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Abschiedsbrief an meine Freundin wegen Trennung

S
Mein lieber T.,

ich schreibe diese Zeilen nachts um 03:13. Wegen meiner Erkältung konnte ich sowieso nur 3 Stunden schlafen und werde heute früh zum Arzt gehen. Dass ich gerade wieder an dich denken muss, macht es nicht leichter.

Wir haben uns damals vor 1,5 Jahren kennengelernt und du hast dich sofort in mich verliebt. Du warst der liebste Mensch, den ich jemals kennen gelernt habe und wir haben uns super verstanden, aber leider war es so, dass ich deine Gefühle aufgrund vorangegangener Verletzungen nicht sofort erwidern konnte.

Trotzdem mochte ich dich und wollte dich zumindest als Freund behalten. Ich habe dir dadurch oft (unbewusst) Hoffnungen gemacht und dich damit verletzt.

Du warst von Anfang an nicht mein Typ und ich hatte große Vorbehalte gegen so eine Beziehung, auch wegen des Altersunterschiedes von 13 Jahren. Aber umso mehr passiert ist, umso mehr hat sich bei mir geändert. Ich habe gemerkt, dass Oberflächlichkeiten alleine noch keine Liebe machen und es haben sich – obwohl ich nie damit gerechnet hätte – starke Gefühle entwickelt. Aber dann war es schon zu spät.

Ich habe dir damals meine Bedenken erklärt, dass ich Angst habe wieder verletzt zu werden. Du hast versucht mir das auszureden und hast viel dafür getan, dass ich diese Angst abgeben kann. Ich habe dir wirklich geglaubt und du warst der 1. Mensch, dem ich so schnell vertraut habe. Und was ist nun?
Die Trennung ist jetzt über 4 Monate her und trotzdem habe ich immer noch keine Antwort auf das: WARUM?

Ich rechne es dir hoch an, dass du dich damals nicht sofort getrennt hast, sondern es lange Zeit versucht hast wieder Gefühle zu aktivieren. Ich sehe aber auch, was du ab da bis jetzt mit deinem Leben gemacht hast.

Und trotzdem ist es so wie es ist: Du bist in mein Leben getreten und hast meine gesamte Struktur und alles weitere völlig aufgewirbelt. Dadurch, dass du in mein Leben getreten bist, hat sich viel geändert. Und Entschuldige mal bitte, glaubst du wirklich, dass ich jetzt so einfach wieder zur Tagesordnung übergehen kann?
Wie soll ich überhaupt jemals wieder nach K. fahren? Seit dem wir uns kennen gelernt haben, habe ich diese Stadt lieben gelernt. Aber ich kann nur einen großen Bogen darum machen, denn ich müsste nur an dich denken. Alles, unser Bäcker oder unsere Eisdiele oder die Restaurants und auch das Kino. Wie soll ich jemals wieder ohne Gedanken an dich diese Stadt betreten? Es ist schon schlimm genug jeden Tag zur Arbeit über die Autobahn zu fahren, weil dies die Autobahn ist, die auch auf direktem Weg zu dir führt.

Dazu kommt, dass du mein 1. fester Freund gewesen bist. Du warst der erste Mensch, den ich wirklich nah an mich herangelassen habe, und dann…Ich höre an dieser Stelle jetzt besser auf zu schreiben...

Klar, jetzt ist die Beziehung von deinem Ex, mit dem du 13 Jahre zusammen warst, und seinem Neuen, in Schutt und Asche. Und was machst du? Jetzt wo er wieder frei ist, versuchst du es natürlich wieder bei ihm. Es bringt auch nichts das zu leugnen, auch wenn du noch so oft sagst, dass ihr nur befreundet seid. Ich weiß, du bist kein Mensch der lange allein bleiben kann. Aber du kannst nicht erwarten, dass ich in deinem Leben verbleibe, wenn du wieder eine Beziehung mit ihm eingehst. Nicht nach dem, was ich damals an Hilfe geleistet habe, damit du dich zu mancher Zeit noch davon erholst und es dir besser geht und mir sagtest, dass du mit mir eine Beziehung führen willst und mit ihm nur noch befreundet bist.

Ich bin wütend auf mich, weil ich es soweit habe kommen lassen und auf dich, weil du diese Gefühle in mir ausgelöst hast, die ich überhaupt niemals wollte.

Und jetzt, wo alles vorbei ist und du dich wieder blendend mit deinem Ex verstehst, fühle ich mich einfach so leer. Es kommt mir so vor, als hätte ich nur als eine Lücke fungiert. Das war damals natürlich nicht so, denn du hattest dich wirklich in mich verliebt. Aber jetzt im Nachhinein stellt es sich so dar.

Ich habe eben von dir geträumt. Wir waren wieder in Frankreich und es war Juni. Die Blumen haben geblüht und auf der Wiese bist du auf mich zugelaufen und hast mich festgehalten. Ich war glücklich in dem Moment, weil ich wieder daran denken musste, dass es so war als wir in Frankreich waren. Und jetzt bin ich wach und habe realisiert, dass es nur ein Traum war.

Nun ist es endgültig vorbei.
Am Sonntag ist der Vogel abgeschossen worden. Die Art und Weise, wie du da mit mir gesprochen hast, hat mich sehr verletzt und völlig entsetzt, auch wenn ich die Situation klar provoziert habe. Leider habe ich viel zu spät gemerkt, dass ich bereits viel früher hätte den Kontakt abbrechen müssen und nicht nach 7 Monaten. Aber es ging nicht. Ich weiß, dass ich dir nach wie vor wichtig bin und du den Kontakt möchtest, aber ich bin mir jetzt darüber im Klaren, dass es eine Freundschaft zwischen uns nicht geben kann und nicht geben wird.

Du hast am Montag und Dienstag versucht Kontakt mit mir aufzunehmen und wolltest wissen, wie es mir geht. Aber ich habe dir nicht geantwortet. Ich werde mich auch nicht mehr melden, denn ich würde mich immer weiter verletzen. Du kennst uns beide. Wir wissen, dass wir nicht lange ohneeinander können, aber ich muss jetzt diesen Teufelskreis mit Gewalt durchbrechen – für mich, auch wenn es mich innerlich zerreißt.

Es ist schwer zu akzeptieren, dass du jetzt wieder oft bei ihm bist. Ich weiß, ich sollte nicht so oft deine Facebook-Seite frequentieren und mir die Bilder ansehen.

Du weißt, dass ich dich noch immer liebe, aber du hast dich anders entschieden. Dir sei aber auch gesagt, dass dein Ex seine Issues immer noch hat. Auch wenn du jetzt vielleicht bald wieder glücklich bist, aber irgendwann wird es wieder Probleme geben. Er hat dich sehr oft angelogen, ist fremd gegangen und hat dich verletzt. Und genau dieses Verhalten wird sich irgendwann im Alltag wiederholen, denn dieser Mensch wird sich niemals ändern. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann weißt du das im tiefsten Innern auch selbst. Ich sollte eigentlich froh darüber sein oder zumindest Schadenfreude empfinden, aber ich kann es nicht. Es tut mir einfach nur leid.

Ich würde an dieser Stelle eigentlich schreiben, dass ich mich für die schöne Zeit mit dir bedanke. Aber das kann ich nicht. Auch wenn ich die Zeit niemals vergessen werde. Aber wenn zurückdenke, habe ich nur einen Kloß im Haus und frage mich erneut: WARUM?

Ich muss weinen, über das was ich hier geschrieben habe, und bin froh, dass du jetzt nicht weiß wie es in mir aussieht und ich bin froh, dass du diesen Brief niemals lesen wirst.

Ich muss die Vergangenheit endlich ruhen lassen.

Du bist weg, und du wirst auch niemals wieder zurück kommen.

Dein L.

21.08.2014 04:15 • x 1 #1


H
Hallo und guten Morgen lieber Skyfire,
so traurig sich dies alles auch liest, eins muss ich Dir schreiben: Deine Zeilen klingen wunderschön, wenn auch der Anlass ein schrecklicher ist.
Konntest Du Dir damit wenigstens ein bisschen von Deinem Schmerz von der Seele schreiben?

21.08.2014 06:58 • x 3 #2


A


Abschiedsbrief an meine Freundin wegen Trennung

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S
Hallo Hildegard,

ein bißchen sicher, aber bei Weitem ist dies nicht alles gewesen.

Es ist nach wie vor noch sehr schwer. Letzte Woche habe ich gedacht, dass ich mich schon
aufgerappelt habe und es besser wird, aber da habe ich mich mächtig getäuscht. Seit Anfang dieser Woche geht es wieder bergab… Die Kontaktsperre ist extrem hart, auch weil ich weiß, dass ich es durchhalten muss. Ich habe oft versagt und die KS unterbrochen und hatte dann das Ergebnis. Aber jetzt muss ich stark bleiben, für mich selbst.

LG
Skyfire

21.08.2014 10:15 • x 1 #3


H
Hallo lieber Skyfire,
eineinhalb Jahre von jetzt auf gleich zu vergessen, ist auch nicht so einfach.
Dann auch noch der 1. feste Freund, dreizehn Jahre älter dazu, Du hast nach langer Zeit wieder zu einem Menschen Vertrauen gefasst... und dann das...
Ich könnte mir vorstellen, daß gerade sein um einiges älter sein Dich Vertrauen fassen liess, weil Du das Gefühl hattest, angekommen zu sein.
Und jetzt ist der Fels in der Brandung weg...
Du Armer, da wirst Du noch so manche Träne vergiessen, befürchte ich.
Was mir zusätzlich leid tut, ist die Art und Weise, wie er mit Dir Schluß gemacht hat, hinzu kommt die Vermutung, daß er es jetzt wieder bei seinem freigewordenen Ex versucht.
Das ist bei Deinem ohnehin vorhandenen Liebeskummer natürlich der Todesstoß, als wäre das normale Leid, wenn Feierabend ist, nicht schon schlimm genug.
Kontaktsperre durchziehen, ist das Beste, was Du für Dich selbst tun kannst, denn eins ist klar, der Ex von ihm steht ab sofort immer zwischen Euch, das gäbe nur Zank, weil Du ihm nicht abkaufst, daß da nichts ist.
Da wäre der nächste Streit schon vorprogrammiert.
Alles Liebe sende ich Dir.

21.08.2014 19:00 • x 2 #4


H
Nochwas, lieber Skyfire: von Herzen wünsche ich Dir gute Besserung wegen Deiner Grippe.
Ist im Sommer härter als im Winter auszuhalten.

21.08.2014 19:16 • x 3 #5


S
Hallo Hildegard,

Zitat:
Was mir zusätzlich leid tut, ist die Art und Weise, wie er mit Dir Schluß gemacht hat


In gewisser Weise hat er schon Schluss gemacht. Allerdings habe ich die Beziehung offiziell beendet. Er hat es mir im Januar gesagt, dass seine Gefühle erloschen sind und ab da haben wir beide versucht alles zu tun, was geht. Aber nichts hat funktioniert. Als ich gesehen habe, dass sich nichts ändert und es immer unerträglicher für mich wurde, musste ich im April die Beziehung beenden. Das war eines der schlimmsten Dinge die ich in meinem Leben getan habe, aber im Nachhinein – und auch jetzt mit meinem Stand von Mitte August – war es richtig. Er hat mir aber später gesagt, dass er die Beziehung sowieso bald beendet hätte, weil er nicht wollte, dass ich weiter leide.

Ich kann es ihm teilweise nicht verübeln. Als er mich kennengelernt hat, war ich wie ein Eisklotz. Er ist mit seiner Liebe an mir abgeprallt und ich habe ihm das – leider – mehrmals deutlich gesagt, dass niemals mehr sein wird. Ein schwerer Irrtum meinerseits! Dafür hasse ich mich jetzt auch. Denn als ich ihn dann plötzlich geliebt habe, war es zu spät. Etwas, das ich ihm also nur zu 50% vorwerfen kann, denn wir haben trotz alle dem extrem viel miteinander erlebt und geteilt in dieser Zeit. Ich trage definitiv die anderen 50% Schuld. Wie das nun mal so ist in einer Beziehung...

Zitat:
hinzu kommt die Vermutung, daß er es jetzt wieder bei seinem freigewordenen Ex versucht.


Sie waren immer befreundet. Man kickt niemanden aus seinem Leben, mit dem man 13 Jahre zusammen war – meistens zumindest nicht. Er sagte immer, dass sie nur Freunde sind – in gewisser Weise stimmt das auch. Aber ich behaupte heute das Gegenteil. Ganz besonders wegen den Andeutungen, die er in der letzten Zeit immer gemacht hat, wenn wir darüber gesprochen haben. Und ich würde auch nicht darauf schwören, dass sie wirklich zu 100% über sich hinweg gekommen sind.

Ich weiß, dass er mit mir unbedingt befreundet bleiben will und er es auch niemals zulassen würde, wenn sein Ex dagegen intervenieren würde. Aber das spielt letztlich gar keine Rolle, denn ich habe bereits entschieden, dass das keine Option ist, auch wenn es mich zerreißt.

Ich habe Angst was kommt. Ich muss mich mit mir selbst auseinandersetzen. Aber nochmal einem anderen Mann vertrauen? – das kann ich nicht. Jedenfalls kann ich es mir nicht vorstellen, dass das überhaupt wieder möglich sein sollte.

Die letzten Wochen/Monate stelle ich oft die Frage: Wo bist du?
Denn er ist nicht da - er ist einfach weg. Dieses Gefühl, dass er aufeinmal weg ist, er, mit dem man vorher alles gemacht hat und ich nicht verstehe, warum das jetzt nicht mehr so ist und man sich dabei fragt, wieso er jetzt nicht einfach ins Auto steigt und zu mir fährt, ist extrem hat. Und VERDAMMT(!) - obwohl es jetzt so lange her ist, LIEBE ich diesen Mann immer noch!

Auf meiner Couch ist ein Platz frei *seufz*

Danke für deine lieben Worte und die Genesungswünsche *drück*

21.08.2014 19:33 • #6


H
Hallo lieber Skyfire,
hast Du Deine Grippe inzwischen gut überstanden und Deinen großen Kummer vielleicht etwas schmälern können?
Herzliche Grüße und fühl`Dich gedrückt
Hildegard

13.09.2014 11:24 • x 2 #7


S
Hallo liebe Hildegard...

was soll ich sagen...es ist jetzt ungefähr 1 Monat her seit ich die Kontaktsperre gesetzt habe.

Mein Gefühl ist schwer zu beschreiben. Ich merke, dass es besser für mich ist auf Abstand zu bleiben. Aber andererseits ist da diese Leere...und dann kommt noch dieses extreme Gefühl der Ungerechtigkeit dazu. Nach dem Motto So hätte das nicht ablaufen dürfen und Er ist einfach so davon gekommen.

Na ja, was soll man machen... Mir ist zwar bewusst, dass ich mich nicht einigeln darf, aber der Effekt davon ist auch nicht wirklich spürbar in dem Maße, wie ich mir das für mich wünsche...

Selbst besuche in besagter Stadt meines Abschiedsbriefes fühlen sich seltsam an und ich frage mich, ob das nicht alles ein Alptraum da. Ich gehe durch die Geschäfte und durch die Straße, aber irgendwas fehlt...ja, er ist nicht da...

Ich wünsche dir - trotz Dienstag - einen schönen Start in die Woche...

16.09.2014 08:13 • #8




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