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Wann hört der Liebeskummer auf?

B
Ich mach mir langsam sorgen um mich.

Ich bin mir auch nicht sicher, mit welcher Intention ich hier schreibe. Es muss wahrscheinlich einfach raus und von jemanden gelesen werden.

Hintergrund:
Mein ehemaliger Freund und ich haben uns vor knapp einem Jahr nach 10 Jahren Beziehung einvernehmlich getrennt. Ich bin 29. Es ist quasi meine Jugendliebe gewesen. Grund hierfür war, dass das S. aufgrund unterschiedlicher Vorlieben immer geringer wurde bis wir schließlich gar kein S. mehr hatten und dadurch allgemeine Unzufriedenheit sich breit machte. Kontakt wollten wir nach der Trennung weiterhin halten. Ich habe seit der Trennung ein S., wie es in etwa meinen Vorstellungen entspricht und mache all das was Leute sagen, was helfen soll. Ausgehen, Fokus anders setzen usw. usf.

Jetzt:
Seit ein paar Wochen habe ich düstere Gedanken und komm aus heiterem Himmel nicht mehr aus der Gedankenspirale raus.

Ich weine und weine nachdem ich ihn gesehen habe. Ich fühl mich immer noch so als ob ein Teil von mir fehlt, haltlos und das Gefühl begleitet mich jeden Tag. Ich weiß gedanklich genau warum wir uns getrennt haben aber ich verliere so oft das passende Gefühl dazu.

Es ist klar, dass die Geschichte gegessen ist und wir nie wieder ein Paar sein werden. Er orientiert sich weiter und hat abgeschlossen. Körperlich habe ich ebenfalls abgeschlossen aber es gelingt mir nicht, mich emotional zu lösen. D. h. ich lebe mich zwar S. im Rahmen einer Affäre aus aber kann mir derzeit nicht im Leben vorstellen, dann auch noch zu verreisen oder gemeinsam zu kochen, was man eben sonst so eventuell macht weil er mir immer noch der Liebste Mensch der Welt ist und ich das immer noch am liebsten mit ihm gemacht hätte.


Ich verstehe diese Ambivalenz in meinen Gedanken nicht. Wir haben uns einvernehmlich getrennt und jetzt reagiere ich unweigerlich so. Ich mache mir Sorgen, dass diese Schwere nicht aufhört.

Das ist mein erster Liebeskummer Wie lange hält der noch an?

03.03.2019 16:20 • #1


B
Zitat von Bindestrich:
S.


Entschuldigt bitte. Ich wusste nicht, dass gewisse Worte autmatisch abgeändert werden. Sonst hätte ich es für den Lesefluss umschrieben.

03.03.2019 16:43 • #2


A


Wann hört der Liebeskummer auf?

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Luto
Zitat von Bindestrich:
Seit ein paar Wochen habe ich düstere Gedanken und komm aus heiterem Himmel nicht mehr aus der Gedankenspirale raus.

vorher war das nicht so?

Zitat von Bindestrich:
Wir haben uns einvernehmlich getrennt und jetzt reagiere ich unweigerlich so.

Möglicherweise warst Du nach 10 Jahren beziehungsmüde und hast erst einmal die Freiheit genossen, bis sich dann erst nach einiger Zeit die Verlustgefühle durchsetzten?

03.03.2019 16:44 • x 1 #3


B
Zitat von Luto:
Verlustgefühle


So könnte man es erklären.

Düstere Gedanken habe ich immer mal wieder aber in der Regel fangen sie mich nicht so emotional ein.

03.03.2019 17:27 • #4


Denkt-sich-was
Liebe Bindestrich,

lass mich zunächst festhalten: wenn du sagst, das die Schwere nicht aufhören könnte, dann heißt das nichts anderes, als das du Traurigkeit empfindest (eine der vier Emotionen), die sich körperlich eben genau dadurch auszeichnet, dass wir in uns zusammensinken, unseren Körper und sein Gewicht mehr spüren, das atmen erschwert wird usw.
Sollte dies der dauerhafte Zustand sein, so wäre dies tatsächlich beängstigend. Andererseits ist die Traurigkeit unser bester Kompass, sie zeigt uns was uns fehlt, unsere Sehnsucht und unsere Bedürfnisse sehr gut.

Eine Beziehung besteht aus 3 Ebenen der möglichen Bezugnahme:
1. der körperlichen - d.h. sowohl einfache Berührungen in Form von Zärtlichkeiten als auch S exualität
2. der emotionalen - also dem sich öffnen und seine Gefühle zeigen, und das diese vom anderen zumindest gesehen und verstanden werden, noch besser auch mitgefühlt werden, und idealerweise angemessen begleitet werden
3. der kognitiven - also dem gegenseitigen gedanklichen Austausch, einem intellektuellen gegenseitigen Verstehen, dem Teilen von Informationen, Ansichten und Bewertungen, sich gedanklich bereichern und neu zu inspirieren

Bei euch ist die erste Ebene im Laufe der Jahre weggefallen, zumindest was den S ex angeht - so wie es leider den allermeisten Paaren geht.
Das ist aber unabhängig davon, dass du den emotionalen und kognitiven Bezug zu ihm sehr wohl noch gerne hättest, weil die Qualität der Bezugnahme anscheinend gut war, und weil du dich eben genau dadurch gesehen, gewertschätzt und somit einfach wohl gefühlt hast. Die daraus entstandene Nähe lässt sich so wohl fühlen, dass du weiterhin mit ihm verreisen, kochen und alles andere alltägliche machen möchtest.

Was spricht dagegen, dass ihr beste Freunde werdet, die einander sehr vertraut sind und die Zeit miteinander verbringen?

Sollte dies nicht möglich sein: du kannst die Traurigkeit dann ablegen, wenn sich deine Sehnsucht nach einer ebenso zufriedenstellenden Partnerschaft mit jemand anderen erfüllt. (..oder worst case: du begräbst deine Sehnsucht und verleugnest dein Bedürfnis nach Nähe.. das wäre natürlich ganz schlecht, auch wenn es eine weit verbreitete Strategie ist)
Natürlich kannst du auch durch andere gute Beziehungen sehr viel Freude ernten, die die Traurigkeit in Bezug auf Partnerschaft aufwiegt, auch wenn dieses Bedürfnis akut nicht erfüllt sein sollte.

03.03.2019 17:32 • x 3 #5


K
Hi

ja - @Denkt-sich-was wird wohl richtig liegen mit seiner Ansicht, dass die emotionale und kognitive Ebene unverändert präsent sind und gute Gefühle bei ihr spüren lassen, die körperliche Ebene sich jedoch verflüchtigt hat.

Vielleicht hat sich bei @Bindestrich aufgrund ihrer frühen Kennenlernphase mit ihm zwischenzeitlich ein körperlicher Erlebnishunger breit gemacht, den sie nicht erfüllt sah und sich deshalb nach etwas anderem umgesehen hat. Möglicherweise ist bei ihr die Erkenntnis gereift, dass das Körperliche alleine nicht ausschlaggebend sein kannn. Und nun entdeckt sie, dass emotionales und kognitives eine viel tiefere Bedeutung in einer Beziehung hat. Das Körperliche auch wichtig ist, aber nicht im Vordergrund stehen muss oder sollte.

03.03.2019 17:44 • x 2 #6


B
@Denkt-sich-was
Vielen Dank für Deine Antwort, die mir jetzt gerade sehr geholfen hat. Je öfter ich sie lese desto ruhiger werde ich.

Zitat von Denkt-sich-was:
Was spricht dagegen, dass ihr beste Freunde werdet, die einander sehr vertraut sind und die Zeit miteinander verbringen?


Genau das war eigentlich der theoretische Plan. Was sich in der Praxis als schwierig herausstellt. Leider ist der reale Kontakt emotional geladen und aus Gründen des sich voneinander Lösen sporadisch. Und in der Regel möchte ich mich vor 2/3 Tage voller Tränen schützen.

Ich hoffe meine Bemühungen nach guten Beziehungen -vorerst außerhalb einer Partnerschaft- tragen irgendwann Früchte (wenn dieses Sprichwort jetzt richtig angewandt wurde) und dämpfen mein trauriges Gefühl.

03.03.2019 22:16 • #7


B
Zitat von _Konstantin:
nd nun entdeckt sie, dass emotionales und kognitives eine viel tiefere Bedeutung in einer Beziehung hat.


Danke @Konstantin Über den Stellenwert der anderen Ebenen als die der körperlichen war ich mir im Vorfeld sehr bewusst. Die Entscheidung zur Trennung war (mit Blick auf die Dauer unserer Beziehung) nicht überstürzt oder voreilig und nicht aufgrund eines zwischenzeitlichen Erlebnishungers. Sondern aufgrund einer komplett fehlenden gemeinsamen S exualität, welches in meiner Welt die Lebensqualität einschränkt.

03.03.2019 22:26 • x 1 #8


K
HI

das habe ich herausgelesen aus dem, was Du in deinem Erstbeitrag geschrieben hast. Deine Motivlage hierzu kann ich verstehen - auch dass Du ein sehr reflektierter Mensch bist und keine voreiligen Entscheidungen triffst.

03.03.2019 22:47 • #9


D
Es ist wirklich abhängig davon, welche Art Mensch man ist.
Um meinen ersten Freund trauerte ich damals sieben Jahre, um den zweiten nur knapp vier Jahre, um meinen letzten trauere ich jetzt im Jahr fünf.
Ich glaube nicht, dass man dafür allgemeingültige Regeln aufstellen kann.
Gewünscht ist eine (willkürlich angemessene,) möglichst kurze Trauer, weil viele Menschen Trauer-Zeit unter vergeudet und unnötig verbuchen.

Man muss halt empfänglich sein für die gängigen Methoden.
Traditionell hilft wohl: Zeit, Sport, Tagebuch, Forum, Ablenkung, Ortswechsel, Jobwechsel und neuer Style inklusive Garderobe und Körperform, Therapie ist ohnehin obsolet.
Man muss halt schauen, was einem hilft.
Und sollte nichts davon greifen, dann muss man bereit sein, das ohne viele Worte hinzunehmen.
Denn das reden darüber öffnet Tor und Tür für selbsternannte Heiler, die es gewiss nicht besser machen.
Trauer ist ein ganz dunkles Kapitel, es gilt, das möglichst schnell abzuarbeiten.
Das Erleben der Trauer wird gerne unter das muss möglichst schnell WEG behandelt, was ich persönlich nicht gut heissen kann.

Weil ich permanent lese, dass Verdrängung und Verarbeitung zwar Tür an Tür wohnen, dass aber Welten dazwischen liegen.

04.03.2019 00:37 • x 2 #10


Denkt-sich-was
Zitat von Dattel:
Trauer ist ein ganz dunkles Kapitel, es gilt, das möglichst schnell abzuarbeiten.
Das Erleben der Trauer wird gerne unter das muss möglichst schnell WEG behandelt, was ich persönlich nicht gut heissen kann.


Ja, leider wird Trauer um bzw. Traurigkeit über einen Verlust überwiegend negativ gesehen. Denn es wird nicht differenziert zwischen der sinnvollen Emotion, die uns bewegen soll, Wegweiser und Antrieb sein soll einerseits und andererseits dem Mangelzustand, der die Emotion in uns hervorgerufen hat.
Ohne die Bedächtigkeit und Entschleunigung die mit der Traurigkeit einhergeht, würden wir beispielsweise oft nicht den Blick für unsere wirklichen Bedürfnisse haben, würden in evtl. ziellosen Aktionismus verfallen statt uns Zeit zum Nachdenken zu nehmen.
Außerdem: Traurigkeit ist nach der Freude unser bestes Beziehungswerkzeug, sie bewegt, wenn sie gesehen wird, meist auch andere, die sich daraufhin uns zuwenden und Aufmerksamkeit schenken.

04.03.2019 19:03 • x 1 #11


Denkt-sich-was
Zitat von Bindestrich:
Was sich in der Praxis als schwierig herausstellt. Leider ist der reale Kontakt emotional geladen und aus Gründen des sich voneinander Lösen sporadisch.


Ich würde das gerne genauer Verstehen, was bedeutet das denn konkret?
Ich halte fest, ihr habt euch aus Vernunft getrennt, weil der S ex fehlt, und euch das auf Dauer zu wenig ist, selbst wenn die sonstige Beziehung sehr erfüllend war.
Ihr habt entschieden euch zu distanzieren, also sich voneinander Lösen, d.h. weniger Nähe durch weniger Bezugnahme herzustellen.
Nun trefft ihr euch, könnt aber die Treffen nicht genießen, d.h. es ist nicht so leicht und unbeschwert (=Freude) wie früher und danach bis Du (oder ihr?) traurig, weil die frühere Situation viel schöner war und du wünschtest, es wäre wieder mehr so?

Warum solltet ihr euch zuviel lösen, wenn euch dies nicht gut tut?

04.03.2019 19:20 • x 1 #12


B
Dankeschön @Denkt-sich-was . Ich versuch es zu erklären.

Richtig, wir haben uns aus Vernunft getrennt. In meiner Welt habe ich gedacht, dass wir weiterhin sehr eng miteinander sind und freundschaftlich Zeit miteinander verbringen. Waren danach noch einmal im (Trennungs-) Urlaub usw. usf. (der war schon gebucht). Ich kann mich erinnern, dass er danach sagte, er bräuche Abstand usw., er hätte das Gefühl ich könne nicht abschließen. Die Treffen wurden dann weniger. Hier und da mal eine Nachricht aber das ist nicht der Kontakt, den ich pflegen wollte.

Wenn wir uns getroffen haben, haben die Treffen nicht funktioniert und zB zu unbehagen auf beiden Seiten geführt. Zum Beispiel, wenn das Thema der Neu-Orientierung nach anderen PartnerInnen bei beiden Seiten im Raum stand oder ich neue Verhaltensmuster an ihm entdeckte oder Neuigkeiten über sein Leben nicht mehr von ihm sondern anderen erfuhr. Das macht mich traurig und da ich Trauer schlecht aushalten kann, wütend. Ja was soll ich groß dazu sagen, er hat Recht, mir fällt es wirklich schwer abzuschließen.

Also um deine eigentliche Frage zu beantworten. Ich denke das sich Lösen wollen geht wohl vermutlich einseitig von ihm aus. Habe mit ihm noch nicht wirklich darüber gesprochen. Harre nur in der Situation aus.

04.03.2019 21:14 • x 1 #13


Denkt-sich-was
Danke dir, jetzt ist es nachvollziehbar.
Ich finde es grundsätzlich positiv, dass du an einer Beziehung die dir viel Freude bringt, festhalten möchtest. Wenn das Bedürfnis allerdings ungleich ausgeprägt ist und er die Distanz bewusst möchte, musst du das natürlich respektieren. Gut möglich, dass er einfach schon einen Schritt weiter ist und mehr voraus als zurück schaut.

Zitat:
Habe mit ihm noch nicht wirklich darüber gesprochen. Harre nur in der Situation aus.


Damit sagst du ja schon, was zu tun ist... Gewissheit, wenn vielleicht auch keine schöne, ist besser als langes Herumeiern.
Dann dauert es vielleicht bei Dir etwas länger als bei ihm sich zu lösen, und somit bis wieder mehr Freude in den Vordergrund tritt und die Traurigkeit verblasst.

Ich habe selbst nach einer Trennung auch mal Abstand gebraucht, nach 2 Jahren war es dann wieder ok und heute ist meine Ex immer noch eine meiner besten Freundinnen - die Basis war einfach so gut war, dass es sich gelohnt hat, das wieder aufzugreifen.

04.03.2019 23:15 • x 1 #14


A


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