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Wie Liebe los lassen?

SadEyes81
Ich weiß gerade nicht wohin mit mir und meinen Gefühlen.
Einige Wochen bin ich hier nun schon stille Mitleserin und habe alleine dadurch schon Erleichterung gefunden. Danke an der Stelle an alle, die sich hier öffnen...sei es, um einfach Dinge los zu werden, Hilfe zu finden oder Antworten zu geben.

Nun muss auch ich etwa los werden. Mein Tagebuch, meine Familie und meine Freunde sind sehr verständnisvolle Zuhörer und sehr geduldig und unterstützend...trotzdem komme ich irgendwie nicht weiter. Momentan habe ich sogar eher das Gefühl Rückschritte zu machen.

Seit der Trennung am 30. April habe ich über unsere Beziehung und das Ende unglaublich intensiv nachgedacht, geredet und bin auch dabei alles in Form einer Therapie bei einer unglaublich tollen Therapeutin zu verarbeiten. Dieses ganze Nachdenken, Reden und Reflektieren führt nun aber dazu, dass ich sehr gut nachvollziehen kann, warum mein Partner gegangen ist. Er hat mich weder betrogen, noch sonst irgendwie schlecht behandelt. Er ging aus einer großen und sehr tief sitzenden Verlustangst...die er vermutlich selber nur im Ansatz wahrnimmt und sich ihr leider nicht stellt, sondern lieber geht, bevor er einen Verlust spüren muss.

Auf Grund unserer Beziehungsgeschichte ist diese Angst sehr real und nachvollziehbar. Wir waren etwas über drei Jahre zusammen. Leider bin ich berufsbedingt in dieser Zeit ins Burn-Out/ schwere Depression gerutscht. Das war die dunkelste Zeit meines Lebens, die er mit mir durchgestanden hat...und auch für ihn unglaublich schwer und belastend.

Seit ich wieder stabiler bin und immer mehr die Frau wurde, die er kennen und lieben gelernt hat, hat er sich emotional distanziert. Er hat gesagt, dass er Angst hat, dass ich bei Verlusten oder starken Belastungen wieder in die Depression rutsche und er mich wieder verlieren würde.
Ironisch, da der größte Verlust er war als er gegangen ist. Und ich bin nicht wieder depressiv geworden...unglaublich traurig und enttäuscht und verzweifelt ja, aber ich kriege trotzdem mein Leben hin. Gehe regelmäßig arbeiten, treffe mich mit Freunden, kümmere mich um meine Hündin, meine Wohn- und Finanzlage sind geregelt etc...dass ich zwischendurch immer mal weinend irgendwo rum sitze, stehe oder laufe, ist denke ich normal, wenn man die große Liebe verloren hat.

Alles in Allem...(ohne zu weit auszuholen)...kommt es mir so vor als hätte er die Notbremse gezogen bevor es wieder richtig schön und gut und mit viel Gefühl hätte werden können, weil es dann um so mehr weh getan hätte, wenn er mich verloren hätte. So ist er gegangen als er es noch konnte, weil er sich ja schön vorher emotional abgekapselt hat und es mir jetzt ja auch gut geht.

Das Problem, was ich jetzt habe: ich liebe ihn natürlich immer noch. Ich verstehe ihn zu gut und kann ihm deshalb nicht böse sein. Die heilsame Wut, von der ich schon so oft gelesen und gehört habe, kommt also gar nicht auf...oder immer nur ganz kurz.

Ich weiß nicht wie ich diese Liebe gehen lassen soll / kann. Ich wäre so gerne wütend und würde ihn gerne hassen, aber ich kann nicht. Ich weiß einfach nicht wohin mit meinen Gefühlen...mit meiner Liebe zu ihm, die immer noch so stark brennt und mit meiner Hilflosigkeit nichts tun zu können, um irgendetwas zu ändern und mit dem Ärger darüber, dass diese sch... Depression am Ende also doch alles kaputt gemacht hat

12.07.2016 11:47 • #1


G
Ich verstehe dich vollkommen. Bei mir ist es auch einfach Hoffnungslose Liebe und ich fühle mich nutzlos, weil meine ex keine beziehung mehr will und ich einfach nichts machen kann.
Und ich kann ihr nicht mal sauer sein, weil ich sie ebenfalls verstehe. Ich war noch nicht mal in dem Moment der Trennung traurig...

Das einzige was evtl hilft, ist dir selber klar zu machen (auch wenn es billiger Trick ist), das er an deiner jetzigen Situation schuld ist... Ich fahre damit zeitweilig sehr gut.

12.07.2016 12:04 • x 1 #2


A


Wie Liebe los lassen?

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SadEyes81
Hallo Gloucester,

danke für deine Antwort. Ja, dieses doofe Verstehen macht es echt nicht einfacher. Und diese Hilflosigkeit und der Gedanke, dass egal, was man machen oder sagen würde es nichts ändern würde...es die andere Person vermutlich sogar noch weiter weg treibt...und gleichzeitig das Nichts-Tun und Nichts-Sagen dazu führt, dass man die ganze Zeit im eigenen Saft schmort und die Gedanken und Gefühle sich im Kreis drehen...Deswegen habe ich mich entschlossen hier zu schreiben, um ein wenig von der Qual los zu werden.

Ich versuche auch schon mich auf das Negative zu fokussieren, z.B. wie er sich getrennt hat, damit ich ein wenig Ärger und Wut verspüren kann. Einfach damit das Loslassen einfacher ist. Aber wie gesagt hilft das immer nur kurzzeitig.

12.07.2016 13:15 • #3


G
Wir haben uns im guten getrennt und ich habe sogar die Trennung in gewisser Art und Weise eingeleitet. Macht die Sache nicht einfacher.

Versuch einfach jeglichen Kontakt zu vermeiden. Lenk dich ab. Sprich mit deiner Therapeutin.

Mir brennt es auch jeden Tag unter den Nägeln. Und die Sehnsucht wird immer größer. Aber da müssen wir leider durch. Und das geht nur durch striktes ignorieren, ablenken und reden.

12.07.2016 13:20 • x 2 #4


Everywhere
Hallo SadEyes81,

versuche nicht Dich zu zwingen wütend zu sein. So wie ich es aus Deinen Zeilen herauslese, gibt es dazu keinen Grund und dann ist es in Deinem Fall auch nicht heilsam. Wut und Schuld (-zuweisungen) binden.
Was Du durchmachst ist ok. Nimm' Dir die Zeit, die Du brauchst.
Der Schmerz, den Du jetzt fühlst, steht im direkten Verhältnis zu der Bedeutung, die Du Deiner Zukunft gegeben hast, die leider nicht mehr existiert.
Neben der Trauer und dem Verarbeiten kannst Du bewusst bestimmen, worauf Du Deine Aufmerksamkeit lenken möchtest - auf eine Zukunft ohne ihn. Schritt für Schritt.
Alles Gute!

12.07.2016 13:34 • x 2 #5


Eisbrecherin
Er war für dich da wenn du ihn gebraucht hast. Ein Mann mit einem großartigen Charakter! Dass er jetzt weggegangen ist, heißt nicht dass er dich nicht mehr liebt, sondern dass er auch an seinen Grenzen dabei gegangen ist. Du schuldest ihm und dir jetzt Folgendes:
• Ihn in Ruhe lassen, damit er wieder zu sich findet
• Weiterhin an deiner Gesundheit zu arbeiten, damit das was er aus Liebe zu dir getan hat, nicht umsonst gewesen ist
• Hasse ihn für gar nix was er getan hat- das wäre nicht fair und wer Hass empfindet schadet sich selber
Du hast das Glück gehabt so einen Mann an deiner Seite zu haben und irgendwann mal kommt bestimmt noch so einer. Alles was du dafür tun musst ist gesund zu bleiben. Vergiss das nicht!

12.07.2016 13:34 • x 2 #6


encada
@SadEyes81
Liebe SadEyes, es ist furchtbar, wenn eine Beziehung trotz Liebe auf diese Weise aufgegeben wird. Mircging es Anfang des Jahres genauso. 2 Monate lang kam ich mit der Trennung nicht klar, weil sie mitten aus unserer Liebe heraus ueber mich hereinbrach. Ich konnte auch nicht wuetend sein oder sauer auf ihn, nur verzweifelt und unendlich traurig. Als wir dann nach 2 Monaten wieder Kontakt aufnahmen und klar wurde, warum er sich getrennt hatte, war er zu einer Therapie bereit, um die Liebe und die Beziehung zu retten. Warum konnte dein Ex das nicht? Auch uebergrosse Verlustangst kann man therapeutisch behandeln. Warum versucht er nicht auch dadurch eure Liebe und Beziehung zu retten? Denn, wenn er sie nicht behandeln laesst und in den Griff kriegt, geht es ihm doch in der naechsten Beziehung wieder genauso. Wuensche dir erstmal alles Gute und viel Kraft.

12.07.2016 17:26 • x 1 #7


G
Wie traurig es ist,wenn der den man am meisten braucht Abstand zu einem nimmt.Manch jemand kann sich kaum vorstellen wie hilfreich er für einen Partner ist,und wie sehr man das zu schätzen weiß.
Nur ist nicht jeder stark genug,um diesen Umständen stand zu halten,und genau da kommt dieser Bruch.
Es wäre ein Traum,wenn Liebe stärker wäre als jeder Kampf,jede Krankheit und jeder Verlust.

Ich hoffe das du die Kraft findest für deinen Seelenfrieden.
Deine Liebe zu ihm musst du nicht abstellen,muss man das überhaupt ?
Ein Teil von dir wird das vielleicht immer tun,wer weiß das schon?
Und das ist nicht das schlimmste

Mach so weiter wie du es tust,jeden Tag ein Schritt,und bleib gesund in deiner kleinen Welt.
Viel Kraft dafür,und irgendwann wieder etwas für das Herz

Gus

12.07.2016 19:04 • x 1 #8


SadEyes81
Erstmal vielen lieben Dank für eure Antworten! Ihr seid echt toll. So eine Unterstützung zu bekommen tut so unglaublich gut. Einfach verstanden werden.

@gloucester: Ich versuche mich in der Tat viel abzulenken. Die Arbeit tut da gerade richtig gut. Und auch meine Freunde und Familie sind für mich da...wenn auch wegen der Distanz oft nur telefonisch.
Und über meine Therapeutin, die ich eigentlich nur habe, weil mein Partner mich dazu gedrängt hat (weil ich in seinen Augen ja noch nicht gesund war) ist auch wirklich klasse und hilft mir nun bei der Bewältigung der Trennung (eine Depression konnte sie nicht mehr fest stellen...das ist doch schon mal was).

@everywhere: ich möchte auch gar nicht wütend auf ihn sein. Das fühlt sich nach all dem, was wir gemeinsam durchgemacht haben einfach falsch an. Es gab eine Zeit, da hat er mir das Leben gerettet...im wahrsten Sinne. Und dafür werde ich ihm für immer dankbar sein. Nur, wenn man immer von allen Seiten hört, dass man irgendwann die Phase der Wut erreichen muss, um los lassen und wieder frei zu sein, dann macht man sich so seine Gedanken... Ja, die plötzlich ausgelöschte gemeinsame Zukunft, die ich mir ausgemalt hätte...und von der ich immer noch denke, dass sie unglaublich glücklich gewesen wäre...dieser Verlust schmerzt so sehr. Das braucht wohl seine Zeit, um zu heilen...Ich danke dir!

@eisbrecherin: Ja, er ist an seine Grenzen gegangen. Wenn ich zurück denke, bin ich immer wieder erstaunt wie er zu mir gestanden hat, mich unterstützt hat und unsere Liebe nicht aufgegeben hat. Und dass, obwohl wir nur eine relativ kurze glückliche Anfangszeit hatten bevor ich krank wurde...Aber er blieb...in der ganzen schweren Zeit blieb er. Das macht es um so schwerer ihn jetzt los zu lassen, wo alles so schön sein könnte...
Seit er ausgezogen ist lasse ich ihn in Ruhe. Wir hatten nur zwei mal per whatsapp Kontakt, aber da ging es um organisatorische Dinge (Wohnung, Post). Diese Kontakte tun mir mehr weh, als dass sie irgendetwas Gutes bezwecken. Gerade weil er so emotional abgeschottet ist und er mich behandelt wie irgendwen, suche ich den Kontakt auch nicht.
Auf meine Gesundheit achte ich auch sehr gut. Die Auslöser für die Depression sind mir sehr klar und ich werde diesen Fehler nicht ein zweites Mal begehen. Wie gesagt, ich lebe inzwischen ein komplett anderes Leben, was mir auch sehr gut tut. Ich bleibe gesund! Danke dir!

@encada: Er hat sich in der Tat Ende letzten Jahres um therapeutische Unterstützung bemüht und Termine für diese Jahr bekommen. Ganz am Anfang unserer Beziehung...wo wir uns kennen lernten und unsere Lebensgeschichten austauschten...wurde mir schon klar, dass es da bei ihm einiges auf zu arbeiten gibt aus seiner Kindheit. Ich habe ihm damals schon nahe gelegt eine Therapie zu machen...Dann wurde ich jedoch so krank und der gesamte Fokus lag erstmal nur auf mir. Er hat seine Probleme gerne weg geschoben. Als es mir besser ging und ich stabiler wurde, kam das Thema bei ihm wieder auf und er hat sich auch jemanden gesucht. Aber die Therapeutin ist so ausgebucht, dass er allein für die Vorgespräche nur Termine im Abstand von zwei Monaten bekommen hat. Der erste Termin war im März diesen Jahres und der zweite im Mai...der dritte jetzt irgendwann im Juli, soweit ich mich erinnere. Ich denke, bis es in dem Tempo soweit ist, dass da irgendwas erkannt und bearbeitete wird, ist es für unsere Beziehung zu spät. Besonders weil ihm so vieles gar nicht bewusst ist... Er hätte viel früher damit anfange müssen...
Auch dir alles Gute!

@gus: vielen Dank auch für deine Worte.
Ich dachte unsere Liebe wäre stärker als alle Widrigkeiten. Gerade weil wir ja schon so viel durchgestanden habe. Ich dachte, wenn er das alles mit mir durchsteht, dann kann uns gar nichts trennen. Leider habe ich mich geirrt.

Ich frage mich auch, ob ich meine Liebe überhaupt abstellen muss. Abgesehen davon, dass ich es derzeit weder möchte noch kann. Ich denke ein Teil von mir wird ihn immer lieben.
Nur muss ich wohl lernen ohne ihn zu leben...

12.07.2016 19:17 • #9


Brennesselbusch
Hallo!
Auch ich kenne das....
Ich litt Ende letzten Jahres an einer schweren depressiven Episode...Suizidversuch nach der Trennung, wochenlanger stationärer Aufenthalt, Reha...volles Programm. Während dieser Zeit, in der ich ihn am dringendsten gebraucht hätte, hat er mich alleine gelassen. Er hätte keine Kraft, um mir zu helfen...eine ganz schreckliche Erfahrung! Und trotzdem kann ich nicht aufhören zu lieben. Die Form der Liebe hat sich zwar verändert, doch ganz abschließen...das gelingt mir nicht, sei die Enttäuschung auch noch so groß! Oft fühle ich mich von meiner Umwelt unverstanden...oft verstehe ich mich selbst nicht...
Nicht mehr lieben, nach allem, was man miteinander erlebt und durchgestanden hat...das ist nicht einfach. Wir sind jetzt schon ein Jahr getrennt und ich bin überlebensfähig, doch im Jetzt und der Akzeptanz noch lange nicht angekommen...

16.07.2016 07:38 • x 1 #10


SadEyes81
Hallo Brennesselbusch,
es tut mir so leid, dass Du diese schwere Zeit ohne ihn durchstehen musstest. In Zeiten der größten Not alleine gelassen zu werden, stelle ich mir unglaublich schrecklich vor. Umso bewundernswerter ist es, dass Du es dennoch geschafft hast aus dieser Dunkelheit heraus zu kommen. Das ist eine unglaubliche Leistung und zeigt die Stärke in Dir.

Das Unverständnis der Umwelt und auch aus einem Selber heraus, kenne ich sehr gut. Die Umwelt sieht eben nur das, was nach außen dringt...das ist aber bei weitem nicht alles. Und wir selber verstehen uns manchmal nicht, weil unser Kopf und unser Herz sich uneinig sind...
Meine Umwelt und mein Kopf sagen mir, ich soll ihn abhaken, mein Leben leben und ohne ihn oder im besten Fall mit einem Neuen glücklich werden. Aber mein Herz würde ihn sofort und ohne zu zögern mit offenen Armen empfangen, stünde er plötzlich vor meiner Haustür. Mein Herz liebt und sehnt und hofft...obwohl ich weiß, dass es umsonst ist.

Wie Du schon sagst, wenn man so viel miteinander erlebt und durchgestanden hat, ist es nicht einfach nicht mehr zu lieben. Aber es ist nicht nur die Vergangenheit, die man hinter sich lassen muss, sondern ein kompletter Lebensplan. Ich wollte dieses Leben mit ihm verbringen. Dafür hatte ich mich entschieden. Aus Liebe. Und jetzt stehe ich da und weiß nicht weiter...planlos.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

18.07.2016 21:39 • #11


L
Hallo,

Liebe loszulassen ist eine Entscheidung,
und die Hoffnung stirbt zuletzt.

21.07.2016 06:37 • #12


A


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