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Bei sich selbst bleiben trotz Trennung

Horizonte
Hallo Forum,

ich habe Schreibbedarf zum ersten Mal in meinem Leben.

Es ist noch recht frisch, dass ich mich von meinem langjährigen Partner getrennt habe.

Wir sind Anfang 20 zusammen gekommen und hatten m.E. eine harmonische Beziehung. Kein Streit, keine Auseindersetzungen, gemeinsame Reisen, einige Umzüge u Schritte auf der Karierreleiter. Dann kam die Familiengründung, viel Alltag u. weniger Zeit zu zweit.

Mein ehemaliger Partner hatte wohl schon länger Zweifel an unserer Beziehung. Dies hat er mir gegenüber aber nie geäußert. Er redete nur ungern über seine Gefühle, war für mich aber immer da. Es war seine erste Beziehung und wir haben uns bei allen Angelegenheiten immer zutiefst vertraut.

Anfang letzten Jahres bemerkte ich die ersten Risse (auch bei mir). Wir veränderten uns. Ich wollte mehr Zeit zu zweit, schlug Unternehmungen vor. Er reagierte verhalten.

Nach dem Sommer wurde er schusselig, wirkte abwesend und war viel arbeiten. Ich fühlte mich einsam in unserer Beziehung u. wurde von Außenstehenden angesprochen, ob es mir gut geht. Monate später wirkte er dann unzufrieden u teilweise wütend auf mich, ich war überfordert mit der Situation.

Im Winter dann die Wahrheit. Er hätte keine Gefühle mehr für mich und betrügt mich seit ein paar Monaten mit einer anderen Frau. Ich war geschockt, ich hatte unerfahrener Weise nicht -damit- gerechnet.

Ich brauchte Ruhe vor ihm, wollte allein sein. Er übernachtete in Pensionen, war nur zeitweise hier. Später nahm er sich eine kleine Wohnung in der Nähe, die er jetzt noch hat.

Er vermisste uns?/mich?/seinen Alltag?Wir näherten uns wieder an. Redeten viel. Wirklich gute Gespräche. Auch ich sah die zurückliegenden Probleme. Nicht mehr änderbar, geschehen aber im Normalbereich eines längeren Zusammenseins. Wir gaben uns eine zweite Chance.

Er gab Gas, ich kämpfte mit meiner Verletztheit. Ich war nicht mehr ich selbst, das Gedankenkarussell hatte mich fest im Griff und ich hatte viele Tiefs wg der Affäre. Er drosselte seine Bemühungen, wirkte wieder abwesend u resignierter.

Diesmal sah ich die Zeichen genau. Mehrfach stritt er ab, noch Kontakt mit ihr zu haben. Eine Voraussetzung für mich, um an unserer Beziehung zu arbeiten. Und dann Zufall/Schicksal? Durch seine Unachtsamkeit der Beweis. Er konnte sie nicht los lassen. Weiterhin mindestens Schreibkontakt und liebende Worte.

Es war genug für mich. Ich zog meine Konsequenzen. Er musste komplett gehen. Ich wollte keine Erklärungen/Lügen mehr hören. Reiner Selbstschutz, um nicht unterzugehen.

Wie es ihm wirklich geht? Was er nun denkt? Ich habe keine Ahnung. Ich versuche auf mich zu achten. Ich weiß jetzt, dass ich kein Vertrauen mehr habe. Eine Beziehung, wie ich sie mir wünsche, nicht möglich ist mit ihm.

Ich bin erwachsen, meine Kinder leider nicht. Das haben sie nicht verdient! Ich gebe mir Mühe, ihren Kontakt zum Vater zu halten und zu fördern. Bisher klappt es ganz gut aber Sorgen mache ich mir trotzdem.

Es gibt gute und schlechte Tage. Der Alltag trägt einen. Meine Arbeit gibt mir Sicherheit. Ich fühle mich einbißchen besser und bin bei mir geblieben. Ein wertvolles Gefühl. Es war die richtige Entscheidung für mich.

Ich wünsche euch allen vielen Kraft und einen starken Willen konsequent nach vorn zu blicken.

08.06.2019 19:49 • x 7 #1


monchichi_82
Zitat von Horizonte:
und hatten m.E. eine harmonische Beziehung. Kein Streit, keine Auseindersetzungen, gemeinsame Reisen, einige Umzüge u Schritte auf der Karierreleiter.

Mutmaßlich rührte dieses Verhältnis auch daher, wie du selbst schreibst, das er nicht über Gefühle sprach. Wenn einer in so eine Vermeidungshaltung geht kann man auch nicht streiten bzw. eine Kommunikations- und Streitkultur aufbauen. Vermutlich wäre diese Beziehung schon viel früher auseinander gegangen hätte jeder immer das ausgesprochen was in ihm vorging.

Ich finde wenn so ein gravierender Vertrauensmissbrauch wie Betrug im Raum steht dann ist es nicht damit getan sich eine zweite Chance zu geben sondern eine Eheberatung oder Therapie in Anspruch zu nehmen. Was hatte sich so plötzlich innerhalb von ein paar Monaten so gravierend verändert das es überhaupt zu diesem Sinneswandel kam? Woher kamen wieder seine Gefühle die schon lange vorher weg waren? Ich bin der Meinung es müssten die Schwierigkeiten die zur Trennung führten offen angesprochen und bearbeitet werden andernfalls ist es eine Frage der Zeit bis euch dieselben Schwierigkeiten erneut einholen.

Du schreibst es selbst: Wie es ihm wirklich geht? Was er nun denkt? Ich habe keine Ahnung. - damit habt ihr wieder denselben Zustand wie vor der Trennung. Er redet nicht und schluckt. Würde es mich betreffen würde ich diese Verbindung beenden und wenn es noch so schmerzhaft ist. Das ist vorhersehbar, dass das in absehbarer Zeit erneut zur Trennung führt.

Kinder bekommen oft viel mehr mit als man glaubt und Kinder haben nichts davon wenn sich die Eltern in der Wolle haben oder permanent spürbare Spannungen vorhanden sind. Da wäre ein klarer Cut und geregelte Verhältnisse die bessere Alternative.

08.06.2019 22:01 • x 1 #2


A


Bei sich selbst bleiben trotz Trennung

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Horizonte
Danke für deine Gedanken.

Die fehlende Streitkultur ist auf jeden Fall ein Problem gewesen. Er sagte ein mal, das wir nicht auf Augenhöhe wären. Ich bin durchaus willensstark in Dingen, die mir wichtig sind. Ich drücke es aber nicht durch sondern argumentiere dann etwas leidenschaftlicher Auf einen Konsens bedacht. Er ist strikt jeder ansatzweisen Diskussion aus dem Weg gegangen. Er hat sich anscheinend immer zurück genommen. Harmonie süchtig würde man sagen. Ich verstehe nicht, dass er mir seine Gedanken nicht mitgeteilt hat. Ich war nie wütend oder unzugänglich gegenüber ihm.

Es gab wirklich keinen Streit zwischen uns. Keine Spannungen. Nach all den Jahren des zusammen erwachsen werdens waren wir ein gut eingespieltes Team. Für die Kinder ist es daher nicht nachvollziehbar (die andere Frau haben wir natürlich nicht erwähnt).

Ich denke nach der Trennung, welche von mir ausging, ist eine Zeit der Ruhe und des nicht miteinander redens angebracht. Er hatte sich davor oft widersprochen in seinen Aussagen, wirkte unreflektiert, erinnerte sich an davor Gesagtes nicht mehr und schien durch den Wind.

Ich weiß was ich fühle und jetzt möchte. Darauf kommt es an und danach handle ich. Mir geht es nicht mehr um Erhaltung der Beziehung sondern um das beste aus der Situation für uns alle zu machen.

08.06.2019 23:03 • x 2 #3


Spreefee
Hallo und Willkommen

Es war einfach zu früh, dass ihr wieder zusammen gekommen seid. Ich bin eher wie du, wenn ich lese, wie du von dir schreibst. Und dein Mann scheint meinem sehr ähnlich zu sein. Nur, dass er zu bequem ist, sich etwas Neues zu suchen.

Wenn du ihn beschreibst lese ich:

Er hat selten eine eigene Meinung.
Er fühlt sich nicht auf Augenhöhe.
Er kann echte Probleme nicht ernsthaft aufarbeiten, weil er sich schlecht selbst in Frage stellen kann.

Das zeugt von wenig Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstvertrauen.

Ich denke, dass seine Kindheit sehr überschattet war, dass er dieses nicht aufbauen konnte. Und ja, unbewusst sucht man sich dann einen Partner, in dem diese Eigenschaften schlummern.

Ihr hattet jetzt keine Chance. Und ob ihr eine haben könntet, ist für mich auch nicht erkennenbar.

Du kannst ihn nur bewegen, in dem du ihn zu sich selbst schickst. Sprich er geht dich gerade nichts an.

Der Kontakt mit den Kindern ist wichtig. Wie alt sind die Kinder?

Menschen wie er, trauen nur Kindern und Tieren. Sie können ihn nicht verletzen. Daher denke ich, dass er innerlich sehr verletzt ist und Gründe dort sucht, wo sie nicht sind.

Er wird bald wieder vor deiner Tür stehen und um Einlass bitten. Darauf würde ich sogar wetten.

Bleibe hier bei uns, um zu verstehen, dass es genau so kommen musste.

Dir alles Gute in der nächsten Zeit

08.06.2019 23:19 • x 2 #4


P
Zitat von Spreefee:
Wenn du ihn beschreibst lese ich: Er hat selten eine eigene Meinung. Er fühlt sich nicht auf Augenhöhe. Er kann echte Probleme nicht ernsthaft aufarbeiten, weil er sich schlecht selbst in Frage stellen kann. Das zeugt von wenig Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstvertrauen. Ich denke, dass seine Kindheit ...


Wie du ihren Mann beschreibst, trifft auf mich 100 %ig zu.

Daher ist die Trennung für mich zwar eine Befreiung, aber das Einrichten meines neuen Lebens nicht immer leicht. Aber ich würde aus Bequemheit nie zu meiner Frau zurückkehren. Ich sehne mich zwar oft nach Zuneigung und Zuspruch und genau das hat meine Frau mir of gegeben. Aber ich sehne mich nicht nach dem Menschen, den ich verlassen habe. Daher wäre es unfair zu ihr zurückzukehren. Sie hat einen Menschen verdient, der sie als Mensch liebt.

Soweit meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema.

Gruß
Perschke

10.06.2019 14:20 • x 1 #5


Spreefee
@Perschke du solltest, wenn du dein Frau liebst, nicht as Bequemlichkeit zu ihr zurück kehren. Aus Liebe schon.

Warum ist es so bei dir? Ändern kannst du nur dich. Und es läuft dir nach, in jeder weiteren Beziehung.

Es wird wirklich Zeit, deine Vergangenheit aufzuarbeiten, damit du wieder eine Art Selbstachtung vor dir selbst wieder findest.

10.06.2019 15:51 • x 1 #6


Horizonte
Ob mein ehemaliger Partner noch echte Gefühle für mich hat, vermag ich nicht zu sagen. Die andere Frau, das neue Verliebtsein, können diese vielleicht auch überlagern. Sicher wird er nun viel Zuspruch von ihr bekommen.

Einige Aussagen von ihm lassen vermuten, dass er nur noch aus schlechten Gewissen mir gegenüber sowie einem Verantwortungsgefühl für die Kinder unser Zusammensein vorzog.

Ich erwarte ihn jedenfalls nicht vor meiner Tür. Wenn überhaupt, wird er aus den falschen Motiven erscheinen.

Unser zweiter Versuch hat mir meine eigenen emotionalen Grenzen aufgezeigt. Und ich gebe Spreefee absolut recht, dass wir diesen viel zu früh gestartet haben. Damals hat es sich richtig angefühlt. Er hat mir glaubhaft versichert, dass er uns und vorallem mich wirklich wollte.
Wie stark die Gefühle für die Andere sind, habe ich dann später gemerkt u meine Entscheidung getroffen.

Die Beziehung würde nie mehr so sein wie früher. Ich hätte nicht die Kraft für eine Zweckgemeinschaft, da habe ich einfach andere Vorstellungen vom Leben.

Die Kinder sind Ende Kita und Anfang Schule. Sie vermissen ihn sehr. Die wenige Zeit, die er neben der Arbeit hatte, war er wirklich ein sehr guter Vater. Während der Affäre ließ seine Geduld und Fürsorge für sie nach. Anfang diesen Jahres sagte er mal Gedanken verloren zu mir, dass er sie nicht vermissen würde. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mir das Herz brach?!

Im Moment kümmert er sich um sie, wenn ich ihn brauche. Sie telefonieren auch oft und er fragt mich nach ihrem Tag. Ich hoffe es bleibt so. Da seine (Not-)Wohnung tatsächlich sehr klein ist, kann er sie nicht ein Woe lang betreuen sondern nur stundenweise o mal eine Übernachtung. Ich hoffe er nimmt sich bald eine größere Wohnung.

Einen schönen Abend euch allen.

10.06.2019 20:42 • x 1 #7


E-Claire
Zitat von Horizonte:
Eine Beziehung, wie ich sie mir wünsche, nicht möglich ist mit ihm.



Willkommen hier. Es tut mir sehr leid, für Deine Kinder noch mal mehr.

Dennoch hast Du die Wahl, ob Du Dich ihretwegen nicht auch dafür entscheiden magst, ihnen das zweitbeste zu zeigen: Lebensentwürfe ändern sich, Dinge passieren, nicht immer nur gute. Wie geht man damit um?
Wie bleibt man sich treu?

Im obigen Satz/Zitat sind alle Zweifel beseitigt, die Frage ist nicht, was machst Du jetzt, die Frage ist eher, was möchtest Du, was jetzt kommt?

Alles Gute Dir und den Kids.

10.06.2019 22:24 • x 2 #8


Horizonte
Update:

Die Hoch und Tiefs wechseln sich ab. Nach wenigem Kontakt per Telefon, hatten wir nun aus organisatorischen Gründen mehr Kontakt, auch persönlich.

Ich bin zwar äußerlich ruhig geblieben und wir konnten, wie immer gut miteinander reden aber danach war ich sehr erschöpft bzw. innerlich aufgewühlt. Um es kurz zu fassen, mein Eindruck: er badet im Selbstmitleid. Will mit mir reden, wie in der Beziehung. Fragt indirekt, ob die Trennung wirklich endgültig ist. Er könne so (allein?) nicht leben auf Dauer.

Nein, nach der anderen Frau habe ich ihn bewußt nicht gefragt. Da ich keine ehrliche Antwort erwarte, will ich lieber keine Infos haben. Der blinde Fleck ist trotzdem da.

Am Wochenende (meist abends) trifft mich nun die Einsamkeit. Es fehlt der breite Freundeskreis vor Ort. Auch vermehrt lähmende Traurigkeit tritt auf. Klar versucht man sich abzulenken. Ein Anruf hier, eine Erledigung da. Schön ist was anderes?! Und dann diese Wut auf den ehemaligen Partner, der subjektiv an dem ganzen Elend schuld ist.

Klar kann eine Trennung -theoretisch- immer eintreten. Gefasst ist man trotzdem nicht darauf. Man würde sich ein faires Verhalten/Ende wünschen. Ernüchterung - auch durch das Lesen hier im Forum - wieviele schwache Menschen es tatsächlich gibt. Tausend Rechtfertigungen werde da genannt, für das verletztende Verhalten gegenüber dem Partner. Letztendlich ist es Bequemlichkeit, Angst vor der eigenen Courage, kein Auseinandersetzen mit Problemen, Flucht vor Schwierigkeiten und kein Abwägen von Langzeitfolgen für alle Beteiligten. Ich bin oft fassunglos, wie der angeblich wichtigste Mensch im Leben behandelt wird.

Und ja, ich weiß von was ich rede. Auch ich hatte mich vor Jahren - während der Beziehung - einmal fremdverliebt. Aber anstatt dem nachzugeben, habe ich eingesehen, dass ein unbewußtes Problem in meiner Beziehung vorhanden sein muss. Nichts geschieht grundlos. Ich habe niemals privaten Kontakt zugelassen zu dem Anderen. Und habe mich mit meiner Partnerschaft auseinandergesetzt. Ja, es ist wirklich schwer gewesen aber richtig! Und wenn ich zu dem Entschluss gekommen wäre, dass es nicht mehr passt, dann hätte ich mich ohne wenn und aber getrennt. Habe ich aber nicht.

Umso unverständlicher diese kopflose Affäre meines ehemaligen Partners. Ich hätte nie gedacht, dass er a.) so schwach ist und b.) wir doch so unterschiedliche Werte besitzen. Dieses Gefühl, dass man ihn nicht wiedererkennt ist frustrierend. Diese ganzen verletzenden Aussagen, die er gemacht hat, die passen gar nicht zu meinen eigenen Bildern unserer Beziehung.

Und dann wieder sein Jammern. Dabei sind wir alle Verlierer. Wirklich alle.

Bitte seid achtsamer zueinander.
Wegen so einem egoistischen Mist, geht es lieben großen und unschuldigen kleinen Menschen sehr schlecht.

28.06.2019 00:56 • x 2 #9


Spreefee
Hallo Liebes

Es hat auch gar keinen Sinn mit ihm einen Weg zu finden, solange er noch im Mitleid badet.

Auch bei dir lese ich in gewisser Weise Mitleid für dich selbst.

Der Partner doch eine Dr0ge? Was meinst du, warum du dich einsam fühlst?

Es könnte alles einen Sinn haben, wenn ihr beide verstehen könntet, dass der Partner nur das Sahnehäubchen im Leben ist. Er nicht in einem wohnt.

Man kann das verzeihen. Doch wo fängt verzeihen und verstehen an?

Wo waren deine Anteile, dass es so lief?

Kontakt solltet ihr beide strengstens vermeiden. Es gibt Pendelbücher, wenn es um die Kinder geht und organisatorische Dinge. Es tut jedes Mal einfach nur weh, sich derweil zu begegnen. Auch sind Kontakte Bremsklötze in der Verarbeitung.

Liebe hat einen Sinn. Liebe reißt man sich nicht einfach so raus.

Zeit und Geduld mit sich selbst, schwer. Du bist auch im Selbstmitleid. Lese dir deine Zeilen durch, dann kannst du es lesen.

Denke einfach darüber einmal nach.

28.06.2019 23:12 • x 2 #10


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