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Wenn Liebe stirbt und der Vertrauteste ein Fremder wird

LilaDarkwaters
Liebe Mädchen und Jungs hier,

ich schreibe hier nicht mit der Hoffnung auf Lösung, sondern einfach auf Verständnis, Tipps, Trost, eigene ähnliche Erfahrungen.

Mein Freund und ich sind über 10 Jahre zusammen. Wir leben zusammen. Wir sind in den gegenseitigen Familien verwurzelt und haben die Härten und Schönheiten des Lebens miteinander erlebt (Todesfälle, Krankheiten, Umzüge, Berufsbeginn, Urlaube etc.).
Wir sind knapp ü30.
Für mich war klar, dass ich, egal bei welchem Problem, Krise... konstruktiv und stabil handle, also immer versuchen werde, das UNS zu schützen. Dass ich auch Phasen der Unzufriedenheit ertrage, ohne sofort zu denken, ich such mir einen Besseren, weil MEINE Bedürfnisse so überwichtig sind.
Es war dann in den letzten Monaten so, dass wir viel stritten und auf einen sonderbar infantilen Weg gerieten. Sehr viel Trotz und wie du mir, so ich dir fand von beiden Seiten statt, sodass wir sehr kalt gegeneinander wurden. Im vollen Berufs-Alltag habe ich das nicht besonders reflektiert, fand nur, dass er irgendwann schon etwas merken würde, wenn er gegen die Wand rennt. Wenn er was fordert, was er selbst nicht gibt. Wenn er immer kritiklos und positiv bestärkt werden möchte, mich aber wie eine Selbstverständlichkeit behandelt, und wenn ich etwas nicht gutfinde, werde ich störend!
Ich bin wohl etwas emotionaler, impulsiver, kommunikationsfreudiger als er, der sehr zuverlässig, lieb, aber verschlossener und nicht so zugewandt ist.
Relativ unerwartet hatte er dann eine depressionsartige Krise. Fühlte nichts mehr, zweifelte an seinem und unserem gesamten (von außen erfolgreichen, guten) Leben. Ich war zutiefst erschrocken und ließ ihm Zeit, er vergrub sich sogar wochenlang bei Freunden, um in RUhe zu sein. nach 3 Wochen, in denen ich extrem viel geweint, über uns, unsere Haltung, Probleme und seine Bedürfnisse nachgedacht hatte, bat ich um Gespräche, denn ich finde, das kann man nur gemeinsam klären - er sagte, das mache ihn kaputt, was wir zuletzt lebten usw.
Mich ja auch, es war grässlich und zerstörerisch. Ich hatte nur darauf gewartet, dass er merkt, so geht das nicht. Das war absolut falsch!
Aber dieses kranke Miteinander kam von beiden Seiten, und ich dachte anfangs noch naiv, dass so eine Krise mit einem Therapeuten recht gut zu heilen sei. Reden, Klarheit, sich gegenseitig der Liebe versichern, besser weitergehen - es wäre ein Gewinn für uns gewesen.
Er hat jedoch jeden von mir vorgeschlagenen Handlungsweg abgelockt, verzieht sich nur noch, fühlt nichts, heult aber viel, wirft mir extrem viel vor, verzerrt unsere Vergangenheit, ist so extrem egoistisch und egozentrisch, wie ich es noch nie irgendwo erlebt habe und ihm auch nie zutraute. Klären will er zurzeit gar nichts, sondern nur noch tun, was er möchte.
Auf den Termin beim Paartherapeuten besteht er zwar, aber was soll ich mir davon erhoffen. Er hat mich mit allem ganz allein gelassen, meine offenen und liebevollen und konstruktiven Ansätze ignoriert er.
Ausziehen, so richtig, will er nicht, aber zurückkommen auch nicht. Es sind nun 3 Monate, dass das so geht.
Ich habe viele Phasen durchlebt, endlose Trauer, Wut, Panik, schlimmster Herzschmerz, Suizidgedanken, Hoffnung - und es hört nicht auf. (Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie lang jeder Tag sein kann, jede Nacht. Ich spare mir hier noch mehr Lamento, aber der Schmerz ist immer da und zerreißt mich).

Die Zeit verging.
Wir sehen uns hinwieder, 3 Tage war es zwischendurch fast normal, dann konnte er es nicht mehr. Warum? Vielleicht lag es daran, dass ich ungeduldiger werdend insistierte, dass wir das jetzt doch mal klären müssten. Dass er aktiv werden solle.

Man riet mir, seinen Krempel aus der Wohnung zu räumen.
Das nicht länger mitzumachen. Wenn er nicht klarkommt (das formuliert er selbst so), dann muss das ja nicht bedeuten, dass er mich da so mit hineinzieht. Ich habe schon jede Hilfe angeboten. Mich zurückgenommen. Vielleicht kann sich jemand von euch vorstellen, wie schwer das ist, wenn so gar nichts vom anderen kommt. Er macht KEINEN Schritt auf ein UNS zu. Er kann NICHTS Wertschätzendes zu UNS sagen.

Ich frag mich natürlich, ob ich viel geduldiger sein müsste, ihn einfach lassen.
Aber in diesen 3 Monaten hat sich NICHTS verändert! Er fühlt nichts, weiß nichts, zweifelt.
Seinen Beruf übt er aber noch zuverlässig und recht zufrieden aus, also da keine Spur von Depression.
Mich verletzt es einfach SO TIEF, dass nach all der Zeit überhaupt so eine Haltung möglich ist.
Bei einer Lebenskrise könnte man ja auch beim Partner Trost, Ruhe und Sicherheit suchen, statt ihn mit aufs Spiel zu setzen ohne zu überlegen. Dass ich ihm etwas bedeute, ist nicht mehr festzustellen.

Ich weiß auch gar nicht, ob ein Happy End noch möglich ist, wenn jemand so offenkundig und problemlos auf seinen Lebens-Gefährten keinen Wert legt. Sich nicht kümmert. Alles als Last sieht. Um sich selbst rotiert.
In seiner Familie ist die Mutter eine ewig zurücksteckende, sich anpassende, kaum etwas fordernde, (wunderbare) Frau. Inzwischen darf sie ausreden, aber richtig zugehört mit Neugier, Interesse, Achtung wird ihr vom Vater nicht - das kann nat. mit hineinspielen, denn SO möchte ich nicht leben.
Ich möchte PARTNERschaft.

Ich weiß nicht, ob das hier ein deutliches Bild wiedergibt.
Fragt sonst gern nach.

Ich wäre so dankbar, wenn jemand solche Situationen kennt und mir ein wenig Entlastung geben kann.

23.04.2016 10:47 • #1


G
Hallo
Ich kenne deine Situation sehr sehr gut aus eigener Erfahrung und ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst.
Bei mir hat es sich trotz allem warten und bemühen nicht geändert und eine Trennunf war unvermeidlich.
Es war so anstrengend das ich ein Stück weit froh war als alles überstanden war.
Es war einfach nicht mehr zu verändern.

23.04.2016 11:02 • x 1 #2


A


Wenn Liebe stirbt und der Vertrauteste ein Fremder wird

x 3


P
Liebe Lila,

Es tut mir leid, was Du gerade durchmachst.
Ihr ward/seid 10 Jahre zusammen, was sind dagegen drei Monate?

Gib ihm die Zeit, die er braucht und bedränge ihn nicht.
Aber verharre auch nicht. Tu, was Dir gut tut, entweder ihr findet wieder zusammen, weil er merkt, was er an Dir hat, oder eben leider nicht...

In dieser ausharrenden und wartenden Position bist Du NULL interessant für ihn, und warum sollte er sich Gedanken über Euch machen, wenn er weiß, dass er jederzeit in den sicheren Hafen zurückpaddeln kann?

Alles Gute
Piix

23.04.2016 11:06 • x 2 #3


Rüde
Für mich klingt es, als fühle er sich eingeengt und möchte ausbrechen. Wäre ja mal interessiert an seiner Sicht der Dinge.

Seid ihr in der Beziehung ebenbürtig oder fühlst du dich ihm in manchen Dingen überlegen?

Andererseits sind 10 Jahre eine lange Zeit, es hat also schon ziemlich gut gepasst. Aber manchmal im Leben sind scheinbar gleiche Wege doch nicht diesselben.

Wünsche euch alles Gute!

23.04.2016 11:11 • x 1 #4


LilaDarkwaters
Phoenix,

ich danke Dir.
Du machst mir keine Panik mit absoluten Aussagen und gibst mir noch eine Perspektive für mich selbst - damit kann ich so viel besser umgehen als mit der liebt dich einfach nicht mehr. Selbst, wenn das so sein sollte.
Also: DANKESCHÖN!
Ich werde mich daran hochziehen wie an einem Rettungsring

23.04.2016 11:12 • #5


P
Zitat von LilaDarkwaters:
Phoenix,

ich danke Dir.
Du machst mir keine Panik mit absoluten Aussagen und gibst mir noch eine Perspektive für mich selbst - damit kann ich so viel besser umgehen als mit der liebt dich einfach nicht mehr. Selbst, wenn das so sein sollte.
Also: DANKESCHÖN!
Ich werde mich daran hochziehen wie an einem Rettungsring


...nicht dafür...
Und:
Man liebt nicht einfach nicht mehr.
Manchmal verändert sich Liebe. Besser gesagt, nicht manchmal, sondern immer.
Vielleicht ist das bei ihm auch passiert, und er kommt eventuell selber mit der Situation nicht klar (um mal seine Wortwahl zu nehmen).

Aber es ist so: Man kann erst was vermissen, wenn es nicht mehr da ist... und erst dann merkt man, dass viele Dinge eben nicht selbstverständlich sind...

23.04.2016 11:21 • x 3 #6


LilaDarkwaters
Rüde ,

sicher fühlt er sich eingeengt. Auch das wie ein Messer in mein Herz - wie kann einen der Teil Verzicht und Beschränkung, den eine Partnerschaft erfordert, einengen. Für mich ist das ganz schrecklich nachzuvollziehen. Was würde ich alles für den Partner tun, und zwar gern.
Überlegen - nein, eigentlich gar nicht. Auch wenn der einfache Beobachter mich als dominant beschreiben würde, war unterschwellig er viel steuernder, da seine Perspektive auf das UNS schon immer bestimmend war und ich mich immer daran orientierte, sowohl im Bemühen als auch im Trotz.
Ich finde nicht, dass man symbiotisch sein muss als Paar. Waren wir auch nicht, aber in vielen einer Meinung, in vielem auch nicht.
Ich habe mich so sehr für ihn entschieden und nicht mal darüber nachgedacht, dass so etwas passieren könnte... nun öffnet sich die Erde vor mir.

23.04.2016 11:24 • #7


W
Ich sitze gerade auf meinem Bett und draussen im Garten ist der Fruehling..waehrend ich mich hier vergrabe ,auch wenn ich mich spaeter zum Sport zwinge .Das was du erlebst ,habe ich in aehnlicher Form.Nach 6 Jahren Bez.und 3 davon zusammen im Haus ,hat er sich gegen uns entschieden.Geredet wurde selten ,meist ist er spaet v Arbeit gekommen .Da war noch niemand anders ,was ich wusste da ich mit kollegen in seinem Beisein tel.des oefteren .Manchmal kam :Ich bin nicht gluecklich hier...Als Grund gab er meinen angebl.nicht fleissigen vollj.Sohn an,was aber weit hergeholt war ,da ich ihn als Bereicherung empfinde.(Sorgt fuer sich selbst ,Kochen usw und hilft meiner alten Mutter viel ) .Dann hiess es :Ich ziehe bald aus .! Auf meine mit ironie formulierte Nachfrage (ich hab es nicht ernst genommen ,weil sich wenig veraenderte ..Er sorgte weiter lieb fuer mich ,was ich bislang so nicht kannte.Kaffee ans Bett,Arbeitsbrot machen ,mal abholen ..Da er eher von Beginn an kaum Herzlichkeit zeigte u S.eher auch nur woechtl.war (habe scheinbar burnout im soz.Beruf u Op hinter mir ) hab ich nicht erwartet was kam.Durch Zustellung seiner Handyrechnung an mich (war Absprache mit ihm )erfuhr ich v sms seit jan.mit anderer Frau .Er hat als seine Beduerfnisse ueber das Wir gestellt .Er ,der mein Fels in der Brandung war,mir Geborgenheit,Naehe u Zuwendung gab ,ist eisekalt .Nun seit Maerz bei ihr bis zur Anmietung seiner eig whg im juni.Es gab noch 2 treffen in denen ich noch Zuneigung zu mir erkannte .Beim 2.sprach er von Reue u dass er da wohl auch nicht glueckl .wird.Sie klammert .Sie lechzt nach Liebe.Ich lag in seinem Arm u er erdrueckte mich und klammerte und sprach v Sehnsuchtszeichen zu mir Welch Zynismus !Denn er ist bei ihr,reparierte noch mein Auto u Fahrrad u dann noch n Kaffee u Zig. u dann weg . Ich hoffe fuer dich ,dass du Wege findedt,irgendwie dein Seelenheil zu bewahren .Ich kann die Qual nachempfinden ,wenn man liebt und wird entsorgt .Ist er denn heute bei dir ?Hast du Momente ,in denen du denkst ,du kommst klar ? Ich denke an Wocheende vor 6 Wo als alles noch war wie immer :Fruehstueck,Ausruhen,Radtouren an der Elbe u nun weiss ich nicht ,was tun .Sport geht auch nicht den ganzen Tag .Das Leben ist kalt und leer .Wie gehst du dami um ,wie kanalisierst du das Entsetzen ? Sei einfach nur mal lieb umarmt .

23.04.2016 11:38 • x 1 #8


S
Du schreibst zum Schluss, du möchtest PARTNERschaft...

Aber glaubst du selbst, du könntest so jemals noch mal auf Augenhöhe kommen? Manche können es, aber diese Anderen leiden dann ja auch nicht so extrem wie du jetzt anscheinend alleine. Für mich seid ihr da völlig aus dem Gleichgewicht gekommen und bei dir wird es noch Jahre dauern, bis du selbst wieder ein gesundes Verhältnis zur Beziehung hättest.

Weil selbst wenn er Morgen wieder kommt und alles ist gut, könnte er dir damit das Vertrauen wieder geben ohne dass bei jeder Kleinigkeit sofort wieder Angst bei dir aufkommt? Denn dieses gegenseitige Vertrauen in eine Beziehung ist auch mit das Wichtigste, für eine PARTNERschaft.

23.04.2016 11:46 • #9


LilaDarkwaters
Liebes Winterkind,

Deine schlimme Zeit tut mir sehr leid!
Wir sind nicht allein damit, und Du hörst Dich dennoch schon an, als kannst Du die Lage einordnen. Das Erkennen hat schon eingesetzt.
Sei gut zu Dir und tu das, was mir auch geraten wurde: Schließ Deine Liebe und Sehnsucht erstmal ein in Dir und sei konsequent zu ihm. Seinen unklaren Schei* soll er allein bearbeiten.
Lies, was Phoenix mir oben schrieb. Es ist klein, fein und logisch.

Offenbar sind Menschen elende Wesen: Statt ihre eigene Problematik, Lebensunzufriedenheit etc. zu bearbeiten, schieben sie es auf den Partner und wechseln ihn aus, sind dann erstaunt, dass das nicht hilft.
Ich wollte nie so sein, sondern gern mein leben MIT meinem Partner entwickeln.

Bei uns gibt es (noch) keine dritte Person.
Kanalisieren kann ich das Entsetzen kaum. Ein Suizidversuch mit all den beschämenden Folgen und dem Aufruhr, danach versuchte ich, mich zusammenzureißen, wenn das Brennen in mir anfing.
An guten Tagen bin ich wütend.
Oder, wie jetzt, halbwegs gelassen - Hoffnung auf Zeit, Ruhe.
Und dass ihr alle da draußen seid, keiner von uns völlig allein auf einem verlassenen Planeten, ist auch gut zu wissen.
:*

23.04.2016 11:50 • #10


W
Liladarkwaters Ich finde,du bringst es auf den Punkt.Das Auswechseln bei Schwierigkeiten.Habe gehoert ,dass laege an der maennlichen Biologie..(Versuch,dass Erbgut moeglichst weit zu verteilen .)Als Mann ist das ja moeglich ,auch wenn aelter.Bei einer Frau ja nicht ,wenn sie ue 50 ist wie ich.Vllt.erklaert das mein Festhalten ? Deine Art ,den Schmerz zu kanalisieren ..Den letzten Schritt wagte ich nicht .Jedoch fuhr ich manchmal einfach zu schnell Auto.Gern nachts ,wenn alles leer ist .Heute hatte ich meinen Sohn als chauffeur .Tat gut nur so zu fahren .Waren bei euch auch so herrliche Wolkenformationen ?Muesste man reinspringen und versinken..sich und den Schmerz aufloesen.Ich hoffe fuer dich ,dass du innerlich Ruhe findest und dass keine 3.Person dazwischen kommt ,denn das wuerde die Hoelle noch verschlimmern .Wichtig ist,dass du zumindest einige Stunden hast ,wo du sagen kannst ...egal .Wuensche dir Staerke .

24.04.2016 22:13 • #11


R
Hallo Lila
Alle NO-GO´s : Kritik, Defensive, Abwertung und Mauern sind voll vorhanden.
Die Vergangenheit wird nicht positiv gesehen.
Ganz eindeutig ist diese Partnerschaft in einer tiefen Kriese.

Was kann man sagen?
Ich kann grad keinen Rat geben.

Ich will nur hoffen, dass Du die Nacht und Morgen gut rum bekommst.
Und, dass dann hier Beiträge kommen, die Dir helfen, Deinen Weg zu finden damit umzugehen, .

Lieben Gruß

24.04.2016 23:20 • #12


A


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