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Was ist dieses Gefühl in mir?

L
Hallo Leute,

ich will meine Geschichte erzählen: ich W, 24, bin total am Ende. Ich studiere an der Uni und es geht dort so langsam bei mir den Bach runter. Ich bin seit Wochen krank, obwohl ich fast nie krank werde(starke Abwehrkräfte). Das alles ist wegen ihm. Er 23 war mein Freund, Familie, zweite Hälfte, Seelenverwandter. Wir konnten die Sätze des anderen vervollständigen. So eine menschliche Beziehung hatte ich im Leben noch nie gehabt. Ich habe eine eigenartige Familie ( bin Südländerin, kaum Freiheiten gehabt, ständig Stress und Kampf um Unabhängigkeit, Freunde oder Ausgehen sind Fremdwörter, total eingeschränkt) obwohl man denken könnte, dass es bei uns üblich sehr warmherzig und familiär zugehen müsste, ist es leider bei uns eiskalter Stimmung. Jeder ist Einzelgänger, auf sich alleine gestellt, man übt Druck aus wo man kann, nur Fehler werden bemerkt und Lob, Liebe , Respekt oder Anerkennung sind mir nicht in dieser Familie bekannt. Zu meinem Vater kann man kein schlechteres Verhältnis haben, als ich es habe. Ich empfinde nichts für ihn, vermeide Kontakt jeglicher Art (körperlich, sozial, nicht mal Augenkontakt). Wenn man so einer Ausgangssituation hat und plötzlich so einen liebevollen und herzlichen Menschen kennen lernt (kompletter Gegensatz zu den Personen der Umgebung), dann ist meine Anhänglichkeit nicht überraschend. Ich bin von Natur aus sehr emotional und kein gerissener Mensch, ich glaube immer an das gute eines menschen und komme mir naiv vor, aber ich bin lieber naiv und nett als böse und gemein. So nun zu ihm: wir lernten uns im Internet kennen, vor 4 Jahren, und hielten die Beziehung 4 Jahre lang geheim, wir verstanden uns auf Anhieb, er fühlte sich genauso wie ich, allein auf dieser Welt, missverstanden. Er wohnt im Ausland circa 3000km von mir entfernt. Eine persönliche Begegnung war somit unmöglich auf Grund meiner Familie und finanziell war es uns auch nicht möglich,dass er mich besucht, dennoch waren wir jeder Minute zusammen(Skype, Whatsapp, Facebook etc.). Wir hatten unsere eigene kleine Welt, weit weg von unseren Welten um uns herum. Wir machten beide unser Abi und studierten zusammen, erzählten uns unseren Sorgen, stärkten uns gegenseitig, wir waren eins, ein Team. Wir wussten, dass unsere Beziehung nicht auf Dauer bei Skype und Co. stattfinden konnte und wenig Hoffnung auf einer gemeinsame Zukunft hatten und das alles ein Countdown hat. Im Oktober lief er aus, wir trennten uns auf seinem Wunsch hin, Kein Kontakt, keine Telefonate, nichts, Funkstille. Ich fiel in ein tiefes Loch, ich stalkte ihn, ich sah mir seine Fotos an. Wir schrieben uns ab und zu, wie es einem geht. Aber jetzt geht es gar nicht mehr, ich bin am Ende, wenn wir uns schreiben, streite ich mit ihm unter Tränen. Ich verletze ihn und beschimpfe ihn, weil er das mit uns zerstört hat. Er hat unsere Blase kaputt gemacht, in der ich mich sicher und geborgen fühlte. Er zwang mich die Menschen, die ich nicht leiden kann, wahrzunehmen und mich mit ihnen zu beschäftigen. Ich bin so am Boden und niemand fängt mich auf, er ist nicht mehr da, er war immer da. Und dafür hasse ich ihn jetzt, ich weiß nicht was das für ein Gefühl ist. Ich fühle keine Liebe, ich fühle mich niedergeschlagen und hasse jeden und sehe keinen Grund morgens aufzustehen, ich streite mich sehr oft mit meiner Familie, ich glaube sie denken schon ich bin depressiv. Ich lasse meine Uni schweifen, habe alle Klausuren abgesagt und möchte nur allein sein und weinen. Das Problem ist, dass ich meine Trennung nicht verarbeiten kann, da ich so tun muss als ob nichts wäre, damit diese Familie nichts mitbekommt. Meine Frage lautet, wie nennt sich dieses Gefühl? Ich fühle kein Herzschmerz mehr wie am Anfang, es ist Wut und Hass und ich will jemanden beschuldigen und alles was ich finde ist Er, was mir auch leid tut, weil er das für uns macht, damit wir im Leben weiterkommen. Ich fühle mich allein gelassen und hintergangen und wie ne heiße Kartoffel fallen gelassen. Ich möchte ihn nicht hassen, ich liebe ihn, das weiß ich, aber ich sehe einfach nur rot wenn ich mir sein Gesicht vorstelle. Tut mir leid für den langen Text. Danke für die Antworten.

19.01.2016 23:46 • #1


T
Dein Gefühlszustand ist ganz normal, da musst du durch. Du bist noch jung und hast alles vor dir. 2 Fehler die du unterlassen solltest: Dich in deine kleine Welt flüchten und den Ex aufs Podest stellen.
Die tollen Eigenschaften die den Ex besaß sind höchstens ganz normal und selbstverständlich, sofern man von sich selber eine gesunde Lebensqualität erwartet und damit auch einen Partner, der einem gut tut. Durch ihn hast du viele Defizite durch deine Familie ausgleichen können und hast etwas Neues gesehen.

Du bist gerade auf dem Weg dein eigenes Leben aufzubauen. Familie kann man sich nicht aussuchen, sehr wohl aber die Menschen mit denen man zu tun hat. Du kannst selber entscheiden, mit wem du zu tun haben willst, und solltest dich von Menschen entfernen die dir nicht gut tun.
Es gibt viele Möglichkeiten, du kannst dir z.B. eine zweite Familie aufbauen, sei es durch Freunde oder einen Partner und dessen Familie.
Es ist immer gut mehrere Menschen um sich zu haben, möglichst viele mit denen man gut auskommt und auf die man sich verlassen kann. Schlecht ist es, seinen sozialen Kontakt nur auf einen einzigen Menschen zu beziehen, noch schlechter wenn es der Partner ist.
Letztendlich stellt sich nur die Frage was genau du eigentlich willst. Es ist aber nicht gut wenn du dich in deine eigene Welt zurückziehst und dich abkapselst.
Das Leben und die Menschen haben so viel zu bieten, sieh lieber zu dass du viel unterwegs bist und etwas erlebst. Und ehe du dich versiehst läuft dir jemand über den Weg in den du dich Hals über Kopf verlieben wirst.

20.01.2016 01:24 • x 2 #2


A


Was ist dieses Gefühl in mir?

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T
Ich glaub es ist bei dir sehr starker Kummer und verletztes Ego...Gepaart mit einer möglichen Depression. Oder die Tendenz dazu.. Kann man sowas Beziehung nennen, wenn alles nur darauf basiert, dass man sich nur schreibt, miteinander telefoniert oder skypt? Ihr hattet euch noch nie persönlich gesehen und euch in den Arm genommen und geküsst usw...keinen Alltag zusammen erlebt...In der virtuellen Welt kann man sich leicht etwas aufbauen. Wer weiß, ob ihr euch persönlich so gut verstanden hättet? Vielleicht wollte dein Ex mehr als das Virtuelle?
So rosig sah das nicht aus, wenn ihr nur heimlich Kontakt hattet und euch nie treffen konntet? Hast du mal überlegt, ob du mal professionelle Hilfe brauchst? Weil so ganz alleine kommst du nur schwer aus dieser Situation heraus, wenn dein Umfeld null Verständnis zeigt.Fühl dich trotzdem von mir virtuell gedrückt

20.01.2016 01:36 • x 2 #3


T
Ich sehe es auch so wie top, dass man sich nicht nur auf eine Person fixieren und sein Glück von ihr abhängig machen sollte...Dies führt automatisch zur ungesunden und auch emotionalen Abhängigkeit von der jeweiligen Person...

20.01.2016 01:52 • x 1 #4


L
Hallo ihr Lieben,

danke erstmal für die Antworten.
Ihr habt schon recht, wenn ihr schreibt, dass ich mich eingekapselt habe und nur diese Welt bevorzuge.
Da ich mit meiner Familie keine vernünftige sichere Beziehung aufbauen kann, sollte ich mir selber meine eigene Familie gründen. Das erweist sich als sehr schwierig für mich. Ich bin sehr in meinem Leben eingeschränkt. Ich darf nicht ausgehen, nicht nach 8 draußen sein, Kino, Bowling und ähnliche Sachen sind tabu. Ich hatte während meiner Schulzeit viele Freunde, die ich aber schnell verlor als wir älter wurden, da sie mich für eigenartig hielten. Sie verloren das Interesse, wenn man bei allen Aktionen (Klassenfahrten, Pyjama Party, Kino) absagen musste. Das tat sehr weh immer so schief angeguckt zu werden. Es ist schwierig eine Freundschaft aufzubauen, wenn man keine Zeit miteinander verbringt. Ich bin 24 und ich habe die Freiheiten einer 12 Jährigen.
Alles was ich habe ist diese kaputte Familie. Meine Kindheit war genauso verkorkst, häusliche Gewalt war normal. Verbote und Drohungen und Schläge habe ich miterlebt. Ich hasse es hier und jeden. Ich bin so anders als alle hier. Ich bin meistens nur in meinem Zimmer, gemeinsames Essen vermeide ich, kann ihre Gesichte nicht ertragen.
Ich würde niemals niemals meine Kinder in so einem Leben aufwachsen lassen. Deswegen hänge ich an ihm, den er war ein Lichtpunkt in meinem dunklen Leben. Er war mein einziger sozialer Kontakt.
Wir haben gestern noch geschrieben und ich hab ihn im Streit blockiert, weil er sich wie ein Ar. benommen hatte. Er meinte er muss so sein, damit ich loslasse. Er meinte, er kann mich nicht immer wieder aufbauen, was ich als eine Frechheit empfinde. Er hat sich damals wie ein Versager gefühlt und ich hab ihn motiviert und immer wieder auf ihn eingesprochen, dass er sein Abi machen und studieren muss, damit er eine rosige Zukunft aufbauen kann. Bildung sei der beste Weg für Stabilität im Leben. Er ist fast fertig mit dem Studium und das Dank mir. Jetzt fühle ich mich als Belastung für ihn und hasse ihn noch mehr, weil er so verletzend ist. Naja, ich denke ich komme da raus und werde alleine klar kommen müssen. Sehe keine andere Möglichkeit.

Das ist eine tolles Forum, hätte nicht gedacht, dass ich soviel Gehör finden würde. Danke nochmals an alle.

20.01.2016 11:54 • x 1 #5


T
Du solltest zusehen dass du von dieser Familie ganz wegkommst. Du bist alt genug um das in die Hand zu nehmen. Das ist nicht einfach aber es ist machbar und hängt nur von dir ab. Stell dir deine Zukunft vor und wie es wäre wenn du diesen ganzen Druck los bist. Mehr Motivation brauchst du nicht.

20.01.2016 12:06 • x 1 #6


T
Es gibt soziale Beratungsstellen und ähnliches...Telefonseelsorge usw...Du musst dir dringend Hilfe holen, damit du da aus der Familie endlich herauskommst und dir ganz langsam ein neues soziales Umfeld aufbaust...

20.01.2016 19:00 • x 1 #7


Thomas69
Ich habe das auch alles mit erschrecken gelesen...
Du hast doch ganz tolle Anlagen um ein neues Umfeld, vielleicht auch später Familie etc zu gründen! Naivität ist natürlich manchmal eine Eigenschaft die Probleme bereiten kann, wenn andere das ausnutzen oder darauf rum reiten... Aber du scheinst ja auch sehr gefühlvoll und warmherzig zu sein!
Das mit der Familie sehe ich ähnlich wie die anderen, dich scheint ja auch nichts mit Ihnen zu verbinden, du solltest deinen Hut nehmen (sprichwörtlich)...
Wenn du freunde hast versuche dich mit Ihnen zu arrangieren damit jemand hilft, das was Tamilein sagte ist auch richtig, es gibt Hilfestellung wenn man sucht...
Es ist falsch dein Leben unter diesen Umständen zu verbringen, du bist alt genug um selbst zu entscheiden!
Fühl dich ganz doll gedrückt, du schaffst das wenn du willst, aber du mußt Konsequenzen ziehen!

20.01.2016 19:16 • x 2 #8


L
Vielen lieben Dank für eure Ratschläge. Ich werde sie alle beherzigen und vieles ändern müssen.
Wenn ich so weiter und allen recht mache außer mir, dann verliere ich mich selbst. Ich bin zum Glück ziemlich weit in meinem Studium und bis auf letzte Zeit immer am Ball gewesen, ich muss mich nur noch für den Endspurt zusammenreißen und die Sache zu Ende bringen. Ich bin dann finanziell unabhängig und um eine Sorge leichter. Dann sag ich Adieu zu den Steinen auf meinem Weg

Ich muss ehrlich sagen, dass ich das alles bis jetzt mit niemanden geteilt habe außer mit ihm und euch, da ich keine wirklich vertrauenswürdige Person in meinem Leben habe. Jedoch, es tut gut und es erleichtert mich sehr es mal rauszulassen.

Dankeschön an alle

20.01.2016 23:04 • x 2 #9


T
Es freut mich, dass wir dir ein wenig weiter helfen und etwas Trost spenden konnten. Pass bitte sehr gut auf dich auf!

20.01.2016 23:11 • x 1 #10


Thomas69
@Layla1791
Ja es paßt schon der Spruch ;wenn du es immer versuchst es allen recht zu machen, hast du mit Sicherheit eine Person vergessen - dich!

20.01.2016 23:13 • x 1 #11


A


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