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Verlustangst ist ein schlechter Begleiter

F
Hallo ihr Lieben,
das Thema passt vielleicht nicht hundertprozentig in dieses Forum. Trotzdem hoffe ich auf auf einen guten Austausch. Es geht darum ,dass ich in einer glücklichen Beziehung bin, aber meine Angst lässt mich dies nicht genießen.
Kurz zur Vorgeschichte: mein Partner ist im Herbst 2016 an Krebs erkrankt. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht zusammen. Aktuell ist alles erstmal ausgestanden, die Nachsorgen waren auch in Ordnung. Aber die Angst vor einem Rezidiv bleibt natürlich. Er möchte überhaupt nicht über das Thema reden.
Ich bekomme es aber nicht in den Griff, zumal ich beruflich auch ständig getriggert werde. Also sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen Und das ist aber ja die einzige Lösung. Ich würde mich freuen zu erfahren ob es jemanden ähnlich geht und was Strategien sein könnten.
Danke

13.07.2023 14:40 • x 1 #1


M
Denk' immer daran, dass Du Dir die Gegenwart mit ihm kaputtmachst, wenn Du es zulässt, dass Deine Ängste die Oberhand gewinnen.
Außerdem besteht ja auch die Möglichkeit, dass alles gut wird und bleibt!

13.07.2023 14:52 • x 4 #2


A


Verlustangst ist ein schlechter Begleiter

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F
Vielen Dank für deine Antwort! Im Grunde weiß ich das ja auch, aber in fast jedem schönen Moment fährt es wie ein Blitz durch mich durch und die Angst ist da. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, denn ich möchte meinem Partner natürlich keine Angst zu machen.

13.07.2023 14:59 • x 1 #3


Schnitzel2000
Hey @FrauVonUnruh wie stehst Du denn zum Tod/ Jenseits? Gibt es für dich ein Leben danach? WEnn ja, kannst du Dir damit versuchen, ein besseres Vertrauensverhältnis, Urvertrauen zum Leben, aufzubauen. Es geht ja gerade darum, dass wir das Leben so sehr genießen, da wir hier in unseren Körpern alles erfahren dürfen.

Ich habe mal gelesen - hau mich nicht, ich weiß die Quelle nicht, kann aber Dr. Google bestimmt lösen, falls es dich interessiert: Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Angst

Schön wäre, wenn Du für Dich das Vertrauen in dein Leben aufbauen kannst. Dann kannst Du
a) nicht nur das Hier und jetzt besser genießen sondern
b) bei Ängsten deines partners, die er bestimmt auch hat, positive Stärke ausstrahlen.

viel Kraft für diesen Weg - und ja, er ist bestimmt nicht einfach.

13.07.2023 15:56 • x 3 #4


F
@Schnitzel2000 vielen Dank für deinen Beitrag! Ich denke eigentlich, dass ich eine „gute“ Einstellung zum Tod habe, ich bin Krankenschwester und war schon oft mit dem Tod und Sterben konfrontiert. Wobei ich zugeben muss dass ich mit dem Tod hauptsächlich im Reinen bin, wenn es ältere Leute betrifft die ihr Leben gelebt haben. Bei jüngeren ist es schon schwieriger.
Ein Gedanke der mich sehr umtreibt ist eben auch, dass ich Angst habe dass irgendwas nicht richtig gelaufen sein könnte in seiner Behandlung. Ich durchforste dann heimlich seine Unterlagen und hätte auch Fragen, aber die kann ich niemandem stellen weil ich natürlich nach all den Jahren keine Möglichkeit habe mit seinen Ärzten zu sprechen. Und selbst wenn es so wäre liesse es sich ja nicht mehr ändern. Ich habe einfach auch ein bisschen das Vertrauen in Ärzte und die Medizin verloren weil ich so viel mitbekomme was schief läuft.
Ich werde auf der Arbeit einfach auch furchtbar oft getriggert und deswegen werde ich sogar Ende des Jahres den Arbeitsplatz wechseln.

13.07.2023 16:09 • x 2 #5


Schnitzel2000
Zitat von FrauVonUnruh:
dass ich mit dem Tod hauptsächlich im Reinen bin, wenn es ältere Leute betrifft die ihr Leben gelebt haben. Bei jüngeren ist es schon schwieriger.

das kann ich total verstehen - und ja, gerade weil Du vom Fach bist, ist es natürlich nicht einfacher für Dich.


Zitat von FrauVonUnruh:
Ein Gedanke der mich sehr umtreibt ist eben auch, dass ich Angst habe dass irgendwas nicht richtig gelaufen sein könnte in seiner Behandlung. Ich durchforste dann heimlich seine Unterlagen und hätte auch Fragen, aber die kann ich niemandem stellen weil ich natürlich nach all den Jahren keine Möglichkeit habe mit seinen Ärzten zu sprechen.

Hier ist wirklich aus meiner Sicht ein Feld, dass Du für Dich bearbeiten kannst, darfst... im Bekanntenkreis habe ich gerade einen ähnlichen Fall - und es ist Gift für die Beziehung, dass heimlich die Diagnosen besprochen werden mit Dritten. Ich kann den Wunsch danach total verstehen - total - glaub mir - totaler als total (vor einigen Jahren war meine Mutter schwerkrank und ich dachte, ich verliere sie - da hättest du mich mal rödeln sehen sollen, was ich mit den Gutachten und Ärzten alles am Start hatte)... aber:

Unbewusst wird sich dadurch etwas ändern, die Unruhe wird sich auf Deinen Partner, das Miteinander mit ihm übertragen. Was ist, wenn Du einen Fehler herausfindest? Dann muss er auf Verdacht wieder in die Mühle des Medizinapparates - statt sein Leben mit dir an seiner Seite zu feiern und zu leben.

Ja, im KH passieren so viele Dinge - keine Frage. Aber ich glaube inzwischen, dass das eigene Leben schon im groben Rahmen vorgegeben ist. Man kann die Chancen im Leben ergreifen und nutzen und das Leben somit ein wenig leichter gestalten, aber bestimmte Erfahrungen wird man machen, so oder so. Dieser Gedanke ist wahnsinnig entlastend für mich, weil ich oft dazu neige, mich für andere so einzusetzen und den richtigen Weg zu suchen und zu zeigen.

Die erste Frage ist noch offen - die musst Du hier auch nicht beantworten: Glaubst Du, dass es danach weitergeht. Du hast ja als Krankenschwester (das Programm hat lustig übersetzt) schon einiges erlebt .

Noch ein Gedanke: Loslassen heißt nie aufgeben - das wird verwechselt. Loslassen heisst für mich, sich hingeben. Sich dem Verlauf des Lebens hingeben. Und keine Spannung mehr aufbauen, durch eigene Interaktion. Du wirst dann immer noch sehr gebraucht und kannst dein ganzes reiches Fachwissen auf jeden Fall im richtigen Moment einbringen - aber du wirst nicht mehr vom Druck heimgesucht, alles in die richtigen Bahnen lenken zu müssen.

Das kannst Du nicht. Das kann nur das leben selbst.. sei lieb gegrüßt

13.07.2023 16:22 • x 1 #6


F
@Schnitzel2000 nochmal vielen Dank für die lieben Worte!
Du hast es ziemlich auf den Punkt getroffen, ich möchte die Krankheit kontrollieren und erwarte von mir nichts zu übersehen, Fehler aufzudecken etc. Dabei würde das jetzt nach all den Jahren ja auch gar nichts mehr nutzen.
Und auch Krebs läuft ja nicht nach Schema F.
Ungefähr ein Jahr nach seiner Erkrankung wurden auch ganz viele neue Medikamente gelassen, davon hat er auch leider nicht mehr profitieren können.
Was das Leben nach dem Tod betrifft, darüber mache ich mir tatsächlich relativ wenig Gedanken. Ich würde mich schon auch als gläubig bezeichnen, aber es fällt schon schwer den Glauben nicht zu verlieren bei all den furchtbaren Dingen die ständig passieren. Und wenn es mir richtig schlecht geht finde ich leider auch im Glauben wenig Halt.

13.07.2023 16:47 • x 2 #7


M
Zitat von FrauVonUnruh:
Ich habe einfach auch ein bisschen das Vertrauen in Ärzte und die Medizin verloren weil ich so viel mitbekomme was schief läuft.


Kann ich verstehen. Empfinde ich teilweise auch so.

Zitat von FrauVonUnruh:
Ich werde auf der Arbeit einfach auch furchtbar oft getriggert und deswegen werde ich sogar Ende des Jahres den Arbeitsplatz wechseln.


Ohje, das ist auch ein Schritt. Hoffentlich klappt das alles zu Deiner Zufriedenheit und bringt dann auch etwas unterm Strich! Im Zweifel, Krankenschwestern werden ja überall gesucht, musst Du eben nochmal Ausschau halten.

Zitat von Schnitzel2000:
Aber ich glaube inzwischen, dass das eigene Leben schon im groben Rahmen vorgegeben ist. Man kann die Chancen im Leben ergreifen und nutzen und das Leben somit ein wenig leichter gestalten, aber bestimmte Erfahrungen wird man machen, so oder so. Dieser Gedanke ist wahnsinnig entlastend für mich, weil ich oft dazu neige, mich für andere so einzusetzen und den richtigen Weg zu suchen und zu zeigen.


Da ist was Wahres dran.

Zitat von FrauVonUnruh:
Dabei würde das jetzt nach all den Jahren ja auch gar nichts mehr nutzen.


Was aber in jedem Fall nutzt, ist möglichst gesunde Ernährung (mit Cheat Days! ohne ist unvorstellbar), regelmäßige Bewegung zu Fuß / mit dem Fahrrad an der frischen Luft u.s.w.....!
Wenn man das macht, hat das auch einen beruhigenden Charakter finde ich.

Zitat von FrauVonUnruh:
Ungefähr ein Jahr nach seiner Erkrankung wurden auch ganz viele neue Medikamente gelassen, davon hat er auch leider nicht mehr profitieren können.


Aber irgendwelche Kontrolluntersuchungen alle paar Jahre finden doch noch statt, oder?
Das gibt einem ja auch erstmal wieder eine gewisse Sicherheit, sofern nichts Altes/Neues gefunden wurde.

Zitat von FrauVonUnruh:
Ich würde mich schon auch als gläubig bezeichnen, aber es fällt schon schwer den Glauben nicht zu verlieren bei all den furchtbaren Dingen die ständig passieren. Und wenn es mir richtig schlecht geht finde ich leider auch im Glauben wenig Halt.


Vielleicht solltest Du Dich etwas mehr mit Deinem Glauben beschäftigen, Dich intensiver mit Gleichgesinnten austauschen und ihn damit sozusagen etwas stärken? -Denn ich glaube schon, dass Leute, die an irgendwas glauben, eine gewisse Lebensphilosophie oder ein Lebensmotto haben, besser durch's Leben kommen! Sie nehmen die Dinge nicht so schwer!

13.07.2023 19:10 • x 1 #8


F
Danke für deinen Beitrag
Ja , mein Partner hat regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen, am Anfang ganz intensiv, auch mit CT‘s etc. Im Laufe der Jahre jetzt wird das etwas weniger beziehungsweise die Abstände größer.

13.07.2023 19:18 • x 1 #9


F
Ich könnte diese Angst auch ein Stück weit annehmen und akzeptieren, sie ist nur so furchtbar dominant

13.07.2023 19:21 • x 1 #10


M
Zitat von FrauVonUnruh:
Ich könnte diese Angst auch ein Stück weit annehmen und akzeptieren


Klingt gar nicht mal so schlecht. Könnte sich noch als sehr brauchbar erweisen!
Im Übrigen möchte ich Dir noch an's Herz legen.: Es ist schön, dass Du hier bist! Hier sind Gesprächspartner rund um die Uhr, und man muss nicht nur über Liebeskummer sprechen.
Hier gibt's alles mögliche und manche User treffen sich sogar (regelmäßig) !

13.07.2023 20:17 • x 2 #11


F
Vielen Dank für diese lieben Worte

13.07.2023 20:23 • x 1 #12


M
Gern.

13.07.2023 20:35 • x 2 #13


F
Ich hoffe , dass sich vielleicht noch jemand mit einem ähnlichen Problem meldet

13.07.2023 22:31 • #14


M
Das könnte für Dich vielleicht von Interesse sein.: Unheilbare Krankheiten und Familie aus der Rubrik Offtopic von @Desperate1980 .



unheilbare-krankheiten-und-familie-t69482.html?hilit=unheilbare%20Krankheiten

13.07.2023 23:18 • x 2 #15


A


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