Verwirrt über Beziehungsaus - Fernbeziehung

S
Hallo liebes Forum,

ich habe sehr interessiert ein wenig mitgelesen und mich nun registriert. Ich bin seit gut zwei Wochen getrennt. Mein jetziger Ex-Freund ich kannten uns 4 Jahre und waren 2 1/2 Jahre zusammen, hauptsächlich in einer Fernbeziehung. Unsere Wertvorstellungen, Einstellungen usw. passen seht gut miteinander und wir verstehen uns eigentlich blind, ich fühle mich bei ihm wahnsinnig gut aufgehoben und er versteht mich wie kein anderer. Ich liebte ihn sehr. Die Pandemie ermöglichte es, dass er Home Office hier machen konnte und wir mehrere Monate zusammen wohnen konnten. Es war eine schwierige Zeit, aufgrund der Situation konnten wir nicht viel unternehmen, der Winter war dunkel und kalt, ich hatte einen Todesfall in der Familie und in der Arbeitssituation einen hohen Druck. Er war immer zuhause, da er niemanden kannte und ging nicht viel raus, und sobald ich heim kam wollte er immer etwas unternehmen, ich war aber auch mal müde. Es kam leider öfters zu Streitigkeiten, Differenzen und Missverständnissen (inkl., dass er nicht in seiner Muttersprache mit mir kommunizieren kann). Vor ca. 3 Monaten ist er, da hier auch noch eine Erkrankung bekam, zurückgereist um sich ärztlich behandeln lassen zu können. Er hatte schon seine Wohnung aufgelöst und musste sich kurzfristig eine neue suchen. Seine Sachen sind noch in meiner Wohnung, da er hier in zwei Monaten zu mir gezogen wäre und wir uns dann ein Haus gesucht hätten und dann in unserer Lebensplanung weiter gemacht hätten.

Seit er zurück geflogen ist war er irgendwie distanzierter. Das habe ich gemerkt und habe mich auch etwas zurückgezogen und habe zwischenzeitlich schon fast aufgegeben, da ich das Gefühl hatte alleinig in die Beziehung zu investieren. Denn eine Beziehung braucht zwei Personen um sie zu gestalten. Mein Ex ging plötzlich unter der Woche und am Wochenende raus um zu feiern. Ich habe mich für ihn gefreut, weil ich wusste, dass er sich unabhängig von unserer Beziehung soziale Kontakte gewünscht hatte. Allerdings fand ich ihn seinen Plänen irgendwann kaum mehr Beachtung.

In einem Telefonat vor ca. 3 Wochen hatten wir einen großen Streit, bzw. setzte er in Gang für nichts. (Ich sagte am Telefon er möge kurz warten, da der Fernseher zu laut war und ich ihn nicht höre als er was sagte nachdem er mich bat einen Trailer (1 Minute) zu schauen - und mein Bildschirm war schwarz weil es Nacht wurde und er konnte mich nicht sehen). Er rastete total aus deswegen und ich verstand die Welt nicht. Wir schwiegen uns eine halbe Stunde am Telefon an und haben uns nur angestarrt und irgendwann aufgelegt.

Am nächsten Tag sprach er ganz normal mit mir als wäre nichts gewesen und fragte mich, warum ich so komisch sei. Ich fragte, ob er nicht über die Situation gestern nachgedacht hätte und ich das Gefühl habe, er zeige mir gegenüber nur negative Emotionen. Dass ich mich nicht mehr geliebt und wahrgenommen fühle und ich ihm so auch nicht mehr meine Liebe zeigen kann, wenn ich oft negative Reaktionen erhalte. Er meinte er habe nicht nur negative Emotionen gegenüber. Das traf mich als Partnerin, die ihn sehr liebt, ganz schön und ich fragte ihn, ob er Liebe empfindet. Nach langem Überlegen sagte er, er glaubt nicht mehr.

Darauf musste ich auflegen, weil es mich verletzte und ich weinte. Er schrieb mir gleich darauf, dass er sich entschuldigt, dass er mich verletzt, doch er musste ehrlich sein. Es tue ihm so sehr leid, dass wir so einen großen Streit hatten. Am nächsten Tag schrieb er mir wieder, er habe sehr viele positive Gefühle für mich, die Streitigkeiten als wir zusammen gewohnt haben haben ihn so getroffen, dass er anders fühlt als er es vorher getan hat. Er entschuldigte sich für seine Fehler, die er begangen hat und, dass er nicht geduldig genug war und mir gegenüber zu impulsiv gewesen ist und er es besser machen möchte. Ich habe ihm nur geantwortet ich werde mich melden, wenn ich bereit bin zu sprechen. Dies konnte ich erst knapp 2 Wochen später, weil ich so tief verletzt war.

In unserem 2-stündigen Telefonat berichtete er nochmals, wie ihn der Streit affektiert habe und er als er aus Deutschland abreiste nicht zu 100% sicher war, ob er nach Deutschland ziehen solle. Ich fragte, weshalb er mir dies nicht vor 3 Monaten sagte. Er meinte dann, es solle doch jeder an seinen Themen arbeiten, und danach fangen wir gemeinsam eine neue gestärkte Beziehung an. Ich war irritiert und sagte ihm, dass ich nicht sicher sei, ob es eine gute Idee sei. Und ich fragte ihn, wie er das machen wolle, wenn er das Gefühl habe er liebe mich nicht mehr. Nach einigem hin und her meinte er, dass der Vorschlag gemeint sei für die Zeit als wir zusammen wohnten. Also irgendwie hat er das wieder zurückgezogen, nachdem ich nicht begeistert war. Das verwirrte mich noch mehr. Er sagte er habe sich in der Zeit als wir keinen Kontakt hatten selbst therapiert und er sei so wahnsinnig verletzt und traurig. Irgendwie ging das Gespräch nicht weiter. und das Einzige was mir einfiel war ihm dann zu sagen, dass er dann doch seine Sachen abholen kann. Er wollte mir Geld überweisen für jmd. der seine Sachen zusammenpackt und in den Keller stellt. Er ließ mich im ganzen Gespräch nicht aus den Augen und mir war das schon so unangenehm, weil ich schon anfing zu weinen. Er betonte immer wie traurig er sei. Ich habe mich von ihm verabschiedet, mich bei ihm für unsere Zeit und seine Unterstützung bedankt und ihm alles Gute und Glück der Erde für seine Zukunft gewünscht und auch, dass er bei Zeit seine Traumfrau finden möge und glücklich werde. Er hat nur auf den Boden geschaut und gar nichts dazu gesagt. Dann haben wir uns verabschiedet.

Am kommenden Tag hat er mir von seinem Alltag mit seiner (neuen) Erkrankung berichtet in dem Zusammenhang, dass er nicht wisse wann er kommen könne um die Sachen abzuholen. Am nächsten Tag hat er mir geschrieben er möchte mich bzgl. seiner Erkrankung updaten, dass der Arzt ihm eine OP empfohlen habe, er aber eine zweite Meinung einholen möge usw. usf. . Ich habe darauf nicht reagiert, weil ich nicht verstehe, wenn wir uns trennen, warum er mir alles aus seinem Leben erzählen will. Ich habe ihm eine Woche später eine Nachricht geschrieben, dass er mir leid tut und ich ihm eine gute Besserung wünsche. Dass er mir nicht gesagt hat was er sich für uns wünscht. Ich habe mich entschuldigt, dass er sich scheinbar nicht so geliebt und verstanden gefühlt hat wie er es bräuchte und ich ihm auch mehr hätte zuhören können. Ich habe ihm gesagt, dass es mir auch anders gehe nach unseren Missverständnissen und ich der Ansicht war, dass wir durch eine raue Phase rutschen und wir wieder ein gutes Team im Sommer werden. Ich habe mich bei ihm bedankt für unsere Zeit, dass er trotz unserer negativen Phasen immer für mich da war und so verständnisvoll gewesen ist und ich mich von ihm verstanden gefühlt habe wie von keinem anderen Mann bisher.

In dem Moment als ich es schrieb wollte ich ihm sagen was ich nicht geschafft hatte aus lauter Verletztheit und Tränen am Telefon zu sagen. Ich wollte mich von Herzen bedanken für unsere Zeit. Und ich hatte nichts erwartet. Und irgendwie wurmt es mich inzwischen, dass er sich nicht richtig von mir verabschieden kann und mir nicht auch einmal eine Nachricht darauf zurück schreiben kann nach allem, was wir gemeinsam durchgestanden haben. Wir wollten eine Familie gründen und heiraten. Kann man sich nicht ehrlich und respektvoll voneinander verabschieden oder erwarte ich zu viel? Natürlich ist für mich erstmal eine Welt zusammen gebrochen, aber ich meinte das wirklich wie ich es schrieb. Und ich werde ihm trotz aller Liebe, die ich nach wie vor für ihn habe, nicht hinterher laufen. Denn ich bin gekränkt, dass er mich die Monate so behandelt hat ohne mit mir ehrlich umzugehen. Gefühle können sich ändern, ich kann ihm keine Vorwürfe machen. Jedoch die Art und Weise verletzt mich und so möchte ich nicht behandelt werden.

Ich muss dazu sagen, dass es in unseren Streits niemals zu verbalen Angriffen oder Beleidigungen gekommen ist. Da haben wir beide sehr darauf geachtet, dass wir dennoch respektvoll miteinander umgehen. Ich habe mich in der Zeit ein wenig selbst verloren, da ich so belastet war und wir permanent aufeinander hockten. Ich vermute er auch ein wenig. Ich habe das Thema angesprochen, da ich mich fühlte, als sei ich nicht mehr Priorität und solch eine Beziehung tut mir und vermutlich niemanden gut. Und ich habe es herausgefordert. Ich bin enttäuscht, dass nicht von selbst mir gegenüber offen hinsichtlich seiner Gefühle war. Ich bin traurig und versuche abzuschließen, doch er schwebt mir permanent im Kopf rum. Wie kann ich es abstellen? Ich verbringe meine Zeit mit Freunden, beim Arbeiten, beim Tanzen, bin ausgegangen und habe neue Menschen kennengelernt. Aber es hört nicht auf, dass ich Tief im Inneren denke, wir gehören zusammen. Und dennoch kann ich nicht so mit ihm zusammen sein. Es fühlt sich an als wisse er nicht was er will. Liebt er mich eigentlich doch? Geht das vorbei? Oder hoffe ich weiter, dass er eines Tages vor meiner Tür steht und sich um 90° dreht und sich um uns und unsere Zukunft bemüht? Ich möchte nicht mehr 24/7 an ihn denken und mein Leben leben und es genießen. Ich weiß, die Trennung, von wem auch immer aus, ist erst zwei Wochen her. Aber die Situation hat mich schon monatelang belastet.

Ich weiß nicht, was ich nun erwarte, vlt. einen Rat, einen Tipp mit der Situation umzugehen. Es schmerzt so sehr seinen Partner, mit dem man alles geteilt hat und man ihm wie seinem besten Freund alles anvertrauen konnte, zu verlieren. Ich danke auf jeden Fall jedem/r Einzelnen/r, die bis hierher gelesen haben. Und vlt. hilft es einfach miteinander zu teilen.

23.07.2022 13:06 • #1


Kummerkasten007
Zitat von Soul_love:
Die Pandemie ermöglichte es, dass er Home Office hier machen konnte und wir mehrere Monate zusammen wohnen konnten

Von wem ging das aus?

Das Probewohnen mit dem Alltag, der in einer Fernbeziehung nicht vorhanden ist, hat nicht geklappt mit Euch.


Zitat von Soul_love:
Und irgendwie wurmt es mich inzwischen, dass er sich nicht richtig von mir verabschieden kann


Ne nicht können, nicht wollen.

Seid ihr nur aus anderen Ländern, oder auch aus verschiedenen Religionen und Kulturen?


Zitat von Soul_love:
Wie kann ich es abstellen?

Schubs ihm vom Podest runter, das was Du ihm da geschrieben/gesagt hast, klingt schon sehr unterwürfig von Deiner Seite aus, sorry.


Zitat von Soul_love:
ist erst zwei Wochen her. Aber die Situation hat mich schon monatelang belastet.

Hast Du mit ihm darüber geredet, was genau Dich belastet?

Und zwei Wochen ist keine Zeit. Setz Dich da selber nicht unter Druck.

23.07.2022 13:52 • #2


A


Verwirrt über Beziehungsaus - Fernbeziehung

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S
Vielen Dank für Deine Nachricht!

Zitat von Kummerkasten007:
Von wem ging das aus?

Das Probewohnen mit dem Alltag, der in einer Fernbeziehung nicht vorhanden ist, hat nicht geklappt mit Euch.


Das gemeinsame Wohnen? Beidseitig, der erste Vorschlag Home Office in Deutschland zu machen war seine Idee, damit wir möglichst zusammen sein können. Das hatte er vorher schon immer wieder mal für einen Monat. Dann har er die Wohnung gekündigt und der Plan war, dass er ab und an zur Arbeit immer mal wieder rüber fliegt, und im Oktober eben, wenn alles mit dem Aufenthalt geklärt ist, komplett hierher zieht.

So habe ich das auch gesehen. Und habe aber auch die Umstände betrachtet und war guter Dinge, dass wir das unter normalen Umständen besser hinbekommen können.

Zitat von Kummerkasten007:
Ne nicht können, nicht wollen.

Seid ihr nur aus anderen Ländern, oder auch aus verschiedenen Religionen und Kulturen?


Hmm, weil nicht Abschied nehmen wollen oder es ist einem einfach egal?
Kulturell gibt es bestimmt kleine Unterschiede, er ist Mexikaner und lebt seit vielen Jahren in Spanien, ich selbst bin Deutsch-Britin. Das hat natürlich auch ein wenig in unserem Alltag eine Rolle gespielt, was sicherlich zu Missverständnissen geführt hat.
Religion spielt für uns beide aber keine Rolle.

Zitat von Kummerkasten007:
Schubs ihm vom Podest runter, das was Du ihm da geschrieben/gesagt hast, klingt schon sehr unterwürfig von Deiner Seite aus, sorry.


Das war mir gar nicht so bewusst bzw. war es von meiner Seite überhaupt nicht so gemeint. Ich wollte ihm nur mitteilen wie es mir geht und auch meine Fehler eingestehen, weil ich denke, dass auch er verletzt sein musste, damit es so weit kommt. Und auch die guten Seiten aufzeigen um positiver abschließen zu können. Am Podest werde ich ggf. auch noch ein wenig arbeiten, da es mir gerade sehr schlecht in der Situation geht und es sicher etwas damit zu tun hat, auch wenn ich es nicht zugeben mag vlt.

Zitat von Kummerkasten007:
Hast Du mit ihm darüber geredet, was genau Dich belastet?

Und zwei Wochen ist keine Zeit. Setz Dich da selber nicht unter Druck.


Ich glaube das richtige Format dafür gab es nie. Ich habe es immer wieder mal angesprochen, dass ich es gut fände, wenn wir einmal unsere Situation klären im Alltag, Einkaufen, Miete, etc. pp. Er sagte immer wir müssten keine Pläne machen, das laufe doch eh für uns. Denke, da liegt der kulturelle Unterschied u.a. drin. So richtig habe ich keine Möglichkeit bekommen mit ihm darüber zu sprechen oder sie vlt. gesucht. Ich denke auch er war ggf. frustriert und wir befanden uns in einem Teufelskreis. Ich habe in letzter Zeit ein, zwei Mal angesprochen, dass er mir weniger Aufmerksamkeit schenkt, aber ich denke vlt. nicht so verständlich, wie er es hätte verstehen können.
Ja, das stimmt. Ich fühle mich dennoch wie ein Wrack und hab es noch nicht so richtig begriffen, dass wir getrennt sind glaube ich. Das muss ich erstmal verstehen. Danke, dass Du mir das sagst.

23.07.2022 15:13 • #3


Kummerkasten007
Es kann natürlich auch sehr gut sein, dass er mit der Deutschen Mentalität (Essen, Kultur, Menschen, Wetter) nicht zurechtgekommen ist. Es ist schon ein Unterschied, ob mal für ein paar Wochen oder für ein paar Monate, wo sich niemand so richtig bewegen konnte, also quasi zusammen eingesperrt ist.

Hat er sich nun beteiligt an den Kosten und am Haushalt? Und Du warst nicht im Home Office, verstehe ich das richtig?

Zitat von Soul_love:
Ich glaube das richtige Format dafür gab es nie.

Zwischen angesprochen und richtig miteinander reden ist für mich ein himmelweiter Unterschied. Bist Du immer so zurückhaltend, Deine Wünsche oder Vorstellungen anzubringen oder ordnest Du Dich in einer Partnerschaft eher unter?

Ich hatte eine spanische Kollegin, die zum Schluß die Deutschen regelrecht gehasst hat, weil sie sich nicht eingestehen wollte, dass sie einfach mit der kalten Art nicht zurechtgekommen ist. Sie ist wieder zurückgezogen nach Spanien und was ich gehört habe, geht es ihr dort blendend.


Zitat von Soul_love:
Hmm, weil nicht Abschied nehmen wollen oder es ist einem einfach egal?

Also so ich ich das lese eher weil egal, sorry.

23.07.2022 15:52 • #4


S
Zitat von Kummerkasten007:
Es kann natürlich auch sehr gut sein, dass er mit der Deutschen Mentalität (Essen, Kultur, Menschen, Wetter) nicht zurechtgekommen ist. Es ist schon ein Unterschied, ob mal für ein paar Wochen oder für ein paar Monate, wo sich niemand so richtig bewegen konnte, also quasi zusammen eingesperrt ist.

Hat er sich nun beteiligt an den Kosten und am Haushalt? Und Du warst nicht im Home Office, verstehe ich das richtig?


Das habe ich auch sehr vermutet. Das kalte Wetter und die frühe Dunkelheit, tlw. ab 15:00 Uhr, war Dauerthema und, dass man nichts machen kann. Von Kultur hat er nicht soo viel mitbekommen bzw. ist mein Umfeld relativ multikulti. Aber ja, das monatelange zusammen eingesperrt sein hat definitiv an meinen Nerven gezerrt und ich denke an seinen auch. Ich war nicht einmal in 3 Monaten für zwei Stunden alleine in der Wohnung und hab mich irgendwie dann noch zuständig gefühlt. Das hat sich sicherlich auch unterbewusst auf unsere Beziehungsdynamik ausgewirkt.
Er war im Home Office und ich jeden Tag in der Arbeit, manchmal waren wir zu zweit am Tisch gesessen im Home Office. Aber ich wollte dann auch fahren. Wir haben nur ein Wohnzimmer mit Küche und allem. Kostentechnisch hat er dann immer den Einkauf bezahlt, wobei ich innerlich oft unzufrieden war, weil ich der Ansicht war, dass das nicht die hohen Mietkosten aufwägt. Haushalt war auch ein stetiges Thema, da hätte ich mir mehr Unterstützung erwartet. Gekocht habe quasi fast ausschließlich ich, außer wir haben gemeinsam Gäste eingeladen. Er hat schon mal aufgeräumt, wenn ich in der Arbeit war und spät kam oder so. Aber es hielt sich in Grenzen und abwaschen wollte er auch nicht. Einmal hat er nur das von ihm benutzte gewaschen, das fand ich ziemlich hart. Irgendwann hab ich dann unseren Abwasch 1 Woche stehen gelassen, bis er es tatsächlich abgewaschen hat ohne, dass ich das ansprechen musste.

Zitat von Kummerkasten007:
Zwischen angesprochen und richtig miteinander reden ist für mich ein himmelweiter Unterschied. Bist Du immer so zurückhaltend, Deine Wünsche oder Vorstellungen anzubringen oder ordnest Du Dich in einer Partnerschaft eher unter?

Ich hatte eine spanische Kollegin, die zum Schluß die Deutschen regelrecht gehasst hat, weil sie sich nicht eingestehen wollte, dass sie einfach mit der kalten Art nicht zurechtgekommen ist. Sie ist wieder zurückgezogen nach Spanien und was ich gehört habe, geht es ihr dort blendend.


Du hast Recht, das ist es. Ich würde nicht sagen, dass ich mich unterordne. Wir haben schon viel unternommen/gemacht, was ich gerne wollte. Hatte immer das Gefühl in letzter Zeit, dass ich die Zügel in der Hand habe. Und das hat mich genervt und traurig gemacht. Ich hatte immer das Gefühl die Gesprächsbereitschaft meinerseits war da, aber seine hat irgendwie zu Wünschen übrig gelassen. Und zwingen kann ich ihn nun auch nicht. Klingt schon alles nicht so toll jetzt. Natürlich hatten wir auch schöne gemeinsame Erlebnisse, aber die Zeit war eben sehr geprägt. Am Anfang der Beziehung konnte ich das besser. Ich denke ich bin selbst so außer Balance geraten und hatte nicht genug Zeit für mich, dass ich das vlt. nicht mehr richtig konnte.

Zitat von Kummerkasten007:
Also so ich ich das lese eher weil egal, sorry.


Das denke ich jetzt auch. Er hat mir vorhin nun aber doch zwei lange Nachrichten geschrieben, die mich natürlich wieder total aus der Bahn geschmissen hat.. Hab auch das Gefühl, trotz des Schreibens verabschiedet er sich nicht richtig... Er erzählt mir von seinem Krankheitsprozess, wie lang das dauert, welche Gedanken er sich darüber macht usw... Ihm tut es leid, dass sich die Dinge zwischen uns verändert haben und wir anders fühlen nun. Wir haben individuell schwierige Zeiten gehabt, die uns überfordert haben. Wir hätten uns trotz des Zusammenwohnens nicht konsequent als Paar verstanden und er möchte nicht die Zeit entscheiden lassen (so ganz verstehe ich seine Sätze auch nicht). Ihm tut es sehr leid, dass er nicht wusste wie er mich lieben konnte wie ich es gebraucht hätte, ich sei ihm so wichtig und bedeute ihm so viel... und woran er Schuld ist, und nicht ich Schuld sei, usw...

Ich denke Du hast mit Deiner Einschätzung Recht bzgl. meiner Nachricht an ihn. Das war keinesfalls ein Angebot. Aber so wie das für mich klingt ist da nie wieder irgendwas Neues zu starten oder zu retten. Ich hab erst einen Impuls zu antworten, dann wieder nicht. Dass er meine Nachricht missverstanden hat. Oder, dass er seine Sachen in den nächsten Wochen Deadline abholen soll, sonst verschachere ich sie...
Ich bin voll confused.

23.07.2022 17:36 • #5


S
Hallo zusammen,

nach einiger Zeit mach ich dann meinen Thread nochmal auf. Ich habe meinem Ex geschrieben, dass das Hin- und Hergeschreibe auf Whatsapp für mich nicht gut ist und, da wir nun getrennt sind, es vlt. eh irrelevant ist. Darauf kam eine relativ beleidigte Nachricht zurück mit dem Hinweis, dass er keinen OP-Termin habe und er es nicht so schnell hierher schaffen wird um seine Sachen zu holen... Ich habe ihm seit zwei Wochen nicht geantwortet. Auch, wenn ich irgendwie das Gefühl habe ihm versehentlich vermittelt zu haben, er sei mir egal - tut mir der Abstand unheimlich gut.

Ich versuche die Beziehung zu reflektieren. Neben allem rausgehen, SUP fahren, Essen gehen, Salsa tanzen, Grillabende und Co. begleitet er mich doch noch ständig. Auf der einen Seite vermisse ich ihn sehr - auf der anderen Seite habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich daran denke, dass er bei mir wäre. Ich glaube, dass habe ich in der letzten Zeit vlt. auch unterbewusst vermittelt.

Als er hier wohnte hat er sich immer zu wenig beachtet gefühlt. Ich sei viel aufmerksamer und empathischer mit meinen Klienten als mit ihm (?). Ich komme zu spät aus der Arbeit. Wenn ich einmal im Monat alleine mit Freunden unterwegs war war ich eine Stunde zu lange weg. Er hatte schon auf mich gewartet. Er hat mich angeschwiegen, wenn ihm was nicht gepasst hat, und hat nie das Gespräch gesucht. Er sagte mir, ich müsse wissen was er brauche, schließlich bin ich seine Partnerin. Ich habe ihm gesagt, ich kann Telepathie nicht. Ich habe oft das Gespräch gesucht, aber es wurde wenig drauf eingegangen. Wir hatten schöne Zeiten, ich hatte nur das Gefühl, er hatte mein ein Single-Dasein in der Beziehung, als die Beziehung wirklich zu leben. Er wollte nie Auto fahren, das sollte immer ich (ich fahre pro Tag 60 km). Es hieß oft Du machst IMMER.. du machst NIE... Ich erinnere mich, wenn ich etwas zu Essen genießen wollte, kam sofort Ess das besser nicht, das tut dir nicht gut. Wegen meiner Krankheit sollte ich auf vieles verzichten. Es war gut gemeint, aber irgendwie fühlte ich mich ständig kontrolliert und unter Druck gesetzt. Auf meinem Handy hat er Wecker zum Vorkochen eingestellt. Unter der Woche ist er nicht mit mir aufgestanden, sondern erst um 09:00/09:30 Uhr aus dem Bett gekommen, also gemeinsam frühstücken war nicht. Das Essen, dass ich kaufe, ist zu teuer (bin Vegetarierin).

Als wir bei seinen Eltern in Mexico waren habe ich einiges verstanden. Seine Mutter hat alles für ihn gemacht. Aber gut, ich dachte mir, sie sieht ihn einmal im Jahr. Wenn wir weg waren war unsere komplette Wäsche gewaschen. Ein paar Sachen habe ich nicht rausgerückt. In der Küche konnte ich nichts machen. Alleine zwei Straßen zum Supermarkt konnte ich auch nicht gehen. Vlt. klaut mich ja einer von der Straße, keine Ahnung. Das hat mir irgendwie die Luft zum Atmen genommen.

Ich bin auch nicht Miss Perfect und war mir dessen bewusst und habe versucht, dass wir als Paar eine Lösung finden. Und entschuldige mich, wenn ich Fehler mache. Er hat das kaum gemacht. Er sagt er wird Dinge ändern und die Änderungen trafen nie ein. Im Trennungsgespräch meinte er, er habe mir zwar nicht viele Geschenke gekauft, dafür aber Flüge bezahlt etc. Als ob es mir am Geburtstag um ein teures Geschenk ginge als viel mehr um eine schöne Geste an diesem Tag, Weihnachten etc. Seinen Eltern hat er zum Geburtstag und Weihnachten auch etwas geschenkt. Er hat von mir immer lange im Voraus was bekommen, was er gebraucht hat, habe nachts heimlich gebacken, Freunde von mir zu seinem Geburtstag eingeladen, ihn mit einem Frühstück überrascht, ...
Zweimal hat er mir im letzten halben Jahr angedroht sich zu trennen. Das hat mich tief verletzt und hat einen großen Knacks hinterlassen. Beim ersten Mal bin ich ihm noch hinterhergerannt. Beim zweiten Mal habe ich ihm gesagt, wenn er geht, dann aber für immer. Dann hat es aufgehört. Ich habe mich emotional einfach so fertig und ausgelaugt gefühlt und merke langsam, dass ich immer mehr zu mir komme.

Ich verstehe das Ganze nicht. Natürlich hat er durchaus auch gute Seiten. Ich habe mich bei ihm unheimlich wohl und verstanden gefühlt wie bei keinem anderen Mann. Er hat mich in Allem unterstützt was ich angegriffen habe und war immer für mich da, wenn ich einen schlechten Tag hatte in der Arbeit oder ähnliches. Er hat mich inspiriert und mich gesehen mit all meinen Fähigkeiten, Wünschen und Zielen. Er hat mich immer verstanden. Außer es kam zu den Streits zwischen uns, die er leider oft provoziert hat meiner Ansicht nach. Es gibt ja immer zwei Seiten der Medaille.

Aber das ist doch keine gesunde Beziehung? Ich frage mich, ob sowas jemals umkehrbar ist?
Diese ständige Kritik an mir hat definitiv Auswirkungen auf mein Selbstbewusstsein gehabt. Er meinte auch mal er fühle sich unsicher mit etwas zu sagen, da er wisse, dass es mir nicht gefallen würde. Daher sagt er lieber gar nichts. Das tat mir so leid zu hören. Ich habe mehrmals versucht ihm zu vermitteln, dass genau das die Schwierigkeit ist, wenn wir nicht miteinander reden, wir nicht weiter kommen. Ich hatte oft das Gefühl, alleine im Boot zu sitzen.

Kann das eine überwindbare Phase sein? Ließe sich so ein Boot umkehren? Ich versuche einfach nur zu reflektieren und für mich daraus zu lernen. Wir waren beide betroffen von schwierigen äußeren Umständen. Und ich frage mich, war mein Fokus zu sehr auf meinen Problemen (Todesfall in der Familie z.B.) - hätte ich ihm mehr Aufmerksamkeit schenken müssen? Oder weshalb fühlte er sich so oft nicht beachtet?

Jedenfalls tut es gut sich das ein wenig von der Seele zu schreiben. Danke an Alle, die bis hierhin gelesen haben und Eure Antworten.

15.08.2022 16:11 • #6




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