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4 Jahre später Eine liebevolle Abrechnung mit MIR

N
Guten Abend,

heute vor fast vier Jahren erlebte ich die stürmischsten Zeiten meiner Liebesidentität. Ja, ich definierte mich sehr über diese Liebe. Ich rechne nach fast vier Jahren mit mir ab. Voraussetzung: liebevoll. Das war nicht immer so, im Gegenteil. Ich habe so lange so viel an mir gesucht und gefunden was nicht gut, nicht schön, nicht loyal, nicht nicht nicht war. Ich bin radikal in die Abrechnung mit mir gegangen, ohne die Schuld bei dem anderen zu suchen. Ja, auch seine Anteile habe ich gesehen und reflektiert. Keiner ist schlechter oder besser als der andere. Das dauert natürlich. Aber. schön ist es, fühlt sich schön an. Ruhig und friedlich. Liebevoller. Das konnte ich erst durch die Trennung von diesem Mann erfahren. Mir selbst begegnen.
An alle die in einer frischen Trennungsphase sind: Auch ich kann das nachfühlen, denn ich fühlte auch jede Zelle meines Körpers die schmerzte. Ich ging durch alle Schmerzkörper und heilte sie Stück für Stück zwei Jahre lang. Jeden Tag. Jede Nacht. Es kam der Tag an dem ich die Entscheidung traf: Keine Ablenkung im Außen, keine Dates, keine Oberflächlichkeit. Ich meditierte jeden Tag, meistens ab den Abendstunden. Um an diesen Punkt zu kommen hatte ich die Klassiker der Liebeskummerphasen alle durch, bis auf das Daten. Das war Tabu, jedoch auf absoluter Freiwilligkeit. Es war meine Entscheidung. Ich kehrte Stück für Stück zu der natürlichen Frau zurück die ich vorher noch nicht kannte. Weg mit den Strähnen, der Schminke, den High Heels. Vom Äußeren zum Inneren. Für das Gegenteilige fehlte mir das Werkzeug. Ich musste mit dem Arbeiten was ich zur Verfügung hatte. Mich und den Scherbenhaufen dieser Beziehung. Der Beziehung die ich nie aufgeben wollte und es doch tat. Weil ich mich nicht liebenswert genug fand. Zurück zum Ursprung, zu mir selbst. Keine falsche Anziehung durch Oberflächlichkeit. Ein Experiment, mein Experiment. Und damit mich auch niemand attraktiv fand, futterte ich mir aus Frust einen etwas fülligeren Schutzpanzer an. Nur für alle Fälle, dass ich mich nicht blind aus der Leere verliebe und der Verarbeitung der Beziehung aus dem Weg gehe. Manche brauchen halt das volle Programm, ja, das traf auf mich zu.

Und wenn eins richtig weh tut, schlimmer als die Erkenntnis über das Ende der Beziehung, ist die stückweise positive Veränderung seiner Selbst in Verbindung mit der Ablehnung des Ex. Ich hörte ihm noch schlank und gesträhnt zu was seiner Meinung nach die Beziehung Stück für Stück zerbrach. Ich hörte zu wo meine Anteile waren und ich glaubte daran, dass ich diesem Menschen beweisen werde, dass ich die Dinge die ich annehme auch verändern kann. Für die Liebe, für seine Liebe. So viel Vertrauen in mich Selbst besaß ich. Ich reflektierte meine vergangenen Gefühle, Verhaltensmuster und Gedanken: Alles bedingt sich ja irgendwie gegenseitig und immer alles mit dem Kopf anzugehen war und ist für mich unmöglich. Ich bin weder allwissend noch ein mystisches Wesen. Was ich aber war und bin ist ein Mensch der an sich glaubt, an sich arbeiten kann und möchte. Mir war vieles bewusst, bei weitem nicht das was es heute ist. Mir war und ist noch heute aber auch noch vieles unbewusst. Das kann ich irgendwie nicht beschleunigen, fühle jedoch, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das Bild wurde immer klarer und ich machte wirklich alles, um meine Schattenseiten kennen- und lieben zu lernen. Lieben zu lernen aber nicht als Legimitiation für mein Verhalten zu benutzen. Lieben zu lernen, um authentisch zu sein. Lieben zu lernen um frei von unrealistischen Erwartungen zu sein. Lieben zu lernen und den Fluss des Lebens zu genießen. Am liebsten mit ihm. Skepsis, Misstrauen und Groll sollten mich nicht länger dominieren. Ich kämpfte um diese Liebe. Mein Gott kämpfte ich. Würde ich heute nicht mehr machen. Es verletzte mich immer ein Stück mehr. Es brach mich. Es demütigte mich. Demut, mein Thema damals.

Für ihn war unsere Liebe leider nicht reparabel. Ich bin gebrochen und hatte die Wahl: die Reise aufgeben? Ich wollte diese Veränderung für mich. Das begriff ich noch einmal mehr, als ich realisierte, dass er mich nicht mehr als Partnerin will. Diese Veränderung ist die Grundlage unserer bedingungslosen Liebe geworden. Den Preis den wir zahlten war das Loslassen mit all dem Schmerz. Was wir bekamen ist die persönliche Entwicklung. Natürlich macht es mich manchmal traurig ihn nicht zu sehen, mich mit ihm nicht zu unterhalten. Instinktiv weiß ich jedoch, dass wir beide einen schönen Weg gehen, unabhängig von einander, was in der Beziehung genau das Gegenteil davon war: Abhängigkeit ist Gift für eine Beziehung. Und ich bin dankbar, dass ich das an der Seite dieses Menschen erfahren habe, der mir trotz seiner Konsequenz liebevoll und sanft begegnet ist, auch wenn es sich damals nicht so angefühlt hat. Abgewiesen werden von einem Menschen den man sehr mag und nicht missen möchte tut weh, sehr.

Er hat eine neue Frau an seiner Seite. Eine wirklich schöne Frau auf diesem Bild. Ihr Lächeln wirkt sympathisch. Sie hält ihn fest im Arm. Er lächelt. Atmen, atmen. Das habe ich in den letzten Jahren ja gelernt. Das erste Mal, die neue Frau nach mir an seiner Seite. Ich wünsche ihnen eine wunderschöne Zeit. Wir hatten sie auch. Jeder hat seine Zeit. Und wer weiß, bei manchen dauert sie sehr sehr lang.

Er war in der ganzen Zeit nicht einmal anmaßend mir gegenüber. Durch seine Konsequenz und das Schweigen hat er mich in meiner Demut gebrochen. Und genau dort musste ich gebrochen werden. Nicht, weil ich leiden schön finde, sondern weil ich Demut vorher nicht gelernt habe. Ich dachte alles sei da, für immer. Ich war stets mutig Dinge auszusprechen, die ich nicht so meinte. Das Schluss machen kam mir nie schwer über die Lippen. Wunderbar und traurig zugleich. Vor allem aber wichtig das erkannt zu haben.

Ich brauchte anscheinend diesen einen Menschen, der mir liebevoll Grenzen setzte. Demut und Dankbarkeit, das nehme ich aus dieser Beziehung mit und hoffe, dass der Liebesgott mir einen tollen Menschen auf den Weg schickt, mit dem ich meine Achtsamkeit und meinen Frieden teilen darf.

An diejenigen von Euch die um ihren geliebten Partner trauern und kämpfen: Ich denke jeder macht seine Erfahrungen. Rückblickend kann ich für mich sagen, dass damit viel Selbstwert und Selbstliebe verloren gegangen ist, was eh nicht so stark ausgeprägt war. Hätte ich dies tief verwurzelt und stärker ausgeprägt gehabt, wer weiß was ich gelernt hätte und auf welche Weise. Nach jedem Versuch des Zurückgewinnens war ich noch leerer, noch trauriger, noch verunsicherter. In der Gemeinschaft um uns herum können wir alle Gefühle teilen, lernen, reflektieren. Auch wenn es nicht DIE Liebesbeziehung ist, es sind Beziehungen in denen ihr euch als liebenswert erlebt und irgendwann auch glaubt das zu sein. Mit diesen Erkenntnissen kommen auch neue, wunderschöne Liebesbeziehungen zustande.

Kreiert neue wunderbare Erinnerungen,
alles Liebe für jeden von uns.

Nur zu Gast wünscht Euch gute Nacht und einen schönen neuen achtsamen Tag.

10.08.2018 03:57 • x 18 #1


Gwenwhyfar
Danke, dass Du Deine am Ende für Dich doch wundervolle Geschichte mit uns teilst.

Auch ich bin durch meinen letzten Mann initiiert, aber natürlich von mir gelebt, tief gefallen, um mich neu zusammensetzen zu dürfen. Viele wertvolle neue Erfahrungen...

Schade, dass Du nur Gast bist. Ich hoffe, Du meldest Dich bald wieder.

10.08.2018 04:33 • x 6 #2


A


4 Jahre später Eine liebevolle Abrechnung mit MIR

x 3


Porcelina1801
Einfach nur wow.

Und: Danke

10.08.2018 05:31 • x 1 #3


Veit
Was für ein wunderschöner und friedlicher Text.

Danke!

10.08.2018 08:48 • x 1 #4


fe16
Danke

Hat mich mega ergriffen

10.08.2018 09:08 • x 1 #5


C
Gänsehaut.

DANKE für diese Worte. Sie regen wirklich zum nachdenken an .. und du sprichst mir aus der Seele, genau diesen Weg, diesen ohne Dates, dieses zu sich selbst finden .. genau das, suche ich auch.

10.08.2018 09:14 • x 1 #6


C
Wunderschöne Worte hast Du gefunden.
So viel Wahres drin. So viel Friedlichkeit. Einfach großartig!

Ich freue mich für Dich, dass Du zu Dir selbst gefunden hast.
Sei weiterhin lieb zu Dir...unbedingt

10.08.2018 13:51 • #7




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