Schmerz also. Was mach ich nun damit? Der junge Werther hat sich in den Kopf geschossen. Das kommt für mich nicht in Frage. Ich war schon mehrfach ohne Partnerschaft glücklich und erfüllt. Da ruhte ich in mir. Drei der letzten zehn Jahre waren im Ganzen wirklich gut. Ein kurzer Rückblick:
2009:
Ich saß in meiner ersten richtigen Wohnung hunderte Kilometer von zuhause entfernt. In mir war ich mutig und entschlossen. Plötzlich landete eine perlmuttweiße Taube auf meinem Fenstersims. Sie hatte keine Angst, war wohl domestiziert. Sie war wunderschön und gurte mir sanft zu. Wir pflegten eine Art Austausch durch Blickkontakt. Dann flog sie davon und ich wusste, das Leben ist voller Magie.
Monate zuvor bin ich mit einem Rucksack durch Thailand gereist. Einige Orte waren durch die immer noch vorhandenen Auswirkungen des Tsunamis nur schwer erreichbar. Er hatte viel Zivilisatorisches weggewaschen. Als ich mit meinem Begleiter die malerischen Buchten Ko Taos erreichte, hat alles in mir gejubelt. Ich schrieb an die Heimat etwas euphorisiert, dass ich dort bleiben wolle. Immer. Tatsächlich lebten in unserem Resort Aussteiger und schienen sich wohl dabei zu fühlen.
Dort traf ich eine mysteriöse Frau, die mir nachdrücklich empfahl, an einem Silent Retreat in Suan Mokkh teilzunehmen. Ich war ja nicht nur glücklich. Boar hatte ich viele Kämpfe in mir. Vor allem gegen meine Eltern. Also machte ich ein Retreat mit.
Dort ist es in mir immer ruhiger geworden. Irgendwann tauchten innere Landschaften auf, die intensiver, wirklicher und näher wirkten als alles, was ich in meinem bis- und nachherigen Leben je erfahren hatte und erfahren würde. Bis heute sage ich: Dafür hat es sich zu leben gelohnt.
Nach dem Retreat war ich friedlich und dankbar. Ich schrieb meiner Mutter, dass sie meine Lebensspenderin sei. Als sie das las, habe sie sich erstmal hinsetzen müssen. Eigentlich kannte sie nur Verurteilungen und Verwünschungen.
In diesem Jahr war ich Single, obwohl ich eine starke Anziehung ausübte.
2012:
Eine Aneinanderreihung schräger Ereignisse führte mich in ein Sanatorium, wo ich unglaubliche Leute kennengelernte. Diese Leute waren einflussreich und weitbekannt. Da sie mich für eine kurze Phase in ihre Mitte aufnahmen und mir unfassbar schmackhafte Angebote machten, fühlte ich mich poliert und aufgewertet. Doch spürte ich, auf eine ungesunde Art und Weise abzuheben. Das wollte ich nicht und ging stattdessen erneut in ein Schweigekloster. Dort machte ich Heilserfahrungen, die sich in Form von sg. Klarträumen zeigten. Ich beherrschte eine Achtsamkeitstechnik, durch die ich tief in mich hineinmeditieren konnte. Das war so unglaublich befreiend.
Ich meditierte täglich und überall. Es gab zwei wunderbare Urlaube. Den einen verbrachte ich alleine auf Menorca, deren Camí de Cavalls ich beging. Es gibt dort 365 Strände, wer will, soll ein Jahr dort sein und jeden Tag einen anderen Strand besuchen. Den anderen erlebte ich als Backpacker mit einem Freund im Baltikum. Wir haben uns gegenseitig herausgefordert, in die eiskalten Gewässer des Soomaa-Nationalparks zu steigen. Es gibt ulkige Videos.
Zwischen den Urlauben machte ich mit dem Partner meiner Mutter eine Fahrradtour. Wir hielten an einer alten Mühle, wo ausgeschenkt wurde. Es war warm und hell und keine Sache auf der Welt konnte mich betrüben. Alles stimmte.
In diesem Jahr war ich ebenfalls Single. Es gab Frauenkontakt, aber nur peripher. Ich glaube, ich habe nichtmal gesucht.
2017:
Winter. Ich stand auf, fuhr oder joggte in den Wald und ging barfuß über die Schneewege. Tagein tagaus. Ich hatte Shatalovas Wir fressen uns zu Tode gelesen und war über die Maßen beeindruckt. Ich wollte ihr Säulenprinzip austesten und härtete mich ab. Boar, was war ich kernig. Die niedrigkalorische Ernährung gelang mir nicht. Der Rest ganz gut.
Dann lernte ich eine Frau kennen, die Umstände sind erstmal egal. Sie war exotisch, unglaublich süß, hübsch, klug und herzlich. Wir hatten eine kurze Liäson, ehe sie wieder ins Ausland verschwand und wir uns eingestanden, dass eine Übersee-Fernbeziehung utopisch sei. Sie sagte zu mir etwas Wunderbares: Für alles gibt es das erste Mal. Den ersten Kuss, den ersten Freund, den ersten S.. Du bist der erste, der mich seelisch berührt hat. Das hat sie wirklich gesagt.
Danach besuchte ich mit einem Freund Rom. Ich war noch nie zuvor dort. Welch geschichtsschwangere, romantische Stadt. Normalerweise kann ich große Städte nicht sonderlich gut. Aber Rom konnte ich. Vor allem dolce Vita, ihr wisst schon. Es tat alles so gut. Und dort empfing ich eine Email mit einer Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.
Zu diesem ging ich Wochen darauf. Es lief okay. Als ich abends in den Zug stieg, saß dort eine Frau, die mich magnetisch anzog. Wow. ich setzte mich einfach neben sie, obwohl es andere Plätze gegeben hätte. Wir lächelten, schwiegen jedoch zunächst. Nach einer Weile holte sie ein Buch hervor, das ich kannte. Ich sprach sie darauf an, es entstand ein reger Austausch. Am Ende schrieb sie mir ganz klassisch ihre Nummer auf ein kleines Papier.
Ich baute einen spannenden Kontakt zu ihr auf, einige Wochen später trafen wir uns, schliefen miteinander, verliebten uns. Sehr spät gestand sie mir, in einer 5 jährigen Beziehung zu sein, die gerade pausiert werde. Doch bald schon käme ihr Freund zurück. Zuvor hatten wir derartig heftige Begegnungen, dass sie mir überzeugend mitteilte, sie würde ihn für mich verlassen. Das passierte jedoch nicht. Wir sahen uns ein letztes Mal, waren abermals leidenschaftlich, ehe sie ganz verschwand.
Ja, das tat weh, aber heilte sehr schnell, da ich nie die tatsächliche Erwartung hatte, das könne was werden.
Im Sommer fuhr ich wieder nach Italien und machte eine Rucksackreise durch die Toskana. Das war absolut belebend. Ich kam mit sehr viel Lebensmut zurück, lebte mittlerweile in einem anderen Ort und arbeitete für einen neuen Arbeitgeber. Ich machte das mit Entschlossenheit. Bis sie kam. Die dritte Begegnung in diesem Jahr, war sie. Alle guten Dinge, sind drei, oder? Was hab ich mich verliebt. Mich geöffnet. Mich entschieden. Ihr wisst ja, wie es weiterging. Aber der Anfang war pures Licht.
2017 war ich zum Ende in einer Beziehung. Die drei schönsten Frauen, die ich getroffen habe, waren mir nah.
Warum sollte es so nicht weitergehen dürfen? Ich akzeptiere nicht, dauerhaft von der Einen geschunden zu bleiben. Man kann Gift in Medizin umwandeln. Warum nicht auch in diesem Fall....