Liebe alle
Ich lese seit längerem hier mit und brauche nun auch eure Hilfe.
Ich bin weiblich, 26 Jahre alt, und relativ ausgeglichen .
Kurz zu meiner Vorgeschichte:
Ich bin ein Scheidungskind. Mein Vater war kein guter, er war sehr aggressiv. Meine Mutter hat sich von ihm scheiden lassen als ich 3 Jahre alt war. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen/gehört. Ist wahrscheinlich besser so. Seither hatte ich ständig mit Loslassen zu kämpfen. Ob Scheidungen von den Verwandten, Todesfälle, Auswandern. Irgendwie muss ich mich schon mein Leben lang verabschieden.
Ich dachte immer, dass mich genau das stark macht. Ich habe ein grosses Durchsetzungsvermögen, ob bei Freunden, Familie, bei der Arbeit oder in der Ausbildung. Ich kämpfe schon mein Leben lang für bessere Verhältnisse. Gleichzeitig bin ich sehr emphatisch, sehr verletztlich, nach Aussen zeige ich mich stark.
Mit 23 habe ich einen Mann kennengelernt. Er hat mich nicht gut behandelt. Und da stellte sich mir die Frage, warum ich mich so behandeln lasse? Selbst, als er mich verlassen hat, wollte ich ihn zurück. Ich habe für ihn alles aufgegeben, habe alles mit mir machen lassen, er hat mich psychisch missbraucht. Ich habe es immer auf seine Kultur geschoben, beziehungsweise auf die Verhältnisse, in den er aufgewachsen ist. Er war extrem eifersüchtig, hatte kein schönes Wort für mich übrig und ja das Übliche . Als er mich dann verlassen hat, habe ich mich gefragt, warum ich ihn zurück möchte. Eine Zukunft mit so einem Menschen wollte ich nicht, mit so einem Menschen wollte ich meine Zukunft nicht teilen, ich kann so einen Menschen doch gar nicht lieben. Und da habe ich es verstanden. Es war nicht Liebe, es war die emotionale Abhängigkeit. So habe ich mich auch in das Thema der Verlustangst eingelesen. Nach diesem Tag hab ich ihm nie wieder angerufen, nicht das Telefon abgenommen, nichts. Absolute Stille. Kalter Entzug.
Das ist nun über 1.5 Jahre her. Ich war single, nicht an Männer oder Spass interessiert, ich habe neue Sprachen gelernt, mich auf die Schule konzentriert. Seit 5 Monaten habe ich eien Schatz an meiner Seite. Wir diskutieren über normale Sachen, lieben uns, klammern nicht, verstehen uns. Ich merke jedoch, je mehr ich mich verliebe, desto mehr kommen negative Gedanken hoch (was ist, wenn er mich verlässt, was ist, wenn ihm was passiert). Ich mache ihm nie Szenen, da ich weiss, dass er nichts für meine Gedanken kann. Ich lasse mir auch nichts anmerken, ich habe früh genug gelernt zu lachen, obwohl mir nach Weinen war. Er macht nichts falsch. Wir haben unsere Differenzen, aber alles im Rahmen. Ich habe gelernt mich selbst zu lieben, brauche die Bestätigung von ihm nicht, dennoch gibt er sie mir. Es lauft also alles gut, ausser diese blöden Gedanken. Ich habe manchmal solche Angst davor, ihn zu verlieren, dass ich vollkommen vergesse, hier und jetzt zu leben. Das schlimmste - er gibt mir keinen Grund so zu denken! Ich habe meine Hobbies, meine Freunde, Familie, trotzdem Angst, dass ich gerade dabei bin, mich abhängig zu machen.
Denkt ihr, dass man das Thema auch alleine behandeln kann? Ohne Therapie?
Ich würde mich über eure Meinungen freuen!
16.10.2019 12:53 •
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