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Verliebtsein mit Bindungsangst in Bindungsängstlichen?

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Liebe Forenmitglieder, zuletzt habe ich hier von meiner ziemlich desaströsen Beziehung/ Trennung berichtet und befand mich noch im Liebeskummerstrudel. Das ist zum Glück vorbei und ich habe mich seitdem dem Datedschungel hingegeben und teils auch einfach Spaß gehabt. Dabei ist nun herausgekommen, dass ich vor 5 Wochen einen ziemlich hübschen Kandidaten über die bekannte Dating App, welche ich für gewöhnlich als Katastrophe empfinde kennengelernt habe. Nun ja, da kannte ich ja IHN noch nicht. Ich konnte jetzt hier ewig schwärmen, weil es mich doch recht erwischt hat. Hier kommen wir aber zur Problematik. Ich habe ziemliche Bindungsängste, die dazu führen, dass ich in einem JA NEIN VIELLEICHT Strudel gefangen bin und häufig einfach nur tierische Angst vorm Verliebtsein und dem daraus folgenden Liebeskummer habe. Mittlerweile lese ich sehr viel zu der Problematik, habe sogar eine Therapie dazu begonnen und denke ich kriege es irgendwann in den Griff. Bei diesem jungen Mann nun hatte ich meine Ängste auch nicht gut unter Kontrolle. Dazu kommt, dass ich davon ausgehe und das derzeit auch näher untersuche, hochsensibel zu sein. Das heißt, ich spüre sämtliche Emotionen um mich herum und merke auch Gefühlswechsel. Diese interpretiere ich dann, manchmal aber natürlich auch falsch.

Hier war es nun so, dass wir ein wunderschönes erstes Date hatten und er mich einfach umgehauen hat. Wir haben schon beim ersten Date geknutscht, er sprach von sich vertraut anfühlen, wollte mich nicht alleine nach Hause gehen lassen, sondern fuhr mich nach Hause. Naja und es ging so weiter. Beim zweiten Treffen haben wir bereits miteinander geschlafen (ich weiß. Fast Fast Fast). Und naja, es fühlte sich wirklich alles sehr richtig und gut an. Seine Zahnbürste steht seit Treffen 3 oder 4 bei mir in der Wohnung, er sagte, dass er niemanden mehr außer mich treffen möchte, weckte mich nachts, um mir zu sagen, dass er mich so mögen würde und er sich selbst wundert, wie das alles sein kann. Wir gingen spazieren, ständig blieb er stehen um mich zu umarmen, mich zu küssen.

Meine Schwierigkeit ist, dass ich mich zwar nach einer Beziehung sehne, gleichzeitig aber auch tierisch Panik habe. Ich bin sonst sehr selbstsicher, in Beziehungskonstellationen fühle ich mich unsicher und anders als normalerweise. Sehr verletzlich, ängstlich und irgendwie nicht genügend. Aber das hat alles seine Gründe und ich arbeite dran. Trotzdem ist es irritierend für Menschen, das weiß ich auch. So auch hier. Anfangs lernte er mich als sehr stark kennen und sagte, er sei eingeschüchtert von meinem Äußeren und betonte einmal, ob ich denn immer alles alleine machen müsse, oder ob er das diesmal für mich machen darf. Das war in den ersten zwei Wochen. Danach ist es gekippt. Ich mochte ihn gerne und meine Angst wurde immer stärker. Ich denke er hat das gespürt. Wir hatten sonst täglichen Kontakt, keinen übermäßigen Kontakt, aber dennoch einmal am Tag. Im Wechsel. An einem Tag, den ich als sehr intensiv und schön empfunden hatte, hier hatten wir Video geskypt, hatte ich ihm einen Date-Vorschlag geschickt, den er sehr lange unbeantwortet ließ (mehrere Stunden). Ich wusste, dass er arbeitete, da er jedoch sonst ein eher schnelles Antworteverhalten hatte, machte mir auch dies Angst. Dazu muss ich sagen, ich habe ein sehr ausgeprägtes Bauchgefühl, was ich der möglichen (eher sehr wahrscheinlichen) Hochsensibilität) zu schreibe.

Zudem war es so, dass wir uns immer nur bei mir zu Hause trafen, er wohnt in einer WG und sagte bei ihm sei es zu chaotisch et cetera. Das schrieb ich erst dem Umstand zu, dass er mich wirklich so mochte (er sagte mir auch immer wieder, dass er mich sehr toll findet) und deshalb nur den besten Eindruck machen wollte. Da wir uns nur bei mir trafen, hier hatten wir zwar meist S., aber es fühlte sich nicht wie eine Bettgeschichte an, im Gegenteil, hatte ich dennoch manchmal eine gewisse Skepsis. Er kümmerte sich aber sehr um mich, wir gingen spazieren, kochen, kuschelten ohne Ende, schauten Filme, erzählten und schliefen miteinander. Aber dies nicht übermäßig oft und vor allem sehr liebevoll, schüchtern und eher zaghaft. Also kein wildes Übereinanderher fallen;). Auch sonst machte er sich viele Gedanken über mich.

Dennoch hatte ich durch das verzögerte Antworten und dem Umstand, dass er sich auch diesmal wieder bei mir treffen wollte und meinen Datevorschlag nach Wandern ablehnte, weil er so müde sei, irgendwie wieder Angst. Angst, dass er das alles gar nicht so ernst meinen könnte. Ich glaube ich hätte einen häufigeren Kontakt gebraucht und dass er mich auch öfter von sich aus gefragt hätte, ob wir uns sehen. Das kam nämlich nach den ersten Treffen meist von mir aus. Wo er jedoch immer gerne zusagte.

Irgendwann meldete er sich dann einen Tag nicht und am zweiten Tag war auch bis später abends nicht zu hören. In dieser Zeit arbeitete er zwar viel, aber mein Bauchgefühl rebellierte. Dazu kam noch, dass das letzte Treffen, was wir davor hatten, mir eher distanziert vorkam. Wir schliefen nicht miteinander und er stellte eine Persönlichkeitsanalyse auf, dass ich sehr angewiesen auf äußere Bestätigung sei und eher konfliktscheu und noch weitere Punkte. Das fand ich für ein Kennen von drei Wochen sehr extrem und im Datingprozess irgendwie nicht positiv. Zumal dies auch nur die halbe Wahrheit ist.

In jedem Fall schrieb ich ihm, seine Antwort empfand ich als sehr knapp und lieblos und das passte alles nicht zu der Zahnbürste bei mir im Bad und der Aussage, dass er sich Gedanken mache, was aus uns wird und mit mir ihn das ja schon beschäftigen würde, er das sonst ja besser einfach laufen lassen könne.

In jedem Fall sagte ich ihm dann über WhatsApp, dass ich was auf dem Herzen habe. Wir telefonierten und ich erzählte ihm von meinen Ängsten und dass es für mich alles etwas zu schnell war, mit der Aussage nach Exklusivität und den Gefühlsbekundungen. Das war nicht klug, ich weiß. Ich hatte so Panik (ja ich bekomme dann Panikmomente) und hatte das Gefühl ich verschenke gerade mein Herz an einen Menschen, der es doch nicht haben will. Ich erklärte ihm, dass ich in meiner Exbeziehung mit diesem rasanten Tempo so auf die Nase gefallen sein und ich nun noch mehr Angst habe. Er stimmte mir zu, sagte mir, dass er auch irgendwann dachte, dass das unnatürlich sei dieses Tempo, wir ja noch gar keine Basis haben und er außerdem denkt, dass ich sehr viel Aufmerksamkeit brauche und er immer das Gefühl hat, er müsse sich um mich kümmern und er eigentlich für sein Selbstständigen Dasein so viel Energie braucht und ständig unzufrieden schon mit sich selbst ist, dass er zu wenig Energie für alles habe. Außerdem machte er sich Gedanken, ob ich mit seinem chaotischen Leben zurecht kommen würde, weil ich in seinen Augen so viel Energie von ihm benötigen würde. Aber das er mich ja schon gerne mögen würde.

Naja, blöderweise, glaube um ihm etwas Luft zu geben, schrieb ich dann eine sehr dämliche Nachricht, dass ich ja eigentlich keine Beziehung hatte haben wollen (Halloooooo Bindungsangst du mieser Verräter) und dass das alles zu schnell war. Wir einigten uns dann auf Lockerkeit. Ich wollte ihn aber eigentlich nur in Ruhe kennenlernen, um keine Erwartungen zu haben, die meine Angst nähren. Ich brauche einfach ein langsam wachsendes Vertrauen und keinen rasanten Schnellstart, der schlussendlich in ein gebrochenes Herz mündet.

Ich fasse mich nun kürzer. Er wollte es ab dem Zeitpunkt nicht mehr exklusiv, was für ihn wohl normal ist, solange man es nicht so definiert und alles weniger verbindlicher. Ich hätte sein Bedürfnis aufgedeckt und außerdem sei das nun doch alles kompliziert.

Für mich ist das lockerere auch gut, wobei ich gerne Exklusivität hätte. Andererseits ist auch irgendwie ok, weil es mich so auch nicht stresst. Etwas paradox. Also ich bin etwas verliebt und ich verbringe gerne Zeit mit ihm. Mein Wunsch wäre, dass wir uns so in Ruhe kennenlernen und testen, ob es passt. Er will mich zwar sehen und treffen, aber alles nun sehr unverbindlich.

Ich bin hochgradig irritiert. Erst war er schock verknallt, wollte alles schnell festsurren, inklusive Zahnbürste und dann, sobald ich Angst bekommen habe, wird nun alles ad acta gelegt. Ich denke, dass er sich schon vorher Gedanken machte, aber ich weiß nun gar nicht, wie er zu mir steht. Vermutliche einfach als Affäre.

Wie geht das? Erst Gefühle für Jemanden zu haben, der dann verrückt spielt und nun Nein, ich will es nicht mehr wie vorher, ich will alles offen und wir können andere treffen. Er schreibt nun auch eher unemotional und knapp. Wenn wir uns aber sehen, ist es wie in einer Beziehung. Er will mit mir kuscheln ohne Ende. Kuschelt sich nachts an mich, nimmt meine Hand, küsst mich ständig. Sagt mir immer wieder wie hübsch er mich findet oder schön. Und wenn wir miteinander schlafen (es ist noch immer totaler Beziehungss.) sagt er im Anschluss zu mir, dass er es so schön findet mir so nah zu sein. Oder er hilft mir bei Dingen und kümmert sich um mich in dem er mehrere Schritte vorausdenkt, ist dir kalt? Magst du eine Wärmflasche zum Beispiel.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß, dass ich sehr sehr sensibel bin, das sagt er auch. Ich bin ein sehr warmer, feinfühliger, vom Wesen sehr zarter Mensch. Das weiß er glaube ich alles. Ich sagte ihm mal, dass ich Angst habe, wenn es nicht exklusiv ist, dass ich mein Herz unnötig verschenke. Er müsste meine Gefühle kennen und hat zuletzt trotzdem noch einmal die Voraussetzungen definiert.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich lasse ihn gerade sehr auf mich zukommen. Im übrigen habe ich ihm zuletzt, vor unserer neuen Vereinbarung, genau von meiner Beziehungsangst erzählt.

Soll ich ihn vergessen? Oder vielleicht nun einfach Raum geben und ihm zeigen, dass er mich falsch einschätzt und er sich nicht um mich kümmern muss und er genug Raum für sich selbst erhält. Meine Freunde vermuten im übrigen Bindungsangst auch auf seiner Seite, weil jeder Fehler machen dürfe und ich x fach erklärt habe, dass ich ihn ja weiterkennenlernen will und nur ruhiger, aber dennoch exklusiv. Er sagt nämlich zu mir, ich hätte das ja alles so gewollt.

Achja, mittlerweile war ich auch bei ihm zu Hause. Es ist wirklich chaotischer als bei mir und weniger schön;)

Was denkt ihr? Ich danke euch so sehr im Voraus:)

07.02.2018 14:37 • #1


H
Heisst du zufällig Ela?

Ich würd über ne nette Psychotherapeutin nachdenken, wenn du solche Angst hast....

07.02.2018 18:03 • #2


A


Verliebtsein mit Bindungsangst in Bindungsängstlichen?

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D
Ich würde sagen der Mann passt nicht zu dir und es ist dein Bauchgefühl das dir das sagen will aber du glaubst es sind deine Bindungsängste.

Er wollte sofort am Anfang alles und damit ist er unglaubwürdig. Du wirst sicher bald eine andere Seite von ihm kennenlernen denn solche Männer haben Anfang Verständis aber sind später genauso schnell weg.

Ich denke du bräuchtest einen Mann der es auch langsam angeht..ihr solltet einfach das gleiche Tempo von Anfang an haben denn sonst hast du immer das Gefühl die Gejagte und Gehetzte zu sein.

07.02.2018 18:20 • x 1 #3


T
Für mich hört sich das nicht nach Bindungsängsten sondern nach Verlustängsten an. Du hast schon Angst, dass es vorbei ist, wenn er sich mal einen Tag trotz Arbeit nicht meldet oder wenn er sich erst nach ein paar Stunden meldet?
Eine Beziehung kann nicht funktionieren, wenn du schon in so einem frühen Stadium klammerst. Das wird ihn abschrecken.
Dass er lieber alleine bei dir, als bei ihm in einer WG, wo ihr nie ungestört seid, ist in meinen Augen nachvollziehbar.
Meiner Meinung nach solltest du versuchen, deine Probleme (möglicherweise mit einer Therapie) in den Griff zu kriegen, und ja, auf alle Fälle ihm Raum zu lassen.

07.02.2018 18:30 • #4


kugelschrei
Ist jetzt zwar schon ein alter Thread, aber für mich hört sich das schon nach Bindungsangst an - denn die ist ja häufig nur vordergründig Bindungsangst, während dahinter eigentlich die Angst steckt, das einmal Gewonnene, die Liebe und Zuneigung, wieder verlieren zu können.

Und deshalb stoppt man lieber das Ganze, ehe es zu sehr unter die Haut geht - bis hin zu einer Art Selbstmord aus Angst vor dem Tod, also lieber selbst Schluss machen, bevor es zu tief geht, und weil man meint, um das Alleinsein sowieso nicht herumzukommen, kann man so wenigstens das Verlassenwerden vermeiden und hat die Kontrolle bewahrt.

Wenn ich Dich so lese, habe ich den Eindruck, dass Dein Freund sehr gut mitbekommen hat, dass Du kalte Füße bekommen hast und auf Sicherheitsabstand gegangen bist, und darauf hat er sich einfach eingestellt. Du bist eine unsichere Kandidatin, also wozu sich zu stark binden?

09.11.2018 18:23 • #5




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