Hallo allerseits,
ich hatte vor etwa 5 Jahren schon einmal einen längeren Beitrag zu einer Trennung geschrieben. Damals beendete mein Freund ziemlich plötzlich unsere (gleichgeschlechtliche) Beziehung. Kurz gesagt ging es um die Problematik Nähe und Distanz - mir war es zu wenig Zweisamkeit, ihm wurde es zu eng, er vermisste seine Freiräume. Ich versuchte damals, ihn umzustimmen, aber es endete in Kontaktabbruch seinerseits. Ich hatte eine furchtbare Zeit, aber irgendwann wurde es ein wenig besser. Die Sache rückte aus dem Fokus.
Knapp 2 Jahre später schrieb er mir aus heiterem Himmel eine Email. Er hätte noch Sachen von mir, die er zurückgeben möchte, und wollte mal hören, wie es mir geht. Ich zögerte lange mit einer Reaktion, doch schließlich trafen wir uns und redeten. Dann wieder lange Pause. Sporadisch mal eine Nachricht übers Handy. Geburtstagsgrüße. So vergingen wieder fast 2 Jahre. Da ich Prüfungen hinter mich zu bringen hatte und ziemlich fertig war, kam er mit der Idee, ein paar Tage gemeinsam Urlaub zu machen. Wieder zögerte ich, willigte aber schließlich ein. Es waren wunderbare Tage, er war wohlwollend und fürsoglich, wir verstanden uns prima. Er kam mir auch körperlich näher, ich ließ es zu. Irgendwann fragte ich vorsichtig, was das alles zu bedeuten hätte und ob die Chance bestünde, dass wir beide als Paar wieder zusammenfinden könnten. Er verneinte das, allerdings nicht 100%ig. Eher nach dem Motto, dass man ja nie wissen könne, wie sich die Dinge auf längere Sicht entwickeln werden. Nach dem Urlaub ging es mir schlecht - wie ein kleiner Rückfall in die Zeit nach der Trennung. Gesundheitlich kämpfe ich seit längerem mit chronischen Problemen, die an meinen Kräften zehren, auch beruflich gibt es eine große Baustelle.
Ich sah ihn dieses Jahr ab und zu für 1 oder 2 Tage, wobei ich eher darum kämpfen musste, dass er sich ein bissel Zeit nimmt. Ich war auch mal bei ihm daheim (das Haus, in dem wir damals gemeinsam wohnten) und kürzlich gab es wieder eine Urlaubswoche. Ich genieße es, ihn in meiner Nähe zu haben, doch jeder Abschied fällt schwer. Ohne Tränen schaff ich das kaum, bei ihm sieht man dagegen wenig Gefühlsregung. Dabei scheinen die gemeinsamen Stunden auch für ihn total schön zu sein, sonst würde er sich darauf ja gar nicht erst einlassen. Wahrscheinlich hätte im Urlaub jeder Aussenstehende vermutet, dass wir ein glückliches Pärchen sind, alles lief total harmonisch. Wenn sich die Wege hinterher wieder trennen, zerreisst es mich. Er dagegen schafft es scheinbar, von einer Minute auf die nächste auf den Alltag ohne mich umzuschalten. Er nutzt eine Datingseite, scheint auch sporadisch mal jemanden zu treffen. Davon hat er mal kurz erzählt. Wie ich mich dabei fühlte, kann man sich sicher denken.
Ich weiß allmählich nicht mehr, wie ich mit dieser Konstellation umgehen soll, manchmal fühle ich mich fast ein wenig benutzt. Ich bekomme sporadisch Häppchen hingeworfen, dann ist es wie in alten Zeiten und total schön - auch für ihn. Und dann kann ich wieder gehen, die ganze Geschichte wird auf 0 runtergefahren, bis man sich Wochen oder Monate später wieder für 2 Tage oder einen kleinen Urlaub sieht. Wenn ich mit ihm darüber sprechen will, zeigt er teils Verständnis, teils wird er sehr still oder weicht aus. Es ändert aber nichts an der Situation, führt am Ende nur zu unschönen Diskussionen, die ihn wahrscheinlich nerven. Wie kann jemand nur einerseits solche Zuneigung zeigen inclusive Austausch von Zärtlichkeiten - und einem in der nächsten Minute den Rücken kehren ? Manchmal sind da auch so seltsame Wechsel in seiner Stimme. Mal zugewandt und verständnisvoll, dann wieder kühl und fast abweisend. Ist das für ihn eine Art Freundschaft plus ? Wieso sucht jemand nach 2 Jahren Funkstille überhaupt wieder Kontakt und will zusammen Urlaub machen, andererseits aber bloß nicht zu viel Nähe und keinen gemeinsamen Alltag haben ?
Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ein Bekannter sagte, dass ich einfach die schönen Stunden abgreifen und genießen soll und hinterher nicht zu viel grübeln. Und andere sagen, dass mich das auf Dauer kaputt machen wird.
Ich schaffe es nicht, ihm Lebewohl zu sagen, dazu ist er zu sehr in meinem Herzen.
Ich freu mich über Eure Gedanken dazu. Vielen Dank schonmal vorab !
29.11.2019 13:08 •
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