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Abschiedsbrief an meine Frau

P-B
Hallo S.
Da ich das von Angesicht zu Angesicht wahrscheinlich nie rausbekommen werde, möche ich dir diese Zeilen einfach schreiben.

Denk bitte nicht das ich dich hasse oder verachte. Dem ist nicht so. Ich werde wohl noch eine ganze Weile brauchen, um das alles zu verarbeiten, aber es ist wie es ist und unser Leben geht irgendwann weiter.

Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Menschen sich mit der Zeit ändern und ich wusste auch schon lange, dass irgend wann der Tag kommen würde, an dem auch ich deinem steten Drang nach Veränderung zum Opfer fallen würde. Der Gedanke kam mir bereits das erste Mal kurz vor unserer Hochzeit. Und dennoch habe ich mich dazu entschieden mich darauf einzulassen und diesen Weg gemeinsam mit dir zu gehen.

Anders als in allen vorangegangenen Beziehungen, habe ich die unsere nie personenabhängig gemacht. Ich habe die Zeit mit dir einfach genossen und wenn es dir mal nicht gut ging oder du keine Lust hattest etwas zu unternehmen, habe ich das gemacht, was mir und später auch unserer Tochter Spaß machte. Ich war daher stets glücklich in unserer kleinen Familie. Daraus bezog ich meine Kraft und darum werde ich auch weiterhin, trotz aller Wiedrigkeiten, zurecht kommen. Also sorge dich bitte nicht um mich.

Wir waren so lang ich denken kann Freunde und das Gefühl der Verbundenheit ist bei mir von Jahr zu Jahr stetig stärker geworden. Ich wage sogar zu behaupten, dass du für mich sowas wie meine beste Freundin warst. Und genau da lag für mich scheinbar das Problem. Denn wenn man seinen Gegenüber so gut kennt, gibt es nur wenig Aufregendes und Neues. Es brauch nur wenige Worte um zu wissen was der Andere denkt oder fühlt. Dummer Weise scheint das heutzutage aber für viele Beziehungen der Motor zu sein, der diese in unserer Wegwerfgesellschaft am laufen hält. Vielleicht bin ich in der Sache auch einfach nur viel zu altmodisch gestrick, weil ich die Hoffnung hatte, das wir auf diese Weise zusammen alt werden könnten. Wer weiß. In ein paar Jahren lachen wir vielleicht drüber.

Wenn ich jetzt mal die letzten Monate seit November aussen vor lasse, so waren die letzten 8 Jahre mit dir und unserer Tochter alles, was ich mir von Leben je gewünscht und erhofft habe. Es war der Grund dafür mein altes Leben hinter mir zu lassen. Und wenn der Preis für diese tolle Zeit der war, nun wieder allein durchs Leben zu ziehen, dann bereue ich es nicht und ich bin gern bereit diesen zu zahlen. Ich blicke mit Freude zurück auf unsere gemeinsame Zeit.

Sei es wie es ist, ich möchte dir noch ein letztes mal sagen, dass ich dich liebe und ich hoffe, das du irgendwann findest wonach du suchst. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben, auch wenn uns die Umstände irgendwann einmal vollends entzweien sollten.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute!
In liebe P.

31.03.2019 17:01 • x 25 #1


BrokenHeart
Ich lese hier sehr große Worte und ziehe meinen Hut vor Dir.
Respekt für Deine ReAktion auf die Trennung.

Die Frage ist, wie kann man so loyal sein, wenn einem doch das Herz gebrochen wurde?

01.04.2019 23:59 • x 4 #2


A


Abschiedsbrief an meine Frau

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P-B
Die Frage kann ich dir gar nicht so genau beantworten. Es ist wohl schlicht und ergreifend meine Art.

Ich behandele (fast) jeden so, wie auch ich selbst gern behandelt werden möchte. Es klingt vielleicht etwas klischeehaft oder gar heuchlerisch, doch ich empfinde gegenüber den meisten Menschen, die mein Leben in den letzten fast 34 Jahren berührt haben, nichts als Liebe und Mitgefühl. Das schließt (nach einer Weile) auch die ein, die mich tief verletzt haben - und das waren durchaus schon ein Paar.

Ich kann das wirklich nur schwer in Worte fassen. Es ist halt meine Sicht auf die Welt. Es hat mir bis jetzt immer geholfen, auch den größten Wiedrigkeiten stand zu halten und positiv durchs Leben zu gehen.

Im übrigen sind mir Ehrlichkeit und Loyalität schon immer sehr wichtig gewesen und es ist in meinen Augen das größte Gut, was ich einem Menschen zu bieten habe. Ob er/sie dies annimmt oder gar entgegnet, das liegt nicht in meiner Hand.

02.04.2019 17:21 • x 8 #3


tesa
weil man liebt?

ich habe bisher noch bei jeder Trennung so gedacht, weil ich meistens die Verlassene war.
man spricht es halt nicht aus das sind ja auch seine Eingangsworte

02.04.2019 21:18 • x 1 #4


M
Ich mag deine Art.
Oft ist es doch so das Trennungen im Krieg enden, weil das ego bitterst verletzt wurde.
Ich selbst könnte auch nicht, so wie du, jedem verzeihen.
Bisher ist es mir nur einmal gelungen und das auch nur weil ich geliebt habe.
Das bereue ich auch heute noch nicht, egal welches Kapitel danach kam.
....
Ich denke mit deiner Einstellung tut es zwar immernoch weh aber lange nicht so sehr.
Ich Drücke dir die Daumen das auch du irgendwann dein Glück findest.

02.04.2019 21:37 • x 1 #5




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