Hallo,
spannende Frage. Ich bin ja jetzt auch frisch hier gelandet – verlassen nach einer 20jährigen Beziehung. Und ich kämpfe – ich kann gar nicht anders.
Er hat sich unglaublich verliebt in eine andere Frau und ich habe es per Zufall heraus bekommen, was wirklich mehr als bitter ist. Die beiden werden nicht zusammen kommen, weil sie diesen Schritt nicht geht und auch er sagte, sein Verliebtheitsgefühl hätte sich wieder deutlich abgekühlt.
Aber er ist ausgezogen und fühlt sich alleine in der Großstadt (ich wohne ländlich) sauwohl. Ich hätte ihm meine Gefühle früher nicht so deutlich gezeigt, sagte er und dass ich sie ihm jetzt gezeigt habe, hat ihn gefreut.
Einige Kritikpunkte gegen mich mögen berechtigt sein: Dass ich meine Gefühle nicht so zeige und dass ich recht impulsiv reagiere. Ich möchte diese beiden Punkte aber für mich ändern. Unsere Kinder leben hier im Haus und die meisten Streits, die ich mit meinem Partner hatte, sind erst durch sie entstanden, ich habe da also ein ganz gutes Übungsfeld. Ob er nun da ist oder nicht. Von den Kindern bekomme ich jedenfalls ein gutes Feedback. Von heute auf morgen kann kein Mensch sich ändern, aber man kann heute anfangen, sich um eine Änderung zu bemühen – und das tue ich.
Auch habe ich überlegt, wo ich kompromissbereiter werden kann und auch hier – Nägel mit Köpfen gemacht, den Kindern gegenüber halt.
Ob es mir meinen Partner zurück bringt, weiß ich nicht. Aber ich hoffe es. Septemberglück brachte den Begriff „wachrütteln“ ins Spiel und genau so fühle ich mich: Als wäre ich sehr unsanft durchgeschüttelt worden.
Noch habe ich den Eindruck, dass mein Partner es begrüßt, dass ich um ihn kämpfe. Er sagt aber auch, er hätte noch Gefühle für mich und er könnte sich auch vorstellen, dass seine Gefühle mit der Zeit für mich doch wieder stärker werden. Das ist natürlich der Strohalm, an dem ich mich hänge. Aber die Veränderungen an mir möchte ich so oder so vornehmen. Möglicherweise werden wir eine Paartherapie beginnen, ich habe bereits einen Therapeuten aufgesucht.
Was Laurena schreibt: Schluss machen im Affekt und hoffen, dass der Andere kämpft – das kenne ich nur allzu gut. Als ich jung war, war ich sozusagen nach diesem Muster gestrickt – nur hatte mein damaliger Partner nicht gekämpft. Ich habe dann gelernt, dieses Muster zu durchbrechen und meine nächste Beziehung hatte dann ja auch 20 Jahre lang gehalten. Bis jetzt halt.
Wenn ich mich früher getrennt hatte, dann fand ich es allerdings immer am besten, wenn der Partner das akzeptiert hatte. Meine Gefühle waren dann allerdings auch so weit zurück, dass da nicht mehr als Freundschaft drin war.
Wie sieht mein Kämpfen aus? Wir haben ohnehin Kontakt, da wir gemeinsam arbeiten. Aber mein Partner wollte mich auch ein paar Mal treffen und war in der Woche nach seinem Auszug 3x hier. Auch am Samstag sind wir verabredet miteinander und das ging auf seine Initiative zurück.
Ich habe das jedes Mal zum Anlass genommen, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe und dass ich ihn vermisse. Mir geht es derzeit auch sehr schlecht und ich habe meine Trauer nicht versteckt. Ich habe ihn gebeten, mir klipp und klar und immer wieder, wieder, wieder zu sagen, dass ich mir keine Hoffnungen machen darf, wenn dem so ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich mir aus jeder Nettigkeit von ihm Hoffnungen mache.
Mit meiner Traurigkeit kommt er gut klar, sagt er. Mit meiner Wut, die ich früher schnell gezeigt habe, wenn ich mich geärgert hatte, nicht. Ich hoffe, dass ich am Samstag nicht so traurig bin, aber er meinte, ich soll mich nicht verstellen.
Ansonsten nerve ich ihn nicht. Wir schreiben uns einmal pro Tag eine Email und haben vereinbart, dass ich einmal am Tag eine ehrliche Frage stellen darf (wie z.B.: Was empfindest du noch für sie?) auf die ich eine ehrliche Antwort verdient habe.
Von sich aus hat er mir erzählt, dass er die Andere heute trifft – allerdings im Kreise ihrer Familie (sie ist ja in einer Beziehung und ihr Mann weiß nichts). Dass er mich betrogen hat, tut ihm leid – und ich glaube ihm da. Komisch eigentlich, denn nach dem Vertrauensbruch fällt es nicht leicht, ihm zu glauben.
Darüber hinaus allerdings rufe ich ihn nicht an, bitte ihn nicht um Treffen und bombardiere ihn auch nicht mit Emails.
Ich denke, es hängt davon ab, ob der Verlassende noch Gefühle hat? Und davon, ob der Verlassende vielleicht das Gefühl hatte, nicht genug geliebt worden zu sein?
Ciao Zarifah