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Beziehungspause führte zu Aus

K
Hallo in die Runde,

ich bin seit einiger Zeit stiller Mitleser, jetzt dachte ich mir ich trau mich einfach mal selbst mein Problem zu schildern.

Mein Ex und ich waren 6,5 Jahre zusammen. Wir sind sehr jung zusammen gekommen (18 und 20) und er war mein erster Freund. Wir sind schnell zusammen gezogen und haben eine sehr glückliche, vertraute Beziehung geführt. Wir konnten uns immer aufeinander verlassen und über wirklich alles sprechen.
Aufgrund dessen dass wir so jung zusammen kamen und ich ansonsten keinerlei Erfahrungen hatte (er hatte schon 2 Freundinnen vor mir), schlich sich leider irgendwann das Gefühl von was wäre wenn. ein. Ich weiß aus Bekanntenkreisen und auch aus diesem Forum hier, dass es vielen Paaren, die sehr früh zusammen gekommen sind und eigentlich für immer zusammen sein wollte so ging, dass sich irgendwann das Gefühl einschlich irgendwo was zu verpassen.

Wir haben uns wirklich sehr geliebt und auch die Zukunft konnten wir uns gut miteinander vorstellen, waren uns da immer einig und freuten uns darauf. Aber ja . so schlecht ich mich mit meinen Gedanken auch fühlte, sie wurden immer mächtiger. Ich wusste, dass ihn das verletzen würde und mir ging es damit ebenfalls schrecklich. Irgendwann sprach ich es an, ob er sich vorstellen könnte, mal eine Zeit lang getrennt voneinander zu sein, um Erfahrungen zu sammeln und daran zu wachsen, was sich auch positiv auf unsere Beziehung auswirken sollte. (Nach 6,5 Jahren war die Luft irgendwie auch ein bisschen raus. Nicht auf die Gefühle bezogen sondern ihr wisst was ich meine. ). Natürlich hatte ich auch wahnsinnig Angst davor.
Wir einigten uns auf eine vorübergehend offene Beziehung mit der klaren Regel, dass jegliche Kontakte die man während dieser Zeit hat hinterher abgebrochen werden. Irgendwo bestätigte auch er, dass es ihn reizen würde, mal andere zu treffen, aber er tat es mehr mir zu liebe.
Ich hatte etwas mit einem Stammgast aus meinem Café - ich weiß dass das total blöd war. Ich kündigte anschließend dort meinen Job, denn wir hatten ja eine klare Regel und mir war wichtig, mich daran zu halten. Er schlief mit seiner besten Freundin. Ihr könnt euch denken, was das auslöste. Er sagte, er war betrunken und verzweifelt und das sei der größte Fehler überhaupt gewesen. Letztendlich brach er aber den Kontakt zu ihr ab, wofür sie ihn zum Teufel jagte und das nicht nachvollziehen konnte.

Wir beendeten die offene Beziehung weil wir merkten, dass uns das alles nur weh tat. Einige Monate vergingen, aber das Bedürfnis von mal alleine sein ließ leider nicht nach. Im Nachhinein hätten wir uns diese offene Beziehung schenken sollen, sie hat nur Unheil angerichtet, aber sie war eben ein Versuch, das mit dem getrennte Wege gehen irgendwie abzuwenden.
Ein halbes Jahr später kam es nun also doch zu einer Beziehungspause, die wir ganz klar als solche deklarierten. Er zog aus und anfangs litten wir beide unfassbar und hatten fast täglich Kontakt. Er begann von Anfang an darum zu kämpfen, dass wir wieder zusammen kommen. Das wollte ich aber zunächst nicht, weil ich eben dachte wenn wir das jetzt nach 2 Wochen beenden stehen wir nach einem halben Jahr wieder an diesem Punkt. Ich habe ihm immer vermittelt, dass ich ihn liebe und weiß, dass wir zusammen gehören, aber einfach eben mal Zeit brauche. Während es mir also irgendwann ganz gut damit ging, ging es ihm immer schlechter. Er nahm aus Verzweiflung den Kontakt zu seiner besten Freundin wieder auf. Wir hatten nach wie vor regelmäßig Kontakt und trafen uns auch. Auch während dieser Zeit traf ich mich mit anderen und zwischenzeitlich gebe ich zu, dass mich einer auch etwas aus der Bahn warf. Viele Eigenschaften die mich an meinem Exfreund störten, hatte diese Person nicht und das bewunderte ich. Nach etwa 2,5 Monaten aber bekam ich genau die Erkenntnis, die ich mir von unserer Pause erhofft hatte. Zu merken, dass ich niemanden mehr wollte als meinen Ex. Ihr könnt euch denken was passierte - ab dem Moment als ich ihm sagte, ich wolle die Pause beenden, wollte er nicht mehr zurück. Er hatte zwischenzeitlich ebenfalls jemanden kennen gelernt. Ich weinte, flehte, rannte ihm hinterher und wurde daraufhin 2 Wochen lang komplett blockiert. Dann meldete er sich wieder und wir trafen uns am selben Tag. Wir merkten beide schnell, dass die Gefühle füreinander nach wie vor sehr groß sind und wir um uns kämpfen wollen. Jedoch machten wir so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte: Aus Verzweiflung setzten wir uns gegenseitig die Pistole auf die Brust. Ich erfuhr, dass er den Kontakt zu seiner besten Freundin wieder aufgebaut hatte und auch, dass sie es war die ihm geraten hat, mich zu blockieren. Ich wusste, dass sie einen großen Einfluss auf ihn hat und wie ihr euch denken könnt, kann sie mich nicht mehr ausstehen, weil sie mir die Schuld daran gibt, dass er den Kontakt damals abbrach.
Wir hatten also zwei Wochen intensiven Kontakt, sahen uns fast täglich, konnten wie früher über absolut alles sprechen und waren verrückt nacheinander. Aber wie gesagt - völlig überstürzt und emotional, anstatt uns langsam wieder anzunähern.
Es kam wie es kommen musste zu einem riesigen Knall. Keiner von uns sah mehr einen Ausweg. Er sah nicht ein, den Kontakt zu seiner besten Freundin erneut aufzugeben, ich konnte nicht damit umgehen, dass er sie nun noch intensiver in seinem Leben hat als zuvor und sie ihn so beeinflusst. Er blockierte mich erneut.

Ich verstand, dass wir beide etwas Zeit brauchten, um all das zu verarbeiten und zog mich ebenfalls zurück. 5 Wochen lang herrschte Funkstille, ich war wortlos von einem auf den anderen Tag blockiert. In dieser Zeit machte ich mir viele Gedanken darüber, was alles falsch lief und wie wir es besser machen könnten. Ich kam zu dem Entschluss, dass es kein Zurück sondern nur einen Neuanfang geben könnte. Ohne Bedingungen, sondern dass wir uns auf uns konzentrieren. Mir wurde bewusst, dass diese beste Freundin (sie wohnt nichtmal in der gleichen Stadt) auf Dauer gesehen wahrscheinlich irgendwann keine so große Rolle mehr spielen wird und dass ich, dadurch dass ich das alles ins Rollen gebracht hatte, bereit sein muss, ihm jetzt entgegen zu kommen. Ich meldete mich also nach 5 Wochen der reiflichen Überlegung per Email bei ihm (da ich ja in Whatsapp weiterhin blockiert war) und entschuldigte mich dafür, dass unser letzter Kontakt so ausgeartet ist. Ich schrieb ihm, dass er mir nach wie vor sehr sehr wichtig ist und ich ihm zeigen möchte, dass ich auch noch die Person bin, in die er sich verliebt hatte.
Ich bekam als Antwort, dass er nun seinen Frieden gefunden hätte und wir wirklich sagen könnten, dass wir unsere Beziehung nicht kampflos aufgegeben haben. Ich begriff, dass in den 5 Wochen, in denen ich versuchte einen klaren Kopf zu bekommen und eine Lösung für uns zu finden, er mit uns abschloss. Das riss mir den Boden unter den Füßen weg, weil von uns beiden eigentlich immer klar war, dass wir diese Pause gemeinsam überwinden, egal wie schwer es sei.
Er betonte, wie sehr er sich selbst verloren hätte in unserer Beziehung und dass er meinetwegen Freundschaften vernachlässigt hätte und eben jetzt merkt, wie gut es ihm eigentlich ohne mich geht. Das fand ich sehr verletzend, denn meiner Meinung nach ist es völlig normal, dass Freundschaften eine viel wichtigere Rolle spielen sobald man Single ist und dass sie aber in der nächsten Beziehung (mit wem auch immer die sein wird) wieder etwas in den Hintergrund rücken werden. Einfach weil man eben Zeit mit dem Partner verbringt.
Es kommt mir also ein bisschen so vor, als dämonisierte er die letzten 1,5 Jahre unserer gemeinsame Zeit und sieht alles, was mit mir zu tun hat nur noch schwarz,
Trotzdem schrieb er auch, ich sei der tollste Mensch, den er je getroffen habe und er werde mich wohl auch in 10 Jahren noch lieben, aber eben niemals mehr so wie er es einmal tat. Autsch.

Ich weiß, einige denken sich jetzt vielleicht Du bist ja selbst Schuld. Ich bin mir bewusst, dass ich ihn verletzt habe, kann aber definitiv sagen, dass auch er sich mittlerweile einiges verletzendes geleistet hat, worüber ich bereit wäre gemeinsam hinweg zu kommen. Ich habe diese Pause niemals als ein Mal sehen ob es was besseres gibt oder als leichteren Weg der endgültigen Trennung gesehen. Mir war immer bewusst und das sagte ich ihm auch, dass ich dieses Nicht seit ich 18 bin bis zum Tod in einer Beziehung stecken-Gefühl ein für alle mal aus der Welt schaffen wollte und ich erzählte ihm offen und ehrlich davon, eben weil ich ihn liebe und nicht wollte, dass es irgendwann zu einem Vertrauensbruch kommt.
Ich hatte in letzter Zeit auch Kontakt zu einer Psychologin die mir erklärte, dass das ein normaler Prozess des Erwachsenwerdens sei. Ich möchte keinesfalls behaupten, dass es normal sein sollte, sich irgendwann mal vorübergehend zu trennen, aber in meinem Fall war es so - ich brauchte das, um ein Stück weit mehr zu mir selbst zu finden, da ich von meinem Elternhaus direkt in diese Beziehung gezogen bin. Ich sage auch nicht, dass ich diesen Schritt bereue. Wir machten ihn, um unsere Beziehung zu retten bzw. eine Voraussetzung zu schaffen, obwohl wir sehr jung zusammen kamen für immer zusammen bleiben zu können. Dass das vielleicht nicht funktioniert, dessen war ich mir bewusst, aber ich war eben überzeugt, dass wir uns so sehr lieben, dass wir es hinbekommen.
Ich finde es einfach unfassbar schade, dass jetzt wo wir beide diese wirklich schwierige, aufreibende Zeit hinter uns haben und zumindest versuchen könnten, einen Neustart zu wagen, er völlig abblockt. Ich bekomme keine Chance mehr, ihn persönlich zu sehen. Ich bekam nur nach 5 Wochen Ghosting diese Email als Antwort und wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Natürlich ist es sein Recht nicht mehr zu wollen und ich würde ihn niemals versuchen zu zwingen oder zu überreden. Aber hätte ich mich nicht überwunden ihn zu kontaktieren, wäre ich wahrscheinlich bis heute wortlos blockiert. Das finde ich nach einer so langen, intensiven Zeit wirklich hart.
Ich hoffe ich konnte unsere Situation objektiv beschreiben denn mir ist klar, dass Tipps in solchen Foren immer nur auf die subjektive Meinung des Verfassers gegeben werden können .

Aber hier meine Fragen:
- Seht ihr noch irgendeine Chance, dass er im Moment einfach nur noch zu verletzt ist? Er hat mir ja definitiv geschildert, dass er mich noch immer liebt, auch wenn das natürlich aktuell nicht mehr auf die Weise ist, wie während wir eine glückliche Beziehung hatten
- Soll ich ihn einfach komplett in Ruhe lassen ab jetzt? Ich denke, jeder weitere Versuch der Kontaktaufnahme meinerseits ist wahrscheinlich kontraproduktiv und er würde sich bedrängt / so als ob ich seine Entscheidung nicht respektiere fühlen.
- hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Gerade mit dem Angst, etwas zu verpassen.
- was denkt ihr, wie viel Einfluss seine Freunde (gerade seine beste Freundin) auf ihn haben? Wir haben einen sehr sehr guten gemeinsamen Freund, bei dem er sich anfangs stundenlang täglich ausweinte. Ich weiß, dass dieser gemeinsame Freund, der wirklich alles mitbekommen hat ihm nach wie vor dazu raten würde, uns noch eine Chance zu geben. Aber genau diesen Freund meidet er jetzt komplett (so viel zum Thema Freundschaften vernachlässigen)

Ich bin dankbar für jeden gut gemeinten Rat

31.05.2021 13:01 • #1


Catalina
Hallo erstmal und herzlich Willkommen bei uns.

Was ich hier lese, ist eine Beziehung, die in sehr jungen Jahren anfing und in der ihr euch beide im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt habt. Ich denke es ist normal, dass man, wenn man so jung zusammenkommt, ohne vorher andere Erfahrungen gesammelt zu haben, irgendwann das Gefühl hat, was verpasst zu haben und sich fragt, was wäre wenn...
Wenn man an diesem Punkt steht, hat man ja im Prinzip nur zwei Möglichkeiten: Entweder man verdrängt seine Gedanken und Wünsche und hält an der Beziehung fest oder man zieht die Konsequenz und trennt sich, um dann seine Erfahrungen zu sammeln.

Du hast versucht, beides unter einen Hut zu kriegen, dich einerseits auszuleben, aber andererseits auch die Beziehung aufrecht zu erhalten. Dass das nicht funktionieren kann, ist eigentlich klar. Du kannst den Kuchen nicht essen und ihn gleichzeitig behalten.

Ich denke, du hast ihn mit deinen Wünschen überfordert, er hat sich zuerst drauf eingelassen, um dich nicht zu verlieren, aber irgendwann gemerkt, dass er das so nicht kann. Ich könnte mir vorstellen, dass auch sein Vertrauen in dich und eure Beziehung dadurch sehr angeknackst wurde. Es ist hart, wenn einem der Partner sagt, dass man ihm nicht mehr reicht, selbst wenn man es irgendwo verstehen kann, ist es emotional trotzdem mehr als schwierig.

Zitat von Kleo-:
Ich weiß, einige denken sich jetzt vielleicht Du bist ja selbst Schuld.

Ich würde da nicht von Schuld sprechen, das sind halt die Konsequenzen, die sich aus deinen Entscheidungen ergeben haben. Hättest du anders entschieden, wären auch die Konsequenzen andere gewesen.

31.05.2021 13:43 • x 1 #2


A


Beziehungspause führte zu Aus

x 3


FrauDrachin
Zitat von Kleo-:
Ich sage auch nicht, dass ich diesen Schritt bereue. Wir machten ihn, um unsere Beziehung zu retten bzw. eine Voraussetzung zu schaffen, obwohl wir sehr jung zusammen kamen für immer zusammen bleiben zu können. Dass das vielleicht nicht funktioniert, dessen war ich mir bewusst, aber ich war eben überzeugt, dass wir uns so sehr lieben, dass wir es hinbekommen.

Hey Kleo,

behalt dir den Gedanken.
Du bist da nicht aus einer Laune raus reingestolpert, sondern nach reiflicher Überlegung, und du hast versucht, das beste für alle beteiligten rauszuholen.
Manchmal bekommt man halt leider trotzdem nicht das Ergebnis, das man sich gewünscht hatte... Hinterher ist man schlauer.
So wie es bei dir klingt, gab es aber auch keine echte Alternative, insofern, versuch doch auch deinen Frieden zu schließen.

Liebe Grüße von der Drachin

31.05.2021 16:56 • #3


U
Zitat von Kleo-:
Wir einigten uns auf eine vorübergehend offene Beziehung mit der klaren Regel, dass jegliche Kontakte die man während dieser Zeit hat hinterher abgebrochen werden. Irgendwo bestätigte auch er, dass es ihn reizen würde, mal andere zu treffen, aber er tat es mehr mir zu liebe.


Bei diesem Satz musste ich sofort an eine tolle Antwort von @E-Claire in dem Thread von @FrauDrachin denken

Zitat:
Es ging ja grundsätzlich um alternative Lebensmodelle, daher ein paar meiner Gedanken dazu, vielleicht ist etwas für dich dabei.

Insgesamt ein für mich spannendes Thema, was mich sicher seit ein paar Jahren beschäftigt. Was ich allerdings beobachtet habe, wenn Paare darüber nachdenken, ihre bereits bestehende Beziehung zu öffnen, sind zwei grundsätzliche Mißverständnisse.

Erstens: Eine bestehende Paar-Beziehung ist ein hoch-komplexes über Jahre gewachsenes System, bei dem die Rechnung, ich habe dieses oder jenes Bedürfnis, welches so in der Beziehung nicht erfüllt wird, also lagern wir das aus, einfach nicht aufgeht. Die meisten Paare öffnen ihre Beziehung nicht, sondern sie verbleiben bei einem Fremdgehen mit Erlaubnis. Das aber hat nun wirklich gar nichts mit dem Öffnen einer Beziehung zu tun. Das fängt schon damit an, daß die Diskussion einfach häufig bei dem beginnt, was demjenigen fehlt und nicht bei dem, was die Beziehung beider zueinander ausmacht.
Wenn eine Beziehung geöffnet werden soll, dann muß es erst einmal um die Beziehung selbst gehen. Was macht uns als Paar aus, auf welchen Ebenen ist uns was wichtig und erst dann kann man überhaupt schauen, welche Teile der Beziehung von beiden gewollt, in welchem Rahmen zu öffnen wäre.


Wenn man sich als Paar gemeinsam dafür entscheidet, auf bestimmte Formen der Exklusivität zu verzichten, dann braucht es für das Paar eine positive Definition dessen, was für sie die Paarbeziehung ist. Beziehungsöffnungen sind kein Quick-Fix für das, was in einer Beziehung fehlt. Will man das richtig angehen und noch dazu eine bestehende Beziehung so in ihren ursprünglichen Grundsätzen ändern, kann dies mM nach nur gelingen, wenn man sich gemeinsam auf einen Coach bzw Paartherapie einläßt, damit zunächst beide auch mal da hinschauen, wo sie eigentlich nicht hinschauen wollen und es eben nicht zu irgendwelchen faulen Kompromissen kommt.

Alles andere ist Fremdgehen mit Erlaubnis und hat nichts aber auch gar nichts mit einem authentischen anderen Lebensmodell zu tun.


Zweitens: Eine Paarbeziehung ohne Begehren ist noch lange keine Freundschaft. Freundschaft ist kein weniger von etwas anderem. Die meisten Paare, die mir irgendwas von, ja halt kein Begehren mehr aber wir sind so gute Freunde, erzählen, haben einen Freundschaftsbegriff den ich für hochgradig fragwürdig halte.
Freundschaft ist nicht der Trostpreis im Beziehungsranking. Freundschaft folgt eigenen Regeln, muß ebenfalls hin und wieder neu verhandelt werden und genauso sorgsam gepflegt werden wie eine romantische Beziehung. Ich bin seit Jahren sehr eng mit einem meiner Lebensmenschen befreundet und hin und wieder haben wir natürlich überlegt, ob wir auch Körperlichkeit zu dieser Freundschaft hinzufügen, bisher haben wir uns beide dann doch immer dagegen entschieden, um diese für uns so wertvolle Freundschaft nicht zu gefährden (der also umgedrehte Fall zu einer Ehe öffnen). Auch Freundschaften sind ein hochkomplexes System, welchem man nicht einfach mal nach Belieben etwas hinzufügen oder wegnehmen kann, ohne die Dynamik grundsätzlich zu ändern.

Ich finde es super schön, wenn wir über andere Lebensmodelle reden. Ich bin sehr dafür unser Idealbild von lebenslanger Monogamie zu einem (!) anderen Menschen in Frage zu stellen, aber diese Diskussion beginnt immer bei den ehrlichen und eigenen Bedürfnissen und Ängsten.
Wenn man jemandem nicht verlieren will, dann macht es wenig Sinn, diesem das Alte minus xyz anzubieten, sondern dann ist die erste Frage, warum man den anderen nicht verlieren möchte und davon ausgehend etwas zu entwickeln, was man dem anderen anbieten kann.


Einen guten Rat kann ich dir leider nicht geben. Außer vielleicht, sieh die ganze Geschichte weniger als Fehler, die gemacht wurden und viel mehr als Erfahrungen, die dein zukünftiges Leben bereichern werden.

01.06.2021 01:29 • x 1 #4


Hansl
Ich als ein Mann sehe daß so: Deine Experimente haben ihn überfordert.
Männer führen derartige Experimente doch eher nicht durch.
Im Prinzip haben Diese von Dir initierten Selbstfindungsphasen zu dem Ergebnis geführt: Du hast ihn emanzipiert, ihm ins Leben verholfen.
Ein Mann denkt anders, oft sogar wesentlich sensibler als eine Frau, aber auch einfacher.
Im Prinzip wolltest Du Dich emanzipieren und loseisen mit Rückkehrversicherung.
Hatte ich auch schon, gleiche Situation.
Man wird als Zweitlösung hingehalten, denn im Prinzip geht es ja darum zu schauen ob es was besseres geben könnte.
Als sie dann irgendwann wieder ankam, hatte ich eine neue.

Auch in Deinem Fall nutzte er den Weg, den Du selbst vorgabst.
Ich persönlich halte Deine Experimente für mehr als hochspekulativ.
Ob diese wirklich zu einer besseren Vereinigung führen können, daß kann ich nicht sagen.

Übrigens, in Eurem Alter: Eine Beziehung schränkt nicht unbedingt zwingend den Kontakt zu Freunden ein.
Abwechslung hält frei und lebendig.

01.06.2021 01:59 • x 3 #5


Gorch_Fock
Hey Kleo, Du bist jetzt 27. In ca. 3- 4 Jahren wird sich ziemlich deutlich das Thema Kinderwunsch melden. Daher nutz die Zeit jetzt Dich auszuleben bzw. bei einer neuen Partnerschaft bewusst darauf zu achten, was Dir wichtig ist.

01.06.2021 09:35 • x 1 #6


Aurora17
Man kann nicht alles haben. Du wolltest die Freiheit UND die Sicherheit, dass dein Ex danach wieder mit den gleichen Gefühlen auf dich wartet. Das geht einfach nicht, du hast die Sache angefangen und seine Trennung ist meiner Meinung nach der (fast schon logische) nächste Schritt. Du willst dich ausleben und gleichzeitig die Standby Taste drücken. Unmöglich.

Deine Freiheit kostet diesen Preis, und da hättet ihr ehrlicher miteinander sein müssen. Es hätte von Anfang an klar sein müssen, dass Trennung eine Möglichkeit ist nach der Pause. Alles andere ist naiv. Und hättest du dich anders entschieden, wenn du in Betracht gezogen hättest, dass du deinen Freund wahrscheinlich verlieren wirst? Vielleicht ja, aber mit der Beziehung wäre es dann wohl auch weiter bergab gegangen.

Du musst ihn jetzt loslassen, akzeptieren dass diese Beziehungs-Garantie ein Blödsinn war. Lebe dein Leben und schau was kommt! Jetzt ist sie da, die große Freiheit, und vielleicht wirst du ja sogar irgendwann froh sein, wie alles gekommen ist!

01.06.2021 12:49 • x 3 #7


E-Claire
OT @UngutesGefühl

Huch, ich vergesse doch echt hin und wieder, was ich da so von mir gebe und so schlau kommt jetzt nicht so häufig vor, ich schreibe auch viele nicht so schlaue Sachen. Aber ja, absolut dazu stehe ich nach wie vor. Danke, daß Du den Beitrag hervorgeholt hast, jedenfalls mir in Erinnerung gerufen hast.

Liebe @Kleo-

Das Wichtigste vornweg: Du bist nicht Schuld!

Weißt Du, wenn wir mitten im Verlust sind, dann wollen wir einfach nur, daß dieser Schmerz aufhört und wir haben Angst, denn Verlust macht Angst. IMMER.

Was wir dann weniger gut sehen können, ist, daß davon aber das Grundgefühl nicht weggehen würde. Es wäre so, als würdest Du ein Pflaster auf etwas kleben, was sich nur mit einer Operation beheben ließe. Jeder redet heutzutage davon, daß wir alle nicht kämpfen, daß wir zu zeitig Beziehungen auflösen, weil wir in einer Wegwerfen-Gesellschaft leben. Was also, wenn das, der Mann, der einzig Richtige für Dich war und Du einfach weil Du ein bißchen mehr wolltest, jetzt also schuld wärst, diese eine Chance auf Dein Lebensglück für immer vergeben zu haben?

Soll ich Dir etwas sagen, das ist ganz großer Quatsch! Zunächst einmal leben die meisten von uns nicht mehr in einer Wegwerf-Mentalität sondern wir sind achtsam, so wie Du es warst. Du wolltest eure Beziehung nicht aufgeben, du hast aber in Dir ganz tief drin das Gefühl gehabt, daß es da draußen noch ein bißchen mehr gibt, als jenes, was Du mit ihm lebst.

Und dann hast Du Dich bemüht, das zu formulieren, hast das Gespräch gesucht, hast vielleicht so gar für Euch beide gedacht und gefühlt, daß er das ja so sieht (sonst wäre er ja nicht hingegangen und hätte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen). Du hast eben nichts weggeworfen, weil Du jemand bist, dem nichts reicht, Du hast Lösungen gesucht!

Lösungen aber müssen immer von beiden getragen werden und zwar leider auch zur gleichen Zeit. Wem nützt die Feuerwehr, wenn das Feuer noch nicht ausgebrochen oder schon längst gelöscht ist. Erst zu zeitig und dann zu spät.

Du warst nicht erst zu zeitig und dann zu spät, Du bist genau richtig. Du bist sehr Vorsicht, das Einverständnis suchend, einem inneren Gefühl gefolgt, was eben nicht einfach so weggegangen ist.

Warum, wenn Du alles richtig gemacht hast, fühlt sich das jetzt trotzdem so schlecht an?

Weil sich ganz häufig das Richtige zu tun, schlecht anfühlt. Schau mal, Du hast vermutlich nie versucht mit dem Rauchen aufzuhören, aber glaube mir nicht zu rauchen, ist das richtige und selten fühlt sich etwas so schlecht an. Dinge, die richtig sind, können sich ganz, ganz schlecht anfühlen und umgedreht.

Wie wird es besser?
Das eine ist immer Zeit. Daran kannst Du nicht viel ändern. Ihr wart lange zusammen, so viele Erinnerungen, so viele Erfahrungen. Was aber auch hilft ist, sich mit der Angst auseinanderzusetzen. Du weißt halt noch nicht genau, wie ein Leben ohne ihn funktionieren soll und das ist völlig ok. Vor langer Zeit gab es das schon einmal und es wird wieder kommen. Und Du hast Angst, daß er der einzige was, die einzige Chance.

Und das stimmt nicht! Es ist einfach nicht wahr.
Da draußen warten gut angezogene Pinguine in Südafrika, ausgesprochen hübsche aber sehr dämliche Pandas in China. Da draußen warten berufliche Chancen, von denen Du jetzt noch nichts weißt und Freunde, die so wichtig sind, daß Du deren gehen für unvorstellbar hältst, bis sie es doch tun oder eben nicht. Da draußen warten Speisen von denen Du noch nie etwas gehört hast und das eine Gericht seit Deiner Kindheit. Da draußen warten mehr Filme, Bücher und letztlich Geschichten, als Du dir jemals vorstellen kannst.

Und all das wartet auf dich, nur dich!

Du bist nicht daran schuld, daß du etwas kaputt gemacht hast! Du hast versucht, etwas nicht sterben zu lassen, aber dazu gehören zwei und du hast Dein größtmögliches getan.

Bleib genauso und Du wirst Deinen Weg finden!

Versprochen!

02.06.2021 21:26 • x 4 #8


U
@E-Claire
Wer schreibt nicht manchmal Dinge, die einem zuerst durch den Kopf schießen. Und ja, oft sind die nicht so schlau. Aber hier haben wir zumindest den Beweis, das es bei dir keine Eintagsfliege war.

ich unterschreibe deinen Text fast vollständig. Nur an einer Stelle, kann ich den Schritt nicht mitgehen.
Zitat von E-Claire:
Du wolltest eure Beziehung nicht aufgeben, du hast aber in Dir ganz tief drin das Gefühl gehabt, daß es da draußen noch ein bißchen mehr gibt, als jenes, was Du mit ihm lebst.

Und dann hast Du Dich bemüht, das zu formulieren, hast das Gespräch gesucht, hast vielleicht so gar für Euch beide gedacht und gefühlt, daß er das ja so sieht (sonst wäre er ja nicht hingegangen und hätte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen). Du hast eben nichts weggeworfen, weil Du jemand bist, dem nichts reicht, Du hast Lösungen gesucht!

Lösungen aber müssen immer von beiden getragen werden und zwar leider auch zur gleichen Zeit. Wem nützt die Feuerwehr, wenn das Feuer noch nicht ausgebrochen oder schon längst gelöscht ist. Erst zu zeitig und dann zu spät.

Du warst nicht erst zu zeitig und dann zu spät, Du bist genau richtig. Du bist sehr Vorsicht, das Einverständnis suchend, einem inneren Gefühl gefolgt, was eben nicht einfach so weggegangen ist.

Warum, wenn Du alles richtig gemacht hast, fühlt sich das jetzt trotzdem so schlecht an?

Eigentlich wollte sie die Beziehung aufgeben, nur hatte sie Angst um das was sie dann verliert.
Eine Beziehung und Gefühle mal eben zu pausieren, sich anderen Partnern hinzugeben und zu glauben, beide kommt zu einem festgelegten Datum wieder zusammen. Mit den selben Gefühlen, oder gar noch stärkeren Gefühlen. Das ist schrecklich naiv.

Unser Leben ist geprägt von Wünschen. Und unsere Umwelt schürt das Verlangen nach was Neuem.
Es fängt bei matteriellen Dingen an. Das neue Handy (kaum besser als das alte), aber wir wünschen uns das. Damit die Damenwelt nicht schreit, es kann auch das 12. paar Schuhe sein, die nur ein oder zwei Mal im Jahr getragen werden.
Und auch bei unserer Beziehung stellen wir stets Vergleiche an, mit Geschichten die wir gehört haben und die wir als Ideal beschreiben. Dass das Gefühl, etwas zu verpassen, da war, ist unbestritten. Sie hat es ausprobiert und verschiedene Frösche geküßt. Nur um festzustellen, dass der Prinz schon in ihrem Leben war.
Leider muss sie nun feststellen, das Märchen nicht immer ein Happy End haben.

02.06.2021 23:46 • #9


U
@E-Claire
Wer schreibt nicht manchmal Dinge, die einem zuerst durch den Kopf schießen. Und ja, oft sind die nicht so schlau. Aber hier haben wir zumindest den Beweis, das es bei dir keine Eintagsfliege war.

ich unterschreibe deinen Text fast vollständig. Nur an einer Stelle, kann ich den Schritt nicht mitgehen.
Zitat von E-Claire:
Du wolltest eure Beziehung nicht aufgeben, du hast aber in Dir ganz tief drin das Gefühl gehabt, daß es da draußen noch ein bißchen mehr gibt, als jenes, was Du mit ihm lebst.

Und dann hast Du Dich bemüht, das zu formulieren, hast das Gespräch gesucht, hast vielleicht so gar für Euch beide gedacht und gefühlt, daß er das ja so sieht (sonst wäre er ja nicht hingegangen und hätte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen). Du hast eben nichts weggeworfen, weil Du jemand bist, dem nichts reicht, Du hast Lösungen gesucht!

Lösungen aber müssen immer von beiden getragen werden und zwar leider auch zur gleichen Zeit. Wem nützt die Feuerwehr, wenn das Feuer noch nicht ausgebrochen oder schon längst gelöscht ist. Erst zu zeitig und dann zu spät.

Du warst nicht erst zu zeitig und dann zu spät, Du bist genau richtig. Du bist sehr Vorsicht, das Einverständnis suchend, einem inneren Gefühl gefolgt, was eben nicht einfach so weggegangen ist.

Warum, wenn Du alles richtig gemacht hast, fühlt sich das jetzt trotzdem so schlecht an?

Eigentlich wollte sie die Beziehung aufgeben, nur hatte sie Angst um das was sie dann verliert.
Eine Beziehung und Gefühle mal eben zu pausieren, sich anderen Partnern hinzugeben und zu glauben, beide kommt zu einem festgelegten Datum wieder zusammen. Mit den selben Gefühlen, oder gar noch stärkeren Gefühlen. Das ist schrecklich naiv.

Unser Leben ist geprägt von Wünschen. Und unsere Umwelt schürt das Verlangen nach was Neuem.
Es fängt bei matteriellen Dingen an. Das neue Handy (kaum besser als das alte), aber wir wünschen uns das. Damit die Damenwelt nicht schreit, es kann auch das 12. paar Schuhe sein, die nur ein oder zwei Mal im Jahr getragen werden.
Und auch bei unserer Beziehung stellen wir stets Vergleiche an, mit Geschichten die wir gehört haben und die wir als Ideal beschreiben. Dass das Gefühl, etwas zu verpassen, da war, ist unbestritten. Sie hat es ausprobiert und verschiedene Frösche geküßt. Nur um festzustellen, dass der Prinz schon in ihrem Leben war.
Leider muss sie nun feststellen, das Märchen nicht immer ein Happy End haben.

02.06.2021 23:47 • x 1 #10


U
Ups, doppel Post. Sorry dafür

02.06.2021 23:48 • #11


A


x 4




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