Bin ich wirklich immer schuld?

C
Hallo zusammen,

nun lese ich schon einige Zeit in diesem Forum und traue mich jetzt meine Geschichte aufzuschreiben ... vielleicht auch einfach nur, damit besser umzugehen und klarer zu sehen. Zur Zeit befindet sich nämlich nur ein Wust von Gedanken in meinem Kopf.

Mein Nun-Ex-Freund und ich waren 5 Jahre zusammen. Es war eine sehr intensive Beziehungen mit vielen schönen aber auch vielen sehr schmerzhaften Momenten. Wie oft haben wir uns schon getrennt und dann doch wieder zusammen gefunden ... jetzt ist es aber wirklich absolut zu Ende und ich gebe mir die komplette Schuld.
Unser Problem war eigentlich immer, dass ich mit seiner Kritik nie umgehen konnte. Hat er mir etwas gesagt, was ihn stört (und seien es nur die Haare im Waschbecken) fühlte ich mich sofort angegriffen und habe mich verteitigt auf Teufel komm raus ... war erstmal die Luft raus und der böse Nebelschleier verschwunden erkannte ich direkt, dass meine Reaktion absolut übertrieben war. Ich entschuldigte mich und gelobte Besserung: sprich ich arbeite an meiner Kritikunfähigkeit. Und es gab Momente, da klappte es wunderbar aber auch wieder andere an denen ich ausgeflippt bin bzw. mich total unverstanden oder wieder angegriffen fühlte.
Da mein Ex-Freund aber ein Kämpfer-Typ ist hat er immer wieder versucht mit mir diesen Weg zu gehen ... auch wenn er in den Jahren sich immer mehr zurückgezogen hat und bestimmt in einigen Fällen einfach mal die Klappe gehalten hat weil er, so wie er mir nun auch sagte ... er einfach nicht mit mir über einfache Dinge, die nicht harmonieren reden kann! Ich fühle mich total schuldig und weiß, dass ich das nicht mehr gut machen kann, denn die gesagten Worte stehen im Raum und in seinem Kopf, meine Reaktionen sind passiert und das macht mich einfach total traurig. Das Wenigste was ich wollte war, ihn zu verletzen.
In den Diskussionen hatten wir auch weiterhin unsere Probleme: wir konnten gar nicht miteinander streiten, es eskalierte immer bis zu bitterbösen Worten bis beide so verletzt waren und eifnach nur die Flucht bzw. das Ende der Beziehung wollten. Keiner fühlte sich verstanden. Waren wir dann für ein paar Tage getrennt, vermissten wir uns so sehr, dass wir uns wieder zusammen rauften und immer wieder habe ich versichert an mir zu arbeiten und ihm um Geduld gebeten, was meine Kritikunfähigkeit betrifft und auch meine ungenügende Selbstliebe, die immer wieder ein Problem in meinen Beziehungen aufwirft. Er war geduldig, war immer bei mir aber nun kann er nicht mehr und sagte mir vorhin noch klipp und klar: Die Beziehung ist kaputt, schrott! Und wieder fühle ich mich schuldig.
Wir leben zusammen, dh ich bin vor 2 Jahren zu ihm gezogen und nun muss ich mir ein neues Zuhause suchen. Damit bin ich aber schon seit dem Sommer beschäftigt denn dort gab es auch einen großen Krach, nach dem ich meine Sachen gepackt habe und alles auf dem Dachboden bei meinen Eltern untergebracht habe. Nach einer Woche aber hielten wir es nicht mehr aus und wollten es wieder zusammen probieren mit dem Resultat, dass ich nun eine Therapie mache um an mir zu arbeiten... leider zu spät.
Mein Ex-Partner ist ein sehr starker Mensch, vielleicht liebe ich ihn deshalb so... Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Oftmals hatte ich das Gefühl, dass all unsere Diskussionen nur aus meinen Problemen bestanden, dies bestätigte er mir auch vorhin nochmal Es geht immer nur um dich! Nun frage ich mich, hatte ich nie die Kraft Kritik an ihn zu üben, denn natürlich gibt es auch Macken an ihn, die mich gestört haben oder aber haben mich diese Macken einfach nie zu sehr aufgeregt und es gab für mich keinen Grund, diese zur Diskussion zu bringen? Oder aber hat er sich mich einfach anders gewünscht und versucht mit diesen Diskussionen Dinge zu ändern .... obwohl mich diese Diskussionen immer ein Stückchen weiter zu mir selbst gebracht haben? Oder aber wollte ich einfach immer auf Konflikt gehen um an meine Grenzen zu kommen, obwohl ich eigenltich ein total harmoniebedürftiger Mensch bin?
Meine Gedanken waren immer, wenn mal wieder eine Kritik kam Was will er denn jetzt schon wieder ... oder Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Im Endeffekt war ich und ich glaube auch er, total auf der Hut was man nun macht oder was man sagt, ohne direkt wieder einen Streit anzufangen. Das kann doch auch nicht richtig sein?

Puuuhhh ... es sind Gedankengänge die überhaupt keine ORdnung haben... bin einfach total verwirrt.

Schlaflose Grüße

Choice

26.11.2012 02:21 • #1


C
Willkommen im Forum!

Scheu dich nicht zu schreiben, wenn dir danach ist!

Aber nun zu deiner Geschichte.

Schwierig zu beurteilen - toller Anfang, oder?!

Du hast deine Probleme erkannt. Bist dabei daran zu arbeiten, etwas zu verändern.

Sind die Gefühle von beiden Seiten noch da? Wenn ja, wäre ein Abstand evtl. das Beste um runterzukommen.
Habt ihr es mal mit einer Paartherapie versucht? Ich würde nicht so schnell aufgeben, wenn am Problem aktiv gearbeitet wird.
Es sei denn, er hat komplett abgeschlossen und will definitiv nicht mehr.
Dann warte erst einmal. Evlt. kommt er auch zur Ruhe.

Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen!

Lieben Gruß
Carlson

26.11.2012 10:04 • #2


A


Bin ich wirklich immer schuld?

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C
Hallo Carlson,

danke die trotzdem für deine Worte! Ja, selbst ich finde es schwer zu beurteilen da ich überhaupt keinen klaren Gedanken fassen kann, wie man an dem Geschriebenen bestimmt germerkt hat. Soviele Gedanken schwirren einem durch den Kopf und immer wieder kommt man an Punkte, wo man sich fragt ... oder war das vielleicht der Grund? Puuuh!

Ich kann seine Gefühle gerade gar nicht einschätzen ... er verschließt sich total, was vielleicht auch normal ist.
Ich bin dagegen jemand, der immer wieder darüber reden möchte um zu einem positiven Ergebnis zu kommen, aber das gibt's diesmal nicht: das macht mich zur Zeit mürbe. Ich weiß, dass ich damit alles noch mehr kaputt mache, wenn ich ihn nicht in Ruhe lasse, darum muss ich mich gerade sehr zusammenreißen und akzeptieren. Ist halt schwer, weil wir ja noch zusammen wohnen d.h. im gleichen Haus wohnen, denn ein zusammen gibt's nicht mehr.

Ich denke, eine Paartherapie wäre schon viel früher hilfreich gewesen. Aber das haben wir leider nicht gemacht, weil wir immer dachten, wir kriegen das hin; weil ich immer dachte: ICh kriege das hin.
Jetzt bin ich dabei, Dinge an mir verstehen zu lernen ... aber den Prozess kann ich nicht auf zwei Tage reduzieren, das braucht Zeit - und ich glaube, diese Kraft ist bei ihm einfach aufgebraucht.

Müde Grüße
Choice

26.11.2012 11:14 • #3


S
Hallo Choice,

deine Geschichte erinnert mich ein bisschen an mich selbst.

Als erstes mal: Du bist nicht alleine Schuld an allem! Er hat mindestens genausoviele Fehler gemacht und er hat dich nicht so akzeptiert, wie du bist. Es klingt so, als wollte er dich ganz schön verbiegen und hat dir immer wieder gesagt, was (aus seiner Sicht!) richtig und was falsch ist. Du hast dir das gefallen lassen und versucht, dich anzupassen.

Weißt du, am Anfang meiner (Ex-) Beziehung war ich auch so... habe immer wieder an meinem Ex rumgemeckert, wollte dass er dies anders macht und das anders macht... er war eher unordentlich und ich musste immer und überall seine Sachen wegräumen, was mich am Anfang total gestört hat. Er hat sich meine ständige Kritik aber nicht gefallen lassen und so gab es oft Streits.
Irgendwann habe ich dann eingesehen, dass ich ihn nicht verändern kann und es eigentlich auch gar nicht will. Klar haben mich immernoch einige Sachen gestört, aber irgendwann habe ich dann einfach nichts mehr dazu gesagt und versucht, meine eigene Einstellung zu verändern. Ihm hat sicher auch nicht alles an mir gepasst, aber er hat sich eigentlich nie beschwert und mich so akzeptiert wie ich bin.

Das Problem mit den eskalierten Streits hatten wir auch oft und konnten es nie lösen. Heute weiß ich, dass es sehr viel Übung und Selbstbeherrschung braucht, um Probleme konstruktiv zu lösen.

Ich finde es gut, dass du eine Therapie begonnen hast, um an dir selbst zu arbeiten, vielleicht ist es ja doch noch nicht zu spät, wenn er sieht, dass du jetzt ernsthaft was änderst

Ich möchte dir noch das Buch Emotionale Intelligenz von Daniel Goleman empfehlen, das hat mir (leider auch zu spät) oft die Augen geöffnet und gezeigt, wie man besser mit Emotionen wie Angst, Wut, Trauer usw. umgehen kann.

26.11.2012 11:23 • #4


T
Hallo und Willkommen

Was Du beschreibst klingt allerdings sehr schwierig. Leider kann ich nicht beurteilen, wie Objektiv deine Schilderung ist, weil wir, glaube ich, alle dazu neigen oder geneigt haben unseren Ex auf einen Sockel zu stellen.

Zitat:
Meine Gedanken waren immer, wenn mal wieder eine Kritik kam Was will er denn jetzt schon wieder ... oder Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Im Endeffekt war ich und ich glaube auch er, total auf der Hut was man nun macht oder was man sagt, ohne direkt wieder einen Streit anzufangen. Das kann doch auch nicht richtig sein?


Vielleicht hat er viel kritisiert, vielleicht kam es Dir nur so vor, keine Ahnung.

Zitat:
Ist halt schwer, weil wir ja noch zusammen wohnen d.h. im gleichen Haus wohnen, denn ein zusammen gibt's nicht mehr.
(...)
Jetzt bin ich dabei, Dinge an mir verstehen zu lernen ... aber den Prozess kann ich nicht auf zwei Tage reduzieren, das braucht Zeit - und ich glaube, diese Kraft ist bei ihm einfach aufgebraucht.



Ich glaube das ist das Einzige was Du jetzt tun kannst, Dich auf Dich konzentrieren. Woher kommt es, dass Du Dich so schnell angegriffen fühlst? Wie kannst Du es ändern? Was möchtest Du mit Deinem Leben anfangen? War die Beziehung überhaupt das was Du wolltest?
Fühl Dich ganz fest gedrückt, es ist immer ein schwerer Weg zu sich selber zu finden, aber es ist auch ein Weg der sich lohnt!

26.11.2012 11:25 • #5


Nippes
hmmm....mir gefällt das wort kritik nicht so gut...es kommt immer darauf an, wie man bestimmt dinge angeht. kritik sollte immer so angesprochen werden, dass der gegenüber sich nicht angegriffen fühlt. angriffe haben in einer beziehung noch nie was gutes bewirkt.

26.11.2012 11:35 • #6


C
Danke für eure Worte ... geht mir gerad sehr nah, könnt aber eh wegen jedem bisschen heulen ... geht wohl vorbei!

@sonnenmond:
Anpassen ist schon das richtige Wort. In meiner Therapie kam stark zum Vorschein, dass ich es allen Menschen um mich herum recht machen will, das aber natürlich nciht kann und demnach nicht ehrlich zu mir selbst bin... Klar, ich wollte ihm gefallen und wollte auch mir selber gefallen, denn die Kritikpunkte die da angesprochen sind, waren zu 95% berechtigt, es waren DInge, in denen ich mich selber nicht wohl gefühlt habe und verscuhte zu ändern. Er hat's nur immer ausgesprochen was ich jahrelang verdrängt habe. Aber anstatt direkt zu erkennen, dass er mir oft nur helfen wollte bin ich erstmal total gegenan gegangen mit bitterbösen Worten und gesuchten Ausreden - was dann im Endeffekt der Grund war, warum er sich total zurück gezogen hat und nichts mehr sagen wollte.
Danke für dein Buch-Tipp

@Twinky
Ob's objektiv ist, weiß ich nicht, kann ich auch im Moment nicht einschätzen, weil noch zuviele Gefühle daran hängen. Darum schreibe ich hier auch, glaube ich Aber wie auch in der Therapie kann ich nur aus meiner Sicht erzählen, wie ich Dinge sehe und nur versuchen, ehrlich zu mir selbst zu sein (sonst würde das alles ja gar nichts bringen)

@Nippes
Ohja, eine Kritik zu äußern OHNE jemanden zu verletzen braucht Übung! Wenn man es will, bekommt man es wahrscheinlich hin

26.11.2012 12:01 • #7


C
Hallo nochmal,

jetzt ist der totale Bruch da, haben wir doch vorher noch versucht freundschlaftlich zusammen zu wohnen, aber das funktioniert nicht. Ich habe probiert freundlich zu sein oder mal SmallTalk zu halten, aber er distanzierte sich total.
Ich habe das Gefühl, er provoziert die Distanz - vielelicht ist es ein Schutz vielleicht ist es aber auch nur einfach Wut auf mich?

Jedenfalls werde ich nun heute Mittag die restlichen Sachen von mir aus seinem Haus holen und bei Freunden unterkommen, denn diese Situation fällt mir total schwer und tut einfach nur weh!
Ich wollte weder ein Aus noch gegenseitiges Fertig machen ... aber jetzt habe ich begriffen, dass er mit all seiner Macht versucht mir klar zu machen, dass es keine Hoffnung mehr gibt!

Das tut echt weh - ich werde es akzeptieren (müssen) und hoffe einfach, dass wir irgendwann mal wieder normal miteinander reden können ohne Emotionen, die hochkochen.

Liebe Grüße
die Choice

28.11.2012 15:00 • #8




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