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Umgang mit meiner psychischen Erkrankung

G
Ich bin seit 1 1/2 Jahren in einer Beziehung mit einem Mann, den ich sehr liebe.
Zuvor war ich 12 Jahre allein. seit 13 Jahren bin ich Alleinerziehend mit zwei wunderbaren Kindern 13 und 15 jährig.
Aus traumatischen Erfahrungen in der Kindheit habe ich eine Angststörung entwickelt. Ich bin seit Jahren in Behandlung und insgesamt geht es immer weiter bergauf.
Als ich meinen Partner kennengelernt hab, hab ich ihm schnell davon erzählt. Er sollte wissen auf was er sich einlässt.
Oft konnte er mit Panikattacken ganz gut umgehen. So alle 5-6 Wochen passiert es, dass ich in die Retraumatiisierung rutsche und es mir richtig schlecht geht.

Bei der letzten Panik hat er mich mit Beschimpfungen und Druck immer weiter in die Angst getrieben. Ich bin so kaputt gewesen.
Ich habe ihm gesagt, ich brauche ein wenig Abstand. Ich muss mich erholen.
Ich habe ihm klar gesagt, dass er mich wahnsinnig verletzt hat. Er hat es auch verstanden.

In der Beziehung gibt es noch ein Problem. Er ist absolut nicht kritikfähig. Jede Kleinigkeit wird für ihn zu einem riesen Theater, insbesondere wenn es seine Kinder betrifft. Auf meinen hackt er gerne rum. Die können sich aber zum Glück wehren oder nehmen ihn gar nicht so ernst.
Patchwork, d.h. seine und meine Kinder funktioniert max für ein paar Stunden.

Ich möchte die Beziehung nicht aufgeben, wir haben auch oft so innige Zeit. Aber gleichzeitig muss ich mich auch schützen. Es laugt mich aus, wenn ich jedes Wort überlegen muss, weil er es wieder als Kritik auffassen könnte.
Ich habe ihm das auch schon gesagt, er bestätigt auch hin und wieder dass er mit Kritik nicht umgehen kann. Ich bin nicht die erste, die ihm das vorwirft.

Es strengt mich wahnsinnig an, wenn ich mit seinen Kindern bin, die null Benehmen haben. Und ich traue mich nicht zu sagen, dass schmatzen, nasenpopeln, mit den Fingern essen für achtjährige nicht mehr sein muss, aus Angst, es könnte wieder ein Riesendrama draus werden.

Jetzt sitze ich da, leide wie ein Hund und weiss nicht, ob ich hoffen soll, dass wir einen Weg finden oder es lieber bleiben lasse.
Vielleicht ist es für einen aussenstehenden sonnenklar ?

05.04.2020 13:22 • #1


E
Du sprichst eigentlich drei Probleme an.
1. Er kann nicht gut mit Deinen Panikattacken umgehen - warum wurde er das letzte Mal so wütend? Greifst Du ihn während einer Panik direkt an, oder wie kann ich mir das vorstellen?
2. Er kann mit Kritik nicht umgehen.
3. Ihr habt völlig unterschiedliche Vorstellungen von Kindererziehung.
Für 1. kannst Du ihm evtl. eine Art 'Rezept' geben, wie Du Dir die Unterstützung in einer Ausnahmesituation wünschst. Bei 3. hilft wahrscheinlich nur, diese 'Großfamilien'-Zeiten nicht zu oft zu machen. Nehmt Euch lieber Zeit alleine, wenn die Kinder bei den anderen Elternteilen sind.
Bei 2. kannst Du leider nichts machen, das ändert sich nicht mehr.
Insgesamt klingt Eure Beziehung echt schwierig, aber wenn Du daran arbeiten willst, dann führe ein offenes und ehrliches Gespräch mit ihm.

05.04.2020 13:31 • x 1 #2


A


Umgang mit meiner psychischen Erkrankung

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Butterkrümel
Ich sehe hier auch drei unterschiedliche Baustellen. Zum Thema 3 Kindererziehung und was Kinder in welchem Alter dürfen, möchte ich nichts sagen, da haben andere Leute hier deutlich mehr und bessere Erfahrung.

Zum Thema 1, Panikstörung. Mir hat ein Therapeut einmal gesagt, der Partner darf niemals zum Therapeuten werden, er ist der Partner. Als Therapeut hat man gelernt, sich emotional zu distanzieren, ist nicht direkt betroffen und hat eine fachliche Ausbildung, als Partner sollte man das nicht müssen und auch nicht können. Es bringt die Beziehung völlig aus dem Gleichgewicht. Der Grund, warum Therapeuten nichts mit ihren Patienten anfangen sollten. Die Augenhöhe existiert nicht. Ich finde das absolut richtig. Erwartest du von ihm, dass er dich auf eine bestimmte Art und Weise betreut, wenn du eine Angstattacke hast? Oder gibt es einen Grund, warum er so aggressiv reagiert hat? Du musst das nicht beantworten aber vielleicht verlangst du von ihm eine Erfahrung und Professionalität im Umgang mit deiner Erkrankung, die er nicht hat und auch nicht haben muss und sollte.

Natürlich geht es gar nicht, dass er aggressiv wird oder respektlos. Ich finde, das kann man von einem Partner verlangen. Was war da los, dass er so extrem auf deine Panikattacke reagiert hat? Vielleicht könnt ihr einfach noch einmal eure gegenseitigen Ansprüche und Erwartungshaltungen in Bezug auf deine Erkrankung an den anderen ansprechen. Du hast viele Jahre Erfahrung damit und was dir hilft und was nicht. Diese Erfahrung hat er nicht.

Was das Thema Kritikfähigkeit angeht, finde ich das in der Tat schwierig. Das ist m.E eine Charaktereigenschaft, die man nicht so einfach ändern kann, selbst wenn er das möchte. Es kommt dabei sicher auch darauf an, ob es sich dabei immer um die selben Kritikpunkte handelt oder ob du ständig etwas bemängelst, was er macht. Ich bin eigentlich immer ein großer Freund davon gewesen, Menschen selbst entscheiden zu lassen, wie sie Dinge angehen - solange es sich nicht auf mich auswirkt. Wenn er also nicht der ordentlichste ist, ihr aber nicht zusammenlebt, dann geht dich das mMn nichts an. Lebt ihr zusammen und du musst unter dem Chaos leiden, ist das etwas anderes. Um welche Punkte es dabei geht, kannst nur du wissen. Sind es elementare Dinge, die für dich Folgen haben und wo er auch zu einem Kompromiss nicht bereit ist, dann dürfte es schwierig werden. Bei der Erziehung seiner Kinder bspw. würde ich mich raushalten. Die sind sein Thema. Solange die Kinder nicht deine Bücher im Garten verbrennen, muss er entscheiden, was seine Kinder dürfen oder nicht.

Das alles ist natürlich nur meine Ansicht und kann für dich völlig unpassend sein, weil du diese Dinge ganz anders siehst aber vielleicht ist es trotzdem eine Hilfe, einmal eine andere Sichtweise zu hören.

Alles gute Dir und vor allem, dass es dir gesundheitlich immer weiter besser geht.

05.04.2020 13:47 • #3


OxfordGirl
Zitat von Gartenfrau:
Jetzt sitze ich da, leide wie ein Hund und weiss nicht, ob ich hoffen soll, dass wir einen Weg finden oder es lieber bleiben lasse.

Kannst du für dich das Ziel definieren? Ich glaube erst dann macht es Sinn, den Weg zu suchen, oder zu entscheiden, ob der Weg gangbar ist.

05.04.2020 14:00 • #4


E
Denke, Du kennst die Antwort selber.

06.04.2020 09:46 • #5




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