Warum lassen wir uns nicht los?

Ein freundliches Hallo in diese Runde! Ich bin 50, zwei Kinder und seit Ende Jänner nach 15 Jahren Ehe (und 18 Jahren Gemeinsamkeit) geschieden . aber die Scheidung hat nichts geändert und es endete auch nicht mit ihr.

Zu meiner Story: Vor rund einem Jahr fand ich durch eine schicksalshafte Fügung heraus, dass mein Mann sich in eine jüngere Kollegin fremdverliebt hatte. Im Nachhinein hätte ich die vielen Evidenzbasierten Hinweise schon ein halbes Jahr früher erkennen können, aber ich verdrängte, wollte meinem Instinkt keinen Glauben schenken. Ich bin beruflich sehr erfolgreich, stark und unabhängig, habe immer die Organisation des Familienlebens allein verantwortet, bin ein Kopfmensch. mein Mann ist Künstler und
ein reiner Gefühlsmensch.

Als ich herausfand dass er mich betrog, riss es mir den Boden unter den Füssen weg - er hat mir all die Jahre seine Liebe geschworen und ist hochmoralisch - und ich bat ihn vorübergehend in ein Hotel zu ziehen. Gleichzeitig schlug ich eine Paartherapie vor, er willigte ein, sagte dass er mich nicht verlieren wolle um mir dann in der ersten Sitzung eine Woche später mitzuteilen er komme nicht wieder zurück, sei verliebt in die andere und eigentlich sei ich ja daran schuld, weil ich ihm meine Liebe nicht genug gezeigt hätte. Da riss es mir zum 2. Mal den Boden unter den Füssen weg.

Dann kam der 1. Lockdown und er rief mich bitterlich flehend an, wieder zu seiner Familie zurückkehren zu dürfen. Das war 3 Tage später. Ich nahm ihn zurück, weil ich ihn liebte. Es folgten Liebesschwüre, dass er nun für immer bleiben würde und wir verbrachten einige Wochen im 2. Honeymoon.

Dann fragte ich nach der anderen Frau. Wollte verstehen. Er sagte es sei aus. Er ging aber zunehmend auf Distanz. Es folgte eine Phase der emotionalen Achterbahn auf der ich unfreiwillig mitfuhr. Ich hielt mich fest, wollte ihn nicht verlieren und dadurch entfernte er sich immer mehr. Sobald ich dann nicht mehr konnte und selbst auf Distanz ging, kam er sofort wieder. Es waren 3 Monate eines ewigen Nähe-Distanz Tanzes. Wir hatten in dieser Phase den besten und heftigen S.. Wir fingen wieder mit Therapie an und es ging auch dort sehr heiss zu. In einer Sitzung stritten wir so sehr dass ich ihm die Frage stellte ob er die Ehe überhaupt noch wollte und er verneinte in Rage.
Wir waren total erschöpft, ich konnte nicht mehr kämpfen, willigte traurig in die Trennung ein.
Am nächsten Morgen eröffnete er mir dass alles falsch sei, er mich immer noch lieben würde und mich nicht verlassen könnte.
Erst da, denke ich heute, hat er wirklich von der anderen Frau losgelassen und sich für mich und die Ehe entschieden.

Es folgten 2 Monate erneuter Honeymoon. Wir feierten in dieser Zeit unseren 15. Hochzeitstag. Wir waren romantisch, verliebt, hatten wahnsinnig viel S., urlaubten, er sagte mir jeden Morgen dass er mich liebte. Wir waren glücklich.

Dann fingen seine Zweifel allmählich wieder an, Vorwürfe ich würde ihn nicht verstehen, er sei mit seinem Leben nicht glücklich, haltlose und va grundlose Eifersucht (war immer schon sein Thema) und nach einem Monat zunehmender Distanz dann ein für mich kleiner Streit. Er reagierte sozial total inadequat und unverhältnismäßig und zog überraschend aus. Wieder fiel ich ins Bodenlose.

Es folgten Wochen der Hoffnung und Desillusion. Er gab mir mixed messages. Sagte er kommt nicht wieder um mir im nächsten Moment zu sagen dass er mich am liebsten neu kennenlernen würde.

Wir machten noch Therapie. Die Therapeutin meinte ich solle ihn nicht mehr zurücknehmen. Es wäre besser für mich.
Ich fragte ihn ob er die Scheidung wolle und ja, die wollte er.

Ich organisierte eine Mediation für die einvernehmliche. Die Mediatoren meinten da wären noch so starke Gefühle und wir sollten mit der Scheidung noch warten.

Wir beschlossen dies weinend.

Dann wieder ein Streit. Alte Muster. Immer wieder blickten wir in die Vergangenheit. Er wollte nun doch die Scheidung und ich gab nach und willigte kraftlos ein. Meine Tür war immer offen gewesen in all den Monaten aber ich hatte nun all meine Energien und meinen Stolz verloren und sah ein dass immer zwei an einer Beziehung arbeiten müssen um sie zu erhalten. Aber ich wollte die Scheidung nicht. Es ging mir alles zu schell und es war alles so verwirrend.

Einen Tag vor der Scheidung gingen wir spazieren. Es war wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In diesen zwei Stunden durchlebten wir alles von bleiben wir Freunde, Vorwürfe, Vergangenheitsbewältigung, ich kann nicht ohne dich bis hin zu wilden Küssen .

Scheiden ließen wir uns trotzdem. Auch an diesen Tag ging es emotional zu. Nicht erwachsen sondern zwei Kinder die ihre Gefühle nicht im Griff haben.

Seit der Scheidung hatten wir schon 2 x S.. Wir küssen uns oft. halten und drücken uns lange. Und wir streiten nach wie vor über die selben Themen. Drehen uns sprichwörtlich im Kreis. Wir sagen uns dass wir verrückt sein müssen. Er macht mir Vorwürfe dass er damals zurückgekommen ist um zu bleiben und ich mache ihn auf seinen Widerspruch aufmerksam. Er ist ein Schwarz Weiss Denker ohne Urvertrauen und er triggert in mir Verlustängste meines inneren Kindes. Wir lieben einander aber wir tun uns nicht gut. Ich hab keine Ahnung wohin das alles führen wird.
Eine Kontaktsperre wäre wichtig aber die ist schwierig wegen der gemeinsamen Obsorge.

Ich bin verzweifelt und würde mich freuen wenn es hier im Forum jemanden gibt der eine ähnliche Erfahrung durchlebt hat. Was stimmt nicht mit uns? Warum kommen wir nicht voneinander los?
Danke

Puh, was für eine Achterbahnfahrt. Warum kommt man nicht voneinander los .... weil man sich liebt. Aber manchmal reicht die Liebe nicht aus um eine gesunde Beziehung führen zu können.

Ihr müsst euch mal beide klar werden, was ihr denn eigentlich wollt. Und vor allem mal die Vergangenheit ruhen lassen. Ihr arbeitet alte Sachen gemeinsam auf, wollt aber einen Neuanfang. Das wird aber so dann nicht funktionieren. Ihr solltet euch distanzieren voneinander und jeder muss für sich nachdenken.

Danke. Ja, in Theorie wissen wir beide dass wir Abstand und Innenschau brauchen. Aber sobald wir uns sehen, und das ist wegen der Kinder recht oft, zieht es uns zueinander, da ist diese Verbundenheit und grosse Anziehung. Auch wenn ich weiss dass er nicht gut für mein Seelenheil ist, mich verletzt hat und nicht mehr der Mann ist in den ich mich vor 18 Jahren verliebt habe, fühle ich dass das was auch immer uns auseinander gebracht hat wohl jetzt zwar Genugtuung findet aber dennoch irgendwie keine Chance hat... aber wahre Liebe vergibt und bleibt, warum ist er gegangen und jetzt sogar nach der Scheidung trotzdem noch nicht fort?

Ps: Die Kinder sind 12 und 14. Wir halten unsere Leidenschaftlichen Zusammenkommen vor ihnen natürlich geheim. Verwirrt sind sie schon genug.

Zitat von Mel75:

Puh, was für eine Achterbahnfahrt. Warum kommt man nicht voneinander los .... weil man sich liebt. Aber manchmal reicht die Liebe nicht aus um eine gesunde Beziehung führen zu können. Ihr müsst euch mal beide klar werden, was ihr denn eigentlich wollt. Und vor allem ...

Genau! Ich habe genau dieses Gefühl dass Man sich lieben kann und trotzdem nicht (mehr) zusammenpasst. Und diese Erkenntnis ist nicht weniger schmerzvoll. Ich fühle mich wie in einem schlechten Film. Problem sind die Negativen Denkmuster. Ich glaube er sucht immer seine moralische Rechtfertigung in der Schuldumkehr und dann regt mich sein "Du hast Du bist immer nie "So wahnsinnig auf und er merkt nicht wie verletzend er noch immer damit ist.