Verzeihen ohne Entschuldigung - geht das?

R
Hallo zusammen,

ich habe das Problem, dass meine Frau mich vor gut zwei Jahren betrogen hat. Wir haben viel aufgearbeitet seither, führen wieder ein nahezu normales Leben miteinander. Das alte Leben ist weg, aber das neue ist schon irgendwie besser.

Zwar beschäftigt mich diese Sache nicht mehr täglich, aber irgendwie ist sie noch immer irgendwo präsent und fühlt sich mich nicht abgeschlossen an. Ich würde dem gerne ein Ende setzen, indem ich ihr endlich verzeihe. Nicht stillschweigend, sondern bewusst ausgesprochen.

Leider hat mein Frau bis heute keine Worte der Entschuldigung gefunden. Ja, sie hat viel für uns getan in den letzten zwei Jahren. Ja, sie hat sich viele Gedanken um uns und um mich gemacht. Aber es gab noch nie ein Es tut mir leid, ein Danke für die zweite Chance oder ein Bitte verzeih mir.

Ich würde ihr gerne verzeihen. Aber ich finde keinen Weg dorthin, der ohne eine Entschuldigung funktioniert.

Kenn das jemand? Hat jemand so einen Weg schon für sich entdeckt?

Würde mich über Gedanken dazu sehr freuen.

10.09.2015 09:44 • #1


P
Hallo und willkommen!

Nun ich denke schon das es sehr wichtig ist das deine Frau aufrichtige Worte des bedauerns äußert....vorausgesetzt sie bedauert es wirklich!?
Kann ja auch sein, dass sie der Affäre emotional noch nachhängt und in stillen Stunden noch an ihn denkt...würde ich mal nachfragen!
Welche Gründe haben Sie dann dazu bewogen die Beziehung aufrecht zu erhalten...was waren die Gründe für die Affäre?

10.09.2015 09:53 • #2


A


Verzeihen ohne Entschuldigung - geht das?

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Regenking
Ich kann es gut nachvollziehen, dass du auf eine Entschuldigung wartest (und emotional angewiesen bist). Es ist zwar eine ritterliche Vorstellung, einfach Ich verzeihe dir zu sagen - ohne auf eine bestimmte Haltung im Gegenüber angewiesen zu sein. Aber es ist menschlich unmöglich (und sich auch ungesund), ganz in Selbstlosigkeit und Bedingungslosigkeit aufzugehen.

Hast du deine Frau schon einmal gefragt? Hast du schon einmal - ganz offen - gesagt: Ich würde dir gerne verzeihen. Aber ich muss wissen, ob es dir leid tut. Diese Frage beschäftigt mich wie keine andere?

Wenn ihr diese Offenheit findet, könntet ihr einen Schritt in die richtige Richtung gehen...

10.09.2015 11:12 • #3


R
Ja, ich habe das mal angesprochen. So ca. ein halbes Jahr nach der Entdeckung. Ihre Meinung war, dass eine solche Entschuldigung doch irgendwie am Ende der ganzen Aufarbeitung stünde, weil man dann erst in der Lage wäre, die richtigen Worte zu finden... nun, seither warte ich darauf und glaube oft, es ist in Vergessenheit geraten.

Die Gründe für den Seitensprung waren sicher typisch. Ich habe viel gearbeitet, sie fast nur Haus und Kinder gesehen, Unzufriedenheiten wurden ignoriert statt ausgesprochen. Eine zweite Chance haben wir uns gegeben, weil wir und lieben und der Meinung waren, es schaffen zu können. Und wollen.

10.09.2015 11:24 • #4


R
...weil wir der Meinung waren! oder sind!

Ich denke deine Frau hat es noch nicht verstanden, es ist bei ihr nicht angekommen, dass Du zu tiefst verletzt und gedümtigt....für sie ein Ausrutscher...Mund abputzen und weiter geht ...etwas angepasst Beziehung 2.0!
Das ist es mit nichten, wenn ihr beide glaubt...das es so zu bewältigen ist...never...Du wirst entweder die Beziehung beenden oder sie wieder Fremdgehen...

Sich mit der Fehltritt und den Auswirkungen sowie den Gründen zu befassen, ist schwierig, schmerzt und bringt oft auch Dinge zu Tage die eine Beziehung eben nicht mehr zusammhalten...und man zum Entschluss kommt sich zu trennen....wer hat angst davor, Du?

10.09.2015 12:15 • #5


P
Zitat:
Ja, ich habe das mal angesprochen. So ca. ein halbes Jahr nach der Entdeckung. Ihre Meinung war, dass eine solche Entschuldigung doch irgendwie am Ende der ganzen Aufarbeitung stünde

Frag nochmal...

10.09.2015 12:25 • #6


R
Hallo Renzo,

nur, weil ich die Aufarbeitung hier stark verkürzt darstelle bedeutet das nicht, dass sie auch so oberflächlich statt gefunden hat. Wir haben schon sehr tief gegraben, vieles neu geordnet und zum Besseren verändert.

Ich möchte mit der Bewältigung nicht wieder ganz von vorne anfangen. Nicht wieder meine Entscheidung zu bleiben neu verteidigen müssen. Das habe ich bereits hinter mir.

Es geht mir hier nur um den letzten Schritt des Verzeihens, um für mich abschließen zu können. Mehr nicht.

10.09.2015 12:27 • #7


S
Ich bin gerade in der Situation, dass ich die Entdeckung vor etwa 5 Wochen gemacht habe. Eine Entschuldigung in dieser Art habe ich auch noch nicht gehört. Ich bin aber nicht so naiv zu glauben dass meine Frau tatsächlich die ganze Affäre jetzt bedauert und entschuldigt. Vielmehr bedauert sie die massive! Verletzung, die sie mir angetan hat. Aber während sie mit der Affäre zusammen war lebte sie in einer Blase in der sie sich sehr wohl fühlte - sonst hätte sie es nicht getan. Kann sie das bedauern? Meine Frau hat mich über ein halbes Jahr betrogen - nach meiner Entdeckung haben wir erst einmal vereinbart dass sie sich auch emotional von der Affäre trennt - das braucht Zeit (wir haben 3 Monate vereinbart) Danach versuchen wir eine Paartherapie.
Ehrlich gesagt versuche ich zu verstehen wie es dazu kam. Wenn ich das verstanden habe kann ich vielleicht auch verzeihen. Tatsache ist einfach, dass sie sich emotional von mir so weit distanziert hat, dass sie dazu fähig war. Mich würde interessieren was sich in der neuen Beziehung mit deiner Frau verändert hat - dass es sogar besser wurde...

10.09.2015 12:28 • #8


R
Hallo Philadelphia,

genau das ist auch mein Gedanke gewesen. Aber ich habe Angst davor, dass diese eingeforderte Entschuldigung dann nicht mehr die Wirkung hat, dir ich mir von einer selbstlosen verspreche. Da ringe ich noch sehr mit mir.

10.09.2015 12:30 • #9


R
@skyfull....

Zitat:
Tatsache ist einfach, dass sie sich emotional von mir so weit distanziert hat, dass sie dazu fähig war.....

Ja, das ist aus meiner Sicht und emotionalen Erfahrung am schwierigsten zu verarbeiten und auch zu verzeihen...nicht der Akt an sich!
Das Gefühl zu haben, das an dieser Stelle die Beziehung beendet und tot war und eigentlich nur noch entsorgt werden mußte!
Soll mir kein Betrüger sagen, nein so war das nicht....klar ist es so, so und nicht anders!
Alle Gefühle und Emotionen, Wünsche und Leidenschaft waren der Affäre exklusiv vorbehalten!
Alles was negativ war dem Partner, und das schlimmste daran ist, dass der Partner es fertig bringt einem in diesem glauben zu lassen alles wäre ok und ein Top Schauspiel hinlegt!

Ich habe es nicht geschafft zu verzeihen, bzw. in mir ist soviel zerstört worden, dass die Liebe die vorhanden war nicht ausgereicht hat es zu verarbeiten...die Tatsache das meine Frau dazu in der Lage ist...sich emotional so weit von mir zu entfernen...das hat mich immer wieder eingeholt und ich habe über ein Jahr in der Beziehung und Eheberatung gekämpft...

Nun, Statistik hin oder her...70 -80% schaffen das auch nicht ihre Ehe trotz Neuanfang auf dauer zu retten....ich weiß jetzt warum!

10.09.2015 12:44 • #10


S
Naja Renzo P, der Robert41 hats ja doch geschafft die Beziehung zu retten. Jedenfalls lese ich das daraus. Daher auch mein Interesse wie das jetzt aussieht. Wie ist das mit dem Vertrauen? Wie konnte deine Frau nach dem Ausbruch aus der Beziehung wieder zurückfinden?
Ist vielleicht nicht das Thema dieses Forums gerade, aber das beschäftigt mich gerade...

10.09.2015 13:33 • #11


G
ich denke, es gibt die schwätzer und die macher.
die einen tun lieber was dafür statt zu reden.
und die anderen greifen gleich zu serenaden und mit den taten nehmen es nicht so genau.

du musst ja deine frau am besten kennen. ist sie eine, der solche gespräche gar nicht liegen ? vielleicht schiebt sie das lieber weg, weil sie damit nicht umgehen kann? und zeigt lieber das, was andere in worten hübsch einpacken können?

für mich sind die taten, die sprechen. worte sind manchmal soooo leer.....

10.09.2015 20:56 • #12


F
Ich denke, dass mit Entschuldigung verzeihen auch nicht viel leichter geht als ohne.
Mir hilft dabei die Weisheit der Mutter Teresa, von der ich zutiefst überzeugt
bin: 'Wer Dich verletzt hat eine größere Wubde als Du. Vergelte Böses mit Gutem und tu Buße.'
Buße deshalb, weil man auch verletzt wenn man mit einem verletzenden Mann zusammen ist.
Mein seit über eineinhalb Jahren getrennter Mann hat narzistische Züge war sehr verletzend ohne einzusehen, dass das nicht geht.
Als unsere Tochter auszog zog ich auch
aus. Mein Mann möchte dass wir wieder zusammenkommen. Ich sagte, ich werde mich nie mehr zu einem Mann ins Bett legen der mich so aggressiv manipulierend anredet wie er. Langsam, nach eineinhalb Jahren, begreift er meine Entschlossenheit.
In der Distanz ist er weniger so, doch so lange er nichts tut, bleibe ich getrennt.

12.09.2015 20:22 • #13


T
...es kommt doch darauf an wie du und deine Frau ansonsten kommuniziert habt?
Ist ihr Verrhalten dir gegenüber eindeutig und hastbdu das Gefühl das sie ernsthaft und zu tiefst bereut...es besser machen will?
Ich frage mich, dich ob du die Entschuldigung benötigst um deine Zweifel zu beseitigen oder sie ggf. auch ein Stück weit Leiden zu sehen?

Kann es sein das ihr Verhalten dir gegenüber eben nicht eindeutig? Oder du eben nicht bereit bist zu verzeihen ...du aber einen Grund suchst um nicht verzeihen zu wollen?

Aus meiner Erfahrung, habe meiner Frau ...so glaubte ich nach 4 Monaten verziehen...war auf einem guten Weg...Da mir meine Frau jedoch erst Jahre nach der Affäre gebeichtet, war ich dann lange in diesen Halben Jahr ihrer Affäre rückblickend gedanklich unterwegs! Habe mich immer an diese Zeit versucht zurück zu erinnern, wie hat sie sich verhalten...was war anders...was hatte sie wann wo mit wem gemacht...wie habe ich damals empfunden...wie wärmste Zeit kurz davor...und vor allem nach ihre Affäre?

Irgendwann nach 7-8 Monaten wurde mir dann klar, das sie in mir so viel zerstört hatte, dass es kurz über lang zu einer Trennung kommt...nicht weil ich ihr nicht verzeihen konnte...nein ich liebte meine Frau noch.
Jedoch war die Beziehung so belastet, dass ich z.B. Beim S6 oder kuscheln immer ein Gefühl hatte das wir beide uns nicht mehr ganz dem anderen öffnen konnten...aus Scham, Schuld ...Angst...es ging einfach nicht mehr...wir beide haben gemerkt ...ja es ist Liebe da aber sie ist so belastet...das wir beide uns auf Dauer nicht mehr gut tun!
Es klingt ein wenig Paradox...aber wenn man ehrlich zueinander ist, dann muss man der Realität ins Auge blicken...
Nun es hat noch weitere 6 Moante gedauert bis wir uns dann getrennt haben...es war sehr schwierig und sehr tränenreich...aber es müsste sein!
Ich denke so wird es letztendlich vielen Beziehungen gehen, die mit einem Betrug des Partners umgehen müssen...die Chancen stehen auf Dauer schlecht...

13.09.2015 11:14 • #14


A


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