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AUS UND VORBEI nach 29 Jahren Zusammenleben

B
Hallo, ich bin neu hier,

bis gestern hatte ich noch gehofft, dass ich dieses Forum gar nicht brauchen werde, weil eh alles gut wird. . Aber es ist so gekommen, wie es eigentlich seit Wochen, Monaten, nicht wenn sogar schon Jahren absehbar war.
Er hat seine erste Tasche gepackt und zieht aus (den Rest holt er morgen oder übermorgen). Er könne mit mir nicht mehr zusammenleben, das sei keine Entwicklung von heute auf morgen, sondern dauere schon länger an (ja, da muss ich ihm sogar zustimmen. )
Für seinen Auszug nutzt er nun unser beider Urlaub der am Montag startete, und 2 Wochen dauern soll. Ich hatte gehofft, auf Auszeit mit ihm allein (in letzter Zeit beruflich und wegen anderer Geschichten in beiden Familien bedingt so wenig, viel zu wenig!), nur 3-4 Tage. Jetzt sitz ich alleine daheim und heule und weiß nichts anzufangen mit meinem Urlaub und mit mir - wie geht es weiter? Was ist der Sinn des Lebens? Ich bin inzwischen alt, hab noch ein paar Jahre bis zur Pension, habe einen Wohnkredit zu begleichen (OK, Wohnung zahlen muss ich sowieso irgendwie) und wenn ich dann in Pension bin, was dann? Da ist nicht mehr. Gar nichts. Dazu kommt, dass man mich gerade vor ein paar Tagen beruflich in eine andere Abteilung versetzt hat. Die Kollegen dort sind eh OK die Arbeit völlig anders aber ich bin ja flexibel, aber was ich da allein durch die Hölle ging bis die Entscheidung final getroffen wurde. Der eine sagte das, der andere jenes, mein alter Chef wollte mich unbedingt behalten (ging nicht, weil mein Job aufgelöst wurde), mein Chef davor wollte mich unbedingt zurück (aber ich ihn auf keinen Fall mehr!) und der Kampf dauerte ca. 6 Monate. Ich bin seit fast 22 Jahren in der Firma, bin jetzt 55 Jahre alt, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich bin fertig, ausgelaugt. Ich kann da glaube ich nichts mehr schönreden. Ich kann auch nicht weg von der Firma, weil bei Selbstkündigung die ganze Abfertigung verloren ginge. Das schenke ich nicht her, ich kann es mir nicht leisten! Und außerdem - wer nimmt mich denn in meinem Alter, und bezahlt auch halbwegs normal. Neuen Partner möchte ich gar keinen mehr, SICHER NICHT, da fährt der Zug drüber. Ich bin inzwischen recht pummelig geworden und wiege schon über 90 kg, vielleicht hat das auch die nicht wirklich glückliche Beziehung über die Jahre mit sich gebracht (vielleicht verlässt er mich auch deshalb, es ist ihm peinlich mit mir gesehen zu werden - zumindest hatte ich manchmal den Eindruck. ). Es hat mich auch alles wahnsinnig viel Kraft gekostet. mit dem Mann, für den ich lebte und mit dem ich hoffte, dann in ca. 10 Jahren, wenn wir beide in Pension sind, nach Kroatien zu gehen, er ist Kroate (und jetzt eben dafür zu arbeiten und zu sparen), damit wir unseren Lebensabend gemeinsam dort verbringen. Nur wir beide. Mein Ex ist trockener Alk., erst nach einem Unfall im Jahr 2017 mit glücklicherweisen nur Sachschaden, Führerscheinentzug für 8 Monate, Verlust des Arbeitsplatzes, riss er sich zusammen und trank von einen auf den anderen Tag nicht mehr . ich unterstüzte ihn überall wo ich konnte (damals auch seine Familie, als sie im Jugoslawien Krieg nach Österreich kamen), mit Behörden, mit Psychotherapie, versuchte ihn moralisch aufzubauen. Irgendwann sagte ich ihm dann aber auch, dass ich so was nicht nocheinmal schaffen würde. . ich hatte Angst er wird rückfällig. Was aber seit 2017 wahrnehmbar war - er veränderte sein Wesen zusehends. er verhielt sich immer abweisender (eine andere Frau war nicht der Grund, da bin ich mir sicher - nur in den letzten Wochen bin ich mir diesbezüglich nicht mehr so ganz sicher, glaube es aber eher nicht). Ich tat mir selbst auch immer schwerer nachzuvollziehen, was ich eigentlich damals, vor 29 Jahre so an ihm mochte. Aus der Beziehung entsprang eine Tochter - mittlerweile 27. Also zumindest stehe ich nicht auch noch als Alleinerziehende da. - und sie wohnt derzeit auch noch zu Hause, weil sie einfach noch nicht soviel verdient, um sich eine Wohnung leisten zu können - aber sie arbeitet dran. Und heute bin ich aber froh, dass sie abends nach Hause kommt und ich nicht alleine sein werde.
So, nun werde ich also eure Beitrage nach und nach lesen, und hoffen, dass die so helfen, so wie ein User schrieb, nämlich dass ihm das fast am meisten geholfen hat. So viele, denen es gleich geht/ging. . Ich wünsche euch jedenfalls einen schöneren Tag als ich gerade habe. Und wenn ihr Urlaub habt: einen noch schöneren Urlaub! - Normalerweise bin ich vom Typ her so, dass ich gerne anderen helfe, in dem Fall kann ich leider den Verzweifelten hier nicht wirklich Trost spenden, dazu muss ich mit mir selbst erst ins Reine kommen, fürchte ich. .

26.08.2020 13:15 • #1


L
Sorry das lesen zu müssen - du scheinst es ja gleich auf der privaten und beruflichen Ebene ziemlich schwer zu haben

Was mich interessieren würde (falls ich fragen darf): Wie war die Beziehung als er noch munter getrunken hat?
Die Frage stelle ich weil ein trockener Alk. keinen Alk trinkt aber immer noch süchtig ist. Ohne Kompensation, Therapie usw. kaum auszuhalten. Er hat 2017 aufgehört zu tinken und dann sein Wesen verändert (schreibst du). Das würde dann zumindest dafür sprechen, dass es nicht an dir liegt sondern das ihm im Leben seine langjährige Sucht fehlt wodurch er sein Umfeld immer weniger positiv wahrnimmt.

26.08.2020 13:26 • #2


A


AUS UND VORBEI nach 29 Jahren Zusammenleben

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U
Liebe Barbarella,
dass du dich ausgelaugt fühlst ist doch kein Wunder. Ihr habt viel durch in letzter Zeit und für dich blieb wenig Zeit. Und jetzt auch noch die Trennung. Fühl dich mal gedrückt.
Was du aber nicht machen darfst, ist dich alt und unattraktiv zu finden. 55 - hallo! Das ist nicht alt und du kannst jederzeit nochmal voll durchstarten. 90 kg, wenn du dich damit wohlfühlst sind 90 kg völlig ok. Wenn nicht, kannst du jederzeit etwas dagegen tun.
Ja, ja, ich weiß, alles schlaue Worte, die du jetzt nicht für voll nehmen kannst, weil du gerade in einem absolutem Tief hängst. Aber du wirst sehen, irgendwann findest du den Weg da raus. Glaub an dich und mach dich bitte nicht alt und hässlich.
Vielleicht solltest du mit deinem Urlaub anfangen. Buch dir ein schönes Wellnesshotel am Meer oder was auch immer du für eine Landschaft vorziehst. Ein Hotel was deinen Körper und deine Seele etwas verwöhnt, mit Mass., gutem Essen, langen Spaziergängen. Du wirst dort zur Ruhe kommen und anders nachdenken und reflektieren können als in der Wohnung, wo dich alles an eure gemeinsame Zeit erinnert. Das wird dir bestimmt gut tun.

26.08.2020 13:34 • x 2 #3


B
Zitat von lugundbetrug:
Sorry das lesen zu müssen - du scheinst es ja gleich auf der privaten und beruflichen Ebene ziemlich schwer zu haben

Was mich interessieren würde (falls ich fragen darf): Wie war die Beziehung als er noch munter getrunken hat?
Die Frage stelle ich weil ein trockener Alk. keinen Alk trinkt aber immer noch süchtig ist. Ohne Kompensation, Therapie usw. kaum auszuhalten. Er hat 2017 aufgehört zu tinken und dann sein Wesen verändert (schreibst du). Das würde dann zumindest dafür sprechen, dass es nicht an dir liegt sondern das ihm im Leben seine langjährige Sucht fehlt wodurch er sein Umfeld immer weniger positiv wahrnimmt.


Ja, du darfst fragen. In unserer Beziehung gab es immer Auf und Abs, wie vermutlich in jeder, besonders über diese Zeitdauer. 2013 verstarb mein Vater, obwohl er eher streng bzw. vom alten Schlag wie man bei uns sagt war, war doch er es, der meinem Ex Zugang zu Einheimischen Kollegen (Radsport etc.) verschaffte, womit er sich vermutlich besser integriert fühlte (er ist nicht so der Typ der sich leicht tut, auf andere zuzugehen). Sein Tod machte ihm mindestens gleich zu schaffen wie mir (merkte ich so nach und nach - er kannte ihn ja auch schon mehr als 20 Jahre), 2014 verstarb sein Vater in Kroatien. Obwohl mein Ex 7 Geschwister hat, war doch er derjenige, der alles von vorne bis hinten zum Begräbnis organisierte und einen größeren Teil dafür zahlte - und natürlich keinen Dank dafür hatte.... und spätestens ab da schlitterte er so langsam aber sicher in die Alk.. Ich verstand natürlich nicht, dass man sich da nicht besser in den Griff bekommt, so gab es öfter Streit (ja da habe ich natürlich mitgewirkt und meinen Teil beigetragen!) , an den er sich dann aber am nächsten Tag nicht mehr erinnerte, weil er eh betrunken war. Natürlich taten seine Freunde in der Zeit auch noch ihres dazu, die allesamt dem Alk. sehr zugetan waren, und auch immer ohne Frauen unterwegs. Noch dazu hatten sie Zeit für ihn, wenn er nachmittags mal daheim war (wegen Schichtarbeit), sie waren ja arbeitslos bzw. im Burnout. Und doch - in gewisser Weise schiebt er mir auch zumindest eine Mitschuld an seiner Sucht zu. Er hätte sich vernachlässigt gefühlt seit unsere Tochter auf der Welt war und dass ich mich schon damals so verändert hätte und dass er nur durchgehalten hat, bis sie ihr Studium beenden konnte und jetzt eine Arbeit hat. Da frage ich mich schon, wie lange kann sich ein Mensch verstellen? Ich kann es nicht glauben, wir hatten ja auch gute Zeiten, in denen er sich schon sichtlich wohl fühlte . Was er zusätzlich zur Alk. schon hatte war eine leichte Spielsucht, die er allerdings schon - wie ich auch - kontrollieren kann/konnte, weil wir schon darauf achteten nie deshalb in der Schuldenfalle zur landen. Mehr fiel auf, dass er anstelle von alk. haltigem B. nun alk. freies B. zu trinken anfing. Das wäre ja an und für sich OK, aber manchmal schüttete er so eine große Menge und so schnell hintereinander davon in sich rein, dass ich mir sagte, das kann jetzt nicht mehr nur am Durst liegen....aber ich habe ihn nicht darauf angesprochen. Wie gesagt er veränderte sein Wesen und war zuletzt wirklich hyperempfindlich (er versteht auch immer mehr Sachen falsch, ja er leider eine genetisch bedingte Schwerhörigkeit hat die man - lt. seinen Aussagen schon früher - nicht so recht behandeln kann und er zudem auch nicht zu einem Arzt will - evlt. gäbe es ja mittlerweile doch neue Methoden?), dass man am liebsten überhaupt nichts mehr sprach oder ganz vorsichtig abwägte, wann man mit ihm über welche Themen reden konnte.... Da du schreibst, dass ihm seine Sucht fehlen würde - ich habe schon in Verdacht, dass er gerne wieder normales B. mit seinen Freunden trinken würde (das evtl. auch schon wieder tut ) sich neben mir aber nicht getraut, weil ich dann den (angedrohten) Schlussstrich ziehen könnte. Durch seinen Auszug kann er ja wieder trinken was er will, weil ich ja keine Kontrolle drüber habe und mit dem Schlussstrich ist er mir auch zuvorgekommen. Ehrlich gesagt, habe ich die arge Befürchtung, dass er wieder in die alte Gewohnheit verfällt. Ich will mich jetzt aber nicht als die vollkommen Unbeteiligte, Unschuldige hinstellen. Irgendwo habe ich sicher meinen Beitrag geleistet. Nur mit konstruktiven Diskussionen hätte man vielleicht vieles Ausdiskutieren/Bereinigen können. Eine Schwerhörigkeit trägt aber auch hier nicht unbedingt positiv bei......

26.08.2020 14:28 • #4


E
Ich schließe mich meiner Vorrednerin an. Ich höre bei Dir zwei Dinge durch:
1. Du bist in Deinem Ego verletzt. Du hast einerseits Angst, er verlässt Dich wegen vermeintlicher Schönheitsmängel (das ist es sicher nicht), andererseits findest Du es undankbar, weil Du offenbar sehr viel für ihn getan hast - das ist total verständlich und tut erst mal weh.
2. Eure Ehe war auch für Dich nicht mehr schön und er hat eben den ersten Schritt gemacht. Dass Du gleich ausführlich die Probleme auf der Arbeit schilderst, zeigt, dass die Welt für Dich nicht ganz zusammenbricht, wenn er geht.
Meine Schlussfolgerung daraus: Hier wurde eine Beziehung, die auch für Dich eine Belastung wurde, beendet. Das ist traurig und tut weh, gibt Dir aber die Chance endlich das Leben zu Leben, das Du alleine willst. Du hast Dich in letzter Zeit ein wenig gehen lassen? Super - dann ist jetzt der Moment mit einer Form von Bewegung anzufangen, die Dir gefällt. Ob das Yoga, Zumba, Joggen, Schwimmen oder Holzhacken ist, ist völlig wurscht - Hauptsache es macht Dir Spaß und tut Dir gut. Und ja: Nutze Deinen Urlaub für etwas Erfreulicheres als ihm beim Auszug zuzuschauen - raus da, spontan ein kleines Zimmerchen gebucht und ab in den Urlaub.
Du bist nicht zu alt für das Leben - Du stehst mittendrin und vielleicht schaust Du in 10 Jahren zurück und das war der Startschuss für was Wunderbares - Selbstbestimmtheit! Und ob da irgendwann irgendein Neuer auftaucht ist völlig zweitrangig. Auf gehts und viel Glück dabei!

26.08.2020 14:39 • x 1 #5


Tee-Freundin
@ Barbarella:
Du hast mit Sicherheit Familie, Freunde und liebe Kollegen.
Lass' sie und deine Tochter für Dich da sein.
Solltest Du sicherstellen, dass dein Ex beim Auszug nur seins mitnimmt?
Stichwort Sucht braucht Geld.

Google mal Queen Latifa. Keine schlanke Elfe, aber ein Hingucker!
Mach' Dir also wegen der 90 kg keinen Kopf.
Mit 55 hast Du hoffentlich noch 45 Jahre vor Dir.
In denen Du Spaß haben kannst und solltest.
Verreise bitte auf jeden Fall!
Gerne in Gesellschaft, z.B. deiner Tochter. Tu' Dir was Gutes.
Tapetenwechsel, neues, anderes, fremdes zu sehen wird helfen.

Seine Probleme sind sein Ding, Du hast deine eigenen.
Und bist auch nur dafür verantwortlich.
Er hat das Recht sich zu schaden, wie ein Idiot zu benehmen und nicht zum Arzt zu gehen.
Gut, dass Du dich damit nicht mehr befassen musst.

Es klingt auch, als wärst Du lange sehr stark gewesen für ihn.
Jetzt bist Du dran. Erhole Dich, das mit dem Job bei Dir hört sich echt übelst stressig und nervenfressend an.

Kein Wunder, dass Du fertig bist.

Bestimmt hast Du noch Träume, die Du verwirklichen willst. Kochkurs, Tai Chi, ferne Orte besuchen...
Naja, was WILLST Du gerne mit deiner Zukunft anfangen?
Bestimmte Bücher lesen, ehrenamtlich tätig werden oder wie meine Mutter als Frührentnerin erstmal die Entspannung genießen und sich in den neuen Lebensabschnitt eingewöhnen.
Toi, toi, toi.

LG
Tee-Freundin

26.08.2020 15:38 • x 1 #6




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