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Beziehungsratschläge helfen gar nichts

T
ein bekannter paartherapeut äusserte, dass beziehungsratschläge gar nichts fruchten. er selber hat sich nach dreissig jahren scheiden lassen und er hätte alle beziehungsratgeberbücher weggeworfen .

er muss es ja wissen und ich glaube auch, dass es so ist.

aber was hilft dann?

vielleicht einfach sich alles von der seele reden und verständnisvolle zuhörerINnen zu finden?

19.03.2015 23:33 • x 1 #1


T
... und er sagt auch, dass beziehungsarbeit ziemlich schräg töne.
empfand ich auch immer so... ich glaube auch, dass es keinen plan für liebe gibt und das auch gut so ist.

heute wird so vieles geplant. es wird uns so beigebracht, vor allem beruflich. und ich finde, dass da einiges ganz schief läuft, wenn man sich so konditionieren lässt.

ob ich da ganz alleine bin mit meiner meinung?

19.03.2015 23:53 • #2


A


Beziehungsratschläge helfen gar nichts

x 3


L
Hi trendy,

verrätst Du wie der Paartherapeut heißt?
Würde ich gerne mal lesen.
Da mag einiges an Wahrheit drin stecken...Allerdings: nur weil er Therapeut ist spricht das ja noch nicht für seine Fähigkeit, an sich zu arbeiten
Ich weiß auch nicht, wie viel das mit Planung zu tun hat. Selbstverständlich kann ich nicht planen, z.B. nicht mehr eifersüchtig zu sein. Aber ich kann ein bissl an mir arbeiten so dass ich vielleicht geringere Verlustängste habe...
Ich kann schon sagen, dass sich mein Beziehungsverhalten in den letzten 10 Jahren extrem verändert hat. Und das innerlich, nicht durch Planung. Und ich denke, kein vernünftiger Paartherapeut nimmt ernsthaft an, dass sich durch Thera Frieden auf Erden herstellen lässt. Aber vielleicht eine Verbesserung gewisser Situationen...durch Einsichten...die natürlich auch gefühlt sein müssen...

Jedenfalls finde ich diese These ersteinmal anregend.
Ich las eben gerade dass es eine Fehlanahme sei, dass Emotionen etwas ausschließlich animalisches seien. Sie sind dem Autor zufolge immer an gewisse kognitive Leistungen gebunden.
Ein Bsp.: Mitleid/Mitgefühl: wenn ein Mensch, den wir grob gesagt als liebevoll und tugendhaft einschätzen, einen Schicksalschlag erleidet, dann fühlen wir mit.
Wenn aber- gehen wir mal von einem Extrem aus- ein Mensch, der selbst alle anderen stets zum Narren hielt, über Leichen ging...einen Verlust erlebt und ebenso bitter weint wie unser Tugendbursche aus Fall 1, dann kann es gut sein, dass wir die Arme verschränken und sagen Selbst schuld! Geschieht Dir recht!

Warum ich das erzähle?
Gedankliche Grundannahmen haben tatsächlich einen gewaltigen Einfluss auf unser Gefühlsleben. Wenn ich z.B. die Grundannahme/Überzeugung habe, dass es etwas ganz ungeheuerliches ist wenn mein Partner einen Seitensprung hat und dass das mit Gewissheit ein Zeichen dafür ist, dass er mich nicht liebt und weiter dafür, dass er ein schlechter Mensch ist, dann kann das nur mein Leiden zur Folge haben.
Also machts meiner Meinung nach schon Sinn, seine Glaubensmuster mal zu hinterfragen. Diese lösen mächtige Gefühle aus.

Das war jetzt recht verkopft. Mir hat es aber sehr geholfen, meine eigenen Glaubenssätze zu hinterfragen. Heute erwarte ich z.B. in der Liebe keinen vollkommenen Menschen mehr der bitteschön seine Rolle in meinem Hollywoodstreifen möglichst perfekt spielen soll. Der Mensch ist sowas von unvollkommen und wenn man sich das mal zu Gemüte führt und ehrlich zu sich selbst ist, wird man versöhnlicher. Wenn Du z.B wirklich nachempfinden kannst, welch irres Bedürfnis nach einer Heimat Dein Partner hat (und Du Dich selbst darin viell. auch wieder erkennst) und das er Dir deswegen vielleicht hier und dort einen vorgegaukelt hat...dann kann man auch mal versöhnlich lächeln. Oder wenn man mal ohne innere Moralinstanz die eigenen Fantasien checkt, dann ist man weniger entrüstet darüber dass ein anderer sie viell. in die Tat umgesetzt hat. Viell. ist man insgeheim sogar neidisch Hey! Was soll die schei***! Ich habe 10 Jahre gedarbt und Du nimmst es Dir einfach?! Also mein Resümee: doch doch...es lässt sich vieles zum besseren verwandeln. Meine Beziehungen vor 10 Jahren? Ein Albtraum! Bitte frage nicht nach Das sieht heute ganz anders aus....Und Vollkommenheit und Schmerzfreiheit verspricht ja keine Therapie.

Hoffe das war jetzt nicht zu lang. Habe meine Gedanken einfach laufen lassen...Und ohne Beispiele, so ganz abstrakt ist es schwer über so ein Thema zu sprechen.

Magst Du ein wenig von Dir erzählen? Wie Du dahin kommst, so zu denken? Würde mich freuen.

liebe Grüße

20.03.2015 01:06 • #3


T
liebe lilly

danke für deine antwort und deine gedanken dazu!

also... der paartherapeut heisst klaus heer. habe das kurz-interview heute in einer online-zeitung gelesen, wo er diese aussage gemacht hat.

und du hast natürlich recht... nur weil er paartherapeut ist, heisst das noch lange nicht, dass er fahig ist, auch an sich zu arbeiten .

ich bin auch deiner meinung... nämlich dass man an sich wohl schwächen oder defizite feststellen kann und diese auch optimieren möchte. aber eben nicht durch planung, sondern einfach, weil man fühlt, dass man da an sich etwas verbessern möchte od. es sich automatisch verbessert, weil man es gefühlt hat (?).

du schreibst (sorry, kann zitate nicht einfügen... rein technisch), dass du gelesen hast, dass emotionen immer an kognitive leistungen gebunden sind. interessant ... kannst du das noch ein bisschen genauer erläutern? darauf kam ich bislang nämlich noch nie... je mehr emotionen, umso kognitiver ?! spass.

und ja, die glaubensmuster haben bestimmt auch einen gewaltigen einfluss auf das empfinden. deshalb ist es auch schwierig, jemandem zu raten in einer beziehungskrise, denn es ist dann ja auch sehr subjektiv.

auch ich sehe heute, beziehungstechnisch, vieles anders als vor zehn jahren.
das was du über versöhnlichkeit schreibst, kann ich auch sehr gut nachvollziehen. wenn man sich selber gut kennt, von seinen schwächen nicht mehr davonrennen kann und dann zwangsläufig an sich gearbeitet hat , dann wird man automatisch (und ungeplant) versöhnlicher.

nein, es war nicht zu lang und zu verkopft, was du geschrieben hast. ich jedenfalls verstehe sehr gut, was du meinst, finde es interessant und stimme mit dir überein

wie ich dazu komme, so zu denken?
ich habe ein paar wenige, aber lang dauernde beziehungen hinter mir. ich wusste immer genau (kopfmässig), welche aktion/reaktion logischerweise die richtige gewesen wäre (u. auch ich andern in bestimmten situationen geraten hätte)... nur verhielten sich mein herz u. meine seele eben nicht so, wie mir von freundInnen und meinem verstand geraten wurde... und trotzdem löste es sich dann eines tages auf... daraus folgere ich, dass ich in zukunft eher mitfühlend zuhöre, denn ratschläge verteile... oder versuche herauszufinden, was sich denn die leidende person selbst für ratschläge geben möchte u. sie darin zu bestärken.

war jetzt auch sehr kopflastig... hoffe, es kommt einigermassen verständlich rüber .

20.03.2015 02:21 • #4


T
meine sprache... fehlerhaft... wenn ich zu verkopft bin, lässt grammatik etc. zu wünschen übrig. ich hoffe, man kann trotzdem folgen ...

20.03.2015 02:35 • #5


L
Hi trendy!

ich habe das Interview gelesen. Etwas kurzatmig

Also erst einmal eine Pro-These (Beziehungsarbeit bewirkt doch etwas):
T.A. Edison hat an die 5000 Versuche gebraucht um die Glühbirne zu erfinden. Hätte er früher aufgegeben, säßen wir heute noch im Dunklen. Als man ihn fragte, ob ihn das nicht frustriert habe, sagte er etwas wie nein, warum denn? Ich habe ja 500 Arten herausgefunden, wie es nicht geht


Die Liebe muss wohl sehr groß sein, um so langatmig/beharrlich zu sein

In jedem Lebensbereich sitzen die gelernten Muster bekanntlicherweise mehr als tief. Kennt doch jeder. Versuche mal von einer Gewohnheit wegzukommen. Da braucht es schon eines großen Willens. Meist siegt aber die Bequemlichkeit. Meistens muss erst die Schmerzgrenze erreicht werden, damit man in Bewegung kommt. So auch in Beziehungen.

Ich finde das Wort Beziehungsarbeit übrigens auch sehr schräg und hab`s noch nie benutzt.

Hier ein paar Auszüge aus dem Interview:

Zitat:
Er sei jahrelang einem Irrtum aufgesessen. «Früher war ich überzeugt: Wenn man alles gut und richtig macht, kann eine Beziehung lange halten. Und zwar glücklich. Heute weiss ich: Das war schlicht überheblich und unbedarft.»
Ratgeberbücher weggeschmissen

Denn über die Jahre machte er andere Erfahrungen: «Ratschläge funktionieren nicht. Vor ein paar Jahren habe ich 25 Laufme­ter meines Büchergestells mit Beziehungs- und Ratgeberbüchern weggeschmissen. Ich bin selbst ebenso beratungsresistent wie meine Klienten. Ich habe noch nie einen Ratschlag umgesetzt. Noch nie, glaube ich.»

Deshalb kommt Heer, der sich als «ausgenüchterter Paartherapeut» bezeichnet, zum Schluss, dass eine Beziehung gar nicht um jeden Preis gerettet werden müsse.


Zum markierten: Um jeden Preis sollte eine Beziehung sowieso nicht geretttet werden, finde ich. Beziehung um der Beziehung willen?
Ich brauche schon als Antriebsfeder den Wunsch, genau diesen einen Menschen an der Angel zu halten

Heer schreibt, er sei 30. Jahre mit seiner Frau zusammen gewesen.
Vielleicht ist all die Psychologie auch nur ein mehr oder weniger hilflos-verzweifelter Versuch, dass unmögliche doch irgendwie möglich zu biegen?
Vielleicht ist`s nicht möglich, die Idealvorstelleungen, die jeder einzelne so in seinem Köpfchen hat, in einer so langen Beziehung zu leben.
Ich missbrauche mal ein berühmtes Adorno-Zitat: es gibt kein richtiges Leben im falschen.
In gewisser Weise ist diese 2-Mann Dauerlebensform sicher widernatürlich, jedenfalls in gewissen Bereichen nicht glücklich machend. Wie soll es also möglich sein, in einem nicht glückbringenden System durch Therapie glücklich zu werden?
Tja aber wir alle suchen ein zuhause in einer Beziehung. Der altbekannte Konflikt...

Man muss sich ja auch mal fragen, welche Wünsche und Vorstellungen man in eine Beziehung trägt. Wenn ich mehr erwarte, als eine 30. Jährige Ehe bieten kann, werde ich das auch nicht durch Therapie wett machen können.
Schnappen wir uns mal den Punkt ero.. Nach spätestens ein paar Jahren gehen naturgemäß die Lichter aus. Watt nu? Fremdgehen? Und dann den Seitensprung therapeutisch aufarbeiten? Wie das? Oder seine S.ualität verleugnen? Wie das? Gelingt einigen Leuten ja aber um welchen Preis? Frust? Und drückt sich der vielleicht in der Weise aus, dass man immer am Partner herum nörgelt?

Es spielen einfach so viele Faktoren in diese Frage mit hinein, dass eine Antwort schwer ist.
Wenn die Beziehungsbasis z.B. von vornherein schräg oder krank ist - man versucht einen Konflikt aus Kindertagen in der Erwachsenenbeziehung zu lösen- dann ist`s wohl schwer, auf dieser kranken Basis etwas schönes und gesundes erwachsen zu lassen, oder? Bsp.: ich bin schon als Kind zur Retterin konditioniert. Meine Eltern sind beide Al.koholiker und ich rette....Später suche ich mir einen Trinker und spiele da das Spiel wieter. Paartherapie? Eher Fehlanzeige. Da muss man wohl eher darauf hinarbeiten, dass man die innere Bereitschaft entwickelt, aus alten Mustern auszutreten und wenn`s gelingt, hat man wohl kaum noch Interesse an seinem Trinker.

Aber es gibt ja auch eine gesunde Beziehungsbasis.

Noch ein Gedanke: Mir werden Konflikte generell zu negativ betrachtet. Bloß nicht streiten! Ich persönlich bekomme die Krise wenn ich es mit einem harmoniesüchtigen Menschen zu tun habe. Zwei siamesische Zwillinge, die sich in allem einig sind? Ein Graus! Man sucht doch im Partner aus das andere, das fremde, die Reibungsfläche um zu wachsen. Um daran zu wachsen, bedarf es natürl. einer gewissen Bewusstheit, einfach nur die Fetzen fliegen lassen, ist kontraproduktiv.

Der Partner zeigt einem oft eigene, unbewusste oder ungelebte Anteile. Der Mann, der etwas egoistisch sein Ding macht und sein Leben in vollen Zügen genießt, seine kleine Maus, die immer nur für andere lebt und es allen versucht recht zu machen, wäre so ein typisches Beispiel. Eigentlich könnten sie voneinander lernen...
Ich habe aus Beziehungen viel gelernt. Ein Konflikt kann echt auch ein Geschenk sein. Ich habe z.B. gelernt, mein Leben sehr wichtig zu nehmen, mich im Fokus zu sehen und ziehe entsprechend andere Männer als früher an.
Die Frau, die ihr Helfersyndrom über Bord geworfen hat, wird sich wohl kaum in einen bedürftigen Menschen verlieben usw.

Ich denke also schon, dass viel möglich ist aber ob dieses Modell der Beziehung bis ans Lebensende ohne große Einbußen möglich ist, bezweifel ich.

Ich habe einige Biografien von unseren großen Denkern gelesen. Ob Tolstoi, Dostojewski, ob Bachmann und Frisch, Nietzsche, Kafka usw.- ich sehe weit und breit keinen Lösungsansatz
Thomas Mann? Ja, die Ehe hielt. Aber war es nicht eher Freundschaft?
Bachmann hatte z.B. eine riesige Psychologie-Bibliothek in ihrer Wohnung. Eine hochgradig bewusste Frau...Sie musste trotzdem in die Klapse als Frisch ging (wenn ich`s richtig erinnere).
Vielleicht ist man also tatsächlich besser beraten, wenn man das Handtuch wirft? Und all die Bemühungen in irgend etwas anderes investiert?

Zitat:
du schreibst (sorry, kann zitate nicht einfügen... rein technisch), dass du gelesen hast, dass emotionen immer an kognitive leistungen gebunden sind. interessant Glücklich ... kannst du das noch ein bisschen genauer erläutern? darauf kam ich bislang nämlich noch nie... je mehr emotionen, umso kognitiver Mr. Green ?! spass.

und ja, die glaubensmuster haben bestimmt auch einen gewaltigen einfluss auf das empfinden. deshalb ist es auch schwierig, jemandem zu raten in einer beziehungskrise, denn es ist dann ja auch sehr subjektiv.


Ja ich habe mich aus Übermüdung undeutlich ausgedrückt. Ich las von den Forschungsergebnissen von Emotionsforscher...interessant!
Unsere Glaubensmuster=die kognitive Seite. Das, was wir denken, unsere Überzeugungen etc. Darum auch mein Beispiel mit dem Mitgefühl. Wenn ein Gefühl nur aus dem Bauch käme, müssten wir angesichts eines traurigen Menschen immer Mitgefühl empfinden. Tun wir aber eben nicht weil`s an Gedanken/Glaubenssätze gekopplet ist. So auch bei uns selbst. Ich bin z.B. überzeugt davon, dass wir nur leiden wenn unser Partner mal fremdgeht, weil wir irre viele Emotions-Gedanken-Koppluungen in unserem Hirn haben. Wenn man sich die Mühe macht, gewisse Dinge ein wenig zu entkoppeln, dann werden sich auch die Gefühle ändern.

Es gibt z.B. nicht wenige Männer, die sich als Loser empfinden, wenn sie wesentlich weniger verdienen als die Partnerin oder wenn sie gar arbeitslos sind. Habe neulich gerade von so einem Fall gelesen. Dieser Mann hatte den autoritären Vater im Rücken, der sagte: Du bist eine Niete wenn Du nicht erfolgreich bist....Du wirst nie eine Frau halten können....Und so versuchte er ein Leben lang dem (mittlerweile inneren) Anspruch seines Vaters zu entsprechen.
Er ackerte wie verrückt, quälte und malträtierte sich wenn er arbeitslos war und hielt um jeden Preis an der Ehe fest.
Aus Liebe? Wohl kaum. Er versuchte seinen eigenen Glaubensmustern gerecht zu werden. Also auch hier wieder eine kognitive Leistung/Glaubenssatz als Basis für Gefühle.

Ja, Du hast ganz recht trendy. Wie soll man da mit Planung, mit guten Vorsätzen weiter kommen? Ab morgen hör ich damit auf. Geht wohl kaum. Darum kann Therapie schon weiter helfen...

So in etwa meinte ich das....

liebe Grüße

20.03.2015 12:35 • x 1 #6


T
hallo lilly!

wow, was führ ein lehrreicher inhalt! alles sehr spannend, was du da gedacht, gelesen und geschrieben hast! vielen dank.

ich werde mir deinen beitrag nach dem wochenende (fahre gleich weg) nochmals durch den kopf gehen lassen und darauf antworten. so auf die schnelle geht das nicht .

nur noch so viel: auch wenn nietzsche mit den frauen nur wenig auf die reihe gebracht hat ... dem seine sprüche haben mir trotzdem schon oft geholfen, wenigstens einiges über das menschliche zu verstehen.

schönes wochenende!

trendy

20.03.2015 15:11 • #7


L
Hi trendy!

Zitat:
nur noch so viel: auch wenn nietzsche mit den frauen nur wenig auf die reihe gebracht hat Mr. Green ... dem seine sprüche haben mir trotzdem schon oft geholfen, wenigstens einiges über das menschliche zu verstehen.


Ja unbedingt! Geht mir auch so. Wollte damit nur sagen: wenn die großen Köpfe es nicht geschafft haben, wie sollen wir kleinen Lichter es dann schaffen?
Vielleicht einfach weil es nicht machbar ist?
Sondern nur ertragbar...oder zuweilen genießbar...?
Ich glaube der Humor von Oscar Wilde ist die richtige Haltung
Kannst ja mal seine Zitate über die Geschlechter googeln wenn Du zurück bist aus Deinem Kurzurlaub.
Vielleicht nehmen wir das Liebesspiel auch viel zu ernst. Eben Liebesspiel und nicht Liebesernst

Naja wie dem auch sei...
Schönes Wochenende Dir!

Lilly

20.03.2015 15:29 • #8


T
Super Thread. Vielen Dank dafür. Der hat mich gedanklich um Kilometer weiter gebracht, wo ich doch immer noch darüber nachsinne, wie ich mit dem Versprechen umgehe, das ich meinem Ex vor Gott gegeben habe.

20.03.2015 19:42 • #9


N
Sehe ich auch so: Beziehungsratschläge sind für die Tonne.
Was vielleicht gerade noch geht sind Ratschläge einer Person, wie ein bestimmtes Verhalten wirken könnte und welche Alternativen man eventuell mal wählen könnte. Darüberhinaus aber und in der Beurteilung bzw. Einschätzung einer Beziehung erst recht halte ich Lösungen externer Personen für vermessen, erst recht wenn sie als das non-plus-Ultra gelten sollen.

Ganz schlimm finde ich das psychologisieren und das therapieren wollen auf virtueller Distanz von Personen, deren Inhalten man gewissermaßen mehr oder weniger großes fundiertes Therapie wissen anmerkt. Da wird mit Fachbegriffen umhergeworfen, die Kindheitsgeschichte aufgerollt und der belehrte Leser steht nun völlig auf sich allein gestellt da mit dem Wissen.

Dies entbehrt der professionellen Ethik, einen Klienten nicht mit neu gewonnen Aspekten seiner Persönlichkeit oder einer traumatischen Kindheit etc. alleine stehen zu lassen. Wissen lässt sich nicht umwandeln in Unwissen. Ich halte diesen unsensiblen Umgang für die eigene Beweihräucherung für äußerst fragwürdig. Ich frage mich eher, was hier die Triebfeder der Hobby Psychologen sein sollte.....und wer wirklich -professionelle- Hilfe braucht.

22.03.2015 13:22 • #10


L
@nebenbei bemerkt

wenn man sich hier aussauscht, sollte man sich aber bewusst sein, dass das weder Therapie, noch echte Nähe, Freundschaft etc. ersetzt.
Und dass hier Laien schreiben.
Und dass man am anderen Ende der Leitung allein ist.

Ich finde es etwas widersprüchlich wenn man seine Problematik in einem Forum darlegt und sich dann evtl. darüber beklagt, dass es sich nur um Laienratschläge handelt und man dann allein dasteht.
Es wird hier ja an keiner Stelle etwas anderes versprochen.

Es ist nur ein Forum, in dem Gedanken ausgetauscht werden.
Und wo ist die Grenze zwischen einem Ratschlag und Hobbypsychologie zu ziehen?
Es geht wohl ineinander über.
Menschliche Kommunikation ist doch in gewisser Weise immer auch ein wenig Psychologie. Alle, was in einer Kommunikation über einen Trost oder Anteilnahme hinaus geht, ist m.M. nach schon Psychologie. Natürlich keine professionelle.
Und ich muss sagen, dass ich hier schon den einen oder anderen Gedanken gelesen habe, der mir 1000 Mal mehr Wert war als ein Ratschlag meines Psychologen.

Aber wenn ich im real live eine Freundin vor meiner Nase habe, die z.B. immer wieder auf die Nase fällt und Dauerliebeskummer hat, dann würde ich es nicht bei einem Trost belassen. Ich würde schon meine Hobbypsychologie-Kenntnisse zum Besten geben
Wenn ich mal zurück schaue, dann sind es immer die Ratschläge, Aussagen irgend welcher Menschen gewesen, die mir auf lange Sicht sehr weiter geholfen haben. Ich habe gar nicht den Anspruch dass ein Ratgeber eine professionelle Ausbildung hat. Denn dann müsste ja jeder von uns erst eine jahrelange Ausbildung machen, um überhaupt aufeinander eingehen zu können oder um uns einen Eindruck von einem Menschen zu machen.

Wenn ein Mensch sich in einer so labilen Phase befindet, dass ein falscher Ratschlag ihn in Gefahr bringen könnte, dann sollte er sich doch im realen Leben entsprechende Hilfen suchen.

Aber ich gebe Dir dahingehend recht, dass hier zuweilen sehr (!) weit gegangen wird mit der Hobbypsychologie. Vor allem unaufgefodert. Noch schlimmer, dass es als die letzte Wahrheit dargestellt wird. Man kann ja schreiben: ich habe den Eindruck dass....Man kann aber auch schreiben: es ist so und so und wenn Du das nicht beherzigst, dann wirst Du nie glücklich....
Ich habe Therapie gemacht und mir wurden nicht einmal in der Therapie solch feststehende Wahrheiten um die Ohren gehauen, wie ich es hier manchmal so lese.
Mein Thera hat meine Wahrheit immer ernst genommen und vieles offen gelassen, statt zu sagen Wenn Sie dies und das nicht einsehen, dann....
Jeder Beitrag sollte das bleiben, was er ist- eine Meinung, ein Eindruck.
Wenn ich lese, dass mein virtuelles Gegenüber meinen Rat nicht möchte, dann sollte ich mich mal ausklinken.

Liebe Grüße!

22.03.2015 14:35 • #11


T
@lilly
ich kann deinen gedanken und ausführungen sehr gut folgen und denke im grossen und ganzen genauso.
aphorismen von oscar wilde habe ich auch wieder mal einige gelesen . aber wir sind eben nicht alle so frei, wenigstens ich nicht, noch nicht .

@nebenbei bemerkt
superbeitrag. besonders gefallen hat mir der punkt mit der selbstbeweihräucherung .

probleme, verletzungen etc. verbal ausdrücken hier oder anderswo, kann bestimmt im moment helfen. bei reaktionen von andern darauf, fühlt man sich möglicherweise nicht ganz alleine mit dem problem.

das ist ja auch soweit auch ok. aber wenn jemand meint, er hätte die ultimativen ratschläge, hockt womöglich aber selbst noch tief in seinem leid, seinen problemen... nein danke.

aber eigentlich ganz gut, dass die ratschläge anderer kaum etwas bringen. fremdbestimmung war eh noch nie erstrebenswert.

z.b. wird der ratschlag der kontaktsperre so oft gegeben, eigentlich fast immer . woher beziehen sie alle ihr wissen, dass das das beste wäre? aus diesen ex-zurück-ratgebern?

nur mal so am rand bemerkt : alle meine langjährigen beziehungen endeten z. b. ohne diese konsequenten kontaktsperren . und es kam auch gut.

ist es die zeit, das ablegen von gewohnheiten, die gespräche und das zuhören meiner freundInnen, eine neue liebe... die halfen, die trennungen zu überwinden? ich weiss es nicht. jedenfalls bleibt nichts, wie es ist und das ist auch gut so

22.03.2015 16:46 • #12


L
Hi Trendy,

Zitat:
@lilly
ich kann deinen gedanken und ausführungen sehr gut folgen und denke im grossen und ganzen genauso.
aphorismen von oscar wilde habe ich auch wieder mal einige gelesen grinsen . aber wir sind eben nicht alle so frei, wenigstens ich nicht, noch nicht Mr. Green .


Oskar Wilde kann ja nur über all diese Beziehungsdinge so herrlich schreiben, weil er sie natürlich am eigenen Leib erfahren hat
Ganz frei wird man ja sowieso nie. Wie sollte diese Freiheit auch aussehen? Nie wieder Sorgen, Streit und Liebeskummer? Dazu Liebe und Leidenschaft zwischen zwei Menschen bis ins Grab?
Aber man kann schon sehr viel in Beziehungen verbessern wenn man mal etwas mehr Realismus wagt. Wenn man sich wirklich liebt, ist m.M. nach sehr viel möglich.

Darum schrieb ich ja in meinen ersten Beiträgen, dass viele Beziehungsprobleme vielleicht gar nicht lösbar sind weil die menschliche Natur und die menschlichen Ideale auf der anderen Seite sich nicht so gut vertragen, wie wir es gerne hätten. Wie soll man die wegtherapieren?
Ich habe mir mal eine unter gegebenen Umständen ideale Krisensituation zwischen mir uns meinem Ex vorgestellt. Er ist fremdgegangen und es folgte das übliche. Er wand sich heraus, ich keifte herum. Nervend. Und sinnlos.
Wenn ich gespürt hätte Der Typ liebt mich und er hätte mir die Wahrheit gesagt...Ja, ich hätte immer noch geweint oder ihm kurz einen nassen Waschlappen um die Ohren gehauen aber dann hätten wir auch einfach lachen können. Worüber? Darüber dass der Mensch so gemacht ist, dass er das romantische Liebesideal wohl nicht erfüllen kann. Er kann sich trennen, sobald die Lust auf einen anderen Menschen unwiderstehlich wird (was meiner Erfahrung nach recht schnell passieren kann ), man kann lügen und zweigleisig fahren oder die Wahrheit sagen. Und ich glaube, sie ist erträglich wenn man sich wirklich liebt.
Ich hätte es mir jedenfalls so gewünscht. Lachen und dann in die Arme fallen. Das hätte mir gefallen.

Man kann aber auch verbissen an seinem Idealbild einer Beziehung/Liebe festhalten und sagen: so und so hat es zu sein wenn man sich liebt! Und sobald der Partner sich so verhält, dass er aus dieser Rolle fällt, schießt man ihn in den Wind. Oder man macht Therapie.


Zitat:
@nebenbei bemerkt
superbeitrag. besonders gefallen hat mir der punkt mit der selbstbeweihräucherung Mr. Green .


Ja, das ist sicher auch oft eine Motivation.

Zitat:
probleme, verletzungen etc. verbal ausdrücken hier oder anderswo, kann bestimmt im moment helfen. bei reaktionen von andern darauf, fühlt man sich möglicherweise nicht ganz alleine mit dem problem.

das ist ja auch soweit auch ok. aber wenn jemand meint, er hätte die ultimativen ratschläge, hockt womöglich aber selbst noch tief in seinem leid, seinen problemen... nein danke.


Das habe ich auch schon oft vermutet.

Zitat:
aber eigentlich ganz gut, dass die ratschläge anderer kaum etwas bringen. fremdbestimmung war eh noch nie erstrebenswert.


Naja, naja, man kann es auch übertreiben
Wenn man sich hier anmeldet und nach Rat fragt, dann kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einer

Zitat:
z.b. wird der ratschlag der kontaktsperre so oft gegeben, eigentlich fast immer Mr. Green . woher beziehen sie alle ihr wissen, dass das das beste wäre? aus diesen ex-zurück-ratgebern?


Man darf eben kein Patentrezept erwarten, sondern einen Rat.
Und es hängt doch immer von der besonderen Situation ab. Wenn eine Frau von ihrem Mann nur noch schlecht behandelt und erniedrigt wird, dann würde auch ich eine KS vorschlagen. Eben vorschlagen, nicht aber als Patentrezept empfehlen.
Oder wenn eine Frau nichts anderes mehr denken kann als Er dann wäre eine Weile Ruhe vielleicht auch mal ganz ratsam.

Zitat:
nur mal so am rand bemerkt Mr. Green : alle meine langjährigen beziehungen endeten z. b. ohne diese konsequenten kontaktsperren zwinkern . und es kam auch gut.


Bei mir auch aber es gab dann irgendwann schon Mal Zeiten der Ruhe, aber ohne vorher gesagt zu haben: Jetzt KS!

Zitat:
ist es die zeit, das ablegen von gewohnheiten, die gespräche und das zuhören meiner freundInnen, eine neue liebe... die halfen, die trennungen zu überwinden? ich weiss es nicht. jedenfalls bleibt nichts, wie es ist und das ist auch gut so zwinkern


Mir persönlich hat`s immer am meisten geholfen, schon kurz vor der Trennung einen neuen Mann an Land zu ziehen
Ich musste die alte Liebe nicht einmal überwinden, weil wir ja noch im Kontakt waren und hatte gleichzeitig eine neue Liebe. Herrlich!

22.03.2015 17:33 • #13


T
lilly, du scheinst schon sehr weise mit der liebe umzugehen !

ja, das beste war es auch für mich, wenn ich einen neuen mann an land ziehen konnte und die trennung dann ganz easy war. ich zitiere lilly : herrlich!

ich hatte eine beziehung mit einem mann, der war offen und ehrlich, auch als er mit einer anderen frau (neben mir) noch etwas hatte. und auch mit der anderen frau war er ehrlich.
na ja, lustig wars natürlich trotzdem nicht, aber diesem mann kann und konnte ich immer vertrauen.

und das andere habe ich auch erlebt. der machte es hintendurch, bis ich es raus hatte und es beendete (kontakt besteht weiter, aber er bekommt mich nicht mehr in die position, in der er mich gerne hätte . vertrauen zerstört. wahrscheinlich für immer.

eigentlich spüren wir doch meistens selbst, was die richtigen reaktionen wären auf diese unterschiedlichen liebesszenarien.

suchen wir nicht nur nach denjenigen ratschlägen, die unsere eigenen bestätigen?





[/quote]

22.03.2015 18:22 • #14


A
Zitat von trendy:
ein bekannter paartherapeut äusserte, dass beziehungsratschläge gar nichts fruchten.

er selber hat sich nach dreissig jahren scheiden lassen und er hätte alle beziehungsratgeberbücher weggeworfen .

er muss es ja wissen und ich glaube auch, dass es so ist.

aber was hilft dann?
möglicherweise hat der therapeut nicht bedacht, dass es keine patentlösung für alle gibt weil jeder seine eigene geschichte mitbringt und einen anderen blickwinkel und andere wünsche und bedürfnisse hat, wenn diese nicht mehr miteinander unter einen hut zu bringen sind oder das in der realität nie möglich war, nützt auch keine paar-therapie. dann passen die menschen einfach nicht zusammen.

dennoch kann PT eine möglichkeit sein um das strickmuster der verhaltensweisen aufzudecken und dann zu verändern, wenn beide das wollen, ist es möglich, dass die beziehung daran wächst.

was hilft ist verantwortung für sich zu übernehmen und rechtzeitig aus sich wiederholenden konflikten aufzuwachen und zu bemerken, dass hier etwas nicht stimmt und die ursache, in sich, auflösen. dann hat die beziehung eine chance, sofern der andere auch mitzieht.
beide müssen noch genügend gefühle füreinander aufbringen und den willen haben es zu schaffen.
die meisten hält angst aneinander fest, ohne diese wären sie vielleicht schon viel länger aus der beziehung draussen.

22.03.2015 18:41 • #15


A


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