal, aber in der Intensität ist es für mich richtig unangenehm.

So weit ich das objektiv beurteilen kann (ich weiß, Verliebte können nicht klar denken. ), ist aber alles super: Er nimmt sich ganz viel Zeit für mich, fragt von sich aus, wann wir uns wiedersehen, meldet sich von sich aus, hört mir stundenlang zu, interessiert sich für alles, was ich erzähle und mache, ist total verständnisvoll, wenn ich Zeit für mich brauche, hält sein Wort, und und und. Wenn mir das eine Freundin erzählen würde, würde ich ihr sagen, dass der Typ offensichtlich bis über beide Ohren verschossen ist.

Ich denke, es könnte eine Rolle spielen, dass ich gleichzeitig große Angst habe. Ich habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und ich denke auch, dass bei mir alte Kindheitstraumata am Werk sind. Und ich glaube, ich habe einfach unterschwellig Angst, dass ich wieder verletzt werden könnte. Da ich schon ein paar Mal an Idioten geraten bin, habe ich auch innerlich eine Liste von Red Flags parat, damit ich auch ja nichts übersehe. Aber bisher konnte ich da überhaupt nichts abhaken. Er ist zwar sehr zugewandt, überschüttet mich aber auch nicht mit seiner Zuneigung (wie ich es von den Narzissten aus meiner Vergangenheit kenne). Er hält sich nicht für den Größten und redet nicht abfällig über andere. Er reagiert nicht empfindlich, wenn ich eine andere Meinung habe als er, sondern respektiert diese und versucht, sie nachzuvollziehen. Es fühlt sich gut an, bei ihm zu sein, aber auch nicht zu gut, um wahr zu sein, wie am Anfang meiner toxischen Beziehungen.

Ich weiß jetzt nicht so richtig, was ich machen soll. Meine Ideen sind:
- Einfach noch etwas abwarten, bis mein Unterbewusstsein mit der Zeit merkt, dass er wirklich kein Idiot ist, und sich von selbst beruhigt?
- Die Intensität runterfahren und mich etwas zurückziehen? Im Moment haben wir wirklich täglich mehrere Stunden Kontakt, wenn wir uns nicht sehen, schreiben wir. Ich hab mir gestern Abend mal eine Auszeit genommen und hab gemerkt, dass mir das ganz gut getan hat, für mich zu sein. Aber gleichzeitig ist es auch doof, weil ich total gerne mit ihm zusammen bin und ihn ja eigentlich sehen will. Und es fällt mir trotzdem schwer, nicht an ihn zu denken. Und wenn ich an ihn denke, kommt eben auch wieder diese Unruhe.
- Mit ihm über meine Ängste sprechen? Aber ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, schon in so einer frühen Phase so viel Verletzlichkeit zu zeigen? Irgendwie sollte das doch die Zeit sein, wo alles rosarot und schön ist, oder? Bisher weiß er nicht, dass es mir nicht gut geht, außer eben gestern Abend, als ich gesagt habe, dass ich mal ein bisschen für mich sein will (mehr hab ich dazu nicht erklärt und war für ihn auch kein Problem, er hat nur gesagt, dass ich mich ausruhen soll und er sich auf heute freut). Aber ich denke schon, dass es ein, zwei Sachen gibt, die wir anders als jetzt machen könnten, damit ich ein größeres Gefühl von Sicherheit hätte. Es fühlt sich nur irgendwie nicht gut an, ihm jetzt schon meine Problem aufzubürden. Ich kenn ihn ja kaum und wir sind noch nicht mal offiziell zusammen (auch wenn es sich anfühlt, als würden wir uns schon ewig kennen, und wir auch darüber gesprochen haben, dass das hier für uns beide was Besonderes ist und wir das gerne beibehalten wollen).
- Es beenden? Ja, der Gedanke kam mir auch schon, obwohl ich das ja eigentlich nicht will und objektiv auch erstmal wie gesagt nichts dafür spricht. Aber ich frag mich einfach, ob mein Körper schlauer ist als ich und irgendwas an ihm wahrnimmt, was nicht gut für mich ist, was nur momentan noch nicht offensichtlich ist, und deswegen so austickt, und ich einfach darauf hören und schnell das Weite suchen sollte?

Hilfe?

28.05.2019 11:34 • #1


M
Zitat von Elena_H:
Mein Körper fährt total Achterbahn, essen und schlafen sind so eine Sache und wenn ich nur an ihn denke, fang ich schon halb an zu zittern

Lass ihm doch auch mal Zeit zu reagieren. Wenn nichts kommt, weißt du woran du bist. Nicht tot analysieren, Infos von ihm sachlich nehmen

28.05.2019 11:44 • #2


A


Sehr verliebt und es geht mir schlecht

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Nela-Mary
Hey du,

zwei Wochen ist ja wirklich noch sehr frisch.
Als ich meinen jetzigen Exfreund kennengelernt habe, war ich mit den Hormonen auch total überfordert, bzw. haben sie meinen Körper unter Stress gesetzt. Mir war ständig total schlecht und teilweise habe ich auch so krasse Zitter-Anfälle gehabt. Hinterher waren wir aber 7 Jahre zusammen und es hat sich gelohnt, diese verwirrende Anfangszeit zu überstehen.

Lass dir einfach Zeit und versuche auf deine Bedürfnisse zu hören. Du kannst ihm finde ich ruhig auch ehrlich sagen, wenn dir etwas zu schnell geht, dir irgendwas unangenehm ist, o.ä. Du musst ihm ja nicht gleich den ganzen Umfang deiner Ängste beschreiben. Schaue für dich, wie viel Intensität sich richtig anfühlt und stehe zu diesen Grenzen. Alles kann, nichts muss.

28.05.2019 11:54 • x 1 #3


E
Danke euch beiden, das hilft mir wirklich schon mal weiter.

Zitat von Mctea:
Lass ihm doch auch mal Zeit zu reagieren. Wenn nichts kommt, weißt du woran du bist. Nicht tot analysieren, Infos von ihm sachlich nehmen

Ich glaube, das trifft es recht gut. Bisher war ich immer die treibende Kraft. Ich hab ihn angesprochen, ich hab ihn gefragt, ob wir uns treffen wollen, ich bin meistens die, die sich zuerst meldet... und er folgt bereitwillig und begeistert meiner Führung. Er ist aber z.B. derjenige, der immer fragt, wann wir uns wiedersehen, aber ich fürchte, das ist wohl so der einzige Spielraum, den ich ihm gerade lasse. Es fällt mir gerade ganz schwer, die Kontrolle abzugeben (wenn ich neue Freunde kennenlerne, ist das komischerweise aber nie so, da bin ich völlig entspannt), aber das ist wohl was, was ich tun sollte, um wirklich zu merken und nicht nur zu denken, dass er es ernst meint. Da kommen dann die Kindheitstraumata ins Spiel, die mich glauben lassen wollen, dass es hier um Leben und Tod geht. Mir ist wohl bewusst, dass das hier kein Kriegseinsatz ist, sondern einfach ein Kennenlernen und Ausprobieren. Paradoxerweise leide ich noch nicht mal besonders lange, wenn mich jemand sitzenlässt. Mir geht es dann ein, zwei Tage dreckig und nach einer Woche ist es weitesgehend wieder gut. Trotzdem geht mein Inneres in den Panikmodus, wenn es befürchtet, verlassen werden zu können (und ja, ich mache eine Traumatherapie, es geht nur alles nicht so schnell).

Zitat von Nela-Mary:
Lass dir einfach Zeit und versuche auf deine Bedürfnisse zu hören. Du kannst ihm finde ich ruhig auch ehrlich sagen, wenn dir etwas zu schnell geht, dir irgendwas unangenehm ist, o.ä. Du musst ihm ja nicht gleich den ganzen Umfang deiner Ängste beschreiben. Schaue für dich, wie viel Intensität sich richtig anfühlt und stehe zu diesen Grenzen. Alles kann, nichts muss.

Danke, sehr beruhigend zu hören, dass sowas auch besser werden kann. Und danke für deinen Rat. Du hast recht, ich kann ihm ja sagen, was ich brauche, ohne die ganzen Details und Hintergründe auf den Tisch zu packen. Und ein bisschen auf die Bremse treten, kann sicher auch nicht schaden. Ich habe nicht den Eindruck, dass das für ihn problematisch wäre. Und wir haben ja alle Zeit der Welt und müssen nichts überstürzen.

28.05.2019 12:09 • x 1 #4


M
Zitat von Elena_H:
Du hast recht, ich kann ihm ja sagen, was ich brauche,

Lass ihn erst auf dich zugehen - bevor du ihn überfällst

28.05.2019 12:40 • x 1 #5


E
Ich hab dann gestern doch noch mit ihm geredet. Ich konnte es nicht so gut verbergen und er hat gefragt, was los ist. Da hab ich ihm dann eben gesagt, dass ich irgendwie Angst habe und ihn damit eigentlich nicht belästigen will. Er meinte dann, dass sowas doch auch dazugehört und es ihm die Chance gibt, mich besser kennenzulernen, wenn ich ihm davon erzähle. Und dann hat er gesagt, ich kann mich immer bei ihm melden, wenn irgendwas ist, egal wann. Und ich frage mich gerade, wie ich so einen Mann verdient habe?

Heute hab ich mich mal nicht zuerst gemeldet. Er hat dann aber auch gleich geschrieben, als er wach war. Mal sehen, was das alles noch wird...

29.05.2019 09:51 • #6


M
Schön. Das ist von Udo. Das Original habe ich leider nicht gefunden.

29.05.2019 10:06 • #7


DieSeherin
Zitat von Elena_H:
Und ich glaube, ich habe einfach unterschwellig Angst, dass ich wieder verletzt werden könnte.


ich weiß, dass man immer unsicherer wird, wenn ein misserfolg den nächsten jagt und dass man vorsichtig wird, weil man nicht mehr verletzt werden will. aber ich habe irgendwann für mich festgestellt, dass mir ein heiß-kaltes leben mehr spaß macht, als ein lauwarmes. ohne zu tode betrübt, gibt es meist auch kein himmelhochjauchzend

Zitat von Elena_H:
Da ich schon ein paar Mal an Idioten geraten bin, habe ich auch innerlich eine Liste von Red Flags parat, damit ich auch ja nichts übersehe.


versuche mal, die fehler der vorgänger, nicht deinem vielleicht nächsten gleichmal als vorschuss anzulasten. du würdest ja auch nicht wollen, wenn er dir verhaltensweisen unterstellen würde, die er bei irgendeiner ex grässlich fand.

Zitat von Elena_H:
Mit ihm über meine Ängste sprechen?


zwei wochen sind natürlich schon eine sehr kurze zeit, als dass man jetzt schon problemorientierte jasmin-kerzen-gespräche anfangen sollte. aber vielleicht kannst du das ganze positiv formulieren? dass es sich so schön anfühlt, weil er so ganz anders ist, als deine bisherigen dating-erfahrungen waren. dass du es sehr genießt, wie zugewandt er sei und du ganz spontan anrufen/texten könntest, weil du nicht das gefühl habest, ihm damit auf den geist zu gehen. dass du hoffst, auch weiterhin ganz du selbst sein zu können... wenn er ein aufmerksamer ist, versteht er dich genau.

29.05.2019 10:21 • #8


Rockofmonkeys
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man einfach generell sein Leben im Griff haben sollte. Damit meine ich, nicht alle 5 Minuten schreiben oder aufs Handy gucken.

Sich auch damit Zeit lassen. Man muss sein eigenes Leben weiterleben, in seiner Freizeit kann man dann gerne aufeinander zukommen.

Wenn man in der Kennenlern-Phase alles überhetzt und die totale übertriebene Nähe und Verfügbarkeit aufbaut, dann kommt es im späteren Alltag unweigerlich zu komischen Gedanken, wenn der andere mal ne Stunde oder so nicht antwortet. Was ja durchaus vorkommen kann.


einfach nen Gang zurückschalten

02.06.2019 01:59 • #9


E
Ich wollte euch noch für eure weiteren Beiträge danke sagen. Da sind viele wertvolle Dinge für mich dabei, also nicht so negativ rangehen, Sorgen positiv formulieren, alles in Ruhe angehen.

Um noch ein Update zu geben: Es hat sich jetzt doch alles insgesamt beruhigt bei mir. Er hat einfach so eine ruhige Präsenz, die mich total runterholt. Und ich hab auch realisiert, dass es vielleicht ein, zwei Dinge gibt, die mich ein bisschen irritieren und die vielleicht diese Unruhe getriggert haben, aber dass dem so viel auf der anderen Seite gegenüber steht, dass ich ihm das einfach als persönlichen Stil zugestehe.

Manchmal tauchen noch vereinzelt Sorgen und Ängste auf, aber nicht übermäßig. Wir kennen uns ja nach wie vor nicht sehr lange, obwohl es sich irgendwie deutlich länger anfühlt.

Da klingt jetzt alles vermutlich recht nüchtern und analytisch, auf der Gefühlsebene bin ich allerdings ziemlich geflasht, wie gut und richtig sich das anfühlt. Wir können beide immer noch nicht glauben, dass wir uns gefunden haben Und es fühlt sich jetzt so an, als ob wir in einem totalen Flow sind. Es läuft einfach.

Haha, keine Ahnung, ich kann das irgendwie nicht in Worte fassen. Es ist halt einfach toll

Danke nochmal an alle, die hier geschrieben haben

08.06.2019 08:22 • #10


A


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