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An meine emotionale Affäre

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Ein paar Gedanken.
Ich war so leer. Ich war so weit von mir selbst weg. Ich war so lange und so schwer krank, dass ich eine ganze Zeit nicht mehr an eine Zukunft geglaubt habe, nur noch mit Überleben und Aushalten beschäftigt war. Dass Liebesgefühle, Sehnsucht, Beschäftigung mit Träumereien einfach nur ein Luxus waren, den sich Menschen erlauben können, die sich nicht täglich existenziell bedroht fühlen.
Und dann ging es mir etwas besser. Und wir beide waren in Kontakt. Täglich. Schreibend. Und nach und nach breitete sich da ein vergessenes Gefühl in mir aus. Glück. Über den Austausch. Gedankliche Freiheit abseits vom Überlebensmodus. Sehnsucht. Verbindung. Vertrauen. Das hat so Vieles wieder geweckt, was so lange verschüttet war. Hat Lebendigkeit zurückgebracht, Leichtigkeit, Vorfreude, Genuss. Ich habe mich selbst wieder gespürt, wieder wahrgenommen, wer ich bin, was ich für schöne Gedanken und Gefühle habe, was mich ausmacht. Ich habe mich gedanklich wieder in die Weite bewegt. Und all diese erweckendenden Emotionen habe ich mit dir verbunden, denn sie sind mit dir wieder entstanden, weil du mich an sie erinnert hast.
All das hat natürlich eine Verbindung mit sich gebracht, die mir wahnsinnig viel bedeutet. Du bist ein Biografiemensch für mich geworden. Jemand, der für immer im Herzen bleiben wird, weil sich durch unser Begegnen etwas Wichtiges in mir verändert hat. Hin zum Guten.
Ich habe nun lange mit meiner Sehnsucht nach dir gehadert. Jetzt, da wir keinen Kontakt mehr haben sollen, um unsere Ehepartner nicht zu verletzen, war mir zunächst, als würde ich in ein tiefes einsames Loch (zurück-)fallen. Da war ein schmerzhaftes Vermissen, eine Wut, ein Wegdrücken, ein Vergessenwollen. Doch nach ein paar Tagen und viel Input durch Lesen von Literatur zu emotionalen Affären, sowie Austausch mit einer guten Freundin und mit mir selbst, vielen Träumen und widersprüchlichen Gedanken, bin ich nun zu einer anderen, sehr schönen und freien, Erkenntnis gelangt:
Es ist so wundervoll, ein Geschenk, wieder fühlen zu dürfen. Es spielt vielleicht, jetzt nachdem wir uns so nahe gekommen sind, gar keine Rolle mehr, ob wir das weiter ausleben können oder ob wir uns täglich schreiben. Es ist etwas ganz Besonderes, immer wieder im Leben auf Personen zu treffen, an die man denken mag, mit denen man sich austauschen mag, mit denen man sich mehr und alles vorstellen kann, von denen man träumen will. Das gibt es oft nicht. Oft trifft man so viele Menschen und keiner holt einen ab. Man denkt zwar, dass jemand gut aussieht oder lustig ist oder intelligent oder irgendwie spannend, aber dass man sich mit jemandem verbunden fühlt und es einfach passt hinsichtlich der persönlich wichtigsten Wünsche, das ist selten gegeben. Und dass das Interesse gespiegelt wird. Der andere einem sich selbst entgegenbringt, sich mit einem auseinandersetzt, die Gefühle annimmt, sie in sich bewegt, sie wiederspiegelt, etwas Eigenes hinzufügt und so eine gemeinsame Geschichte zu wachsen beginnt, das ist eine Rarität.
Und diese werde ich nun, einfach nur für mich, genießen. Ich werde dich, jetzt, da du den Abstand suchst und brauchst, einfach freilassen und meine Gefühle nur für mich erleben. In Träumen und Gedanken. Bis sie irgendwann vielleicht verblassen - oder auch nicht. Das wird das Leben zeigen, in das ich zurückgekommen bin. Das ich liebe und genieße. MICH wieder sehe, liebe und genieße.
Wir Menschen brauchen Beziehungen, um uns weiterzuentwickeln, um uns in Auseinandersetzung mit dem anderen zu spüren, um uns wichtige Fragen zu stellen, worauf wir wie reagieren und wieso. Mit manchen rennt man gefühlt andauernd gegen eine Wand, wenn man sich öffnet. Mit anderen ist man plötzlich ganz bei sich selbst und dem, was man eigentlich sein und leben will.
Dafür danke ich dir. Und dafür liebe ich dich. Einfach nur so für mich. Und lasse das zu. Bis es vorbei ist. Oder auch nicht. Ich habe Vertrauen.

24.04.2025 08:09 • x 10 #1


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An meine emotionale Affäre

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Scham. Dieses Gefühl kenne ich so gut. Das innere Zusammenzucken bei einer Erinnerung an eigene Worte. Eigene Reaktionen. Die man als Überreaktion abstempelt.
Die erste Reaktion ist Wegdrücken. Aber das Gefühl, die Erinnerung kommt immer wieder. Man verdammt sich selbst. Man möchte es rückgängig machen oder zumindest in der Zukunft verhindern. Man sagt sich: Ich muss mich mehr kontrollieren. Ich muss mich selbst mehr zurücknehmen. Ich muss es wieder gutmachen.
Man will sich vor sich selbst verstecken. Eine andere Reaktion ist die, der Person aus dem Weg zu gehen, sie aus dem Leben zu stoßen, der gegenüber man sich so verhalten hat. Um sich selbst nicht daran erinnern zu müssen. Um mit anderen Personen einen neuen Anfang, eine neue Chance zu haben. um perfekt zu sein.
Vielleicht ist es der bessere Weg, sich einmal anzuschauen, was da passiert ist. Die Ursache zu ergründen, warum man scheinbar überreagiert hat, statt sich selbst und seine Gefühle wegzudrücken.
Zuerst muss man sich klar machen: Ich darf Fehler machen! Ich kann mit Fehlern geliebt werden!
Und sich dann zu fragen, wo kommen diese starken Gefühle her und weshalb sehe ich sie als Fehler an?
Mein momentaner riesiger Schampunkt ist ein Gespräch, das ich mit dir hatte. Ein Schreibgespräch. Du hast mir klargemacht, dass du mit mir nur befreundet sein möchtest. Das hast du oft gesagt. Aber in diesem Moment habe ich darauf sehr heftig und verletzt reagiert. Ich habe dir gesagt, dass ich so einen Mann sowieso nicht will. Was natürlich nicht wahr ist. Ich habe ja so heftig reagiert, eben weil ich dich will. Ich wollte dir wehtun, weil du mich so getroffen hast. Ich habe viele Worte gewählt, um dir klar zu machen, warum du ein schlechter Mann bist, den ich eh nicht will. Ich kann sie nicht genau wiedergeben, weil ich danach unseren Chat gelöscht habe, weil ich diese Worte von mir selbst nicht mehr lesen wollte. Ich weiß nur, dass ich immer wieder an diese schwache Reaktion von mir denke und zusammenzucke. Nicht nur, weil das einfach billig von mir war, sondern auch so durchschaubar. Du hast natürlich genau gewusst, dass ich das nicht so meine, ich habe damit nur meine absolute Verletztheit offenbart. Aber eben auch Schwäche.
Da ich glaube, dass du mich bis dahin für eine reife Person gehalten hast, fühlt sich die Vernichtung doppelt so stark an. Du hast nicht nur meine totale Verletzung gesehen und die Tatsache, dass ich mich unreif verhalte, sondern vielleicht auch deine Meinung über mich geändert. Dadurch gedacht, dass es gut ist, dich nicht weiter auf mich einzulassen. Und das tut weh.
Ich habe mich entschuldigt und erklärt und du hast gesagt, meine Reaktion sei verständlich gewesen und dich für meine, dann schönen, Worte bedankt. Aber dennoch stehen diese anderen Worte weiter im Raum.
Wenn du mich jetzt weniger magst oder willst, dann ist das so. Und dann wäre es aber auch nicht das, was ich brauche. Immer noch das, was ich will, aber eben nicht das, was mir beim Heilen hilft. Denn ich habe so reagiert, weil du zwar eigentlich immer gesagt hast, du willst mit mir befreundet sein, dich aber dennoch nicht so verhalten hast. Ich fühle mich von dir betrogen. Ich kann nicht wirklich etwas sagen, denn deine Worte waren meist klar. Du hast meine Grenzen überschritten. Ich habe dir meine Gefühle gesagt, ich habe dich gefragt, wieso du dich so verhältst, ich habe dich mehrfach darum gebeten, mich nicht so anzusehen oder mir so nahe zu kommen. Du hast dich nicht daran gehalten. Du hast aber auch auf meine Versuche, das dann zu klären, nicht wirklich reagiert. Du hast immer zugehört, du hast mir auch Teile deiner Gefühle gezeigt, gesagt, dass du Angst hast, dass du weinst, dass du mit den Gefühlen für mich kämpfst, dass du über die Vergangenheit und die Zukunft nachdenken musst, dass du nicht anders kannst, als mich so anzuschauen, dass du keinen cut willst und keine Türe schließen, etc. Du hast einmal gesagt, du hältst mich nicht fest und lässt mich nicht los. Und genau so war es.
Und vermutlich ist das der Grund, der mich so verletzt. Der Grund, warum ich mich in dich verliebt habe. Weil das eine Wunde von mir ist, die endlich heilen will. In den letzten Monaten habe ich mich niemandem so geöffnet wie dir. Niemand wusste so genau, wer ich war und was ich fühlte. Ich habe dir mein Vertrauen geschenkt. Und dann ist etwas passiert, was ich so gut aus meiner Kindheit kenne. Du hast meine Gefühle verletzt, aber leise. Ich habe dir meine Grenzen und meine Verletzlichkeit offenbart und du hast keine Rücksicht darauf genommen, im Gegenteil. Ich habe immer wieder versucht, es dir zu erklären und dich darum gebeten, anders mit mir umzugehen. Und dann wurde ich laut. Eben ungerecht, verletzend. Nur eben nicht so leise und subtil wie du. Und dann stand ich vor mir selbst und vor dir wieder als Dramaqueen da. Wie so oft in meinem Leben. Als jemand, der seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat, der nicht achtsam ist, als jemand, der Erwartungen hat. Da werde ich ja direkt wieder wütend. Was ist an Erwartungen falsch? Du hast sie geweckt, du hast sie gefüttert und das, obwohl ich dir permanent gesagt habe, was das mit mir macht. Und statt dass ich weiter wütend darauf bin, wie du mit mir umgegangen bist, wie du alles kaputt gemacht hast, aber so subtil, dass ich das niemals belegen kann, stattdessen verdamme ich mich selbst für meine Worte. Statt zu feiern, dass ich mich endlich gewehrt habe, auch wenn in einer Situation, in der ich quasi keine Wahl mehr hatte. Ich hätte auch weiter auf meine Gefühle keine Rücksicht nehmen können, damit du dich wohlfühlst. Damit du nur nicht aufhörst, mich zu mögen. Damit ich bequem genug bin. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich fast froh, so infantil und durchschaubar reagiert zu haben. Denn dieser Ausbruch war so lange zurückgehalten worden, dass er nun eben auf diesem destruktiven Weg stattfand, aber immerhin raus durfte.
Und da wird etwas existenziell Wichtiges deutlich. Die Scham hat mir eigentlich nur meine Wunde gezeigt. Gezeigt, dass ich denke, nur gemocht oder gar geliebt werden zu können, wenn ich nett, lieb, bequem, lustig, kontrolliert bin. Aber dann wäre es keine Liebe. Diese Scham ist meine Enttäuschung, meine Trauer, dass das nett und toll und lustig und eloquent sein, wieder nicht gereicht hat.
Erst vor Kurzem hatte ich so einen Moment mit meiner Mutter. Auch da hatte ich einen emotionalen Ausbruch, den sie subtil angefüttert hat. Mit ihrem steinernen Gesichtsausdruck, mit ihren Blicken, mit ihrer mitschwingenden Ablehnung auf Reaktionen von mir. Sie war die Kontrollierte. Ich war die Dramaqueen. Dabei habe ich bei diesem subtilen Spiel nicht mitgemacht. Meine Gefühle nicht des lieben Friedens willens weggedrückt. Ich habe sie benannt. Zu laut, zu impulsiv, ja. So, dass man sie nicht annehmen kann. Und sie dann gebeten zu gehen. Danach wollte ich den Kontakt abbrechen. Ich will mich nicht mehr abgelehnt fühlen, wenn ich meine Gefühle zeige. Ich will geliebt werden. Ich will in den Arm genommen werden, wenn ich meine Verzweiflung, meine Selbstzweifel, meine Not zeige. Denn dieses Zeigen ist ein großer, großer Vertrauensbeweis. In diesem Moment Ablehnung zu erfahren, stößt mich in meine Einsamkeit zurück.
Was mir das alles hier gerade zeigt, ist: Ich bin am Heilen. Deswegen kam es zu diesen Momenten. Weil ich nicht mehr still war. Wenn ich lerne, meine starken (negativen) Gefühle nicht mehr zu bewerten, sondern ihre Berechtigung anzunehmen, werde ich sie auch adäquater und sinnvoller äußern können. Statt mich für mich zu schämen und mich selbst bestrafen zu wollen, sollte ich mich lieber selbst in den Arm nehmen. Mir sagen, dass da jemand gerade nicht gut mit mir umgeht, dass mein Bauch das verstanden hat, dass meine Worte versuchen, mich zu beschützen. Dass da eine Wut ist, weil andere mich verletzen, während ich versuche, Verbindung herzustellen und zu vertiefen.
Man kann mich mit Fehlern lieben. Besser gesagt: mit Gefühlen. Vielleicht fange ich selbst damit an. Danke Scham.

25.04.2025 11:13 • x 3 #3


darkenrahl
Darf ich fragen, warum du das eine emotionale Affäre nennst?

26.04.2025 20:34 • #4