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Wir waren wohl zu verschieden

Z
Hallo zusammen,

meine Ex-Freundin (sie 24, ich 33) hat nach ca. 2,5 Jahren Beziehung am letzten Dienstag Schluss gemacht. Ich möchte hier ein wenig meine Gedanken niederschreiben, aber freue mich auch sehr über Antworten. Daher erstmal zur Situation:

Wir waren Nachbarn und haben uns kurz nach unserer jeweiligen Trennung von unseren Ex-Partnern kennengelernt. Anfangs haben wir es für ca. 5 Monate langsam angehen lassen, nicht miteinander geschlafen und erstmal geschaut, wie es sich entwickelt. Dann haben wir es aber doch offiziell gemacht. Es gab einige Unterschiede zwischen uns. der größte war wohl, dass sie aufgrund ihres Naturells sehr unternehmungslustig, aktiv und z.B. umweltpolitisch engagiert ist, während ich eher der Mensch bin, der auch gut zu Hause bleiben kann und wohl auch irgendwie im Alltagsleben seine Routinen braucht. Schwer zu beschreiben, aber vielleicht versteht ihr, was ich meine.

Wir sind beide recht unsicher, was unsere zukünftigen Lebensvorstellungen angeht. Sie weiß nicht, ob ein geregeltes Leben mit Haus, Hund und Kindern das Lebensmodell ist, was sie haben möchte. Ich bin mir dessen schon recht sicher, aber im Moment durch Studienabbruch in einer schwierigen Lebensphase. Ich arbeite gegenwärtig im IT-Bereich und habe etwas ganz anderes studiert - irgendwann aber festgestellt, dass ich mit diesem Studium und seinen Inhalten überhaupt nichts mehr anfangen kann. Eine vermutete - aber noch nicht diagnostizierte - Depression kommt bei mir auch noch dazu. Ich habe das lange verdrängt und so in unserem Alltag vor mich hin gelebt, will das aber nun mittels Therapie in Angriff nehmen - vielleicht ist das Aus ein bisschen der Weckruf, den ich brauchte.

Im vorletzten Sommer haben wir uns dann beinahe getrennt, sind aber dann wieder zusammengekommen. Es ging schon damals von ihr aus mit der Begründung, dass wir zusammen zu wenig unternehmen würden und unsere Lebensentwürfe zu verschieden wären - wir haben dann aber (so dachte ich) einen Kompromiss gefunden und mehr Zeit zusammen und auch mit Unternehmungen verbracht. Außerdem hat sie sich, so dachte ich, einem bodenständigeren Lebensentwurf mehr und mehr angenähert und damit auch mir - bis es im letzten November dann aufgrund meiner verdrängten Probleme mit dem Studienabschluss und dem Studium gekracht hat. Ich habe ihr versprochen, mir Hilfe zu suchen, aber das dann doch nicht geschafft bzw. getan und weiter verdrängt. Auch hier sind wir letzten Endes aber wieder zusammengekommen, nachdem sie einige Tage Bedenkzeit hatte. Sie meinte, ohne mich ginge es nicht.

Nun ist sie vor ca. einem Monat in die Schweiz (Auslandssemester) gezogen. Das hat mich schon ganz schön mitgenommen, weil wir uns im Alltag doch auch sehr über die körperliche Nähe und das persönliche Gespräch definiert haben, was so halt nicht mehr möglich war - ca. 800 km liegen dazwischen. Sie ist dort in einem Wohnheim untergekommen, in dem es viel Gemeinschaft und immer Leute für Unternehmungen gibt - ganz im Gegensatz zu hier, wo durch Corona-Regeln schon sehr wenig möglich war und wir (notgedrungen) auch viel Zeit zu Hause verbracht haben. Das hat dann dazu geführt, dass sie nach eigener Aussage festgestellt hat. dass sie mein Lebensmodell - das eben sehr durch Routinen, Arbeit und Alltag geprägt ist - nicht mehr teilen kann. So kam es dann per Whatsapp-Videotelefonat zur Trennung.

Nun sitze ich hier, trauere und mache mir so meine Gedanken. Ich habe direkt alle Fotos und Geschenke weggepackt, ihre Chats gelöscht und das Handy bereinigt. Dennoch bin ich ein bisschen in Versuchung, ihr nochmal zu schreiben und um eine Aussprache zu bitten, weil ich während des Trennungstelefonats ziemlich perplex war und eigentlich nichts gesagt habe. nicht mal ein Danke für die schöne gemeinsame Zeit zusammen. Aber bringt das etwas? Wahrscheinlich wirft es mich nur zurück. Gleichzeitig bin ich etwas erschrocken darüber, dass ich es (bislang zumindest) im Vergleich zu meiner vorherigen Trennung eigentlich ganz gut wegstecke. Das Jammertal ist längst nicht so groß wie beim letzten Mal, als ich mich wochenlang kaum konzentrieren konnte. Vielleicht kommt das aber auch noch.
Ich bin mir trotz all ihrer Bekundungen unsicher, ob das wirklich gegenseitige Liebe war oder nicht vielmehr Abhängigkeit - zum einen, weil wir recht kurz nach unseren Trennungen zusammengekommen sind, zum anderen, weil ihre veränderte Lebenssituation, in der ich ihr keine (körperliche) Nähe mehr geben kann, sofort die Trennung zur Folge hat.
Auf einer rationalen Ebene mache ich mir Gedanken darüber, ob sie vielleicht Recht damit hat, dass wir zu verschieden sind, sowohl vom Alter als auch vom Lebensentwurf her.
Ich fühle Enttäuschung, weil ich mich auch ein Stück weit ausgenutzt fühle - ich habe ihr in ihrem Studium (dasselbe wie meines) immer weitergeholfen und sie nach ihrem Bekunden auch erst durch die meisten Prüfungen gebracht, außerdem fast ihren kompletten Umzug gestemmt. Ich will ihr nicht unterstellen, dass sie das bewusst oder berechnend so gemacht hat, aber doch ist das Gefühl da. und ich gebe mir selbst die Schuld, mein eigenes Leben nicht früher in den Griff bekommen zu haben, mich zu sicher gefühlt zu haben, sie und ihre Bedürfnisse nicht genug im Blick gehabt zu haben.

11.03.2022 11:01 • #1


B
Naja hallo? 24? Was erwartest du?

Frauen und Männer in dem Alter wollen die Welt sehen. Ich denke das passt Einfach Nicht zu einem Mann der schon gemütlich geworden ist.

Daher abhaken und neu orientieren.

11.03.2022 11:13 • x 5 #2


A


Wir waren wohl zu verschieden

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S
Hallo lieber TE,
das klingt sehr schwierig. Ich bin echt kein Freund von der modernen Wegwerfgesellschaft.Ihr habt es mehrmals miteinander versucht, da ihr euch liebt......Aber wenn es nach mehreren Versuchen nicht klappt bzw passt sollte man es abhaken.

11.03.2022 11:24 • x 2 #3


N
Ich glaube nach 2,5 j ist die Rosarote Brille definitiv ab. Man sieht einiges klarer. Sie hat dann festgestellt, dass die Zukunftsvorstellungen unterschiedlich sind und hat es beendet.

Habt ihr am Anfang der Beziehung nicht über die Zukunft geredet?

11.03.2022 11:34 • #4


Z
@Star86
@Blake88
Es fällt zwar schwer, aber von dem Gedanken, sie zurückzuwollen, versuche ich mich zu lösen. Das würde wohl dann irgendwann wieder genauso enden wie jetzt. Zumindest kommt mir der große räumliche Abstand jetzt zu Gute...


@Name
Doch, haben wir. Anfangs gab es deswegen wie gesagt auch Probleme, aber ich hatte den Eindruck, wir haben uns da aufeinander zu bewegt. Das war wohl doch nicht der Fall oder es hat sich bei ihr wieder geändert... Wer weiß. Darüber (ausführlich) gesprochen haben wir jetzt am Ende nicht mehr.

11.03.2022 12:10 • x 1 #5


N
Zitat von zaphod88:
Doch, haben wir. Anfangs gab es deswegen wie gesagt auch Probleme, aber ich hatte den Eindruck, wir haben uns da aufeinander zu bewegt. Das war wohl doch nicht der Fall oder es hat sich bei ihr wieder geändert...


Dann hast du bzw. Habt ihr die Red Flags ignoriert. Du kannst für die Zukunft daraus lernen. Es gibt einfach Sachen, wo bei man keinen Kompromiss eingehen kann. Oder man macht es und wird mit der Zeit unzufrieden.

11.03.2022 13:06 • x 1 #6


Z
Morgens ist es im Moment am heftigsten... der erste Gedanke gilt ihr, und sofort geht das Karussell los. Ich hatte mich für seit Mittwoch krankschreiben lassen, aber mittlerweile freue ich mich auch wieder auf die Arbeit, darauf, nicht mehr zu Hause herumzusitzen... Ich schaffe es nicht, im Bett zu schlafen, sondern vegetiere auf der Couch vor mich hin, versuche zu lesen und ende dann doch bei irgendwelchen Serien. Telefonate und gelegentliche Treffen mit Freunden sind der Lichtblick des Tages.
Mittlerweile (ein positives Zeichen?) kann ich auch sowas wie Wut empfinden - Wut über die Art und den Zeitpunkt der Trennung, aber auch Wut darauf, dass sie mich wie einen Versorger behandelt hat (oder ich es zumindest so empfinde). Ihren vorherigen Ex-Freund hat sie während eines USA-Aufenthaltes kennengelernt und ein paar Monate nach ihrer Rückkehr auch in den Wind geschossen. Vielleicht hätte mir das eine Warnung sein sollen.

12.03.2022 09:11 • x 1 #7


Heffalump
Zitat von zaphod88:
und ein paar Monate nach ihrer Rückkehr auch in den Wind geschossen. Vielleicht hätte mir das eine Warnung sein sollen.

hättest du eh nicht so wahrgenommen.

Schau, sie ist ja noch a bissl grün hinter den Ohren und darf probieren. Du im Übrigen auch. Mal passt es - aber oft passt es eben nicht.

12.03.2022 09:36 • x 4 #8


Z
Gestern Abend war ich mit einem Freund was trinken. War eine gute Entscheidung und hat auch ein bisschen den Kopf freigepustet.

Heute ist dann ein wenig der Tag des Jammers, aber auch der Erkenntnis. Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, bin ich aus reiner Bedürftigkeit und aus Angst vor dem Alleinsein mit ihr zusammengekommen. Ich habe irgendeinen Podcast gehört, der die Co-Abhängigkeit in Beziehungen erklärt hat. Leider erkenne ich mich in dem Part, der in solchen Beziehungen gibt bzw. sich über das Geben definiert, viel zu gut wieder.

Die letzte Trennung war damals noch nicht so lang her, vielleicht 3 Monate. Ich habe mir damals nicht die Zeit gegeben, das zu verarbeiten und daraus zu lernen. Diesmal will ich es besser machen, schaffe es aber ohne fremde Hilfe nicht, glaube ich. Ich habe einen Termin bei einem psychologischen Heilpraktiker bei mir um die Ecke zum Kennenlernen angefragt, mal sehen...

13.03.2022 11:48 • x 1 #9


Z
Heute habe ich noch frei und dementsprechend Zeit, mir so meine Gedanken zu machen. Ich versuche, geistig bei mir zu bleiben, aber so ganz will mir das noch nicht gelingen. Was mich total irritiert, ist, dass ich nicht so richtig heulen kann bzw. dass das nach 2 Tagen vorbei war. Ich habe mich daran erinnert, wie ich kurz nach ihrem Umzug mindestens einmal von unserer Trennung geträumt habe. Vermutlich habe ich da doch was geahnt, zumindest unbewusst...

Ich höre immer noch viele Podcasts, auch solche, in denen andere Menschen von ihren Trennungen erzählen. In vielem erkenne ich mich wieder, entweder in diesen Menschen oder in den Erzählungen von dem/der jeweiligen Ex. Langsam füllt sich eine ganze Liste mit Baustellen, die ich beackern will. Morgen gehts zum Einführungsgespräch beim Heilpraktiker...

14.03.2022 15:28 • x 1 #10


Heffalump
Zitat von zaphod88:
Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, bin ich aus reiner Bedürftigkeit und aus Angst vor dem Alleinsein mit ihr zusammengekommen.

Schau - jeder Topf findet seinen Deckel - und wenn man Menschen, mit mehr oder weniger ausgeprägten Störungen trifft, bemerkt man oft nicht wie sehr man manipuliert wird. Als ob man gar keine andere Wahl hätte, als nur dieses Wesen.

Sie nutzen dies aus, sie wissen sehr genau, wie sie dahin kommen, das neue Opfer ihrer Wahl nicht aus kann. Weil wenn es nicht klappt, dann wird der missglückte Versuch mit keinem Wort erwähnt. Sondern gleich der nächste auserkoren, ihr bisschen Leben aufzuwerten.

Wenn du nicht mehr diesen Kick lieferst, der gebraucht wird, um sich wie Gräfin Hotzenplotz zu fühlen, wirst du entsorgt. Der nächste steht schon in der Schlange.

Lass dir ruhig helfen, die Hintergründe zu verstehen, wie du in dieses Rad gerutscht bist - und lass dir Wege aufzeigen, nicht wieder in solch Fahrwasser zu geraten.

15.03.2022 07:55 • #11


Z
Zitat von Heffalump:
Wenn du nicht mehr diesen Kick lieferst, der gebraucht wird, um sich wie Gräfin Hotzenplotz zu fühlen, wirst du entsorgt. Der nächste steht schon in der Schlange.

Danke Dir für Deine Rückmeldung. Vielleicht ist es tatsächlich so, keine Ahnung. Vielleicht auch nur unbewusst. Im Moment will und kann ich das aber noch nicht so sehen. Auch wenn es da natürlich schon ein Muster gibt...

Heute war das Einführungsgespräch. Ich hab mich soweit dabei ganz gut gefühlt, soweit man das bei sowas sagen kann. Ein paar Tage Bedenkzeit habe ich noch, kann mir aber gut vorstellen, mit dem Therapeuten zusammenzuarbeiten. Leider hat er aber nächste Woche Urlaub, ginge also erst übernächste Woche los.

Arbeiten gehen (heute zum ersten Mal wieder) hat auch gut funktioniert, fast wie immer. Tut auch an der Stelle irgendwie gut, ab und an ein wenig Anerkennung zu bekommen... das hilft auch dem Selbstwert ein wenig auf die Beine.

Ich frage mich, wie es ihr so geht und ob sie darauf wartet, von mir zu hören, wie es mir geht. Das hatte sie im Trennungsgespräch so angeboten. Ich mache mir ein bisschen Vorwürfe, weil ich in dem Gespräch eigentlich nur überrumpelt war und fast keinen Ton gesagt habe. Aber letztlich versuche ich bei dem Gedanken zu bleiben, dass mich der Kontakt vermutlich nur zurückwerfen würde und es am Ende als Getrennter auch meine Entscheidung ist, ob und wie ich mich (nicht) bei ihr melde. Vielleicht war es auch nur die übliche Floskel à la Lass uns Freunde bleiben - aber ihr Mitleid brauche ich gerade echt nicht.

15.03.2022 22:35 • #12


Z
@Heffalump

Vermutlich hast Du Recht. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass sie mir nur die halbe Wahrheit erzählt hat, auch wenn ich nicht so sicher sagen kann, wieso... Eher ein Bauchgefühl. Aber vermutlich ist dort irgendwo ein neuer Mann im Spiel. Es braucht ja auch irgendwie einen Anlass für so eine Trennung, den ich woanders auch nicht sehe. Leider hat mir das mein Unterbewusstsein heute auch brühwarm in einem Traum serviert - darauf hätte ich auch bestens verzichten können. Das schmerzt im angeschossenen Ego... hilft vielleicht aber auch ein bisschen, Abstand zu gewinnen.

Ob und wie ich mich habe manipulieren lassen - darüber muss ich nachdenken. Aber ich glaube, da triffst Du (leider) auch einen Kern...

23.03.2022 07:03 • #13


Heffalump
Zitat von zaphod88:
Aber ich glaube, da triffst Du (leider) auch einen Kern...

Ja, ich war auch in der Situation. Mir wurde auch erst einiges bewusst, als er schon längst sein Schäfchen auf einer anderen Wiese grasen lies.

Träume sind die Arbeit im Unterbewusstsein, im Schlaf. Oft surreal, man wacht auf und ist, gefühlt, gerädert.


Zitat von zaphod88:
Ob und wie ich mich habe manipulieren lassen - darüber muss ich nachdenken.

Oft geht es mit Future Faking und Lovebombing los. Man denkt, man habe den Jackpot-Partner gefunden, alles scheint möglich mit diesem Partner. Kein anderer vorher, kein anderer nachher - wird dieses so vermitteln können. Man lebt irgendwie viel intensiver.

Darum ist das Loch, in das man fällt, wenn diese Personen weiter ziehen, auch so tief.

Aber - man kommt da wieder raus. Es dauert nur leider länger, als bei, ich sag mal frech, Otto Normal Ex-Partnern.

23.03.2022 07:13 • x 1 #14


Z
Eine neue Erkenntnis: Ich glaube, ich neige dazu, mir Frauen auf Zeit auszusuchen, zumindest unbewusst. Meine vorherige Ex hat etwa 250km entfernt gewohnt, stand aber kurz vorm Studienabschluss und vor einer eher unruhigen Zeit, ohne dass klar gewesen wäre, wo sie landen wird. Bei meiner jetzigen Ex war auch schon zu Beginn klar, dass sie wegziehen wird, entweder eben jetzt (durch ein Auslandssemester), spätestens aber in einem halben Jahr. Auch diese Beziehung wäre also in eine Fernbeziehung übergegangen und auch für mindestens die nächsten 1-2 Jahre geblieben.

Was sagt das über mich? Bindungsängstlich?

23.03.2022 07:15 • #15


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