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15 Jahre vorbei

S
Hallo,

ich lese schon den ganzen Tag im Forum und hoffe, hier ein ganz kleines bisschen Erleichterung zu finden.
Mein Mann hat mir vor zwei Tagen gesagt, dass es aus ist. Die Hintergründe schreibe ich, wenn ich die Kraft dazu habe, im Moment bin ich mal panisch, mal leer, mal gefasst, mal alles auf einmal.

Vor zwei Tagen war ich noch sicher, dass er mich liebt. So sehr sicher. Wir sind seit 15 Jahren zusammen, seit nicht einmal 3 Jahren verheiratet.

Getrennt hat er sich in der Zeit bestimmt 100 mal, aber ich glaube, dieses mal ist es ernst. Es ist anders. Er hat (wieder) Depressionen.

Wir sind beide in der Wohnung. Ich im Schlafzimmer, er im Wohnzimmer.

Ich habe Angst, ich drehe durch. Ich weiß nicht, wie ich Montag wieder arbeiten soll. Freitag bin ich schon fast daran kaputt gegangen.

Ist noch jemand wach?

30.03.2014 03:33 • #1


A
Hallo Siri,

auch ich bin nach über 12 Jahren frisch getrennt, ich weiss wie es dir geht.
Vorallem die Tage die man noch miteinander unter einem Dach verbringen muss sind der Horror.

Du schreibst schon gefühlte 100 Male.....da läuft aber schon länger einiges schief, oder?

Ich hoffe du findest bald die Kraft deine Geschichte aufzuschreiben (ich konnte es auch monatelang nicht)

Sonst erreichst du mich jederzeit per pn.

Ich wünsche dir viel Kraft!

30.03.2014 05:56 • #2


A


15 Jahre vorbei

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maus0904
Hallo Siri...
ich v ersteh dich sehr gut.....finde es auch sehr schlimm, wenn man dann noch zusammen in einer Wohnung ist und so eien Trennung dann schon ausgesprochen wurde....das ist richtig Psychoterror.....warum glaubst du ist es diesmal anders als sonst, wenn er das schon gefühlte 100 Mal gemacht hat...wenn jemand Depressionen hat , wird das ja auch sehr stimmungsabhängig sein, was er gerade über die Beziehung denkt...
entschuldige dass ich das frage, ist er denn in Behandlung , wegen der Depressionen?
Versuche vielleicht irgendwie raus zu gehen und dich mit Freunden zu treffen, damit du dieser bedrückenden Atmosphäre entrinnen kannst, wenigstens für ein paar Stunden.
Ich drücke dich und hoffe du kommst gut über den Tag....
Maus

30.03.2014 09:03 • x 1 #3


S
Hallo Anul,

danke für deine Antwort. Echt, auch so viele Jahre bei dir? Es tut so entsetzlich weh. Wie lange ist die Trennung her und wie kommst du zurecht?

Ich versuche mal, ein bisschen was auf die Reihe zu bekommen:
Wir sind vor gut 15 Jahren zusammen gekommen, ich habe zwei Kinder aus meiner ersten Ehe mit gebracht. Unser Streitschema war schon immer schwierig, er hat bei unendlich vielen Streitereien Schluss gemacht. Meistens hielt dieses Schluss ein paar Stunden, selten mehr als zwei Tage.

Nun sind es drei Tage und ich weiß und spüre: Dieses mal ist es ernst. Dieses mal ist es wahr. Er ist sehr zornig.

Natürlich stelle ich mir die Frage nach dem Warum. Hintergrund vieler Streitereien waren meine Kinder. Wir konnten uns nie über die Art und Weise der Erziehung einig werden. Und so ist es auch dieses mal der Auslöser. Ich betone: Der Auslöser. Die wahren Gründe sind wahrscheinlich vielfältig.

Hinzu gesellt sich, dass er vor einigen Wochen seinen Job verloren hat. Vor etwa 3 Jahren hatte er eine Depression und ich bin mir sicher, dass er wieder in einer Depression steckt. Er ist seit einiger Zeit mir, aber insbesondere den Kindern gegenüber feindselig. Nichts konnte man richtig machen. Er hat hier rumgebrüllt und beleidigt, meine Kinder abgewertet. Die ganze Karre ist komplett vor die Wand gefahren.

Ich habe versucht, mich irgendwie richtig zu verhalten. Es hat mich innerlich fast zerrissen. Es gab Tage, an denen hatte ich Angst nach Hause zu kommen, weil ich Angst vor Eskalationen hatte. Ich hatte Angst, dass er ausrastet, wenn er auf meine Kinder trifft. Also habe ich angstgesteuert reagiert. Keine gute Idee, aber jeder Gesprächsversuch endete mit Vorwürfen oder Streit oder Tränen- oder ich hatte das Gefühl, meinen Kindern nicht gerecht zu werden. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und konnte nicht mehr einschätzen, ob ich mich richtig oder falsch verhalte.

Ich habe einen Job, den ich liebe und der mich ausfüllt. Er kann seit etwa 2 Jahren nicht mehr richtig Fuß fassen, wurde oft an Arbeitsplätzen enttäuscht. Natürlich hat ihn das fertig gemacht, ich habe versucht, ihn zu unterstützen. Vor etwa 6 Wochen hat er wieder seine Arbeit verloren. Seit dem ging es sichtbar bergab. Er wurde immer gereizter, war den Kindern aber auch mir gegenüber immer feindseliger. Ich war immer öfter damit beschäftigt, ihn ruhig zu halten. Erholung habe ich bei meiner Arbeit gefunden. Da war also schon eine erhebliche Schieflage.

Dennoch haben wir uns aneinander gehalten. Es gab in unserer Beziehung aus meiner Sicht immer eine ganz besondere Nähe, ein ganz besonderes Vertrauen.

Und dann, am Donnerstag (heute ist Sonntag), haben wir uns in der Stadt getroffen, lieb mit Kuss und Umarmung begrüßt, haben einen gemeinsamen Termin wahrgenommen, sind dann einkaufen gewesen und als wir nach Hause gekommen sind, hatte unser Hund den gelben Sack zerrissen und in der Küche stand ein Berg schmutziges Geschirr auf der Spüle. Und dann hat er gebrüllt, weil die Kinder wieder nichts weg geräumt haben (aktuell DAS Streitthema). Ich habe alles weggeräumt und zurück gebrüllt, er hat mich aus der Wohnung geworfen, mir schreckliche SMS geschrieben und mir da die endgültige Trennung mitgeteilt- mal wieder, aber dieses mal ist es anders. Ganz anders. Er will morgen zu einem Anwalt und sich eine neue Unterkunft suchen.

Seitdem ist er im Wohnzimmer, ich im Schlafzimmer. Meine Kinder sind 17 und 22 und ich weiß, dass sie nicht wirklich verstehen können, warum ich mich nicht längst getrennt habe. Insbesondere mein Sohn fühlt sich von ihm verletzt und ich habe mir in den letzten Wochen oft vorgestellt, ob es nicht besser wäre, sich zu trennen. Aber wenn ich es mir vorgestellt habe, war es nicht schön und ich hatte gedacht, gut, wir haben eine Ehekrise, aber wir schaffen das. Wir haben bislang immer alles zusammen geschafft.

Und jetzt sitze ich hier in meinem Elend. Wir ignorieren uns, laufen uns erst gar nicht über den Weg. Mein Mann hat sich im Wohnzimmer verbarrikadiert, gestern hat er bis etwa 17:30 Uhr durchgeschlafen, ich hatte schon Angst, er sei tot. Ich kann seinen Zorn, vielleicht ist es sogar Hass, durch die Wände spüren und ich weiß: Das war´s.

Morgen muss ich wieder arbeiten. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Ich bin Freitag schon fast kaputt gegangen bei der Arbeit.

Im Moment schwanken meine Gefühle minütlich zwischen tiefster Verzweifelung, kurzem Aufblitzen von dem Gedanken, dass es vielleicht gut so ist und panischen Gefühlen. Die ersten beiden Nächte konnte ich halbwegs schlafen, die letzte Nacht ging es nicht mehr.

30.03.2014 10:02 • x 1 #4


S
Liebe Maus,

nein, er ist nicht in Behandlung. Ich habe es vor ein paar Wochen angesprochen, weil ich die Veränderungen wieder wahrgenommen habe, aber er ist nicht darauf eingegangen. Er hat den Kindern die Schuld für seine Stimmung gegeben.

Ich habe viel in deinem Thread gelesen. Wie geht es dir mittlerweile?

Wir begegnen uns in der Wohnung nicht wirklich, wir weichen aus. Ich bin froh, dass ich meine Kinder habe. Sie sind sehr liebevoll zu mir. Aber durchstehen muss ich das alleine.

Ich glaube, dass es dieses mal anders ist, weil ... ja, ich weiß nicht, ich spüre es einfach und drei Nächte hat es noch nie angehalten. Wirklich noch nie. Ich habe mich auch noch nie drei Nächte raus gezogen, sondern bin immer irgendwann ins Wohnzimmer, aber dieses mal spüre ich, dass er es ganz sicher nicht will. Er ist so zornig, so feindselig.

Ich bin so froh, dass es dieses Forum gibt.

30.03.2014 10:07 • #5


S
Ich weiß nicht, wie weiter machen soll. Ich habe gerade versucht, Wäsche zu machen. Es geht nichts, ich bin innerlich panisch.

Wie schafft ihr das, wie macht ihr das .... im Moment wünschte ich, ich wäre tot.

30.03.2014 11:16 • #6


L
Liebe Siri,

Zwing Dich nicht, zu funktionieren, das wird sowieso nicht klappen.

Du bist im Moment im akuten Schockzustand

Ich habe hier oft gelesen, dass einzige, wozu man sich im Anfangsstadium zwingen kann und muss,
ist: Atmen, atmen, atmen .... Und es stimmt !

Vergiss Deine Wäsche, lass sie liegen und/oder bitte Deine Kinder, das zu erledigen.

Kannst Du Dich nicht krankschreiben lassen, zumindest mal für die 1. Woche ?

NIEMAND ist anfangs in der Lage, wie gewohnt zu funktionieren, mach Dir da keinen Stress

30.03.2014 12:44 • x 1 #7


A
Ja Siri, Luna hat 100% Recht!

Es ging und geht mir teilweise heute noch so: nur einatmen....ausatmen....mehr geht halt machmal nicht.

Lass dir Zeit, gib dir die Zeit die du brauchst.
Du hast geschrieben er sucht sich eine Wohnung.....ich hoffe er findet schnell eine,
denn wenn er erst mal ausgezogen ist kannst du zur Ruhe kommen, vorher geht das nicht.

Ich frage mich heute, wie ich die Monate Hölle überleben konnte als mein Ex noch hier wohnte....

Eben: es ging nur mit: einatmen.....ausatmen.....zu viel mehr war ich auch nicht imstande.
Ich denke nach so vielen Jahren ist das normal wenn man geliebt hat.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld mit die selber.

30.03.2014 12:59 • x 1 #8


S
Hallo liebe Siri...

Ich habe mich hier gerade erst angemeldet und stieß sofort auf deinen Beitrag. Und glaube mir, ich kann dich momentan mehr verstehen, als du vielleicht glaubst.

Meine Frau (ich bin mit einer Frau verheiratet) hat mir gestern mitgeteilt, dass die Beziehung für sie zu Ende ist. Aber ich muss glaube ich ebenfalls weiter ausholen.

Wir sind seit 8,5 Jahren und 3 Tagen zusammen ein Paar gewesen. Im August 2011 heirateten wir.
Auch ich brachte einen Sohn in die Beziehung. Auch bei uns gab es immer wieder Streitereien wegen der Form der Erziehung. Sie ist ganz anders aufgewachsen wie ich und hat eine andere Vorstellung von Erziehung.
Bei ihr zählte stets nur Disziplin und Respekt. Aber dass man sich den Respekt erarbeiten muss, verstand sie irgendwie nicht. Auch meine bedingungslose Liebe zu meinem Kind konnte sie nie verstehen, weil sie es selbst als Kind nie erfahren hat. Auch hier kam immer wieder zum Schluss, was spätenstens 2 Tage später nicht mehr aktuell war. Also ein ständiges hin und her.

Ich liebe meine Frau sehr. Diese Liebe war meinerseits immer nur möglich, weil ich sie verstand. Sie ist ein komplizierter Mensch mit vielen inneren Problemen, aber sie ist ein besonderer und auch guter Mensch.

Im Jahr 2008 machte sie eine 3-monatige Psychotherapie und es ging ihr besser. Dennoch verfiel sie immer wieder in die Depression. So auch letztes Jahr. Es kam zum großen Knall zwischen ihr und meinem Sohn, so dass sie sich nicht mehr vorstellen konnte, mit ihm unter einem Dach zu leben.
Ich ließ mich darauf ein, weil ich wusste, dass es die einzigste Möglichkeit war, beide Menschen, die ich am stärksten liebe, für mich zu behalten. Ist es egoistisch?

Sie zog Ende Februar in ihre eigene Wohnung. Ich half beim Umzug und auch beim Einrichten und Dekorieren. Es schien gut zu laufen, denn die Zeit, die wir dann zusammen verbrachten, war so kostbar.
Anfang März fuhr sie wegen ihrer Depression zur Kur. Ich besuchte sie jeden Sonntag und letztes Wochenende kam sie zu mir und wir waren so froh, endlich wieder zusammen einschlafen zu dürfen. Sie hielt mich in ihrem Arm und sagte mir, dass sie mich liebt. Sie sagte, sie sei glücklich, mit mir einzuschlafen.

Nun merkte ich Mitte der Woche, dass sich die Situation veränderte. Sie rief mich nicht mehr an, um mir gute Nacht zu sagen. Und als ich ihr eine Gute Nacht SMS schickte, kam die Antwort, dass ich sie mit meiner Liebe erdrücke. Ich solle ihr Ruhe gönnen. Okay.... Also 2 Tage absolute Funkstille. Gestern war geplant, dass sie zu mir kommt, wir gemeinsam zu einer Geburtstagsfete gehen. Danach wollten wir wieder gemeinsam einschlafen. Aber nichts da....

Es kam eine Nachricht, dass sie nicht kommt. Und wenn sie zurück von der Kur kommt, möchte sie gern mit mir reden. Ich ließ es nicht zu und verlangte sofort das Gespräch. Also kam sie und sagte, es sei vorbei. Ihren Ehering trage sie seit 3 Tagen nicht mehr. Auf die Frage, ob es jemanden anderen gibt, sagte sie, dass sie jemanden kennengelernt hat, der sie schätzt, versteht und ihr das Gefühl gibt, etwas besonderes zu sein. Ich muss hinzufügen, dass sie in den letzten Jahren auf Grund verschiedener Operationen (Insgesamt 8 Stück) 15 Kg zugenommen hat. Sie konnte sich nicht mehr leiden. Ich habe sie dennoch stets ermutigt und gesagt, dass es mir nicht wichtig ist, wie sie aussehe, solange sie an meiner Seite ist.

Nun weiß ich, dass die andere Frau Single ist und eine 5-jährige Tochter hat. Meine Frau wollte nie wieder Kinder haben, sie wollte ihr Leben genießen. Und nun dieser Wiederspruch.

Ich kriege mich gar nicht mehr ein... Ich komme aus dem Weinen nicht mehr raus. Und heute ist es besonders schlimm. Sie wäre normalerweise hier gewesen und wir wären bei diesem tollen Wetter spazieren gegangen. NUn weiß ich, dass die andere Frau meinen Platz gerade einnimmt.

Wie kann ein Mensch 8,5 Jahre Beziehung und 2,5 Jahre Ehe einfach so zur Seite schieben, wegen Frühlingshormonen? Wie funktioniert es? Wie schaffe ich es, aufzustehen und meinen Haushalt zu machen, denn mein Kind braucht mich. Ich bin eine Mutter... Ich kann nicht einfach liegen bleiben. Und das Schlimmste für mich ist, dass ich nicht aufhören kann zu weinen. Mit tun langsam meine Augen weh, mein Herz sticht und mein Puls rast. Und egal was ich tue, um mich zu beruhigen, kriege ich es nicht hin....

Ich wollte gerade ins Auto steigen und zu ihr in die Kurklinik fahren. Aber ich weiß, dass ich mir damit selbst weh tue und sie sogar noch mehr damit von mir stoße. Ich muss vernünftig sein und ihr zeigen, dass ich Erwachsen bin.... Aber wie?

Bitte helft mir!

30.03.2014 13:25 • x 1 #9


L
Liebe Swetlanka,

Ich muss gleich weg, deswegen habe ich grad keine Zeit, ausführlich zu antworten.

Kurz: Solche Geschichten in, bzw. nach der Reha gibts leider häufig, mir gehts ähnlich

Lies Dich hier mal durch, da gibts einige Threads zu: Manfredus Geschichte, verlassen nach Klinikaufenthalt
wg. Burnout

Ich guck heute abend nochmal rein

LG
Luna

30.03.2014 13:58 • x 1 #10


S
Hallo liebe LeidensgenossInnen,

das war der Sonntag. Wunderschönes Wetter, so viele Pläne ... .

Ich war heute morgen ziemlich panisch, kaum geschlafen, seit Tagen, ihr kennt das ja, fast nichts gegessen. Ich bin sowieso immer an der Grenze zum Untergewicht und baue gerade körperlich erschreckend schnell ab.

Unmittelbar nach meinem letzten Beitrag heute Vormittag habe ich mich angezogen und das Haus verlassen, weil ich das Gefühl hatte, durchzudrehen. Ich habe meine Tochter getroffen und in ihrem Beisein im Auto auf einem Parkplatz losgeflennt. Dann musste sie leider arbeiten und mir war klar: Auf gar keinen Fall darf ich den Tag wieder in der Wohnung verbringen, das macht mich panisch und der Schmerz wird viel zu groß, um ihn aushalten zu können.

Dann habe ich länger mit einem Freund telefoniert und mich danach sehr lange bei einer Freundin ausgesprochen. Das tat sehr, sehr gut.

Als ich nach Hause kam, hatte er das Wohnzimmer verlassen und war im Werkraum beschäftigt. Ich habe mich auf den Balkon (dem Wohnzimmer angeschlossen) gesetzt, weil ich es ihm Schlafzimmer kaum noch aushalte, aber als er dann wieder ins Wohnzimmer kam, bin ich doch gegangen. Ich habe es kaum ausgehalten. Er ist so unglaublich kalt. Ehrlich gesagt, mache ich mir Sorgen. Er will niemanden sehen, niemanden sprechen und hat komplett dicht gemacht.

Gut, ich kann das nicht ändern, sondern muss für mich gut sorgen. Ich werde morgen früh definitiv das Haus verlassen und entweder arbeiten gehen, so lange es geht, oder zum Doc fahren und mich krank schreiben lassen und dann eine Freundin oder so besuchen. Hier Zuhause werde ich wahnsinnig.


Swetlanka, ohe je, wir haben ja einige Parallelen. Dieser Abgrund, in den man stürzt, ist furchtbar. Ebenso furchtbar sind die ständig wechselnden Gefühle und Gedanken, die körperlichen Symptome, die Matsche im Kopf. Am schlimmsten finde ich das Gefühl von Panik, was ständig in mir hochkriecht.
Wie ist es dir heute ergangen?

Durchhalten, durchhalten.

30.03.2014 20:23 • #11


S
Mir geht es gar nicht gut:-(
Meine Augen sind so sehr vor Weinen geschwollen, dass ich sie kaum aufhalten kann. Ich habe tatsächlich geschafft, 2 Stunden zu schlafen, nachdem ich die letzte Nacht durchgeheult habe. Sie fehlt mir und jedesmal, wenn ich an sie denke, dann sehe ich sie mit der anderen Frau und fange wieder an zu heulen.
Ich habe ihr heute einen Brief geschrieben und habe ihn abgespeichert. Ich werde den Brief natürlich nicht abschicken, denn somit setzte ich sie unter Druck. Und das ist das letzte, was ich möchte.
Ich habe die Hoffnung, dass nach der Kur der Alltag bei ihr wieder einkehrt und sie die Zeit findet, sich an mich zu erinnern. Sich an das Versprechen zu erinnern, was sie mir gegeben hat. Das Eheversprechen.
Und gleichzeitig habe ich so eine Angst, dass ich mich in irgendwas verstricke und in zwei Wochen erneut so hart auf dem Boden der Tatsachen landen werde.
Mein Plan war es heute, einen Putztag einzulegen. Ich habe keinen Handschlag getan. Ich habs nicht hingekriegt.
Mein Sohn kümmert sich so rührend um mich und ich habe schlechtes Gewissen. Ich müsste für ihn da sein und nicht umgekehrt.
Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen.
Das Atmen hilft nicht. Es hilft nichts. Ich zerfalle Stück für Stück.

30.03.2014 21:14 • #12


S
Liebe Swetlanka,

halte durch! Jede Minute, die vergeht, hast du ein Stückchen von dem großen Leid hinter dich gebracht.

Dein Sohn kann das aushalten, mach dir da keine Gedanken und erst recht keine Vorwürfe. Es passiert unendlich vielen Kindern, dass ihre Elternteile in Krisen rutschen und die Kids wachsen daran. Keine Sorge, er wird dadurch nicht zu schnell erwachsen. Er darf dich ruhig weinen sehen und wissen, dass es dir schlecht geht, denn er wird irgendwann auch erleben, dass es dir wieder besser geht und er lernt daraus sehr viel für das eigene Leben.

Ja, es ist ganz sicher unglaublich hart für dich. Dass du so viel weinen kannst ... . Lass die Tränen laufen, das baut die Stresshormone ab.

Ich hoffe, dass wir beide heute Nacht irgendwie schlafen können. Wenn du an sie denkst und es nicht aushältst, denk an mich und dass es mir so geht wie dir. Geteiltes Leid ... .

Es ist ganz sicher das beste, wenn du dich bei ihr nicht meldest und es ist gut, dass du ihr den Brief nicht schickst. Denk an die Kontaktsperre! Versuche, dir NICHT vorzustellen, dass sie mit einer anderen Frau Zeit verbringt. Das zerfrisst dich nur noch mehr.

Als ich heute bei meiner Tochter im Auto geheult habe, habe ich sie gefragt, was soll ich nur tun, damit ich nicht ausraste? Ich kann nicht nach Hause, mir fällt die Decke auf den Kopf. Sie hatte eine schöne Idee: Setz dich in die Natur in die Sonne und schreibe dir selbst einen Brief! Ich fand die Idee klasse und werde das umsetzen, wenn die Panik mich erfasst und niemand da ist, mit dem ich sprechen kann.

Ich habe heute alle möglichen Menschen aktiviert und ich spüre, dass das für eine Weile den extremen Schmerz nimmt. Wen hast du da?

Fühl dich ganz fest in den Arm genommen, halte durch! Es ist die Zeit, die dafür sorgt, dass es uns auch wieder besser geht und diese Krise Vergangenheit ist- egal, wie es ausgeht. Weine, wenn du weinen musst.

Wie ist es mit dem Essen bei dir? Achte darauf, dass du nicht unterzuckerst, dass macht noch mehr wirr im Kopf. Ich halte mich mit Schokoladen-Cappuccino und Direktsaft über Wasser. Feste Nahrung ging heute gar nicht.

Durchhalten, durchhalten!

30.03.2014 22:15 • #13


S
Liebe Siri.
Ich bewundere Dich. Woher nimmst du die Kraft, in dieser auch für dich so schweren Zeit, noch tröstende Worte für mich zu finden. Irgendwie habe ich diese Kraft nicht mehr.

Mein Sohn ist fast 17. Er schafft es, aber auch er macht gerade eine Therapie wegen Depression durch, also wollte ich ihm nicht noch mehr in den Rucksack packen.
Er war gerade nochmal draußen und kam mit Forsythienästen nach Hause. Die sollen mich trösten. Und ich bin glücklich und traurig zu gleich.
Schon wieder verschwimmen die Buchstaben auf dem Display und manchmal frage ich mich, woher die Tränen noch kommen?
Mit Essen läuft es gar nicht gut. Ich musste mich heute zwingen, paar Bissen zu mir zu nehmen, um nicht umzukippen.
Ich versuche mich stets abzulenken, um nicht permanent an sie zu denken. Aber es gelingt recht schlecht bis gar nicht.

Ich will einfach nur, dass sie zurück kommt. Und dann kommt wieder die Wut. Die Wut darüber, dass es ihr gut geht. Dass sie auf Wolke sieben schwebt und ich damit kämpfen muss, zu überleben. Ich kämpfe mit meinen Tränen und meinem Schmerz, während sie sich glücklich küsst. Sie fragt nicht mal wie es mir geht.
Das habe ich nach 8,5 Jahren echt nicht verdient.

Ich atme und verspüre keine Erleichterung. Es funktioniert nicht.

30.03.2014 22:39 • #14


S
Sooo...Die Nacht war kurz, aber ich habe tatsächlich geschafft, 2 Stunden zu schlafen... Juhu...

Dieses Wechselbad der Gefühle macht mich wahnsinnig... Mal bin ich verzweifelt und heule nur noch rum.... Dann wechselt es in die Wut um, und am liebsten würde ich Wände einreisen, um den Schmerz zu betäuben... Dann kommt erneut die Hoffnung, dass es doch nur Strohfeuer ist und sie es erkennt, wenn sie in zwei Wochen zurück ist...

Das Handy macht mich wahnsinnig... Ständig gucke ich drauf, in der Hoffnung, sie fragt einfach mal nach, wie es mir geht... Aber es schweigt...

Meine Augen sind rot, geschwollen und schmerzen... Morgen muss ich wieder auf Arbeit und weiß gar nicht, wie ich mein Gesicht in Ordnung bringen soll... Will nicht, dass das Kollegium über alles Bescheid weiß... Ich brauche zwar Mitgefühl, aber keinen Mitleid...

Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen....

Warum hilft es nicht? Warum fühle ich mich immer noch so hilflos?

Heute früh um 4 Uhr saß ich erneut in meinem Auto und erwischte mich dabei, wie ich bereits den Motor startete, um zu ihr zu fahren... Ich wollte sie einfach nur sehen... Einen Blick auf sie werfen... Ich wollte sie einfach nur sehen... Zum Glück funktioniert mein Schutzmechanismus noch und ich stieg wieder aus und ging zurück in die Wohnung...
Ich werde hier noch wahnsinnig... Bin manchmal kurz vorm durchdrehen... So wie jetzt...

31.03.2014 08:35 • #15


A


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