DieSeherin
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Mercurius
Mercurius
Zitat von DieSeherin:
hmmm... musst du da denn rauskommen? oder musst du da komplett rauskommen? oder bist du plötzlich ganz du selber, wenn du dich geborgen und sicher fühlst?
Halifax124
Anders
Zitat von Mercurius:Und das ist ein absolutes Grundbedürfnis. Wirklich gesehen zu werden.
Zitat von Mercurius:Aber ohne Maske und Kostüm fühl ich mich ausgeliefert.
Zitat von Mercurius:Meine Ex hat mir erst nach einer Weile gebeichtet, dass sie konsumiert, respektive konsumiert hat. Ich war absolut fassungslos und distanzierte mich. Sie hat mich dann u.a. damit beschwichtigt, dass sie es nicht mehr täte und wenn, dann nur in geringen Dosen. Vielleicht wollte ich mich nochmal quälen lassen.
Finii
Mercurius
Zitat von Anders:
Was glaubst Du zu wissen passiert, wenn Du Dich ohne Masken zeigst?
Du sitzt ihr imaginär gegenüber und zeigst Dich, mit allem was in Dir ist und im Moment der Imagination nach außen drängt.
Wer sitzt dann da?
Wie reagiert sie?
Gibt es jemanden der Dich kennt?
Gibt es jemanden der Dich liebt?
Angst die Dich hindert am Leben teilzunehmen?
Du nimmst doch teil.
Und wie.
So wie ich Dich lese, hast Du mehr erlebt, gelebt und dabei begriffen wie manch anderer.
Es sind Entscheidungen die Du triffst und nicht so dezidiert hinterfragst wie die Entscheidungen die andere treffen- warum nicht?
Wenn Du aus demNebel trittst- was ist im Außen?
Was glaubst Du erwartet Dich da?
Was ist Deine Hoffnung?
Mercurius
Zitat von E-Claire:Lieber @Mercurius
Danke für Deine nähere Erklärung und Deine Offenheit. Und vor allem anderen, es tut mir unendlich leid, was Dir und Deinem Bruder geschehen ist.
Es macht mich unglaublich betroffen und es ist schlicht und ergreifend ungerecht, ein solches Erbe schon als Kind antreten zu müssen.
Falls Du ein bißchen hier im Forum bleibst, wirst Du die eine oder andere Geschichte von sehr unglücklichen, unfairen und tragischen Kindheiten entdecken, je nach Lesart werden sie Dir vielleicht zeigen können, daß man nicht dieses Kind bleiben muß oder in dieser Kindheit verharren. Sie werden Dir aber womöglich auch zeigen, wie tief die Verletzungen gehen können und daß mit Zeit und Arbeit womöglich die Wunden heilen, Narben bleiben aber zurück, zumeist für immer.
Alles, was ich im weiteren schreibe, behandelt Beobachtungen, meine Erfahrungen, meinen jetzigen Wissensstand und meine höchstpersönlichen Ansichten. Sie können auf Dich zutreffen, sie müssen es nicht. Selbst wenn ich mal den Konjunktiv vergesse, dem Ganzen kein, ich glaube, voranstelle, ich bin kein Profi, wir kennen einander nicht, es ist nur eine mögliche Perspektive.
Ich glaube, du bist schlau genug, Dich mit Mustern und Wahrscheinlichkeiten vertraut zu machen, vielleicht hast Du es ja auch schon getan.
Die allgemein kolportierte Wahrheit ist, daß wir alle dazu neigen, so zu werden wie unsere Eltern. Mich erstaunt (fast kindlich) bis heute immer wieder, wie manche Menschen fast im Vorbeigehen sagen, ich werde es aber ganz anders als meine Mutter/mein Vater machen. Insofern ist Dir natürlich zu Deiner Substanzfreiheit auch erst einmal zu gratulieren. Damit hast Du immerhin bis zum jetzigen Zeitpunkt eine Hürde genommen, an der viele andere mit gleicher Geschichte bereits scheitern.
Warum hast ausgerechnet Du Dir aus allen vorhandenen Kandidaten, die Konsumentin herausgesucht? Ich befürchte, da Banalität ja auch immer etwas arg Mittelmäßiges anhaftet, weil wir uns nunmal instinktiv zu dem hingezogen fühlen, was wir auch kennen.
Daneben besteht das Trauma des Kindes, eine Situation heilen zu wollen, um endlich die Erlösung, Anerkennung, das von Dir beschriebene Gesehen werden zu erfahren, welches als Sehnsucht in einen solchen Kind zutiefst verankert ist.
So weit, so bekannt.
Woher aber kommt dann diese Ambivalenz? Wieso befindet man sich -trotz vermeintlich besserem Wissens- dann doch in der Situation, in der man nicht sein wollte?
Da können wir jetzt natürlich über das innere Kind, unsichere Bindungsmuster und viele andere nette, schlaue Dinge plaudern und all dies ist sicher auch zutreffend und wird Dir früher oder später, wenn du Dorothy's Weg wählst, in Gestalt der Vogelscheuche, des Blechmanns und des Löwen eh auf die eine oder andere Art begegnen, persönlich glaube ich aber, daß es bei Elternhäusern mit Substanzmißbrauch oder mentalen Erkrankungen, an einer noch anderen Stelle anfangt, nämlich mit einem Irrtum.
Als Du also von der ehemaligen Traumfrau, dann doch ins Bilde über ihren (Wieder)Konsum gesetzt wurdest, bist Du nicht gegangen. Vielleicht, so schreibst Du, weil du Dich quälen lassen wolltest.
Weißt du was, nein, das glaube ich nicht. Ich finde es auch nicht verwunderlich, daß ausgerechnet Du (!), an so ne Braut geraten bist.
Ich glaube, Du hast extrem logisch, rational, nachvollziehbar und liebevoll reagiert.
Nur eben basierend auf einem Irrtum.
Der Irrtum liegt in der Prämisse, daß morgen alles anders sein kann. Erweitert gesprochen, in der Prämisse, daß von heute auf morgen Veränderung eintritt.
Pause.
Nachdenken.
von heute auf morgen, immer und immer wieder.
Jetzt kommen natürlich drölfzig schlaue Menschen, um die Ecke marschiert und werden sagen, aber wie kannst Du so etwas nur glauben, wenn jede Statistik... und ich habe auch schon mal ein Buch gelesen. Weitere drei sagen, ey ich habe Erfahrung mit Konsumenten, das hört nie auf, glaub mir einfach und noch mal fünf, die sagen, aber das muß dir gerade mit Deiner Geschichte, so etwas von klar gewesen sein, daß des ned passiert. Ach und fünf von den Leuten trägst Du eh auch noch fein brav in Dir.
Tja, ne und jetzt kommt so ein E-Claire daher, von Beruf Kaffeesatzleserin mit Abschluss schlaues Kind und sagt fein lächelnd Folgendes: Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe, um mal Churchill zu zitieren oder einfach, alles schön und gut, aber das ist kein Glaubenssatz sondern beruht auf gemachter Erfahrung.
Jemand, der konsumiert und dann mal wieder nicht, verändert sich von einem Tag auf den anderen. Kind von so jemandem zu sein, bedeutet 100 oder 1000 Versprechungen zum Thema gehört zu haben. Jemand, der so groß geworden ist, erlebt Verheimlichung, die Kinder sehr wohl, die sind ja nicht doof, mitbekommen, aber nicht einordnen können und erlebt pausenlose Instabilität.
Daraus entstehen zwei Dinge: der absolute Glaube, daß Veränderung von einem auf den anderen Tag möglich ist (egal was Logik, Ratio oder Kenntnis der Wissenschaft dazu sagen) und das Verlangen nach Kontrolle. (Kinder glauben, müssen in bestimmten Entwicklungsstadien daran glauben, daß Umwelt kontrollierbar ist. Später werden daraus unendlich leistungsorientierte, extrem unsichere Erwachsene, die absolut den Boden unter den Füßen verlieren, wenn sie Kontrolle (Führung) abgeben sollen).
Dein ganzes Handeln basierte auf einer falschen Annahme. Nicht weil Du es nicht besser weißt, nicht weil Du doof bist, nicht weil Du glaubst, Du hättest es nicht besser verdient (ok, das ist auch ne Hausnummer und echt auch noch ma ein Brocken, aber nicht das Hauptproblem), sondern schlicht, weil Du erfahren, gelernt, gelebt hast, daß Veränderung von einem auf den anderen Tag möglich ist.
Die Prämisse war einfach falsch.
Jetzt kommen natürlich wieder unsere drölfzig Freunde, um die Ecke marschiert und sagen, also, selbst wenn wir unterstellen, das das stimmt, dann müßtest Du ja am besten wissen, daß die Veränderung nie eine langfristige war.
Dramaturgisch, Du bist der Profi, müssen wir an dieser Stelle jetzt das Bühnenbild teilen (hoffe da habt ihr ne ordentliche Assistenz, die werden heute eh nicht gut genug bezahlt). Wissen und Erfahrung sind zwei völlig verschiedene Dinge. Du kämpfst einerseits nicht gegen Logik, sondern gegen immer wieder gemachte Erfahrung. Ich habe vier Jahre gebraucht, um nicht mehr Samstag zum Postkasten zu gehen, weil es bei uns Samstag keine Post gibt, aber ich das halt 20+ Jahre so erfahren habe und natürlich wußte ich nach zwei Wochen, daß es hier keine Post am Samstag gibt.
Auf der anderen Seite des Bühnenbilds steht jetzt ein kleiner Junge, der sich so sehr wünscht, daß Mama einen Brief am Samstag schickt.
Erfahrung verknüpft mit emotionaler Sehnsucht?
Natürlich hast Du ihr geglaubt, weil es logisch, in Deiner Welt rational und in Deiner Welt liebevoll ist. Und weil Kinder ihren Eltern verzeihen, verzeihen müssen.
Mercurius, Du hast Dich nicht weiter quälen wollen im Gegenteil, Du hast basierend auf Deinen Erfahrungen und dem, wie Du Liebe verstehst, eine zutiefst liebevolle Entscheidung getroffen.
Dorothy ist also mittlerweile in der Smaragdenstadt (sorry, wenn ich da Formulierungen durcheinander werfe, ich beziehe mich eigentlich auf Wolkow, nicht der Regisseur sondern Schriftsteller) angekommen und hat halt die grüne Brille auf.
Hier ist die Herausforderung, die Stadt ist nicht grün. Deine gemachten Erfahrungen sind absolut valide.
Und an dieser Stelle auch eine Entschuldigung meinerseits, was ich vorhin als umauthentisch und ein wenig eindimensional, versteckt in schlauen Worten -daran halte ich fest- wahrnahm, war eigentlich Kindererfahrung und Kinderglaube, die sind halt wenig bis gar nicht differenzierend.
Die Herausforderung ist, umzulernen. Es gibt keine Veränderung von heute auf morgen, jedenfalls nicht bei Menschen. Ich sage nicht, daß es Menschen nicht gelingt, sich zu ändern oder umzulernen. Aber ich sage, es gelingt nicht einfach so, es gelingt nicht per Entschluss only und es ist alles aber kein einfach nur ein Schritt vor den anderen setzenden immer geradeaus Weg.
Fazit, wir geben heute mal nicht so ein modernes Stück, wo sich hinterher jeder seine Meinung bilden kann, sondern nen etwas Moralin-sauren Deutschen, so mit Zeigefinger und Kinder lernt was Epilog:
Deine Prämisse ist falsch.
Deine Kindersehnsucht extrem verständlich und berührend, aber ausgestattet mit den Insignien eines Erwachsenen womöglich alles nur nicht zielführend und eventuell auch gefahrbringend.
Was man damit macht?
Ach naja, Du hattest mich doch gefragt, was mich glücklich machen würde, ne
Also was mich für heute, in diesem Moment glücklich machen würde, ist neben meinem wunderbaren Glas Zweigelt, was ich mit Halsschmerzen nimmer trinken sollte, vor allem, daß Du vielleicht, unter Umständen, nur mal so am Rande, die Möglichkeit in Betracht ziehst, daß vermeintliche Seelenverwandte, einem nicht aus Heiratszwecken begegnen, sondern sie einem die Möglichkeit verschaffen, an sich selbst zu wachsen.
Praxistip: wenn Menschen sich nur schwer und mit Aufwand verändern und Du noch dazu in einem Umfeld tätig bist, was Ladies, wie Deine ehemalige eher anzieht, vielleicht doch mal nen Profi in Erwägung ziehen.
Ach und weil Du ja vorhin geklärt hattest, daß Du ein Rechthaber bist (meine Wortwahl nicht Deine), willste jetzt sicher ne Quellenangabe.
Woher ich all das vermeintlich weiß, noch mal, es muß nicht zutreffen, keiner in diesem Forum ist allein.
Hab einen schönen Abend.
Mercurius
Zitat von DieSeherin:bei einem menschen, der so tief in der sucht drinsteckt, kannst du nicht wirklich was machen. dass du es allerdings versucht hast und dabei deine emotionalen grenzen gewaltig überschritten hast, liegt ganz bestimmt daran, dass du die erlebnisse deiner kindheit einfach in dir drin stecken hast.
küchenpsychologisch: wenn du schon deine mutter nicht retten konntest und ihre ganze zuwendung als dank bekommen hast, dann versuchst du es halt mit dieser frau!
(und ich bin mit einer manisch-depressiven mutter aúfgewachsen, die sich auch des öfteren weg-gebeamt hat und habe einen bruder an die heroinsucht verloren... ich weiß also ein wenig, von was ich rede)
Zitat von Mercurius:Trotz dessen, was dir widerfahren ist, wirkst du stark. Bei dir.
Anders
Mercurius