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Trennung nach jahrelanger Affäre

Z
Hallo Miteinander,

ich habe heute dieses Forum gefunden. Ich suche Trost und Hilfe. Einige Beiträge habe ich gelesen und mich nun entschlossen, meine Geschichte zu erzählen.
Vorgestern habe ich mich von meiner fast 18 Jahre andauernden Affäre getrennt. Ich setze es in Anführungszeichen, weil es nicht gerade die klassische Affäre ist. Wir haben nur selten miteinander geschlafen, zwischendurch auch Jahre nicht. Und wir haben uns gerade in den letzten Jahren nicht viel gesehen. Hatten aber wöchentlich Mailkontakt oder haben telefoniert. Eine Freundschaft war es aber auch nicht richtig, ach, ich weiß nicht, was war es eigentlich?

Erst einmal zu mir: Ich bin eine Frau von Anfang 50. Mein Leben hatte mehr Tiefen als Höhen. Aufgewachsen bin ich in einer Familie, in der ich zu funktionieren hatte. Ich war ein furchtbar einsames, ängstliches Kind. Und allein. Mit 15 Jahren lernte ich meinen Freund und späteren Ehemann kennen. Ich war nicht mehr allein. Ich gewann dnn noch eine beste Freundin, beides gab mir Halt. Leider verlor ich sie nach dem Unfalltot Ihres Freundes wieder, ich wusste 30 Jahre nicht, wieso. Seit 1 Jahr weiß ich nun, was bei ihr damals passiert ist. Es lag nicht an mir. Mit 23 Jahren habe ich dann meinen Freund geheiratet. Ich hatte Zweifel, doch ich konnte mein Elternhaus so endlich verlassen. Ich war gerade im Job, hätte also auch ohne ehe gehen können. Theoretisch. ich war einfach zu verängstigt und mutlos. So blieb die Ehe. Mein Mann war liebevoll. Doch wir stellten schnell fest, unsere Lebensziele passen nicht zueinander, wir passen nicht zueinander. Für die Trennung habe ich unendlichen Mut bewiesen. Meine Eltern haben mich fertiggemacht und ich habe mit ihm meinen besten Freund verloren. Ich habe sicherlich 2 Jahre gelitten, obwohl ich wusste, es war richtig. Ich war nun Ende 20. In den 30igern hatte ich dann insgesamt 3 Beziehungen. Bei dem Ersten fand ich nach gut 1 Jahr selbst gedrehte P., für der Zweiten war ich nur eine Übergangsfrau, er musste die Trennung von meiner Vorgängerin, die ihn verlassen hatte, verarbeiten. Dann lernte ich mit 35 Jahren nun den verheirateten Mann kennen. Er hat um mich gekämpft, ich habe erst nichts davon gehalten, verheiratet, das kann nicht gut gehen. Doch er hat mich dann davon überzeugt, wir waren sehr verliebt. Nach einigen Monaten jedoch die 1. Trennung, er konnte das Doppelleben nicht. Einige Monate kein Kontakt, dann wieder Annäherung.Nach 2 Jahren war mir klar, dass er sich nie für mich entscheiden wird. Und ich wollte nicht nur Zweitfrau sein. Ich wollte so sehr ein Zuhause und eine verlässliche Beziehung. Dann lernte ich einen Mann kennen. Bei ihm hatte ich die Perspektive. Also beendete ich die Affäre, wir bleiben aber sporadisch in Kontakt. Mit meinem neuen Freund konnte ich das Leben endlich genießen, ich war zum 1. Mal in meinem Leben richtig glücklich. Wir bauten ein Haus, dass ich über alle Maßen liebte. Dann begann seine depressive Episode (ärztliche Diagnose). Err war nur noch unglücklich, gemein und verletzend zu mir und suchte sich nach 3 Jahren eine neue Frau. dann ging er mit einem dramatischen Abgang. Ich verlor alles und musste wieder von vorne anfangen. Meine Affäre war als Freund/ Bekannter am Rande für mich da. Diese Trennung war fürchterlich für mich, ich war sehr verzweifelt. Mein Familientraum war damit gestorben. Seit dieser Zeit (nun 12 Jahre) versuche ich einfach nur, mit meinem Leben klar zu kommen. Mit der Zeit kamen wir meine Affäre und ich uns wieder näher. Wir waren uns nie egal, doch ein gemeinsames Leben war nicht möglich. Er wollte sich nicht gegen seine Familie entscheiden. Unser Umgang war immer liebevoll und wir hatten eine große Verbundenheit miteinander. Nach einiger Zeit schliefen wir auch wieder miteinander, wir hatten es 5 Jahre nicht getan. Meine Mutter starb an einer Alk., das war eine schlimme Zeit für mich. Irgendwie hatte ich immer etwas Neues zu bewältigen. Meine Affäre konnte sich nicht dazu durchringen, seine Familie zu verlassen. Ich will Euch nicht mit den Klischees langweilen (Du bist meine Liebe fürs Leben, wir gehören zusammen usw.) Als ich dann 45 Jahre alt war, habe ich einen alten Schulfreund wieder getroffen. Er wollte mich unbedingt, ich nicht. Und trotzdem habe ich mich von ihm in eine Beziehung quatschen lassen. Das war falsch, ich weiß es. Mein Herz gehörte wieder meine Affäre, doch es hatte einfach keine gemeinsame Zukunft. Also musste ich etwas anderes versuchen. Mit diesem Mann bin ich auch heute noch zusammen, seit 8 Jahren. Doch es ist keine wirkliche Beziehung, wir wohnen nicht zusammen, das passt einfach nicht. Und wir schlafen auch seit 7 Jahren nicht miteinander. Ich kann es einfach nicht. Diese Beziehung ist also schon lange kaputt. Wir halten beide daran fest, weil wir sehr allein sind, das bindet uns aneinander. Und ich einfach nach den ganzen Desaster nicht mehr an die Liebe geglaubt habe. Meine verheiratete Affäre war mein einziger Lichtblick. Seit einigen Jahren sehen wir uns an einem langen Wochenende im Jahr, das war meine glücklichste Zeit. Es ist die einzige Zet gewesen, in der ich mich einmal lebendig fühlen konnte. Ansonsten haben wir uns 4 bis 5 Mal im Jahr gesehen, waren spazieren oder Kaffee trinken. Doch unser Kontakt per Mail oder Telefon war wöchentlich. Vor 1 Jahr ist meine jüngere Schwester an Krebs verstorben, ein Schicksalsschlag, der für mich furchtbar ist. Sie war meine Familie. Ich komme mit diesem Verlust bis heue nicht klar. Auch meine Affäre kannte sie gut, wir haben getrauert. Mit meiner aktuellen Beziehung ging das nicht, ich weiß gar nicht, wie ich da beschreiben soll. Er war auch traurig und mochte sie. Jedoch wirkte er irgendwie unbeteiligt neben mir, ach, ich weiß nicht, was das ist/war. Meine Affäre zog sich gefühlt irgendwie zurück. Seine Kinder sind mittlerweile groß (21 und 22 Jahre alt). Ich merkte, er kommt nach all den Jahren seiner Frau wieder näher.
In den letzten Wochen hatten wir zum 1. Mal nicht mehr soviel Kontakt (nur alle 4 Wochen). Er hatte den Job gewechselt und familiäre Probleme. Vorgestern haben wir uns nach 4 Monaten wiedergesehen. Ich habe seinen Rückzug bemerkt und kann nicht damit leben. Das habe ich gesagt und die Affäre beendet. Mir hat es das Herz gebrochen, doch ich konnte nicht ertragen zu zusehen, wie er und seine Frau sich näher kommen und seine Liebe zu mir stirbt.
Nach fast 18 Jahren also ist es zu Ende. Da wir bereits vor einem halben Jahr das Thema hatten, das ich unglüklich bin und ich mehr Zeit mit ihm möchte, kam dieses Ende für ihn und für mich nicht überraschend. und doch irgendwie. Er hat es akzeptiert, ist unendich traurig, sein Herz will es nicht, doch er weiß, dass es die richtige rationale Entscheidung ist. Ich habe es getan, weil ich fühlte, seine Liebe zu mir geht. Ich war hilflos und einen Tod auf Raten kann ich nicht ertragen. So sitze ich nun hier und habe schrecklichen Kummer.
Ich weiß, ich bin selber Schuld. Ein verheirateter Mann! Der zu dem solange Zeit sich nicht für mich entscheiden konnte.
Vieelicht liegt das an meinem unglücklcihen Leben, dass meine Wünsche und Träume nicht wahr werden durften, egal, wie sehr ich mich angestrengt habe. Ich habe mein blutendes Herz mit zwei Pflastern beklebt, um weitermachen zu können. Eines wa er, das andere ist meine derzeitige Beziehung. Ein Pflaster habe ich nun abgerissen. Meine Beziehung will ich nicht aufgeben. Weil ich dann ganz alleine bin. Ich war Jahre zwischendurch alleine. Es liegt eher daran, dass ich schon lange nicht mehr glaube, dass es in diesem Leben Liebe, Geborgenheit usw. für mich geben wird. Ja, ich habe aufgegeben.
Ich habe die wenigen Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe, alle verloren. Er war nun der Letzte.
Es tut ungaublich weh, obwohl mein Verstand sagt, es war richtig. Ich habe echt gedacht, ich käme besser damit klar, hatte ich mich doch darauf vorbereitet. Es hat nichts genutzt.

Zu Eurer Info: Ich bin seit 20 Jahren immer wieder in therapeutischer Behandlung, ohne dem hätte ich dieses Leben gar nicht meistern können. Ich bin immer wieder, besonders nach Schicksalschlägen, depressiv. Meinen Therapeuten sehe ich in 3 Wochen. Ansonsten habe ich einpaar Bekannte, meine Freundinnen habe ich im Laufe der Jahre verloren. Kontakt ist noch, aber sie stehen mir ncht mehr nah. Meine Schwester war meine beste Freundin. sie fehlt mir jetzt soo sehr.
Ich habe vieles im Leben falsch gemacht, ich wusste es nicht besser. Ich habe mich immer sehr bemüht und mich angestrengt.
Ich bin verlässlich und treu. Auch wenn das makaber erscheint, weil ich seit fast 18 Jahren diese Affäre habe.

Ich weiß gerade nicht weiter, der Schmerz über den Verlust ist so groß. Ich wollte ihn nicht verlieren und doch ist es passiert. Auch wenn er im Alltag keine große Lücke hinterlässt, in meinem Herzen ist das Loch groß.

Danke fürs Lesen!

08.04.2018 16:00 • #1


A
Wir können dir hier zuhören(lesen) aber sofern du nach 20 Jahren Therapie immer noch so große Probleme mit dem Alleinsein hast und deshalb mit Menschen zusammen bist, die dir nicht gut tun, können wir dir diesbezüglich kaum weiterhelfen.
Verluste kennen wir alle, es braucht eine Zeit diese zu betrauen und das Leben geht weiter, je älter wir werden, je enger und öfter machen wir Verluste, so ist das Leben.

Alleinsein ist nicht schlimm, du scheinst deine frühsten Verlassenheitswunden noch nicht aufgearbeitet zu haben und deshalb wiederholen sich mit jeder Ähnlichkeit deine Verlassen- und Einsamkeitsgefühle.

Was bringt dich immer wieder in Therapien, die dir nicht wirklich helfen ?
Genauso suchst du dir Partner, die nicht wirklich zu dir passen,
ein Muster welches deine Lebenszeit vergeudet und dich gefangen hält.

Zum Alk.Problem deiner Mutter, war es schon in deiner Kindheit so ?
Hast du schon mal eine Traumatherapie gemacht ?

08.04.2018 18:30 • #2


A


Trennung nach jahrelanger Affäre

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Z
Danke für Deine Antwort.

Das Alleinsein bin ich gewohnt, ich war zwischendurch immer wieder jahrelang allein. Es ist eher die Hoffnungslosigkeit.. Nachdem ich 41 Jahre war und alles in meinen Möglichkeiten versucht hatte, meinen Lebenstraum zu leben, habe ich aufgegeben. Und ich wollte wenigstens noch ein bißchen was... besser als nichts.
Ich bin seit 20 Jahren beim selben Therapeuten, zwischendurch hatte ich immer auch mal ein bißchen Pause.

Ich glaube auch, dass ich mein Kindheitstrauma (nicht gut genug zu sein, nicht liebenswert zu sein wie ich bin) nicht überwunden habe.

Ich habe mich immer schwer getan zu vertrauen. Und wenn es dann jemandem, auch Freundinnen, gelungen war und sie gingen weg, hat es mich wieder tief verletzt. Ich konnte sehen, diese Menschen leben ohne mich gut weiter. Und bei mir haben sie so ein Loch hinterlassen.

Meine Mutter war, während ich zu Hause lebte, noch nicht Alk.. Sie war sehr depressiv und hat ihren ganzen Frust insbesondere an mir ausgelassen, verbal und auch pysisch. Deshalb war es wohl auch mein Lebenstraum, ein schönes, liebevolles Zuhause mir aufzubauen und eine eigene Familie zu haben. Das konnte ich leider nicht schaffen...

08.04.2018 19:00 • x 1 #3


A
Hallo Zipfeline,

Bei deinen Zeilen habe ich mitgefühlt und es tut mir sehr leid, wie alles gekommen ist, einen Großteil kann ich gut nachvollziehen.

Irgendwie bist du von der Spur abgekommen und hast dich in deinem Leben immer wieder auf Menschen eingelassen, mit denen du lediglich faule Kompromisse leben konntest, nur um nicht allein zu sein.
DA MUSST DU ANSETZEN.
Ich habe verstanden, du hast aufgegeben aber AUFGEBEN GILT NICHT! Du merkst doch selbst, wo dich das hinführt.

Bleib bei dir, sei dir, deinen Gefühlen, deiner Intuition treu und umgebe dich ausschließlich mit Menschen, die dir gut tun, die gute Absichten und Ziele haben und nicht ihre eigene Bedürftigkeit mit dir (aus)nutzen wollen.

Sieh es als Möglichkeit nochmal komplett neu anfangen zu können, dich neu aufzustellen! Bring Ordnung in dein Leben, den Anfang hast du bereits gemacht.
Suche neue Kontakte, lerne neue Menschen kennen und vertraue deinem Bauchgefühl, reflektiert bist du, daher weiß ich, dass du es schaffen wirst.

Ich wünsche dir auf deinem Weg alles Gute.

08.04.2018 20:09 • x 1 #4


A
Zitat von Zipfeline:
Sie war sehr depressiv und hat ihren ganzen Frust insbesondere an mir ausgelassen, verbal und auch pysisch.
Deshalb war es wohl auch mein Lebenstraum, ein schönes, liebevolles Zuhause mir aufzubauen und eine eigene Familie zu haben.

Dann ist nachvollziehbar warum du diese Sehnsucht hast, ich glaube jeder wünscht sich wahrscheinlich ein schönes, liebevolles Zuhause.

Sofern du eine schwer depressive Mutter hattest fehlte dir der Spiegel, der dir zeigte das du wundervoll, liebenswert und wertvoll bist, es war deshalb wohl auch schwer zu Vertrauen, denn es fängt beim Selbstvertrauen an, wie konntest du das entwickeln wenn du so ein kaltes, liebloses Zuhause hattest und kritisiert statt anerkannt und angenommen in deiner eigenen Art wurdest ?
Du kannst alles nachholen, Nachsorge betreiben und mache dein Glück oder Unglück nicht von anderen abhängig, schaffe dir alles selbst.
Pflege dich gut, ernähre dich gesund, bewege dich reichlich, kleide dich so, dass du dich wohl damit fühlen kannst, schaffe dir ein tolles Heim worauf du dich freuen kannst wenn du nach Hause kommst, sorge einfach gut für dich, das alles gehört zur Selbstliebe, sage dir jeden Tag bevor du schlafen gehst, was du heute tolles geschafft hast, mindestens 3 Dinge, es brauch nichts großartiges sein, und erweitere dieses täglich mehr, so kannst du dich selbst aufbauen und langsam aus den Kinderschuhen herauswachsen, vielleicht helfen auch Rituale dir dabei, z.B. dass du alles aufschreibst was du fremdbestimmt von deiner Mutter übernommen hast und dir immer noch schadet und gebe es ihr mental zurück, es gehört nicht zu dir, löse dich davon, es gehört zu deiner Vergangenheit.
Was macht dir Spass ? Welches Hobby könntest du dir vorstellen um neue Menschen kennenzulernen ?

08.04.2018 20:53 • #5


E
Hallo Zipfeline!
Dein Beitrag hat mich sehr bewegt und ich drück Dich einfach mal! So wie andere hier schon schrieben: aufgeben ist ja wohl die einfachste und zugleich dümmste Idee in Deiner Situation. Und ganz ehrlich, das tust Du ja auch nicht, sonst wärst Du nicht hier. Gut so!
Kennst Du das Danke-Tagebuch? Kauf Dir ein richtig hübsches Notizbuch, leg es an Dein Bett und jeden Abend als letzte Amtshandlung vor dem Licht ausmachen schreibst Du mindestens 3 Dinge hinein, für die Du heute dankbar sein kannst. Ob es Dein Job ist, ein singender Vogel, ein Lächeln im Bus...egal, alles kommt da rein. Am Ende der Woche oder wenn Du mal wieder verzagt bist, liest Du, was Du geschrieben hast. Probiere es mal...
Und: wechsle den Therapeuten, wirklich! Probier mal 3 neue aus, besprich das mit Deiner KK, das geht...
LG Holylake

09.04.2018 10:23 • #6


S
Deine Situation tut mir sehr leid.
Mir ist,neben den anderen schrecklichen Details,ins Auge gesprungen,dass du seit 20 Jahren beim selben Therapeuten bist,ohne wirklich weiterzukommen. Ist schon eine sehr lange Zeit,vielleicht würde dir ein Therapeutenwechsel und eine andere Therapieform weiterhelfen.
Oder würdest du sagen,dass du deinem Therapeuten gegenüber auch eine Abhängigkeit entwickelt hast,die einen Wechsel zusätzlich erschweren würde?
Ich drücke dir die Daumen

09.04.2018 10:36 • #7


R
Ich konnte nur bis zur Hälfte lesen. Das hat mich echt depressiv gemacht.

Übernehme endlich die Verantwortung für dein Leben anstatt dich gemütlich mit irgendwelchen seelisch heruntergekommenen Menschen zusammenzutun, die sich auf diesem Planeten genauso Obdachlos wie du fühlen.

Meiner Meinung nach sind die 20 Jahre Therapie genug. Es gibt Menschen, die auf einen Therapieplatz warten. So böse das auch klingt.

09.04.2018 11:00 • x 1 #8


E
Ach Zipfeline, das ist eine wirklich schlimme Geschichte! Leider weiß ich da auch kein Zaubermittel. Was gibt deinem Leben denn sonst Sinn? Gibt es da etwas? Tierliebe, Hobbys, soziales Engagement? Erzähl mal mehr von dir, bitte! Fühl dich gedrückt!

09.04.2018 11:37 • #9


E
Deine Geschichte ist so traurig.
Anderseits ist sie gar nicht so schlimm, nur der Lauf des Lebens. Mir fällt auf dass du in selbst Mitleid versinkst und dich immer als Opfer siehst. Hier liegt das Problem.
Ob das mit der Affäre wirklich zu Ende ist, wer weiss. Aber das ist auch nicht das Problem glaube ich.
Ich würde in jedem Fall den therapeut wechseln, vielleicht uberlegen ob man was mit Medikamenten machen kann, es hört sich nämlich nach einer Depression an. Und neue hobbies neue dinge ausprobieren.

09.04.2018 11:49 • x 2 #10


Z
Danke an Euch alle, ich hab mich über Eure Gedanken gefreut. Besonders über die liebevollen, ein bißchen Trost tut mir gut.
Ich habe Euch in groben Zügen mein Leben erzählt, damit ihr vielleicht einwenig versteht, wieso mich auch dieser Verlust so schmerzt.
Was meinem Leben Sinn gibt... ich habe in den letzten Monaten viel darüber nachgedacht: es ist die Sicherung meines Lebens. Das ist es schon, so lange ich denken kann. Ich war nie sicher gebunden und habe es mir selbst gegeben, emotional, finanziell, auf jede erdenkliche Art. Früher hatte ich einige Freundinnen und Bekannte, so nach und nach haben sich die engen Kontakte reduziert. Mein Leben war einfach so unterschiedlich zu den anderen Leben. Auf der einen Seite hatte ich das Gefühl, wenn ich von meinen Gedanken und Gefühlen spreche, ich schaue in leere Augen (also Unverständnis, sie konnten mit meinen Gefühlen nichts anfangen, noch nie erlebt, ihre Erfahrungen waren so anders), zum Zweiten konnte ich irgendwann nicht mehr zusehen. Es hat immer weh getan, irgendwann konnte ich mir das heile Leben, natürlich auch mit Höhen und Tiefen, nicht mehr anschauen. Irgendwie wurde es immer wieder gut, nur eben bei mir nicht. Bei mir lief es anders. Mit Anfang 30 dachte ich, was läuft nur schief, ich muss einen Fehler in meinem System haben. Ich will das lernen, damit es auch bei mir gut werden kann, deshalb habe ich mir damals einen Therapeuten gesucht. Ich habe einiges lernen können.
Beruflich bin ich sehr ausgelastet, ich arbeite in leitender Tätigkeit für einen sozialen Dienstleiter. Viel Verantwortung, keine normale 39-Stunden -Woche, aber es macht mir (allermeistens ) Freude. Und als Ausgleich verreisen mein Partner und ich sehr viel. Ich merke aber, ich bin innerlich völlig unbeteiligt. Ich bin am schönsten Strand... und fühle nichts. Ich kaufe mir die schönsten Klamotten und fühle nichts. Zufriedenheit und Glücksmomente finde ich nicht im Außen, sie kommen aus dem Inneren. Und da fühle ich nichts mehr. Diese lange Affäre war ein Sonnnstrahl für mich. Wir haben uns so gut verstanden, hatten Spass, bis zuletzt leuchteten meine Augen, wenn ich von ihm sprach oder eine Nachricht kam. Er war ein so wichtiger Mensch für mich. Obwohl er seinen Lebensentwurf, seine Frau/Familie nicht aufgeben wollte. Ja, das war schwer für mich. Und hätte ich einen geeigneten Partner gefunden, hätte ich diese Chance auch noch ein zweites Mal wahr genommen und die Affäre gelöst (wie bei dem Mann mit dem Haus). Es stimmt bei mir schon, wie man sagt, es war auch der Mangel an Alternativen. Dann habe ich zumindestens das versucht, was geht. Er tat mir gut.

Sozial habe ich mich sehr zurückgezogen. Hobbys: ich gehe laufen und ich lese viel (egal ob Fachbücher, Romane oder Krimis). Früher bin ich gerne mit Freundinnen tanzen gegangen. Sie gehen heute nicht mehr, so ist das leider eingeschlafen. Naja, und in unserem Alter ist es schwerer geworden, eine geeignete Lokalität zu finden.

Zu meinem Therapeuten: ich habe auch bereits darüber nachgedacht, ob ein Wechsel Sinn macht. Doch ich vertraue ihm. Irgendwie ist er wie eine alte Freundin: er weiß, wie ich ticke, ich muss nicht soviel erklären. Die Gespräche tuen mir gut. Vor einer Abhängigkeit habe ich Angst (ich habe vor jeder Abhängigkeit Angst), deshalb habe ich zwischendurch auch immer wieder Therpiepausen, die längste war 3 Jahre, gemacht. Manchmal war mein Therapeut der einzige, von dem ein liebes Wort des Mitgefühls kam, dann schossen mir die Tränen in die Augen, das hat so gut getan. Und außer meiner Schwester der einzige, richtig verlässliche Mensch für mich.

Danke, dass ihr Euch so für meine Sorgen interessiert.

09.04.2018 22:52 • #11


A
Zitat von Zipfeline:
Auf der einen Seite hatte ich das Gefühl, wenn ich von meinen Gedanken und Gefühlen spreche, ich schaue in leere Augen
(also Unverständnis, sie konnten mit meinen Gefühlen nichts anfangen, noch nie erlebt, ihre Erfahrungen waren so anders), zum Zweiten konnte ich irgendwann nicht mehr zusehen.

Kann es sein, dass du dein inneres nach aussen projizierst und glaubst noch in die leeren Augen deiner Mutter zu schauen ?

Zitat von Zipfeline:
Ich merke aber, ich bin innerlich völlig unbeteiligt.
Ich bin am schönsten Strand... und fühle nichts.
Ich kaufe mir die schönsten Klamotten und fühle nichts. Zufriedenheit und Glücksmomente finde ich nicht im Außen, sie kommen aus dem Inneren. Und da fühle ich nichts mehr.

Solange du dich von dir selbst abgetrennt fühlst wird sich auch nichts ändern an deinem Gemütszustand, das wäre das Wichtigste in einer Therapie, verdrängte Gefühle wieder fühlbar zu machen, damit sie sich dann auch ändern können, auch wenn es schmerzhaft ist.

Es plaudert sich vielleicht ganz gut mit dem Therapeuten und es kann gut tun wenn jemand da ist, der zuhört und zuverlässig da ist, dennoch, an deinen Befindlichkeiten hat sich nichts geändert und dann ist es meiner Meinung nach Zeit zu gehen, denn du behälst dein altes Muster bei...einfach ausharren obwohl die Beziehung zu ihm nicht wirklich hilft, nur für ein bischen Zuwendung.

10.04.2018 07:38 • #12


E
Zitat von Zipfeline:
Zu meinem Therapeuten: ich habe auch bereits darüber nachgedacht, ob ein Wechsel Sinn macht. Doch ich vertraue ihm. Irgendwie ist er wie eine alte Freundin: er weiß, wie ich ticke, ich muss nicht soviel erklären. Die Gespräche tuen mir gut. Vor einer Abhängigkeit habe ich Angst (ich habe vor jeder Abhängigkeit Angst), deshalb habe ich zwischendurch auch immer wieder Therpiepausen, die längste war 3 Jahre, gemacht.

Kann es sein, dass Dein Therapeut Deine Freundin IST? Dann kaufst Du Dir Freundschaft. Das klingt nicht gut, oder? Aber wenn diese Freundschaft zu eng wurde, bist Du in Therapiepausen geflüchtet. Warum fliehst Du vor Beziehungen?

Zitat von Zipfeline:
Früher hatte ich einige Freundinnen und Bekannte, so nach und nach haben sich die engen Kontakte reduziert. Mein Leben war einfach so unterschiedlich zu den anderen Leben.

Beziehungen reduzieren sich nicht, sondern die Beteiligten reduzieren den Kontakt. Deine Begründung klingt danach, als ob Du diese Beteiligte warst. Wie beim Therapeuten.
Du bist eine erfolgreiche, verantwortungsvolle Führungskraft, da wage ich mal die Frage: was könnte passieren, wenn Du Deinen Beziehungsmenschen einfach ihre Sicht der Dinge zugestehst, Euer jeweils ganz anderes Leben ohne Bewertung hinnimmst und Dich nicht fragst, ob und wie Du und Dein Leben bewertet wirst? Und Dir oft selbst darauf eine Antwort gibst, die Dich traurig und verzagt macht?
Hör auf, im Gestern nach Gründen zu suchen, das ist vorbei und nicht zu ändern und fang gar nicht erst an, Dir das Morgen wie auch immer auszumalen, das kannst Du nicht alleine beeinflussen. Lebe im Heute, sein neugierig, urteile nicht über Ansichten, und tu Dir jeden Tag etwas Gutes, nur für Dich. Und damit meine ich explizit nichts Materielles, ....wobei Schuhe eine unfassbare Auswirkungen auf MEINE Laune haben

10.04.2018 09:47 • #13


Z
Hallo Zusammen,

danke für eure wirklich hilfreichen Rückmeldungen.
Ja, irgendwie kann es schon sein, dass mein Therapeuth so etwas wie meine Freundin ist, ihn alle paar Wochen einmal zu sehen, tut mir einfach gut. Er hat mir jedoch auch schon hilfreiche Impulse geben können, einige Muster konnte ich ablegen/verändern.

Zu meinem Umfeld: ganz sicher habe ich mich zurückgezogen. Ich habe mich unverstanden gefühlt und oft konnte ich das Glück der anderen einfach nicht mehr ertragen. Ich fand mich häufig tapfer, doch es hat viel Energie und Kraft gekostet. Verstellen, überspielen, lächeln, obwohl mir zum Weinen war. Und in meinem Leben passierten so oft eben für mich schlimme Dinge. Und wenn ich dachte, jetzt geht es aufwärts, kam für mich der nächste Schlag. Irgendwie, als ob es nicht sein darf.

Das mit meiner Affäre ist natürlich kein Schicksalsschlag, das habe ich selbst gewählt. Er war irgendwie ein kleines Pflaster für eine große Herzwunde. Weil ich ein großes Pflaster nicht finden konnte, damit es heilen kann, habe ich zwei kleine Plaster darauf geklebt (diese Affäre und meine derzeitige Beziehung, alles in Anführungszeichen, das sagt schon viel). Dieses Bild beschreibt es gut. Und jetzt ist ein Pflaster weg und die Wunde meines Herzens blutet eben wieder mehr.

Die Verabschiedung ist nun eine Woche her. Ich muss sagen, dass ich mich im Laufe der Woche wieder gefangen habe. Was hätte ich auch machen sollen. Er wollte irgendwie nicht mehr, das hat er mir deutlich durch sein Tun gezeigt. Wenn ich es jetzt nicht ausgesprochen hätte und es beendet hätte, er hätte es nicht getan. Doch er hätte sich weiter zurückgezogen, wie gesagt, unser Wochenende mit unserem jeweiligen Freundeskreis in diesem Jahr hatte er ja bereits abgesagt. Obwohl er jahrelang sagte, es seien die schönsten Tage im Jahr für ihn.
Ein Nicht-Beenden dieses für mich unwürdigen und auch verletzenden Zustandes hätte mir auch Herzeleid gebracht. Er hat durch seine Haltung in den letzten Monaten mir gegenüber ein klares Signal gegeben, ich habe bereits dazu vor einem halben Jahr das Gespräch gesucht und ihm gesagt, ich sei unglücklich und ich wünsche mir dieses und bräuchte jenes. Er wollte mich nicht verlieren und kämpfen, machte einen Kompromißvorschlag, den ich angenommen hatte. Doch er verhielt sich anders, er distanzierte sich noch mehr. Also sagte das Eine und tat das Andere. Dazu kamen berufliche und familäre Herausforderungen seinerseits. Und er gab mir per Mail das Signal, dass dieses Doppelleben immer schwieriger für ihn würde und er ist von seinem Kompromissvorschlag zurückgerudert. Zur Info: wir haben uns nicht viel gesehen, besagtes Wochenende und dann 4-5 Treffen pro Jahr zum Kaffeetrinken, spazieren gehen und quatschen. Allerdings hatten wir wöchentlich per Mail usw. Kontakt. Wir hatten uns dann auf, wenn eben möglich, auf monatliche Treffen verständigt.
Aber ist jetzt müßig, es ist vorbei. Und ich habe mich schon sehr zurückgenommen, weil mir soviel daran lag. Wie gesagt, er hatte jetzt mehrere für mich rote Linien übertreten, so dass es genug war. Ich will es auch nicht zurücknehmen.Und trotzdem werde ich ihn sehr in meinem Leben vermissen, er war ein wichtiger Teil für mich.

Meinen Mitmenschen gestatte ich sehr wohl ihre eigene Sichtweise auf das Leben. Und ich lege auch nicht meinen Maßstab an. Daher bin ich ein geschätzer Gesprächspartner. Es ist nicht eine mögliche Bewertung, zu der Andere über mein Leben kommen könnten. Da ist er meine Haltung wer weiß, wenn ihr einmal eine Strecke in meinen Schuhen gegangen wäret, wie ihr damit wohl umgegangen wäret. ich glaube, an den meisten Stellen auch nicht viel anders. Mir fehlt einfach echtes MItgefühl und auch Verständnis. Aber schwierig, wenn die Herausforderungen in dieser Art und Weise nicht selbst erlebt worden sind.

Ich schaue viel in meinem Leben zurück, ich weiß, dass tut mir nicht gut und hilft mir nicht. Weil eben vorbei. In die Zukunft schaue ich auch nicht, keine Ahnung, was mich da erwartet. Allerdings spüre ich auch leichte Angst davor, Angst vor weiteren Lebensschlägen, doch mich jetzt schon damit verrückt zu machen, nimmt mir noch mehr Lebensenergie. Ich lebe im Jetzt, weil es auch meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft braucht. Ich versuche einfach immer, mit meiner Situation klar zu kommen und das Beste daraus zu machen. Mehr geht einfach nicht.

Ich versuche häufig, mir etwas Gutes zu tun, und ja, Schuhe tuen oft richtig gut.

Oh, ich sehe gerade, jetzt ist mein Nick-Name Zipfel. So hatte ich mich hier auch angemeldet und eingeloggt. Dann habe ich bei meinem Einleitungstext irgendwas falsch gemacht (Gast?) und musste mir einen anderen Benutzernamen geben, da habe ich dann Zipfeline genommen.
Also, ich höre auf beides.

14.04.2018 08:47 • x 1 #14


fontana111
Ich erkenne mich in einigem von deinem Geschriebenen wieder, v.a. was die Vergangenheit, dort entstandene Wunden und das Sich-einlassen auf scheinbar immer wieder die falschen Personen angeht.
Du hast dich (endlich...) von deiner Affäre getrennt, das finde ich schon mal einen mutigen und selbstbestimmten Schritt. Was für mich noch nicht ganz klar ist: Was genau gibt dir denn deine momentane 'Beziehung', von der du ja selbst sagst, dass es gar keine ist? Geht es nur darum, nicht alleine sein zu müssen? Denn ich glaube, das wäre genau das, was dir gut tun würde. Du scheinst noch viel Unaufgearbeitetes aus der Vergangenheit mit dir rumzuschleppen. Ich glaube, da solltest du ansetzen und zwar am besten alleine, gerade weil das Alleinsein etwas ist, das dir evtl. grosse Angst macht. Etwas ganz wichtiges scheint mir dabei, eine wohlwollende Haltung einzunehmen, v.a. auch dir selbst gegenüber. Irgendwann sollte das Verzeihen auch Platz haben, verzeihe dir selbst, deinen Eltern, allen, die dir beabsichtigt oder unbeabsichtigt Schmerzen zugefügt haben. Wenn du noch so viel Groll und Verletzungen mit dir trägst, wird es nur sehr schwer möglich sein, dich aus der Vergangenheit zu lösen. Wunden, die in der Kindheit entstanden sind, sind schwer aufzuarbeiten, aber auch ich habe den Glauben daran noch nicht verloren, dass es möglich ist. Ich denke auch, dass evtl. eine andere Therapieform für dich besser wäre.
Schau dir mal auf Youtube EFT an, ein anderes Forumsmitglied hat mir das empfohlen, evtl. ist es ja auch etwas für dich.
Dann schau dir mal auf Google Somatic Experiencing an, evtl. wäre auch das etwas.
Ich wünsche dir, dass du die Hoffnung und den Glauben an dich und deinen Wert nie aufgibst.

14.04.2018 09:24 • #15


A


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