Trennung wegen Fernbeziehung und psychischen Problemen?

C
Hallo ihr Lieben, ich möchte so gerne meine Geschichte hier erzählen, weil ich mir einerseits Entscheidungshilfe wünsche und auch hoffe, dass irgendjemand so etwas ähnliches schon erlebt hat und mir in meinem Durcheinander und Schmerz weiterhelfen kann. Ich bin 45, habe mich vor 3 Jahren von meinem Mann getrennt, was mir sehr gut getan hat und lebe alleine mit meinen beiden fast Teenagertöchtern. Vor einem guten Jahr habe ich mich neu verliebt und bin mit diesem Mann zusammengekommen. Wir hatten eine intensive, unkomplizierte und sehr sehr glückliche nahe Beziehung und hatten beide das Gefühl, das es für immer sein könnte. Aber leider gab es sehr viele ungünstige Umstände und Stolpersteine: Wir führen eine Fernbeziehung, zwar nur 2 Stunden entfernt aber mein Lebensgefährte hat Schichtdienst und nur ein Wochenende im Monat frei. Dazu hat er eine kleine Tochter, die bei seiner depressiven Exfrau wohnt, und er kümmert sich so viel es geht. Wir sehen keine Möglichkeit in den nächsten 9 Jahren zusammenzuziehen, weil ich meine Töchter nicht von ihrem Papa wegreißen möchte und er kann wegen seiner Arbeit nicht weg. Er arbeitet im angrenzenden Ausland und muss die Zeit durchhalten, um eine Rente zu beziehen. Ich bin eigentlich recht eigenständig und mit meinem Leben und Alltag unter der Woche zufrieden und gut ausgefüllt. Ich habe es mir mit meinen Töchter schön gemacht, mit dem Papa läuft es gut, ich habe einen Beruf, der mir Spaß macht, Freunde, Familie (leider weit weg, aber ein großer Halt) und viele Ideen, wie ich meine Zeit füllen kann. Und ich bin auch gern mal allein und könnte mir eine Wochenendbeziehung ganz gut vorstellen, auch wenn mein Wunsch nach einem richtigen Familienleben schon da ist.

Mein Lebensgefährte ist nun aber leider sehr instabil, was zu massiven psychischen Problemen geführt hat und das ist das Hauptproblem. Er kommt mit nichts mehr klar, ist verzweifelt, antriebslos, gefühllos hat keine Freude an nichts, ist total hoffnungslos. usw. vielleicht eine Depression, vielleicht auch Ängste und Probleme mit dem Alleinsein.
Er wohnt zum 1.Mal in seinem Leben allein, hat eine Arbeit, die ihm nicht gefällt, hadert mit seinem Leben und den Chancen, die er nicht hatte, wohnt auf dem tiefsten Land, ist gesundheitlich angeschlagen und kann durch den Schichtdienst keine Regelmäßigkeit in sein Leben bringen. Alle 2 Tage arbeitet er anders und hat keinen Schlaf-keinen Essensrhythmus, Hobbies z.b. lassen sich da ganz schlecht integrieren.
Dabei war er immer sehr aktiv, an so vielem interessiert, ist so ein lebensvoller Mensch voller Ideen, ich habe das Gefühl er ist irgendwie im falschen Leben und kommt da nicht raus.

Zur Folge hat das, das er sich total zurückzieht. Wir sehen uns kaum (in den letzten 2 Monaten 6 Tage), er schreibt keine Nachrichten, telefoniert haben wir bisher fast jeden Tag, aber das lassen wir jetzt auch. Es ist einfach zu schmerzhaft. Er sagt, ich bn die Frau, die er sich immer gewünscht hat, zum ersten Mal hat er jemanden gefunden, der ihn so glücklich macht, der sein Leben so mit Farbe überschüttet.
Aber jedesmal wenn wir uns sehen und einer fährt ist es so schmerzhaft für ihn, dass er in dieses tiefe Loch fällt, aus dem er nicht raus kommt. Ich bekomme dann nichts mehr von ihm, keine Gefühle, keine Zuwendung, es ist als ob er verschwunden ist. Er hat schon zweimal mit einer bekannten Psychologen gesprochen, die ihm rät, eine Therapie zu machen und zu lernen, alleine zu sein. Wirklich alleine auch ohne mich. Und da er das nicht will, mich aufgeben, hat er riesige Angst vor einer Therapie.
Ich glaube auch, dass er lernen muss, mit seinem Leben klar zu kommen, Aber das hieße wohl die Beziehung beenden.
So wie es gerade ist, geht es nicht, ich merke, dass ich daran kaputt gehe. Ich schlafe und esse nicht, weiß vor Kummer nicht ein noch aus, bin abwechselnd tieftraurig oder sehr verzweifelt und halte diesen Zustand einfach nicht aus. Aber sich zu trennen, wenn bei beiden die Liebe da ist? Wie soll das gehen?
Ich denke, ich müsste ihn loslassen, aber das ist wahnsinnig hart. Ich habe auch überlegt, mal eine Auszeit zu nehmen. Eine Weile keinen Kontakt, aber er meint, ich bin immer in seinem Kopf, das würde auch nicht helfen.
Es ist wahnsinnig schwer zu verstehen und zu akzeptieren, dass ein Mensch einen so sehr liebt, dass er es nicht aushalten kann und mich darum zurückstößt. Ich habe vor jedem Telefongespräch Bauchschmerzen und finde einfach keine Lösung für uns.
Darum bin ich hier, um das irgendwie durchzustehen.

Liebe Grüße Susanne

16.01.2018 13:38 • #1


monchichi_82
Unter den beschriebenen Bedingungen kann ich verstehen das es ihm schlecht geht. Einerseits die ungünstigen Arbeitsbedingungen die sicherlich viel Energie abverlangen, eine ExFrau mit einer psychischen Erkrankung, ein Kind das seine Aufmerksamkeit braucht und eine Beziehung die ein aufmerksames, liebevolles Miteinander verlangt. Teilen kann er sich nicht und offenbar wächst ihm seine persönliche Situation über den Kopf. Wenn man sich ständig überfordert, keine gute Psychohygiene betreibt kann daraus durchaus eine Depression entstehen.
Das dich das frustriert kann ich verstehen, würde unter den Bedingungen aber den geordneten Rückzug antreten. Er kann sein Leben nicht aufgeben und mit Sack und Pack zu dir ziehen, umgekehrt genauso nicht, eine Zwischenlösung funktioniert auch jetzt nicht.
Wie habt ihr euch das vor Beziehungsbeginn vorgestellt und abgeredet?
Unangebracht und seltsam finde ich die Beschreibung über den Psychotherapeuten der bereits vor Therapiebeginn zur Trennung rät und wie dein Partner lernen kann alleine zu sein. Sollte er das tatsächlich so ausgedrückt haben, was schwer vorstellbar ist, dann kann auf die Art kein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis stattfinden.
Ich halte es auf die Ferne allerdings auch für das Beste sich zu trennen wenn die Beziehung nur noch Kummer und Bauchschmerzen verursacht.

16.01.2018 14:08 • #2


C
Danke für deine Antwort! Es tut wirklich gut, einfach eine andere Meinung zu hören.
Ich habe erst im Lauf der Beziehung verstanden, wie unmöglich es ist für ihn, umzuziehen. Irgendwie ist das ja auch nicht das Thema für die ersten Treffen auch wenn wir da schon früh drüber nachgedacht haben. Und ich selber war einfach zu optimistisch, um komplett auszuschließen, dass ich in seine Nähe ziehen könnte, da mein Exmann sowieso aus dem Ausland kommt und ursprünglich aus Deutschland wegziehen wollte. Naja das sind so Gedankenexperimente mit denen man sich erstmal über Wasser hält.
Ich frage mich auch, warum er selber sich so sicher ist, dass ein Therapeut ihn dahinführen würde, dass eine Trennung das Beste ist. Das ist seine Vorstellung. Die Psychologin, mit der er geredet hatte, war eine Bekannte, die ihn aber nicht therapieren wird.
Lg Susanne

16.01.2018 19:14 • #3




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