Hallo liebe Leidensgenossen,
ich bin neu in diesem Forum und hoffe auf Euren Rat.
Ich (48) bin seit 1992 mit meiner Frau (48) zusammen, wir haben 2003 geheiratet. Wir haben 3 Kinder (12, 15, 17) und ein Haus (bezahlt). Die Aufteilung bei uns ist recht klassisch. Ich bin Hauptverdiener, meine Frau hat sich vorwiegend um die Kinder und die Orga gekümmert. Sie trägt durch einen kleinen Teilzeitjob zu dem Haushalt bei.
Unsere Ehe hätte ich als normal bezeichnet, es gab Höhen und Tiefen. Wir haben starke gemeinsame Interessen (Natur, Sport) und eine sehr ähnliche Sicht auf die Welt. Ich hätte mir mehr Intimität und Zärtlichkeit gewünscht, aber das war eigentlich nie so das Ding meiner Frau. Unser Freundeskreis ist viel zu klein. Ich wollte möglichst viel mit ihr machen, sie wollte m Gegensatz ihre Freiräume, die ich nur ungern einräumte.
Die letzten Jahre waren für meine Frau sehr anstrengend, und sie hätte sich von mir mehr moralische Unterstützung und Bestätigung gewünscht. Leider war ich offenabar nicht in der Lage, ihr das in angemessener Form zu geben. Ich habe mich stets bemüht, was sie stört abzustellen oder zu verringern, aber das gelingt im Alltag nicht immer. Außerdem war auch ich durch meine Arbeit oft überlastet und ausgelaugt, was sich insbesondere im privaten Bereich bemerkbar machte.
Letzten Herbst begann meine Frau sich zu wandeln. Sie zog sich immer mehr von mir zurück. Im Winter meinte sie dann, es sei aus mit uns und führte u.A. die oben genannten Punkte an. Das hat mich komplett fertig gemacht. Seit dieser Zeit fühle ich mich wie im freien Fall. Ich funktioniere noch so halbwegs, aber ich komme aus dem Grübeln, Bangen, Hoffen und Verzweifeln nicht heraus. Ich habe meiner Frau eine Paartherapie vorgeschlagen (abgelehnt) oder dass sie zumindest mit einer Freundin darüber redet (abgelehnt). Mir kommt es vor, als ob ich für alles verantwortlich gemacht werde, was in den vergangenen Jahren schlecht lief. Ich habe sicher Fehler gemacht, aber nicht nur. Sie sieht nur noch das Trennende, nicht mehr das Verbindende.
Das Schwierige ist, die Umgebung soll es - vorerst - nicht wissen. Wi haben ja keinen Plan, wie es weitergehen soll! Die Älteste ist / war an den Abi-Vorbereitungen, für die Jüngste war die Konfirmation geplant usw. Das wollten wir nicht zerstören. Auch würde es ihren Eltern wohl das Herz brechen, denn nachdem ihre Schwester vor einigen Jahren ihren Mann verlassen hat unter sehr unschönen Umständen klammern sie sich an uns als verbleibende Normalität fest. Meine Frau ist mit ihrem geringen Einkommen finanziell nicht in der Lage über die Runden zu kommen geschweige denn das Haus zu halten. Sie hat sich auf eine Stelle mit mehr Stunden beworben, das wird aber so wie es aussieht, nichts. Durch firmeninterne Politik (Abteilung rausekeln wollen) hat sie in den letzten Jahren Tätigkeiten machen müssen, durch die ihre Chancen auf dem freien Markt nicht sehr hoch sind (und sie immer unzufriedener werden lassen). Ihre Optionen sind sehr begrenzt. Ich könnte finanziell gesehen wohl ausziehen, das das Haus und die Kinder sind mein Leben. Es würde mir das Herz brechen, das aufzugeben. Ich kann es einfach nicht, es übersteigt zumindest derzeit bei Weitem meine Kräfte. Zumal ich glaube, dass ich aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. Und ich liebe meine Frau über alles. Ich hoffe (glaube es aber immer weniger), dass es nochmal wird. Es klingt vielleicht altmodisch, aber ich fühle mich auch an den Schwur gebunden, den ich meiner Frau auch für schlechte Zeiten gab. Und ich will meinen Kindern gegenüber so lange wie nur möglich ein so gutes / stabiles zu Hause wie nur möglich bieten.
Ich habe bevor ich hier im Forum beigetreten bin natürlich auch viel im Netz gesucht. Mir scheint, dass von den Symptomen (Alter, nicht befriedigender Job, Kinder brauchen einen nicht mehr so sehr, Ehe mit realen Problemen, praktisch kein Freundeskreis . ) bei ihr die Midlife-Crisis zugeschlagen hat - was sie als Unsinn abtut. In diesem Fall scheint es ja - unter anderem nach Abstellen der Probleme mit dem Partner - durchaus Hoffnung zu geben, dass sich die Beziehung nach einiger Zeit (. wie lange?) wieder erholen kann. Auch liest man immer wieder, man solle sich nicht zu schnell trennen. Das würde man oft bereuen.
Nun existieren wir also nebeneinander. Meine Frau will, kann sich aber nicht trennen, ich kann (finanziell), will (eher: kann) mich nicht trennen, sie redet nur noch das Allernötigste mit mir, wir machen wenn überhaupt nur noch was mit den Kindern (früher waren wir immer zusammen joggen, Wandern, Einkaufen usw). Gemeinsame Aktivitäten mit den Kindern finden (bei dem Alter nicht ungewöhnlich) aber kaum noch statt. Durch Corona gibt auch nicht sehr viele Optionen für Aktivitäten. Beide funktionieren irgendwie (aber nicht gut). Die Kinder sagen nichts dazu, aber ich glaube nicht, dass sie völlig blind sind. Es gibt bessere und schlechtere Tage. Mitunter erzählt sie was von sich aus. Oder bei einer Frage von mir ist die Anwort nicht nur ja / nein / egal. Wir haben sogar mal miteinander gelacht (1x). Ansonsten bin ich ihr gegenüber freundlich zuückhaltend (mehr will sie nicht, ich soll sie nicht bedrängen). Gespräche über die Situation sind schwierig und führen nur dazu, dass sie sich noch schlechter fühlt. Durch Corona hat sich die Gesamtlage auch nicht gerade verbessert, denn ich mache Zwangs-Homeoffice, so dass ich eigentlich immer da bin. Wenn etwas Abstand das Richtige wäre, dann ist das jetzt der Worst Case. Auch einen Solo-Urlaub und einen mit einer Freundin hat Corona ihr vermasselt. Durch meine viel stärkere Anwesenheit zu Hause habe ich mehr Kontakt zu den Kindern, was mir so auslegt wird, dass ich plötzlich den Super-Daddy spiele. Dass ich meine Fehler der Vergangenheit nun offenbar besser abstellen kann als zuvor macht sie wütend, denn das zeige dass es mir vorher nicht ernst war. Aber stellenweise bringt sie Beispiele von vor x Jahren, und man darf sich doch weiterentwickeln. Es gab keine Affären, keine Gewalt bei uns. Ich war zu oft passiv, habe zuviel als selbstverständlich genommen, aber ich habe ihr nie vorsätzlich etwas Böses getan. Ich will ihr helfen, aber was sie von mir will (Ausziehen) ist zu viel verlangt. Ich will ihr meine Liebe zeigen, das soll ich aber nicht. Verrückterweise wäre sie für die Kinder bereit gewesen, eine Kanada-Reise mit dem Wohnmobil (als Abschlussreise bevor die Älteste eigene Wege geht) zu machen. Da hängt man ja noch ungleich enger aufeinander. Sie würde es nie zugeben, aber ich frage mich, ob es wirklich nur ein Gefallen für die Kinder gewesen wäre oder eben noch ein Versuch miteinander.
Was soll ich nur tun? Ich habe kürzlich mit einem guten Bekannten darüber geredet. Er meinte, ich solle mich auf die Kinder und mich konzentrieren und vorerst ausharren. Meine Frau müsse einen Plan vorlegen (mal abgesehen davon dass ich ausziehen soll). Den fahre ich, aber ich spüre, wie meine Kräfte zur Neige gehen. Was mich völlig fertig macht ist auch die Sehnsucht nach Nähe. Ich würde sie so gerne im Arm halten oder von ihr gehalten werden. Das fehlt mir viel mehr als S.. Alleine das seit Monaten durchzumachen macht mich schon völlig fertig. Schlafen ist schwierig, Essen auch. Konzentration auf der Arbeit sowieso.
Wie sind Eure Erfahrungen mit solchen Situationen? Wie lange macht eine solche Durchhaltestrategie überhaupt Sinn? Bin ich hier überhaupt im richtigen Forum? Klar, man könnte sagen, wenn sie eine Trennung will, dann soll sie sie haben. Und mit der Zeit findet man vielleicht wieder zusammen. Aber was das an Kollateralschäden mit sich zöge - da erscheint mir das Abwarten in der jetzigen Situation der bessere Weg.
Ich bin für jede Anregung dankbar.
24.05.2020 11:50 •
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