Hallo, liebes Forum! Auch wenn es ein trauriger Grund ist, der die meisten hier landen lässt, so ist es schön zu sehen, wie man sich gegenseitig hier unterstützt und bestärkt. Nach einer Zeit als stiller Mitleser will ich meine Geschichte erzählen.
Meine Exfreundin ist 29, ich bin 30. Wir kannten uns seit Jahren, wohnen 300 km entfernt voneinander. Ich kannte ihre Vergangenheit - viele kurze Beziehungen, keiner war der Richtige, viele Jobs/Kündigungen, viele Pläne aber nichts von Dauer. Ich führte vor ihr zwei Beziehungen (42 Jahre) und habe eine stressigen, erfüllenden Beruf. Vor einem Jahr kamen wir uns näher. Ich brauche meine Zeit, um über Liebe zu sprechen, denn wenn ich es sage, ist es auch so gemeint. Sie überhäufte mich dagegen sofort mit Liebesbekundungen. Ich war glücklich, endlich der Richtige für sie zu sein. Wir führten eine schöne Fernbeziehung, wünschten uns beide mehr Zeit miteinander. Ich wäre bereit gewesen, mein Leben in ihre Stadt zu verlegen, doch es sollte nicht Hals über Kopf geschehen – ich dachte sie sah das genauso.
Dann fingen die Probleme an. Erst war die Stadt in der ich wohne toll, dann schrecklich. Erst war ihr Job ihr großer Traum, dann Albtraum. Immer mehr Ansichten wechselten immer schneller hin und her und sie sprach mit mir nicht darüber. Es kam wie es kommen musste. Sie sagte wie sehr sie sich freue, dass ich an ihrer Seite sei und sie die anstehenden freien Tage nicht erwarten könne. Eine Stunde später kam ihre Mail(!): es passe nicht zwischen uns, es sei aus - so die Hauptaussagen. Ich war geschockt, doch für sie war es endgültig. Ich akzeptierte es und suchte Abstand zum Verarbeiten - quasi Konaktsperre. Nach zwei Wochen meldete sie sich. Erst im Abstand von Tagen und kurz angebunden, dann immer öfter. Ich schwieg. Sie bat schließlich um ein letztes Treffen und ich willigte ein. Beim Treffen beteuerte sie, wie sehr sie mich brauche, dass alles eine Kurzschlussreaktion war und dass sie sich eine Chance wünsche. Ich gab uns die Chance. Die Trennung konnte oder wollte sie nie erklären. Ich wollte helfen, das zu ändern, was sie unglücklich machte. Ich unterstützte sie, als sie wieder studieren wollte - sie schmiss nach zwei, drei Vorlesungen hin. Ich verhalf ihr zu einem neuen Job - sie schmiss ihn am ersten Tag hin. Es gab noch viele Dinge, bei denen es so lief.
Wieder war die Distanz und dass wir uns nur an den Wochenenden sahen ein Problem. Abhilfe schaffte sie, indem sie sich einen Welpen anschaffte. Sie hatte sich also selbst die Möglichkeit genommen, öfter zu mir zu fahren. Stattdessen fuhr ich nun immer zu ihr, doch es lief aus dem Ruder. Unternahm ich etwas selbstständig oder plante etwas für uns, nahm ich keine Rücksicht. Kümmerte ich mich um sie und half ihr, sah ich sie nicht als starke, selbstständige Frau. Drei Monate waren seit der ersten Trennung vergangen. Weihnachten stand vor der Tür und es gab ein Deja vu. Sie rief an, sagte, wie sehr sie sich auf die freien Tage mit mir freue und was sie alles mit mir plane. Eine Stunde später kam die Nachricht – wenn ich sie nicht mit der ersten verglichen hätte, hätte man die Texte für wortgleich halten können. Wieder akzeptierte ich die Entscheidung, brach den Kontakt ab, versuchte zu verarbeiten. Wieder meldete sie sich nach kurzer Zeit und dann immer eindringlicher. Schließlich hatte sie mich soweit, dass ich zumindest einer Freundschaft zustimmte.
Wir trafen uns wieder öfters und es war schön. Ich hielt die Treffen kurz, arbeitete viel an mir, lenkte mich ab und investierte schließlich meine ganze Zeit in den Sport. Als ich eine zeitlang nicht trainieren durfte, merkte ich, dass ich die Trennung nicht verarbeitet hatte, sondern ich nur davongelaufen war und da noch Gefühle im Spiel waren. Ich kämpfte lange mit mir und entschied schließlich, um unsere Beziehung zu kämpfen. Mein größter Fehler im Nachhinein. Dann stand ein gemeinsamer Urlaub an, der lange zuvor von ihr geplant wurde und an dem sich unsere Familien und Freunde beteiligten. Ich wollte eine entspannte Zeit zusammen verbringen und sie erst danach mit meinen Gefühlen konfrontieren. Dann ging es Schlag auf Schlag – zwei Tage vor Abflug erklärte sie mir, sie hätte jemanden kennengelernt. Einen Tag vor Abflug erklärte sie, sie fliege nicht mit.
Nun saß ich mit ihrer Familie im Urlaub, ich weiß selbst nicht, warum ich mitflog. Am Tag nach meiner Rückkehr schrieb ich ihr einen ersten und letzten Trennungsbrief, obwohl mir klar war, dass es nichts ändert. Ich wollte mir einfach später nicht den Vorwurf machen, nicht in irgendeiner Form um sie gekämpft zu haben. Ich schrieb über meine Gefühle, meine Meinung zur Beziehung und zur Trennung. Ich schrieb, bis ich nichs mehr zu sagen hatte, sparte mir böse Worte, bleib freundlich und sachlich. Ihre Antwort war kurz: Sie sei verliebt und sehr glücklich. Er sei endlich der Richtige, sie werden bald zusammenziehen. Sonst nichts. Ich brach endgültig den Kontakt ab, dieses mal endgültig. Ich fiel in ein tiefes schwarzes Loch. Seitdem sind vier Wochen vergangen. Ich habe keine Hoffnung auf eine Zukunft mit ihr und bin mit Aufs und Abs aus dem brennenden Schmerz raus. Doch es bleibt eine tiefe Traurigkeit, aus der mich momentan weder Freunde noch Hobbies rausholen können. Wer bis hierher durchgehalten hat: Mein größter Respekt. Ich freue mich über Meinungen, Tipps und auch auf Leute, die mir den Kopf waschen wollen.
11.06.2013 18:51 •
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