Zitat von Eichhörnchen123:Jetzt sollte ich mich auf ein paar lustige Tage freuen, bin aber aufgespalten....
Also ich fände es sehr wichtig, vor allem auch für Dich und die Kids, wenn Du da jetzt auch ein bißchen Vorfreude haben könntest. Di haben sich so viel Mühe gegeben und ich denke auch, daß es ganz wichtig ist, daß ihr mal unbeschwerte Zeit miteinander verbringt. Eine Krebserkrankung ist immer auch Trauma, eben auch für die um einen herum. Die kleine Tochter ist noch so jung und braucht die Mama auch noch sehr, es ist wahnsinnig wichtig, daß ihr zu dritt einen Raum schafft, in dem jetzt gemeinsame Urlaubszeit im sicheren Abstand zum Drama stattfinden kann.
Dir würde ich für diese Tage gerne mit auf den Weg geben, einfach mit voller Konzentration bei den Kindern und dir selbst zu sein. Genau zu schauen, wie es jedem geht und vielleicht eben auch mal das eine oder andere Gespräch führen, für welches im Alltag wenig Zeit bleibt.
Was Deine Partnerin angeht: Ich finde es immer schwierig direkt zu Trennung zu raten, es ist ja einfach höchstpersönliche Entscheidung. Wenn ihr weitermachen wollt als Paar, dann braucht es dafür zwei fundamentale Dinge:
Ersten muß Dir ganz klar sein, daß kein Gespräch der Welt, an diesem Drama etwas ändert. Bitte verzeih mir, aber sie anzurufen gestern, so verständlich das Bedürfnis ist, daß Du den Konflikt nicht möchtest, hätte genau was verändern sollen?
So lange Deine Partnerin sich nicht mit den Ursachen für ihr Drama auseinandersetzt, wird sie IMMER so reagieren, wird immer wieder aus Angst in die Aggression gehen und angreifen. Das und jetzt noch mal: wird sich nicht durch das 148. Beziehungsgespräch, was ihr führt, ändern, es wird auch nicht dadurch geändert, daß sie irgendwie mal kurz versteht, was da mit ihr passiert.
Für Deine Partnerin ist das eine ganz tiefsitzende Strategie, die sie da brauchbar macht und über die sie im Moment wenig bis gar keine Entscheidungsfreiheit besitzt. Du kannst ihr, 1000 Mal sagen, sie braucht nicht mit aggression zu reagieren, sie wird es im Zweifel aber nicht können.
Es wird sich nicht ändern.
Wenn Du das einmal verinnerlicht hast, wäre der nächsten Schritt Deiner Partnerin, das Drama, also ihre Angst, so bald die auftaucht immer wieder zurückzugeben. Es ist ihre Angst, nicht Deine.
Das würde bedeuten, daß jedes Mal, wenn sie also versucht, etwas eigentlich schönes, in eine Diskussion zu verwandeln, ganz klar und ruhig reagieren, mit einem ich sehe, daß dir das nicht passt, ich nehme wahr, daß Du mit der Situation nicht glücklich bist, aber es ist nicht an mir, dies für dich zu lösen.
Ende des Gesprächs.
Danach wird es natürlich Angriffe hageln, Provokationen werden auf Dich einbrechen und das einzige, was Du tun kannst, ist das aushalten.
Dich also immer aus der Situation begeben, auch räumlich wenn nötig und immer erst dann wieder auf sie zugehen, wenn ihre Angst nicht beherrschend mit am Tisch sitzt.
Bitte mach Dir klar, daß nur Deine Partnerin selbst ihr Drama auch (auf-)lösen kann.
Dabei ist es auch ihre Entscheidung, dies tatsächlich tun oder eben nicht tun zu wollen.
Du kannst nur an Deinem eigenen Drama arbeiten:
Dein Drama ist, daß Du auf Veränderung hoffst, wo im Moment keine möglich ist und in keinem Fall durch Dich, Veränderung im Verhalten Deiner Partnerin mit den Mitteln (Gespräche) zu erreichen ist.
Woher kommt das? Warum ist es für Dich schwer, den Glauben abzulegen, daß dieses nächste Gespräch, dann dazu führt, daß plötzlich alles magisch gut ist?
Und so wie Du auf der einen Stelle an Veränderung glaubst, wo keine einfach so passieren wird, genauso hast Du gleichermaßen Angst vor einer Veränderung, die Du als imminent eintretend wahrnimmst, die aber ebenfalls nicht passiert: davor daß die Beziehung in die Brüche geht.
Eigentlich nutzt sich Drama nämlich ab. Und zwar recht schnell. Was der erste große Streit noch getragen von schwerer Krise und großen Schwüren, großen Worten und Liebesbezeugungen, müßtest Du inzwischen bei solchen Streitereien nur noch müde lächelnd daneben stehen und sagen, schade, daß Du Dich (mal wieder) für mich nicht freuen kannst. Bitte komm wieder, wenn Du Dich beruhigt hast.
Weil das ist ja das nette, natürlich geht es immer irgendwie weiter. Die Kraft und der Aufwand, die es bräuchte, damit einer von euch beiden endgültig aus der Beziehung aussteigt, ist recht hoch, deshalb ist es sehr, sehr unwahrscheinlich, daß Deine Befürchtung, die Beziehung ist zu Ende aufgrund eines mal wieder Streits sich tatsächlich bewahrheitet.
Verstehst Du wie ich das meine?
Du agierst also aufgrund zweier Dinge: der Hoffnung, daß sich morgen etwas magisch ändert und der Angst, daß es einfach vorbei ist. Beides ist aber total unrealistisch.
Was Du für Dich tun kannst, ist zu schauen, wie es eigentlich für Dich zu diesen beiden Annahmen kommt. Welche tiefsitzenden Verlustängste spielen da eine Rolle und welche instabilen Erfahrungen, so daß ein Glauben an sofortige Veränderung möglich ist.
Und dann ist da natürlich auch die Frage, warum Du so verzweifelt, Erlaubnis für die schönen Dinge in Deinem Leben, Urlaub mit den Kindern, Beförderung etc, von jemandem willst, der Dir diese überhaupt nicht erteilen kann!
Findest Du antworten auf diese Fragen, erste vielleicht nur, dann bist Du einen Schritt weiter diese Beziehungsdynamik zu verändern, vielleicht auch zu beenden.
Alles Liebe.