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Sie will nicht mit mir wohnen! Ist das das Ende?

F
Hallo zusammen

Es ist etwas eigentümlich, aber ich (m, 34) will mit meiner Freundin (w, 33) zusammenziehen. Nicht heute, nicht morgen, aber in Zukunft. An und für sich, überhaupt kein Problem, aber es gibt natürlich eine Vorgeschichte.

Ihre Vorgeschichte in Kurzform:
- Kontrollsüchtige Mutter hat sie bis zum ca. 18ten Lebensjahr unter ihrer Fuchtel gehabt
- Erster Freund (7 Jahre Beziehung) hat sie aus dieser Umklammerung befreit, sie wohnten dann schnell zusammen, irgendwann hat er sie nur noch wie eine Freundin behandelt (die zwei haben auch zusammen gearbeitet)
- Ihr letzter Freund hat sie mehrfach betrogen und war enorm eifersüchtig bzw. hat sie eingeschränkt

Meine Vorgeschichte in Kurzform:
- Ich war bis 20 sehr unselbstständig (gut behütet, musste kaum einen Finger rühren)
- Meine WG-Zeit war chaotisch, Sauberkeit und Ordnung waren sekundär (kein Zumüllen, aber halt 1x pro Woche putzen, zur Not auch nur grob, reichte)
- Mit meiner Ex-Verlobten wohnte ich 4 Jahre zusammen, obwohl die Beziehung eigentlich schon vorher am Ende war
- Ich begreife einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt als wichtig um gemeinsam zu wachen

Unsere Geschichte in Kurzform:
- Seit 2014 zusammen
- Ab 2015 erste Pläne für eine gemeinsame Zukunft, wobei dabei primär über die Voraussetzungen dafür besprochen wurden
- 2016 erste Ideen für ein gemeinsames Wohnen
- 2017 die erste kleine Krise, weil ich das Gefühl hatte, sie nehme auf meine Gefühle zu wenig Rücksicht (nach langem hin und her kam sie doch im Dresscode zur Party, wobei sie mir vorher sagte, sie ziehe sich casual an. Ich habe mich ihr angepasst und war dann überrascht, als ich der einzige war, der nicht den Dresscode erfüllte - total banal, aber ich verstand damals schon nicht, warum wir nicht zusammen als Paar gehen - auch optisch).
- 2018 die grössere Krise, weil ich aus meiner Wohnung flog, 1 Monat bei ihr auf der Couch schlafen musste und ich in der Zeit enorm damit zu Kämpfen hatte, dass sie mir weniger Nähe gibt (was aber eigentlich irgendwo nachvollziehbar war, weil ich wirklich im Loch war und sie gerade ziemlich Power und Drive hatte)
- Sept 2018 der Tiefschlag für mich, als sie sagte, sie würde bald eine neue Wohnung für sich suchen. Ab hier bekam ich das Gefühl, dass sie meine Bedürfnisse nicht mehr ernst nimmt und meinen Verzicht auf Nähe ignoriert
- Jan 2019 habe ich ihr eröffnet, dass ich mehr Nähe brauchen würde und damit kämpfe und nicht verstehe, warum sie mir das nicht gibt / geben kann / geben will (Reaktion: Sie liebe mich auch ohne physische Nähe S. haben wir, das ist nicht das Thema)
- Jan 2019 die Ansage von mir, dass ich langsam wissen möchte, ob sie es für sie gar kein Wunsch wäre, eine gemeinsame Grundlage für unser gemeinsames Leben zu schaffen (Reaktion: Ich habe nicht gemerkt, dass dich das so belastet)
- Feb 2019 ein langes, intensives Gespräch, in dem ich meine Gefühle dargelegt habe, eine Reaktion steht noch aus

Das war die Zusammenfassung.
Im Konkreten geht es darum, dass sie vor folgenden Punkten angst hat (sodenn ich sie 100% richtig verstanden habe):
1) Sie will weiterhin ihr eigenes kleines Reich behalten. Sie findet, es ist wichtig für ihre Entwicklung, Entfaltung der Persönlichkeit usw.
2) Sie ist mir ziemlich sicher, dass diese neue Situation unsere Beziehung negativ beeinflussen wird. Dass wir uns viel zu oft wegen Kleinigkeiten streiten würden, was ja selten passiert ist, sich aber gehäuft hat, als ich 1 Monat zwangsweise auf ihrer Couch geschlafen habe. Obwohl sie sagt, dass das keinen Einfluss auf uns hätte.
3) Sie will nicht, dass unsere Beziehung einer geregelten Ehe ähnelt. Es gäbe weniger Romantik und keine spontanen Verabredungen mehr.

Punkt 1 spreche ich ihr nicht ab. Es ist auch für mich wichtig, dass wir in einer gemeinsamen Wohnung eigene Bereiche hätten. Selbstentwicklung ist für mich auch ein zentrales Thema. Bei ihr eher spirituell, bei mir weltlich.
Punkt 2 ist für mich eine diffuse Angst die mit mir nur wenig zu tun hat. Ich spioniere nicht nach, Frage nicht, wo sie mit wem war, wenn ich spüre, dass es ihr gut getan hat. Und natürlich verbiete ich ihr auch nichts (alleine in Urlaub, usw.).
Punkt 3 ist einfach nur Quatsch. Ich kreuze regelmässig mit kleinen Präsenten, speziell gut angezogen, usw bei ihr auf. Und zwar egal ob wir uns vor 2 Tagen oder 2 Wochen gesehen haben.

Mein versprechen an sie war, dass ich sie jetzt überlegen lasse, aber wenn sie spüre, dass es für sie keine Chance gebe, in naher Zukunft (für mich ist das inzwischen nicht mehr Jahre, sondern Monate, die ich emotional ertrage) mal mit der Planung für ein gemeinsames Leben zu beginnen, dann müsse sie mich gehen lassen. Ich opferte über 4,5 Jahre viel an Nähe um sie bloss nicht einzuengen. Im glauben an eine gemeinsame Zeit, für die ich diese Entbehrungen auf mich nehme.

Liebe Leser: was soll ich tun?

21.01.2019 14:46 • #1


E-Claire
Zitat von Fenti:
dass es für sie keine Chance gebe, in naher Zukunft (für mich ist das inzwischen nicht mehr Jahre, sondern Monate, die ich emotional ertrage) mal mit der Planung für ein gemeinsames Leben zu beginnen, dann müsse sie mich gehen lassen. Ich opferte über 4,5 Jahre viel an Nähe um sie bloss nicht einzuengen. Im glauben an eine gemeinsame Zeit, für die ich diese Entbehrungen auf mich nehme.


Nicht gerade die beste Voraussetzung für eine glückliche und entspannte Beziehung.
Mich beschäftigt die von Dir gewählte Formulierung, du hast also Nähe geopfert. Offensichtlich in der Annahme, daß, wenn ihr erst einmal zusammen wohnt, sich das alles magisch von selbst einrenkt?

Nähe-Distanz-Bedürfnisse können von Mensch zu Mensch sehr, sehr unterschiedlich sein. Wenn zwei Menschen mit sehr gegensätzlichen Vorstellungen aufeinander treffen, kann es schwierig bis unmöglich sein, da eine vernünftige Basis zu finden.

Euer unfreiwilliges Zusammenleben war ja auch nicht gerade von absolutem Erfolg gekrönt. Mal ne Frage am Rande, warum bist Du aus Deiner Wohnung geflogen und was hättest du gemacht, wenn Du zu diesem Zeitpunkt keine Freundin gehabt hättest?
Ich kann da nur Vermutungen anstellen, aber was du über Deine Freundin erzählst, klingt ein bißchen so, als wäre für sie eine kleine eigene Wohnung nicht nur Rückzugsort als auch Sicherheit.
So lange da von dir überhaupt kein Verstehen, sondern Gegenrechnen, ich will aber eine gemeinsame Wohnbasis, erfolgt, wird es vermutlich ziemlich schwierig, die Beziehung langfristig für beide Seiten glücklich zu gestalten.

Hast Du für dich mal überlegt, welche Kompromisse hinsichtlich der Wohnsituation denn möglich wären, oder agierst Du nach dem alles oder nichts Prinzip?

Noch eine kleine Beobachtung am Rande: Wenn Du mal Punkt 3 nimmst, also ihre Äußerung, sie hätte Angst, daß und deine Reaktion dazu, das ist Quatsch, weil. Ängste lassen sich nicht mit rationalen Argumenten lösen. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du in der Kommunikation mit ihr versuchst, ihre Ängste nicht gleich abzutun, sondern zu fragen, woher diese kommen, ob sie da an etwas Konkretes denkt.
Nicht gleich in Verteidigungshaltung gehen sondern erst einmal zuhören.
Dann kannst Du ja durchaus noch immer sagen, daß Du diese Ängste nicht teilst, weil.

Also welche Kompromisse sind für dich in der Frage der Wohnsituation denkbar?
Und vielleicht ein bißchen an der Kommunikation feilen.

Alles Gute!

21.01.2019 15:27 • x 1 #2


F
Zitat von E-Claire:
Nicht gerade die beste Voraussetzung für eine glückliche und entspannte Beziehung.
Mich beschäftigt die von Dir gewählte Formulierung, du hast also Nähe geopfert. Offensichtlich in der Annahme, daß, wenn ihr erst einmal zusammen wohnt, sich das alles magisch von selbst einrenkt?

Mehr in dem Gedanken, dass ich das Bedürfnis nach Freiraum verstehe und (so habe ich es von ihr erklärt erhalten) das in dieser starken Ausprägung temporär ist.
Zentral ist allerdings, dass das zusammen wohnen nur eine Konsequenz ist, aber keine Ursache. Die Ursache ist, dass ich mich aus ihrem Leben zum Teil ausgeschlossen fühle, weil sie mich nicht an sich ran lässt.
Der Begriff Opfern kommt daher, dass sämtliche Bereiche, wo ich auf etwas verzichte, im Bereich der Nähe angesiedelt ist. Sich auch mal spontan treffen? Versuche ich seit Jahren, klappt nie. Im gleichen Bett schlafen? Habe ich aufgegeben. Es gibt mehr solcher Beispiele, einzeln sind sie nicht wichtig, als Gesamtheit erhalten sie Gewicht.

Zitat von E-Claire:
Nähe-Distanz-Bedürfnisse können von Mensch zu Mensch sehr, sehr unterschiedlich sein. Wenn zwei Menschen mit sehr gegensätzlichen Vorstellungen aufeinander treffen, kann es schwierig bis unmöglich sein, da eine vernünftige Basis zu finden.

Das ist richtig. Ihr Bedürfnis hat sich aber auch gewandelt. Es schwankt auch stark. Was ich aber auch tue, ich habe nur einen sehr beschränkten Platz in ihrem Leben. Und sie geht dort keine Kompromisse ein. Ist das falsch? Wahrscheinlich nicht. Kann ich es akzeptieren? Teilweise, weil es einfach auch meinem Bedürfnis widerspricht.

Zitat von E-Claire:
Euer unfreiwilliges Zusammenleben war ja auch nicht gerade von absolutem Erfolg gekrönt. Mal ne Frage am Rande, warum bist Du aus Deiner Wohnung geflogen und was hättest du gemacht, wenn Du zu diesem Zeitpunkt keine Freundin gehabt hättest?

Eltern, Motel, Kumpel, o.Ä.
Optionen hätte es gegeben. Die Antwort, warum ich geflogen bin heisst AirBnB ohne Absprache mit dem Verwalter (aber mit dem Besitzer, der dann zurückgerudert ist).

Zitat von E-Claire:
Ich kann da nur Vermutungen anstellen, aber was du über Deine Freundin erzählst, klingt ein bißchen so, als wäre für sie eine kleine eigene Wohnung nicht nur Rückzugsort als auch Sicherheit.
So lange da von dir überhaupt kein Verstehen, sondern Gegenrechnen, ich will aber eine gemeinsame Wohnbasis, erfolgt, wird es vermutlich ziemlich schwierig, die Beziehung langfristig für beide Seiten glücklich zu gestalten.
Mein Entgegenkommen ist da. Ich schrieb ja auch: es ist keine Sache von heute oder morgen. Es geht darum, dass wir beide daran arbeiten, was uns hindert. Aber ich glaube schlicht nicht, dass sie das als für mich problematisch wahrgenommen hat.

Ich frage mich halt immer:
- lasse ich ihr keinen Freiraum (meine Antwort: doch, sie kann alles machen, was nicht mit körperlicher Intimität mit Dritten zu tun hat)
- bin ich kein guter Partner?
- bin ich weniger liebenswert, als ich hoffe?

Zitat von E-Claire:
Hast Du für dich mal überlegt, welche Kompromisse hinsichtlich der Wohnsituation denn möglich wären, oder agierst Du nach dem alles oder nichts Prinzip?

Der erste Kompromiss war, dass ich in ihre Nähe gezogen bin. Das war ihr Vorschlag, mit der Begründung, wir würden uns dann mehr sehen. Fand und findet nicht statt. Für mich ist die Zeit einfach nicht da, so scheint es mir.

Zitat von E-Claire:
Noch eine kleine Beobachtung am Rande: Wenn Du mal Punkt 3 nimmst, also ihre Äußerung, sie hätte Angst, daß und deine Reaktion dazu, das ist Quatsch, weil. Ängste lassen sich nicht mit rationalen Argumenten lösen. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du in der Kommunikation mit ihr versuchst, ihre Ängste nicht gleich abzutun, sondern zu fragen, woher diese kommen, ob sie da an etwas Konkretes denkt.

Klar, ich tue NICHTS von ihr ab. Hier im Forum ja, weil es einfach eine dubiose Angst ist, die jeder Grundlage entbehrt. Meine Reaktion darauf war immer, dass ich spezielle Dates mit ihr machen wollte, oder eben speziell angezogen zu ihr gehe.

Zitat von E-Claire:
Nicht gleich in Verteidigungshaltung gehen sondern erst einmal zuhören.
Dann kannst Du ja durchaus noch immer sagen, daß Du diese Ängste nicht teilst, weil.

Es gibt keine Verteidigungshaltung. Ich fühle mich nicht angegriffen. Ich habe lediglich das Gefühl, dass sie von ihrem Leben etwas anderes will, als ich, es aber nicht konkret ausspricht und sich auch nicht mit den Gedanken beschäftigt. Das tue ich in anderen Bereichen wahrscheinlich auch nicht in genügendem Masse. Aber es geht mir hier nicht um: Wer ist schuld. Sondern WAS kann ICH tun, damit ich nicht mehr darunter leide und SIE nicht IHR BEDÜRFNIS zurückstellen muss.

Zitat von E-Claire:
Also welche Kompromisse sind für dich in der Frage der Wohnsituation denkbar?
Und vielleicht ein bißchen an der Kommunikation feilen.

Mögliche Kompromisse:
1. Teilzeitwohnung. Ich in eine rein, wo sie auch Platz hat und mit der Möglichkeit, dass sie in ihre zurückkehrt bei Wunsch nach eigenem Reich.
2. Getrennte Wohnungen im gleichen Block.
3. Getrennte Räume in der gleichen Wohnung.
4. Zusammenwohnen auf Probe für 2 Monate
5. Mehr Zeit miteinander verbringen, unter der Woche
All das braucht aber die Grundbereitschaft, mit einem Partner eine Lebenssituation teilen zu wollen.

Ich danke dir für deine guten Wünsche.

21.01.2019 18:16 • x 1 #3




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