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Ausgerastet - und jetzt ist er weg

GarstigeGräte
Guten Morgen zusammen,

so, ich wäre dann auch mal wieder hier.

Ihr habt mir bereits 2020, als ich ein Kennenlernen mit meinem aktuell wieder Ex versemmelt habe, geholfen und muss mir nun die jetzige Trennung von der Seele reden.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten haben wir 2020 doch noch zusammen gefunden, womit ich überhaupt nicht mehr gerechnet habe. Ich habe mir auf euren Rat hin professionelle Hilfe gesucht und fand eigentlich, dass ich meine Sache gut gemacht habe. Ich meine, ich habe mich wieder einigermaßen stark und selbstsicher gefühlt und konnte mich in vielen Fällen selbst regulieren, was sicherlich dazu beigetragen hat, dass unsere Beziehung jetzt noch so lange gehalten hat.

Unsere Beziehung war in den meisten Zeiten schön und eng. Manchmal vielleicht etwas zu eng und erdrückend, weil er -das mag jetzt paradox klingen- T. mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen und mir alles abgenommen hat. Wenn ich z.B. erwähnt habe, dass ich jetzt Lust auf ein Eis hätte, ist er sofort aufgesprungen und zur Tiefkühltruhe gerannt. Ich fand das süß, habe ihm aber 1000x gesagt, dass ich selber aufstehen kann, um mir ein Eis zu holen. Er müsse mir nicht den Ar. nachtragen. Aber er hat das gern gemacht.
Oder mir schwere Taschen abgenommen. Er hat darauf bestanden, sie zu tragen, auch wenn ich das allein gekonnt hätte. Er ist dann auch immer grantig geworden, wenn ich das nicht zulassen wollte, also habe ich ihn gelassen.
Ich gebe zu, ich habe mich manchmal etwas entmündigt gefühlt. Es geht mir nicht darum, keine Hilfe anzunehmen. Aber jemand, der selber gesundheitlich angeschlagen ist, muss sich für mich nicht abrackern.
Aber wie gesagt, er hat das gerne gemacht und auch darauf bestanden.

Aber das ist nicht mal das eigentliche Problem.
Das Problem waren unsere Streits wegen Nichtigkeiten, die dann so eskaliert sind, dass er mich dann entweder weggeschickt hat oder ich am Ende von alleine nach Hause gefahren bin, weil ich keinen Bock hatte, das Wochenende neben jemanden zu verbringen, der zwei Tage schmollt und mich spüren lässt, dass er noch sauer ist.
Ich habe das nie so richtig verstanden, wieso aus wirklich Nichtigkeiten ein so riesengroßer Streit entsteht. Dann spricht man mal ne Stunde nicht miteinander und gut ist. Bei ihm nicht. Er musste das tagelang zelebrieren, hat dann oft, tagelang nicht mit mir gesprochen. Ich habe ihn dann gelassen, bis er sich wieder abgeregt hat.

Aber ich muss zugeben, das hat schon etwas mit mir gemacht. Ich habe es nicht immer geschafft, mich davon abzugrenzen. Es war oft schwer, nicht wieder in alte Glaubenssätze zu verfallen, insbesondere in den letzten Wochen. Ich habe mich wieder klein und nicht genug gefühlt, hatte den Eindruck, alles, was ich mache, ist falsch und ich bin diejenige, die überreagiert.

Nun war er vier Wochen in der Reha und er hat mir jeden Tag erzählt, wie sehr er mich vermisst. Das glaube ich ihm auch. In der letzten Woche ist er gemeinsam mit anderen Mitpatienten, die er dort kennengelernt hat, abends etwas essen gegangen. Er sagte mir schon, dass er nicht wie üblich gegen 21 Uhr anruft, sondern, dass es etwas später wird. Etwas später war bei ihm nach 23 Uhr. Von mir aus hätte er auch bis 1 Uhr feiern gehen können. Ich hätte nur gerne eine Info gehabt, dass es sehr viel später wird. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass etwas passiert sein könnte. Dass er sich mit dem Auto überschlagen hat und nun irgendwo in der Einöde in den Büschen liegt. Telefonisch konnte ich ihn nicht erreichen, kein Empfang oder er hatte das Handy aus. Keine Ahnung.
Ich bin eigentlich kein überängstlicher Mensch, der überall Gefahren lauern sieht. Ich weiß auch nicht, warum ich mir solche Sorgen gemacht habe, aber am Ende war ich nur noch panisch. Wahrscheinlich weil er mich sonst über jeden Schritt, den er macht , informiert und jetzt nichts kam. Als er sich dann nachts endlich gemeldet hat, ist meine Angst in Wut umgeschlagen. Und als er mir lapidar sagte, was ich hätte, er hätte doch nur einen schönen Abend gehabt, war der Ofen ganz aus bei mir. Ich kann auch nicht wirklich erklären, warum, weil ich in dem Moment gar nicht mehr klar denken konnte, aber dieses ich hatte nur einen schönen Abend klang wie ohne dich. Endlich muss ich keine Rücksicht mehr auf dich nehmen. Das Leben ist so toll ohne dich.
Ich glaube, ich muss nicht explizit erwähnen, dass ich ziemlich ausgetickt bin.

Wenn ich mir das selber so durchlese, liest es sich wie Kindergarten oder noch schlimmer: ein Haufen Gestörter. Zwei Menschen, die es nicht schaffen, sich wie Erwachsene zu benehmen. Was auch leider stimmt. Würde ich jemanden mit dem gleichen Problem einen Rat geben, würde ich sagen: Lauf so schnell du kannst. Ihr tut euch nicht gut. Das wird nichts mehr. Hakt es ab.
Aber das will ich nicht. Wie kann es denn sein, dass man solche Probleme einfach nicht in den Griff bekommt? Dass man immer wieder in alte Muster und Glaubenssätze verfällt? Und dass man, obwohl man es selber merkt, scheinbar nichts dagegen tun kann?

Ich fühle mich momentan wieder so hilflos. Warum kriege ich es nicht auf die Reihe, mich normal zu benehmen?

18.02.2023 11:40 • x 1 #1


HouseOnFire
Hallo,
puhh, also das liest sich schon alles etwas kindergartenmäßig.
Zum Thema entmündet werden/fühlen kann ich im Moment noch nicht so viel dazu sagen. Da muss ich noch kurz drüber nachdenken.

Zum Thema Trennungsstreit: Rein nüchtern und von außen betrachtet hat er natürlich recht. Keiner muss und soll sich so behandeln lassen und eigentlich sollte jeder ganz schnell laufen, wenn das Gegenüber so reagiert.
Es gibt aber auch die Komponente des Verzeihens. Ich mag hier aber gar nicht auf eine Lösung raus, denn es entwickelt sich sowieso auf seine eigene Art.
Mich würde aber interessieren wie oft bei euch die Streitigkeiten so extrem waren? Wie oft kam, es vor, dass du ihn im Streit beleidigt hast?

Dass man in alte Glaubenssätze zurückfällt kann immer passieren. Das sollte dir aber eigentlich zeigen, dass es doch noch etwas gibt, das noch nicht ausgearbeitet ist. Vor allem, wenn es mehrfach vorkam.

Ich kann zwar verstehen, dass du dir Sorgen gemacht hast, weil du es gewohnt bist, dass er dir jeden Schritt mitteilt. Ich kann aber nicht nachvollziehen, weshalb man sich sofort das Schlimmste ausmalt, anstatt abzuwarten oder eine nette Nachricht schreibt, dass man ins Bett geht, sich aber über eine Bin gut zuhause angekommen Nachricht freuen würde.
Darin sehe ich aber auch ein Problem: nämlich absolute Abhängigkeit.
Wer hier wie und zu welchen Teilen einen Beitrag geleistet hat, mag und kann ich aber nicht beurteilen.

18.02.2023 12:20 • x 3 #2


A


Ausgerastet - und jetzt ist er weg

x 3


GarstigeGräte
@HouseOnFire
Wenn wir Streit hatten, und das war leider die letzten Wochen praktisch jedes Wochenende, war es immer so extrem. Und zwar auch ohne dass ich ihn beleidigt hätte, denn das war vor zwei Wochen tatsächlich das erste Mal -abgesehen von dem einen Mal, als wir uns kennengelernt haben - was dann ja auch der Grund für unsere Startschwierigkeiten war.

Es hat sich dann immer so hochgeschaukelt. Meiner Ansicht nach durch sein Verhalten. Nach dem Streit während der Reha haben wir uns ja auch erst wieder vertragen. Unser Wiedersehen, welches Mittwoch stattfinden sollte, hat sich erst etwas verzögert, weil er mit Erkältungssymptomen aus der Reha wieder kam und sich zuhause positiv auf Corona getestet hat. Ich war dann nur für ihn einkaufen, weil er ja absolut nichts im Kühlschrank hatte und wir haben nur kurz geredet, weil er mich kein zweites Mal anstecken wollte. (Als er mich letztes Jahr angesteckt hat, lag ich 2 Wochen flach und er war nach 3 Tagen wieder fit, weswegen er sich Vorwürfe gemacht hat. Aber kann er ja nix zu.)

Er war dann Montags wieder arbeiten und wir haben uns dann erst wieder letztes Wochenende gesehen. Er war da schon total gereizt und genervt, weil so viel Arbeit liegen geblieben ist, die er kaum aufarbeiten konnte.
Wir haben gekocht und weil ich ihm seiner Meinung nach zu viel Sauce auf die Nudeln gegeben habe, hat er mich doof angemacht. Ich bin ehrlich, ich hasse es, wie er Kritik ausübt. Er hat dabei immer so einen Unterton, der mich rasend macht. Weil ich keinen Streit wollte, habe ich nichts gesagt, sondern nur die Augen geschlossen und laut ausgeatmet, um mich selber runter zu bringen. Das war für ihn schon Provokation genug und ein Wort ergab das andere.

Es sind solche lächerlichen Kleinigkeiten, die total ausarten. Ich verstehe ihn da auch nicht. Es ist egal, ob ich was sage oder nichts sage, es ist immer falsch. Sage ich was, fühlt er sich provoziert. Sage ich nichts und ringe um Fassung, ist es auch falsch. Allein dass ich laut ausatme ist für ihn ein Angriff gegen ihn.
Er hingegen hat natürlich nichts falsch gemacht. Ich bin überempfindlich und mich dürfe man nicht kritisieren. Es geht aber ums Wie. Er kann mir sagen, was ihn stört, aber er soll doch mal auf seinen Tonfall achten. Ich glaube, der ist ihm überhaupt nicht bewusst und er will sich das auch nicht eingestehen, dass er dabei einen aggressiven Unterton anschlägt, als würde ich ihn absichtlich damit ärgern wollen, was ich in seinen Augen falsch mache.

18.02.2023 12:59 • #3


R
Und was genau ist für dich reizvoll an so einer unreifen Beziehung?
Ihr scheint nicht die besten Eigenschaften ineinander hochzubringen.Daran arbeiten würde bedeuten, dass ihr beide erstmal Einsicht zeigt, dass ihr schädliche Muster habt,daran arbeiten.Ist sein Verhalten für ihn überhaupt ein Problem?
Magst du dir vielleicht nochmal weitergehende Hilfe suchen, damit du lernst dich abzugrenzen und dich zu regulieren?Was er macht ist seine Angelegenheit

18.02.2023 13:05 • x 3 #4


GarstigeGräte
@rosamarie
An einer unreifen Beziehung finde ich gar nichts reizvoll, unabhängig davon, dass ich ja auch dazu beitrage.
Es sind die schönen Zeiten, die wir haben und hatten. Wahrscheinlich klingt es so, als würden wir permanent streiten, das ist aber erst die letzten Wochen so. Natürlich gab es zwischendurch immer mal Streit, aber so extrem wie in letzter Zeit, war es nie.

Er hat ja auch viele tolle, positiven Eigenschaften für die ich ihn liebe. Und an sich kommen wir gut miteinander klar, haben viele Gemeinsamkeiten und eine schöne, liebevolle Zeit. Es ist unsere Streitkultur, die uns das Genick bricht, weil keiner so recht von seinen Mustern ablassen kein.

Nein, er hat kein Problem mit seinem Verhalten. Für ihn ist es berechtigt. So wie ich es bei ihm empfinde, empfindet er es bei mir. So wie ich denke, dass es sein Verhalten ist, dass den Streit eskalieren lässt, denkt er umgekehrt, es ist mein Verhalten, das den Streit eskalieren lässt. Ich sehe aber wenigstens meinen Anteil daran, er wähnt sich absolut im Recht und sieht daher von seiner Seite aus keinen Handlungsbedarf. ICH bin diejenige, die etwas ändern muss.

So kann das natürlich nicht funktionieren und das macht mich traurig. Ich bin ja bereit, an mir zu arbeiten, aber er muss eben auch einsehen, dass er auch an sich arbeiten muss. Solange er das nicht selber sieht, wird das nichts. Und ja, das macht mich extrem traurig, weil es eigentlich so einfach sein könnte.

18.02.2023 13:22 • #5


R
Du kannst aber an deinen Mustern arbeiten, die nimmst du in jede Beziehung mit.Jetzt kannst du den Grundstein dafür legen,in Zukunft eine gesunde Beziehung führen zu können.

18.02.2023 13:30 • x 1 #6


M
Hallo Grätchen.
Ich kenne diese Art von meinem Ex-Freund auch. Bevor ich einen Satz sagte, ging ich ihn gedanklich 2x im Kopf durch. Fühlte mich immer, als ob ich auf Eiern laufe. Nur nichts Falsches sagen.
Hypersensibel. Es war einfach anstrengend. Da reichte schon eine Nichtigkeit aus oder ihm einfach nur zu zeigen (1× und nie wieder), wie etwas begründet besser wäre (von mir lieb gemeint) und dann kam das hasserfüllte Gesicht und der aggressive Ton. Ich fühlte mich dann so klein und traute mich nichts mehr zu sagen. Kritik finde ich immer gut, wenn sie denn konstruktiv ist und nicht destruktiv. Das ist herabwürdigend und verletzend. Vor allen Dingen wegen Nichtigkeiten. Das staut sich dann auf, weil man selbst den Mund nicht aufmacht aus Angst vor Streit. Mir hat das viel Kraft gekostet. Um nur ein Beispiel zu nennen, warum die Beziehung zerbrach. Der Fehler auf meiner Seite, dass ich es nicht kommunizierte, dass es mich sehr kränkt. Er wusste es, er nannte es an mir rumkritisieren, was er ja nicht möchte, aber statt es zu ändern, wurde es schlimmer. Da ist irgendwann der Bock fett...

18.02.2023 13:30 • x 1 #7


GarstigeGräte
Zitat von Marie-Luise:
Hallo Grätchen. Ich kenne diese Art von meinem Ex-Freund auch. Bevor ich einen Satz sagte, ging ich ihn gedanklich 2x im Kopf durch. Fühlte mich immer, als ob ich auf Eiern laufe. Nur nichts Falsches sagen.

Ganz genau so. Es ist sooo zermürbend.
Komischerweise sagt er genau das Selbe über mich, dass es ihm so mit mir ginge. Ich sehe das überhaupt nicht so.
Wer hat denn nun recht?

18.02.2023 13:36 • #8


L
@Grätchen Bist Du noch in Therapie?

18.02.2023 13:41 • #9


GarstigeGräte
@rosamarie
Ich habe die Hoffnung aufgegeben, jemals eine gesunde Beziehung zu führen.
Manchmal mag ich einfach nicht mehr. Ich habe momentan keine Motivation, an mir zu arbeiten, weder für mich selbst noch für jemanden anderen. Ich will es einfach nur mal leicht haben im Leben. Warum ist mir das nicht vergönnt?

Sollten wir nicht mehr zueinander finden, war das auch meine letzte Beziehung. Das habe ich schon vor ihm gesagt und das war ok für mich. Aber er musste ja unbedingt um mich buhlen und mich glauben lassen, dass ich es wert bin.
Sieht er ja jetzt selber, dass ich es nicht bin.

18.02.2023 13:42 • #10


S
Zitat von Grätchen:
Ganz genau so. Es ist sooo zermürbend. Komischerweise sagt er genau das Selbe über mich, dass es ihm so mit mir ginge. Ich sehe das überhaupt nicht so. Wer hat denn nun recht?

Keiner! Ihr spiegelt Euch!

18.02.2023 13:44 • x 1 #11


GarstigeGräte
@Lumba
Nein, meine letzte Therapie ist..ich weiß es noch nicht einmal..mittlerweile Jaaahre her.
Als ich mich 2020 noch einmal dazu entschlossen habe, gab es ja keine freien Therapieplätze. Ich habe Hilfsangebote von der Diakonie in Anspruch genommen, zusätzlich eine telefonische, professionelle psychologische Beratung, die mir die Krankenkasse vermittelt hat.

Und weil ich fand, dass mir das gut geholfen hat, habe ich mich dann gar nicht mehr auf die Warteliste für einen freien Therapieplatz setzen lassen..

18.02.2023 13:49 • #12


tina1955
Zitat von Sonnenblume53:
Keiner! Ihr spiegelt Euch!

Würde ich auch so sehen.

Sie tun sich beide nicht gut und jeder baut seinen Frust beim anderen ab.

Es passt einfach nicht und man kann sich gegenseitig nicht mehr gut tun, egal was versucht wird.

18.02.2023 13:52 • #13


A


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