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Wenn die Psyche die Liebe verhindert

G
Ich war drei Jahre zusammen mit einem Mann, der aufgrund psychischer Probleme und posttraumatischer Belastungsstörungen verrentet ist. Er hat mich vor sechs Wochen verlassen und wünscht auch überhaupt keinen Kontakt mehr. Noch nicht einmal mehr zu einer Abschluss-Aussprache war er bereit. Ich habe ihn seitdem nie wieder gesehen, ich weiß noch nicht einmal, wo er hingezogen ist.

Aus meiner Sicht würde ich ihn so beschreiben: Er ist extrem in allem, was er tut. Er macht alles fünfmal so intensiv, wie es sein müsste. Er ist Perfektionist. Er hat einen Kontrollzwang. Er hat ganz bestimmte Erwartungen an seine Mitmenschen/an seine Partnerin, und wenn diese nicht erfüllt werden, empfindet er dies als Beweis für Mangel an Respekt/Liebe, empfindet seine „Bemühungen, anderen zu helfen, denn er meint es ja nur gut“, als ungewollt/unwillkommen. Er hat ein extremes Fürsorgebedürfnis, was ich wohl als Liebe und Interesse an meiner Person fehlinterpretiert hatte. Sein Ventil ist S., und zwar so viel S., dass dies von einer „normalen“ Frau nicht zu bewältigen ist. Er ist ununterbrochen am Jammern über Probleme, die da sind, über Probleme, die noch kommen werden, und über die Schmerzen, die er durch all diese Probleme überall in seinem Körper spürt. Er empfand meinen pubertierenden Sohn als extremen Störfaktor in der Beziehung, und ist sehr oft sehr hart mit ihm umgegangen. Auch meine „Unfähigkeit“ in s.ueller Hinsicht waren ein extremer Störfaktor für ihn. Er ist sehr intelligent und wortgewandt, und hat mich oft in den Boden geredet.

All dies ist ihm aber nicht bewusst, denn es ist für ihn „normal“. Denn er konnte auch ganz anders. Und außerhalb solcher Situationen gab es auch unzählige wunderschöne Momente, Tage. Er ist aufmerksam, hilfsbereit, kann Liebe geben, und Partner, Freund, Vater sein. Ich für meinen Teil habe mit diesem Mann zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl „Familie“, „füreinander und miteinander“ gehabt, das hatte ich vorher noch nie. Ich habe auch unheimlich viel Verständnis für ihn gehabt, denn er hat wirklich schlimme Traumata in seinem Leben erlebt, und trotzdem immer versucht, sein Bestes zu geben. Ich war immer der Meinung, wenn wir daran arbeiten, würden wir das schon hinkriegen. Er hat sich auch lange bemüht, und alles in seinen Möglichkeiten stehende versucht.

Jetzt sitze ich hier, weiß nicht, wo „mein Mann“ ist, und gehe kaputt vor Sehnsucht nach ihm. Es tut mir unglaublich weh, und irgendwie ist kein Land in Sicht, mit diesem Schmerz fertig zu werden. Er hat mich einfach weg geschmissen, als hätte es die letzten drei Jahre niemals gegeben…

18.09.2016 16:28 • #1


Luto
sowas ist schwierig, wenn ein Mensch Erwartungshaltungen hat, und auch noch hohe ... MIt welchem Recht hat er sie? der spinnt doch. das ist keine Liebe und auch schon gar keine Fürsorge, und er hat sich nicht bemüht, sonst hätte er etwas an sich getan. Ich vermute, Du hast es verpasst, klare Position zu beziehen. Wenn man Wahnsinn erst mal laufen lässt, ist es im Laufe der Zeit immer schwerer den zu stoppen.
Trotz aller qualvoller Sehnsucht (die haben wir hier alle) glaube ich, Du solltest zu Dir kommen und seinen Wunsch nach Kontaktabbruch weitgehend respektieren und als gegeben hinnehmen. Das ist eine Zeit lang die Hölle, ich weiß, aber normalerweise gibt es keine andere Chance. Ich denke nicht, dass er Dich weggeschmissen hat. Er konnte innerhalb seines Denksystems nur nicht anders. Sei tapfer und stark!

18.09.2016 21:15 • x 2 #2


A


Wenn die Psyche die Liebe verhindert

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G
Er ist hart mit deinem Sohn umgegangen? Und das nennst du Familie? Wie fand das dein Sohn? Fand er das auch toll?

Sorry, als Mutter stehen bei mir die Kinder an 1. Stelle und keiner (!) hat meine Kinder verbal hart anzugehen. Bin erschrocken das du das so lapidar siehst.

Ehrliche Meinung: Mach 3 Kreuze, dass der Mensch weg ist und bei deinem Sohn nicht irgendwelche Traumata auslöst.

18.09.2016 21:24 • x 4 #3


Luto
Zitat:
Sorry, als Mutter stehen bei mir die Kinder an 1. Stelle und keiner (!) hat meine Kinder verbal hart anzugehen. Bin erschrocken das du das so lapidar siehst.

Ehrliche Meinung: Mach 3 Kreuze, dass der Mensch weg ist und bei deinem Sohn nicht irgendwelche Traumata auslöst.


Grace, wie das Hart angehen genau aussah und ob es Traumata auslösen könnte, wissen wir von außen doch nicht. Ist das nicht zu pauschal geurteilt? Vermutlich hast Du ja sogar Recht, aber ich bin hier immer erschrocken, wenn Menschen in Imperativen reden, ohne die Dynamik in Beziehungen genau zu kennen ...

18.09.2016 21:36 • x 1 #4


G
Zitat von Luto:
Zitat:
Sorry, als Mutter stehen bei mir die Kinder an 1. Stelle und keiner (!) hat meine Kinder verbal hart anzugehen. Bin erschrocken das du das so lapidar siehst.

Ehrliche Meinung: Mach 3 Kreuze, dass der Mensch weg ist und bei deinem Sohn nicht irgendwelche Traumata auslöst.


Grace, wie das Hart angehen genau aussah und ob es Traumata auslösen könnte, wissen wir von außen doch nicht. Ist das nicht zu pauschal geurteilt? Vermutlich hast Du ja sogar Recht, aber ich bin hier immer erschrocken, wenn Menschen in Imperativen reden, ohne die Dynamik in Beziehungen genau zu kennen ...


Ich habe nur meinen Eindruck wiedergegeben, der mir beim lesen entstanden ist. Vielleicht bin ich da zu sehr Mutter, aber das hat mich erschrocken wie und was die TE bzgl. ihres Sohnes / Ex-Partners schrieb.

18.09.2016 21:41 • x 1 #5


G
Vielen Dank für eure Antworten. Also: Er ist mit meinem Sohn oft sehr hart umgegangen, damit meine ich, dass er ihn oft sehr laut angeschrien hat, auch sagte, dass er ihn brechen würde, wenn er das alleinige Sagen hätte, und oft hat er ihn auch ungerecht behandelt oder beschuldigt wegen - in meinen Augen - winzig kleinen Kleinigkeiten. Er sagte immer, er wollte sich ja nur in die Erziehung einbringen. Auch mit mir hat er das getan. Oft brach ein Streit aus aus für mich völlig unerklärlichen Gründen, und dann steht man da wie verdutzt, weil man gerade überhaupt nicht versteht, was passiert ist. Die meiste Zeit über war es okay, aber er war irgendwie eine tickende Zeitbombe, und man konnte nie wissen, wann und warum sie wieder hochgeht. Manchmal war es wie russisch *beep*, nach Hause zu kommen: Geht's heut gut, oder geht's heut nicht gut? Er hat einem auch oft das Wort im Mund herumgedreht oder Situationen völlig anders dargestellt, als sie wirklich waren. Seine Wahrnehmung war oft total verzerrt, und da half es auch überhaupt nichts, ihm zu schildern, wie etwas wirklich war. Darauf hin antwortete er oft, dass er mir in Zukunft ein Aufnahmegerät hinstellt, damit er beweisen könne, was wirklich gesagt wurde. Das alles hat mit seiner psychischen Erkrankung zu tun, deswegen hatte ich immer sehr viel Verständnis. Ich habe mir das alles zwar nicht gefallen lassen, jedoch musste ich genau überlegen, welche Worte ich zu welchem Zeitpunkt wähle, um es anzusprechen, damit er nicht sofort wieder ausziehen will (er wollte ständig und wegen jedem Streit ausziehen und hat auch schon oft gepackt). Ich lese selbst, was ich hier schreibe, und ich weiß auch, was ich jedem anderen raten würde, der mir sowas erzählt. Leider muss ich zugeben, dass ich einen psychisch kranken Mann liebe, weil ich auch seine (sehr viele) guten Seiten kenne und wir auch wunderschöne Zeiten zusammen erlebt haben. Denn der, der er wirklich ist - ohne seine Krankheit - ist ein ganz lieber. Das Fatale an so einer Erkrankung ist, dass man es nicht gleich erkennen kann, und dass sich mit der Zeit, wenn es schon längst zu spät ist und man seine ganze Liebe investiert hat, sich nach und nach herauskristallisiert, womit man es tatsächlich zu tun hat... Und es tut einfach furchtbar weh...

22.09.2016 17:26 • x 1 #6


KingKong00
War er im Krieg?

22.09.2016 18:52 • #7


W
Wie alt ist er?
Klingt sehr ähnlich wie mein mann

der hat seit 10 Jahren Depris und hast eine ärztlich diagnostizierte narzisstische Persönlichkeitsstörung....

er hat mich von heute auf morgen nach dem 3. klinikaufenthalt ( 6 Monate ) wegen einer Mitpatientin verlassen.....
keine Erklärungen kein Kommentar dazu außer ich bin mit dir halt nicht glücklich

Nütze de Chance ein gesundes Leben zu leben...

Du von dir aus hättest ihn aus Gutmütigkeit sowieso nie verlassen und wärst daran noch mehr kaputt gegangen.

Nochmals: Nütze die Chance für dein neues Leben....

Liebe Grüße

22.09.2016 19:02 • #8


G
Ja, er war im Krieg. Und hat noch einige andere schlimme Traumata erlebt. Daher ja mein großes Verständnis. Er ist 47.

22.09.2016 19:08 • #9


G
Verständnis für jemanden, der DEIN Kind brechen will?!?

Ich sage lieber nicht was ich denke, sonst hab in ne Anzeige am Hintern.

Sorry, als Mutter ein NO GO!

22.09.2016 19:25 • #10


Luto
ihn brechen würde?
wenn er es so gesagt hat, stimme ich Grace mittlerweile mehr als zu. Eine Mutter kann so etwas nicht ohne Konsequenzen zulassen. Das kann auch kein Trauma der Welt entschuldigen, und dafür solltest Du Null Verständnis haben! auch aus Nichtmutterperspektive ein 100faches NO GO!

22.09.2016 19:32 • #11


G
Nee, ist ok. Bin dankbar für jede ehrliche Meinung. Und so eine knallharte Meinung hilft beim Überdenken der Sichtweise.

22.09.2016 19:43 • #12


G
Wenn du Meinungen brauchst, damit du erkennst, dass du als Mutter versagt hast, empfehle ich dir dringend eine Therapie, am besten stationär.

Ich kann es nicht fassen, ganz ehrlich. Als Mensch und besonders als Mutter sollte man Kinder beschützen, immer, ohne wenn und aber.

22.09.2016 19:48 • #13


Eswirdbesser
Hallo,

vielleicht hilf es dir, wenn du eine andere Sichtweise bekommst...

Klar, das mit dem brechen bezogen auf den Willen deines Sohnes geht gar nicht...

Frag dich mal warum du deinem Ex so viel Spielraum gegeben hast...

Also, klar jetzt kommt der Klassiker, weil ich ihn liebe ...

Ich meine aber, was brauchst du und hast du geglaubt, das er dir das geben kann...

Das du dies so lange ausgehalten hast?

Jetzt wirst du auf dich zurűck geworfen und darfst dich fragen, was will ich und dich darauf konzentrieren....

Bitte sei froh, das er keinen Kontakt will, den du wűrdest wahrscheinlich wieder mit ihm zusammen komnen wollen..

Was du fűhlst ist eine Enttäuschung, den du hast dich in diesem Mann getäuscht...

Jetzt Wunden *beep* und dir das verzeihen, den du bist ein Mensch der Erfahrungen machen darf und daraus etwas lernen darf ...


Tausch dich hier mit uns aus, es ist immer jemand da

22.09.2016 20:01 • #14


A


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