4

Wie krieg ich die Wut und das Selbstmitleid weg?

A
Hallo zusammen...

Ich schreib mal drauf los… ich hoffe, das wird nicht zu chaotisch/unverständlich oder zu lang…

Ich wurde vor zwei Wochen geschieden… ironischerweise auf den Tag genau 15 Jahre nachdem ich meinen nunmehr Ex-Mann kennen gelernt hab. Getrennt sind wir allerdings schon seit September letzten Jahres.

Wir haben im Jahr 2000 nach 4 Jahren Beziehung geheiratet, und ich bin in seine Heimatstadt gezogen, etwa 20km von meinem damaligen Zuhause entfernt. Wir waren so richtig verliebt und wollten die ganze Zeit nur miteinander verbringen. Mir ist damals kaum aufgefallen, dass meine ganzen Freundschaften dabei in die Brüche gegangen sind. In meiner damaligen Naivität dachte ich, dass ich die auch nicht mehr „brauche“, weil „ich hab ja einen Mann, mit dem ich alt werde“. Die ganzen Dinge, die ich gern gemacht hab wie ins Kino gehen, Essen gehen, Veranstaltungen oder Konzerte besuchen oder einfach mal rausgehen spazieren – das hat sich irgendwann aufgehört, weil er eher der Typ war, der lieber daheim bleiben wollte fernsehen oder Computerspielen oder kuscheln.

Ich hab mich damit arrangiert, und irgendwann bin ich auch gern daheim gewesen. Allerdings haben wir eher nebeneinander als miteinander gelebt. Ich hab mich in der Beziehung nicht mehr richtig wohl- und geliebt gefühlt, und ziemlich viel zugenommen (das klassische Frustessen, denk ich mal ).

Wenn ich ihn drauf angesprochen hab, dass mir was fehlt, dass wir was ändern sollten, wieder mehr aufeinander eingehen müssen, oder wieder mehr miteinander unternehmen sollten, hat er immer gesagt, ich spinne mir was zusammen, es passt doch alles, für ihn ist die Beziehung okay so, und dass er mich liebt.

2007 hatten wir wieder eine sehr harmonische Zeit, und da kam auch unser erstes Kind zur Welt. Danach ging’s leider beziehungstechnisch wieder rapide bergab, wir haben eigentlich nur mehr über unseren Sohn geredet, und hatten nach seiner Geburt lange Zeit keinen S..

In der Zeit haben wir uns meiner Meinung nach und im Nachhinein betrachtet erst so richtig auseinander gelebt. Ich hab mich um häusliche Dinge gekümmert und bin kaum mehr raus gegangen, außer zweimal die Woche zur Arbeit. Er hat sich während dessen einer österreichischen Partei angeschlossen und sich politisch stark engagiert. Während ich also daheim war und mich um unseren Sohn gekümmert hab, ist er fort gegangen – irgendwie genau das Gegenteil von dem, wie unsere Beziehung angefangen hat, wo ich der aktivere Teil war, und er eher der „Stubenhocker“.

Ende 2009 wurde es dann wieder besser. Ich hab ein paar Kontakte im Internet geknüpft, und mich wieder wohl gefühlt durch die Gespräche mit diesen Leuten. Auch wohler in der Beziehung, wir hatten wieder öfter S. und ich wurde zum zweiten Mal schwanger.
Die ersten Monate der Schwangerschaft waren da auch recht schön, wir haben viel über die Zukunft geredet, und uns versichert, dass alles besser werden wird.

Stattdessen wurde es irgendwie schlechter. Mir ging es in der Schwangerschaft nicht besonders gut. Da das Kind im Bauch ziemlich schnell gewachsen ist und sehr groß war, wurden uns schon Wochen vor der Geburt von den Ärzten Komplikationen prophezeit.

Aber statt miteinander drüber zu reden, unsere Ängste zu teilen und uns gegenseitig zu stützen, ist jeder seiner eigenen Wege gegangen. Ich hab im Internet einen netten, jungen Kerl (er 24, ich 32) kennen gelernt, der sich meine Probleme angehört hat und bei dem ich meine Sorgen lassen konnte. Und wo ich auch ziemliche Schmetterlinge im Bauch gekriegt hab, mich sogar ein wenig verliebt hab, wie ich zugeben muss. Ich hab das durchaus genossen, allerdings mit einem ziemlich schlechten Gewissen meinem Mann gegenüber. Und für mich wäre da nie mehr draus geworden, weil ich mir ja schon eine Familie und eine andere Zukunft aufgebaut hatte.

Zwei Tage nach der Geburt meiner Tochter, bei der übrigens alles toll und ohne Komplikationen verlaufen ist, hat mein Exmann schließlich gemeint, dass er keinen Sinn mehr in der Beziehung sieht, und sich scheiden lassen will.
Da war ich erst mal platt. Hab dann eigentlich versucht, ihn davon zu überzeugen, die Ehe der Kinder wegen weiterzuführen, wollte mit ihm drüber reden, ihn auf unsere Verantwortung als Eltern aufmerksam machen usw… aber er hat immer abgeblockt, und gemeint, dass es nichts gibt, was ich noch machen kann, um die Ehe zu retten.
Dann hab ich mich gefügt. Weil ich im Prinzip ja auch wusste, dass die Beziehung keinen Sinn mehr hatte, und die Ehe nur mehr wegen den Kindern bestehen würde, weil so eine richtige tiefe Liebe war meinerseits ja schon länger keine mehr da.

Also haben wir beschlossen, dass ich mit den Kindern in meinen Heimatort zurückziehe. Bis ich ne Wohnung gefunden hatte, haben wir noch zusammengelebt. In der Zeit hat sich dann herausgestellt, dass er während meiner Schwangerschaft ne Affäre mit einer Arbeitskollegin von ihm begonnen hat. Kurz nach der Entbindung hat er sie sogar zu uns nach Hause eingeladen, und ich hab sie bewirtet und mich auch ganz gut mit ihr unterhalten in dem Glauben, sie wäre einfach ne Arbeitskollegin, und nicht die Frau, die mit meinem Mann schläft.
Da hat er mir gebeichtet, dass das eben schon ein paar Monate ging, und dass er erkannt hat, dass sie die Liebe seines Lebens ist, und er sich von mir trennen muss, um mit ihr zusammen sein zu können.

Das hat mich ziemlich aufgewühlt. Davor dachte ich einfach, dass er offensichtlich erkannt hat, dass unsere Beziehung am Ende ist, und wir nach der Trennung beide wieder bei 0 anfangen. Aber er hat sich eine gesucht, und mich hat er mit den Kindern allein in meinem emotionalen Loch sitzen lassen.

Wenn auch die Liebe über die Jahre irgendwie verschwunden ist, so hatte ich davor doch immer das Gefühl, dass er mein Freund ist, und ich ihm tief drinnen vertrauen kann. Aber dass er mich in einer für mich schwierigen Zeit während der Schwangerschaft betrogen hat, hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hatte das Gefühl (und habe es noch), dass ich den Mann, mit dem ich praktisch mein ganzes „Erwachsenen“-Leben verbracht hab, gar nicht kannte oder kenne.

Vor drei Monaten kam er dann an, und meinte, dass seine Kollegin mit ihm Schluss gemacht hätte, und er ja so dumm gewesen sei. Dass ihm alles Leid täte, und er nur mehr wolle, dass es uns (mir und den Kindern) an nichts fehlt.
Ich weiß nicht, ob er sich vorgestellt hat, dass ich ihn dann mit offenen Armen wieder zurücknehme und wir weitermachen, als wäre nichts gewesen… aber wir haben da nur kurz drüber geredet, und danach hat er das Thema nie wieder angeschnitten.

Eine Woche später bin ich dann mit den Kindern in meine neue Wohnung gezogen. Er hat sich sogar angeboten, mir beim Umzug zu helfen, was ich auch gerne angenommen hab.
Bei dieser Gelegenheit hab ich dann mitgekriegt, dass er bereits wieder eine neue Freundin hat – nur eine Woche nachdem „die Liebe seines Lebens“ ihn abserviert hat.

Da kochte ne Mischung aus Wut und Selbstmitleid in mir… weil ich das Gefühl hab, meine „beste Zeit“ damit verbracht zu haben, mich an sein Leben anzupassen (meine Freundinnen verloren, meine Lebensgewohnheiten geändert), und am Ende geht er und spielt Bäumchen wechsle dich… er genießt seine wieder gewonnene Freiheit und lässt mich als hässliches Entlein zurück.

Bitte nicht missverstehen… ich liebe meine Kinder, und ich würde sie niemals und unter keinen Umständen hergeben wollen. Aber ich hab so eine Wut, dass er jetzt ein unbeschwertes Leben führen kann, mit allen Freiheiten, während ich mein Leben allein mit den Kindern erst wieder auf die Reihe kriegen muss, und mir vor Verpflichtung und Verantwortung nur so der Kopf schwirrt.

Was noch zu meiner Wut beiträgt, ist der Umstand, dass er jetzt fortgeht – ins Kino, Essen, auf diverse Veranstaltungen. Alles Dinge, die er früher mit mir nie machen wollte, und wo mir vorkommt, als würde er sie jetzt absichtlich machen, um mir zu zeigen, dass er’s einfach kann und ich nicht.

An Tagen, wo ich nichts mit ihm zu tun habe, fällt es mir ziemlich leicht, die Umstände zu verdrängen. Im Kopf weiß ich ja, dass wir jetzt getrennte Wege gehen, und mich sein Leben nix mehr angeht. Ich weiß und ich spüre auch, dass die Entscheidung zur Trennung auf jeden Fall richtig war.
Aber am Wochenende, wenn er sich die Kinder holt, da fall ich immer in ein tiefes Loch.
So wie Vergangenes. Da hat er sich ein wenig verspätet und als ich ihn angerufen hab, wo er denn bleibt, meinte er, dass er noch unterwegs sei, weil er ja nicht daheim geschlafen hätte.

Die Aussage an sich ist ja nichts Schlimmes, aber in meinem Kopf fangen dann alle Räder an, sich zu drehen… nicht daheim geschlafen, ja das möchte ich auch wieder mal haben, aber ich kann ja nicht, weil ich hab ja noch ein kleines Baby daheim, das gestillt wird… und mich würde ja auch keiner haben wollen, selbst wenn ich Zeit hätte, weil ich zu dick bin... und wieso bin ich das... nur weil ich in unserer Beziehung nicht glücklich war… usw…

Die Frage ist also: wie kriege ich meine Wut auf mich und auf ihn und mein Selbstmitleid wieder los? Vor allem so, dass ich wieder so richtig glücklich sein kann mit mir selber und nur wegen mir und nicht, weil ER unglücklich ist?
Und bin ich ein schlechter Mensch, weil ich ihm im Moment eigentlich nur wünsche, dass er auch so unglücklich sein soll, wie ich?

Danke für’s Lesen… ich würd mich über ein paar Antworten und Ratschläge von euch freuen.

LG
Arya

02.05.2011 10:54 • #1


E
Hallo Arya,

ich bin zwar sicher nicht der richtige Ansprechpartner, aber ich habe viele Parallelen bei dir und bei mir gesehen, auch, wenn ich ein Mann bin.....da wäre die freundliche Bewirtung und der ahnungslose Umgang mit der Affäre, um nur einen Punkt zu nennen.
Ich habe sogar mehrfaches fremdgehen hingenommen, weil ich immer dachte, ich hätte so viel falsch gemacht, es würde an mir liegen, Fehler seien zu verzeihen, etc....

Auch wenns mir selbst schwer fällt, aber bitte rede dir nicht ein, dass du ein schlechter Mensch bist....Du hast alles Recht der Welt, dir Dinge zu wünschen....
Ich muss dabei daran denken, wie ich immer als der Bösewicht dargestellt wurde, bis ich irgendwann geplatzt bin und Ihrer Mutter mitgeteilt habe,dass Ihre achso geliebte Tochter mehrfach fremd gegangen ist und mich monatelang belogen hat....das tat zwar nur kurz gut, aber war in dem Moment sehr befreiend...

Du bist kein schlechter Mensch, nur weil du den, der dich unglücklich gemacht und belogen hat, auch unglücklich sehen magst...
Ich denke, im Moment ist erlaubt, was einem gut tut...wenn ich nur wüßte, was das ist....

02.05.2011 11:13 • x 1 #2


A


Wie krieg ich die Wut und das Selbstmitleid weg?

x 3


elwynn
hallo arya,

Zitat von Arya:
Ich schreib mal drauf los… ich hoffe, das wird nicht zu chaotisch/unverständlich oder zu lang…

es ist weder chaotisch/unverständlich noch zu lang.
schreib dir ruhig alles von der seele, es ist zwar nur ein kleiner schrit, geht aber schon in die richtige richtung.



Zitat:
Und bin ich ein schlechter Mensch, weil ich ihm im Moment eigentlich nur wünsche, dass er auch so unglücklich sein soll, wie ich?

nein, du bist kein schlechter mensch. so geht es vielen die verlassen wurden, wenn sie sehen wie gut es dem expartner geht.

an schönsten hat es nicky formuliert
Zitat:
Ich bin nicht in der Lage Dir etwas schlechtes zu wünschen, aber vieleicht gönne ich Dir einen einzigen Tag aus meinem Leben der vergangenen 21 Tag.



Zitat:
...und mich würde ja auch keiner haben wollen, selbst wenn ich Zeit hätte, weil ich zu dick bin...


das will ich mal nicht glauben.
schönheit ist nichts rein äusserliches. schönheit kommt von innen.
ich weiss es klingt sehr platt, ist aber so.
wichtig ist das man mit sich selber im reinen ist. ok das ist vll bei dir aktuell etwas schwer, die scheidung, der ex auf tour und glücklich und der stress mit den kindern.
ein lächeln wirkt manchmal wunder.
smile, and the world smiles with you!


nunja, das mit deinem mann ist natürlich etwas verzwickt.
find es aber ganz schön mutig und dreist von ihm seine affäre zum essen einzuladen.
das er aber durch die gegend tingelt kann ich aber auch verstehen.
er versucht das nachzuholen was er verpasst hat.
freu dich lieber das er auch hin und wieder auf die nase fällt und nimm ihn nicht zurück (wenn du nicht ganz sicher bist)
aber du findest ja auch das die trennung richtig war.

mach dir kein kopf um ihn, geniesse die zeit mit den kindern (egal wieviel stress) und gönn dir an den wochenende, wenn er die kids abholt etwas ruhe.

achja, auch wenn es wohl nicht so aussieht momentan. da draussen wartet und sucht vll ein mann genau nach dir.
zuviel gewicht und 2 kinder sind kein grund die liebe abzuschreiben.

beenden möchte ich mit dem allgemeinen und ehrlich gemeinten.
fühl dich gedrückt. du bist nicht allein.


Elwynn

02.05.2011 11:20 • x 1 #3


B
Hallo Arya....

fühl dich erstmal gaaanz doll gedrückt !

ich kann ganz gut deine gedanken und empfindungen nachvollziehen.. hab auch teilweise solche gedanken, das ER jetzt wieder unbeschwert sein leben wieder aufgenommen hat, und die verantwortung und damit verbundenen veränderungen u verpflichtungen mir überläßt...

und in deinem fall sind das bei 2 kinder, davon ein baby, auch nicht gerade wenig!

fühl dich erstmal verstanden und ein bißchen getröstet ! ich schreibe später nochmal ..muß erstmal meinen kopf etwas freier haben...

02.05.2011 12:35 • x 1 #4


Hangover
Wut und Selbstmitleid würde ich versuchen, als zwei Paar Schuhe zu betrachten, auch wenn beide zum gleichen Paar Beine gehören.

Die Wut ist in meinen Augen eine recht gelungene Möglichkeit, das Selbstmitleid zu bekämpfen, denn Wut hat im Gegensatz zur Verzweiflung einen sehr dynamischen Ansatz und hilft, den Ex von seinem Podest zu holen, bzw. seinen verletzten Gefühlen Lauf zu lassen.

Dein Ex hat einen sehr verantwortungslosen Weg gewählt, sich aus der Nummer herauszustehlen. Wer bitte wäre darüber nicht unendlich enttäuscht und sauwütend? Gut so!
Wünsch dem Ar. ruhig die Pest an den Hals, Du bist keine Hexe, die einen Fluch ausspricht, sondern verschaffst Dir Luft.

Das Selbstmitleid entspringt dem Gefühl, verlassen worden zu sein und ist auch völlig normal. Wir alle kennen doch die Gedankengänge, in denen wir uns herabsetezen und der Meinung sind, wir hätten es vergeigt und/oder wären offensichtlich nicht in der Lage, eine Beziehung vernünftig zu leben.
Dieses Gefühl darf gerne bei uns verweilen für eine Zeit, aber nach einer Zeit des Klarwerdens darf es auch gerne wieder gehen.

Du bist nicht am Leben gescheitert, und zuende ist es schon gar nicht. Jetzt ergreif ruhig die Chance und ändere das an Dir, was Dir nicht gefällt. Du findest Dich zu dick? Na und? Schmeiß die Pfunde über Bord! Nicht für ihn oder für jemand anderen, sondern für Dich.

Fazit von mir:
Die Wut geht von alleine, wenn Du wieder in ruhigeres, selbstbestimmtes Fahrwasser gerätst und merkst, dass Du ihn nicht brauchst.

Das Selbstmitleid verschwindet, wenn Du erkennst, wo es herkommt, dass es keinen realen Grund für Selbstkasteiungen gibt und Du das angehst, was für Dich wichtig ist, angegangen zu haben.

Wichtig ist der bewusste Prozess.

02.05.2011 13:24 • x 1 #5


A
Danke für eure Kommentare und für’s Drücken.

@ever_er: ...und ich dachte schon, dass nur ich so eine Situation erlebt hätte und nur mein Mann so was zustande bringt. Irgendwie ist schon allein das Wissen tröstlich, dass es nicht nur mir so geht – auch wenn ich’s für dich natürlich schade finde.

Was das Hinstellen als Bösewicht anbelangt… das kenn ich auch nur zu gut. Während meiner Ehe war ich seiner Familie eigentlich nie gut genug, und wenn wir Streit hatten, war prinzipiell ich die Schuldige daran. Und jetzt im Nachhinein krieg ich verstärkt mit, dass mich viele aus seiner Nachbarschaft schlecht reden und ihm ihren Beistand anbieten, weil er ja sooo arm sein muss nachdem ihm „die Frau davon gelaufen ist“. Wenigstens darüber kann ich mittlerweile nur mehr den Kopf schütteln.

@elwynn: Du hast Recht, schon das Schreiben an sich war irgendwie befreiend, und heute Nachmittag war ich sehr viel entspannter, als sonst immer.

Du schreibst auch, dass es wichtig ist, mit sich selber im Reinen zu sein. Ja, mein Verstand sagt mir das auch. Aber umzusetzen ist das für mich momentan sehr schwierig. Wie wird man mit sich selber im Reinen? Gibt’s da irgendwelche „Übungen“ dafür? Oder wird man das einfach irgendwann, wenn genug Zeit vergangen ist? Oder bleib ich da ewig drin hängen und werde da drüber verbittern?

Zitat:
das er aber durch die gegend tingelt kann ich aber auch verstehen.
er versucht das nachzuholen was er verpasst hat.

Ja, ich kann ihn auch verstehen. In seiner Situation würd ich es genauso machen. Das ist ja genau das, was mich so zornig macht. Dass ER es jetzt kann, und ich nicht. Ich habe auch das Gefühl, in den letzten Jahren einiges „verpasst“ zu haben, aber ich kann’s im Gegensatz zu ihm nicht nachholen.

@bea68: Ich hab das Gefühl, dass du genau weißt, wie ich mich momentan fühle. Hast du deine Geschichte auch hier aufgeschrieben? Hab bei deinen Beiträgen gesucht, aber leider nichts gefunden.

@hangover: Meine Gefühle so analysiert zu sehen, rückt sie in so ein nüchternes Licht, dass ich zum Teil sogar lächerlich finde, dass mich das Ganze überhaupt so mitnimmt. Ich weiß nur noch nicht, ob ich das gut finde, oder nicht.

Zitat:
Die Wut geht von alleine, wenn Du wieder in ruhigeres, selbstbestimmtes Fahrwasser gerätst und merkst, dass Du ihn nicht brauchst.

Ich hatte so sehr die Hoffnung, dass es besser wird, wenn wir auch räumlich getrennt sind, sobald ich ausgezogen bin, und sich wieder alles ein wenig eingespielt und normalisiert hat. Aber jetzt wohne ich über 2 Monate mit den Kindern allein, und hab das Gefühl, es wird mit jedem Tag schlimmer. Ich weiß, dass ich ihn nicht brauche, dass ich auch sehr gut ohne ihn auskomme. Und ich will ihn auch nicht zurückhaben.

Was mir zu schaffen macht ist der Umstand, dass ich keinen Anteil mehr habe im Leben des Mannes bin, von dem ich dachte, dass ich mit ihm alt werde, während er so offensichtlich unbeschwert zur Tagesordnung zurückkehrt, als hätte es die letzten 15 Jahre gar nicht gegeben. Er wischt alles was mit mir zu tun hat so sorglos weg, dass ich mich immer wieder frage, warum er bis einige Monate vor der Trennung immer wieder beteuert hat, dass er mich liebt, wenn er das alles jetzt so völlig unbekümmert abtun kann. Ich kann’s nämlich nicht. Nicht mal, obwohl ich im Gegensatz zu seinen Aussagen schon einige Jahre nicht mehr verliebt in ihn war.

Nochmal danke. Eure Antworten haben mir jetzt schon sehr geholfen.

LG
Arya

02.05.2011 22:18 • #6


Hangover
Lächerlich wollte ich da nix machen, aber ich verstehe, was Du meinst.

Du scheiterst an derselben Frage wie die meisten hier, mich eingeschlossen:
Zitat:
Was mir zu schaffen macht ist der Umstand, dass ich keinen Anteil mehr habe im Leben des Mannes bin, von dem ich dachte, dass ich mit ihm alt werde, während er so offensichtlich unbeschwert zur Tagesordnung zurückkehrt, als hätte es die letzten 15 Jahre gar nicht gegeben. Er wischt alles was mit mir zu tun hat so sorglos weg, dass ich mich immer wieder frage, warum er bis einige Monate vor der Trennung immer wieder beteuert hat, dass er mich liebt, wenn er das alles jetzt so völlig unbekümmert abtun kann.


Ja, kenn ich. Gewöhn Dich an den Gedanken, dass es so ist. Punkt.
Man kommt sich zwar wie der Volldepp vor, weil man einfach so abserviert wird und der/die Ex lustig und fröhlich das nächste Bäumchen bespringt, was einem nach gefühlten 100 Jahren Partnerschaft völlig absurd vorkommt, aber es ändert nix. Ok?

Ich verfluche meine Ex jeden Morgen auf dem Rad auf dem Weg ins Büro, weil sie mir keine Antworten gegeben hat. Aber mittlerweile kann sie mich kreuzweise und sich ihre möglichen Antworten sonstwohin schieben. Ich will sie nicht mehr.
Man muss wohl akzeptieren, dass solche Sachen passieren. Bist ja kein Einzelfall, wie Du siehst.

03.05.2011 07:47 • #7


A
Hallo Hangover,

schon wieder so rational. Aber wahrscheinlich ist das tatsächlich der bessere Weg. Denn du hörst dich sehr stark und tatkräftig an (auch in deinem eigenen Thread), und von Selbstmitleid spürt man bei dir nicht das Geringste.

Ich würd mir wünschen, dass meine eigenen Mantras so schnell und so effektiv wirken, wie das bei dir der Fall ist.

03.05.2011 15:07 • #8


Hangover
Mein Problem sind derzeit meine Gefühle, nicht meine Ratio.
Insofern habe ich beschlossen, vor allem vor dem Hintergrund, dass unsere Gefühle durch das Denken erzeugt/beeinflusst werden, meinem Kopf mehr Hoheit über mein Leben einzuräumen als meinem Bauch.

Ja, das ist wieder eine rationale Entscheidung.

Auch das Tatkräftige muss sein.
In der ersten Woche nach der Trennung musste ich noch in der gemeinsamen Wohnung leben, im Wohnzimmer auf der Couch, meine Tochter (nicht unsere!) in ihrem Zimmer.
Da ich wusste, dass sie einen Neuen hat, waren die Abende die Hölle: Konnte wegen der Lütten nicht weg, und habe immer schön darauf gewartet, dass meine Ex nach Hause kommt. Und immer hatte ich den Film im Kopf, dass sie nicht nach Hause kommt....

Kurz vor meinem Hirnkasper habe ich dann alles in Bewegung gesetzt, die räumliche Trennung einzuläuten und wirklich jede Kontaktmöglichkeit zu beseitigen.
Da es mir dabei spürbar besser ging, bin ich diesen Weg weitergegangen.

Herz und Bauch melden sich oft genug, aber ich lasse mich nicht kaputtmachen davon.

//edit: typo

03.05.2011 15:19 • #9


Neffi-Maus
Zitat von Arya:
Ich habe auch das Gefühl, in den letzten Jahren einiges „verpasst“ zu haben, aber ich kann’s im Gegensatz zu ihm nicht nachholen.



Hallo Arya,

begründe das einmal OHNE deine als Grund vorzuschieben.

Lieber Gruß

Neffi

03.05.2011 15:26 • #10


A
Hangover, was du schilderst, kenn ich selber nur zu gut. Wir haben nach der Trennung noch etwa 4 Monate in der gemeinsamen Wohnung gelebt, und auch bei mir wurde es durch meinen Auszug und die räumliche Entfernung spürbar besser.
Es ist nicht so, dass ich deine Gedankengänge nicht nachvollziehen kann.

Wenn ich die Möglichkeit hätte, ihn komplett aus meinem Leben auszuschließen, würd ich das sofort machen, weil ich weiß, dass es mir dann besser ginge. Aber die Möglichkeit besteht für mich nicht, weil ich aufgrund der Kinder trotzdem Kontakt mit ihm halten muss. Und so kurz wie möglich ich den auch gestalte, mit irgendeiner Kleinigkeit schafft ers dann trotzdem, mich fertig zu machen.


Zitat von Neffi-Maus:
Zitat von Arya:
Ich habe auch das Gefühl, in den letzten Jahren einiges „verpasst“ zu haben, aber ich kann’s im Gegensatz zu ihm nicht nachholen. Traurig

begründe das einmal OHNE deine als Grund vorzuschieben.

Ich denke, das fehlende Wort (ohne dem der Satz irgendwie keinen Sinn ergibt ) ist Kinder.

Ja, mein Grund sind momentan die Kinder.
Ich hab die letzten Wochen versucht, mich mit einigen Männern zu treffen.
Was Fixes hab ich dabei garnicht im Auge. Eher Spaß und Ablenkung. Und einen kleinen Ego-Schub, wenn's geht.
Allerdings bin ich bisher immer gescheitert. Und eigentlich immer daran, dass ich nunmal nicht alles liegen und stehen lassen kann, wenn ich Freitag oder Samstag abends um acht ne Sms kriege, ob ich mich denn treffen wollen würde. Und unter der Woche vormittags haben die wenigsten Männer Zeit oder Lust auf Kaffee-Trinken

Aber ich denke, ich weiß,worauf du hinauswillst, Neffi. Vielleicht hab ich mich auch falsch ausgedrückt. Ich hätte schreiben sollen: ich kann es NOCH nicht nachholen.
Denn objektiv weiß ich, dass auch wieder ne andere Zeit kommen wird, die Kinder bleiben ja nicht ewig so klein. Aber grade im Moment, wo ich ein aufbauendes Erlebnis begrüßen würde, scheitert das immer an meiner kaum vorhandenen Flexibilität sowohl was Zeit als auch was Ort angeht.


LG Arya

03.05.2011 16:27 • #11


Neffi-Maus
OHNE deine Kinder als Grund vorzuschieben, hätte da stehen sollen....hattest Recht.4
Sehr schön, dass du dennoch siehst, dass es mit dem älter werden der Kinder klappen wird. Und vielleicht ja auch so....laß den Kopf nicht hängen. Vielleicht kommt ja bald einfach so aus dem Nichts plötzlich DER Mann, der vielleicht auch Kinder hat und einfach sagt: Laß usn treffen, die Lütten können zusammen spielen und wir haben Zeit.

Drück dich..positiv denken...lenke deine Gedanken sooft es geht

03.05.2011 16:52 • #12


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag