25

Burn Out Partnerschaft

Jaqqi
Guten Morgen,

ich wollte einmal fragen, ob es hier Menschen gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und hoffe meine Gedanken dadurch etwas besser ordnen zu können.

Wir sind seit über 6 Jahren zusammen und verlobt. Vor ca. einem Jahr hat mein Freund neben seiner Vollzeit Stelle den Meister in der Abendschule (3x unter der Woche sowie jeden 2ten Samstag) begonnen. Im Sommer hatte er seine ersten Prüfungen die er gut gemeistert hat. Vor ca. 4 Wochen ist mir aufgefallen, dass er immer dünnhäutiger wird und wir uns mehr wegen Kleinigkeiten streiten. Er wirkte abwesend und hat sich öfter zurück gezogen. Ich habe immer wieder gefragt was denn los sei, allerdings bekam ich immer wieder die selbe Antwort nichts alles gut.

Vorletztes Wochenende habe ich mich mit dieser Aussage nicht mehr zufrieden gegeben und weiter gebohrt. Er meinte dann, dass ihn momentan alles super stresst und er gar nicht mehr weiß wo ihm der Kopf steht (kann ich total verstehen!). Er meinte dann allerdings auch, dass er das Gefühl hat, dass wir uns auseinander leben. Im ersten Momente war ich sehr geschockt. Fragte auch nach in welcher Hinsicht, aber er konnte mir keine Antwort geben. Am Montag darauf kam er von der Schule Heim und hatte einen leichten Zusammenbruch. Er saß zusammen gekauert auf dem Sofa, sagte er wolle weinen aber könne nicht. Er fühle sich so leer und es ist ihm alles zu viel. Ich habe versucht ihn zu trösten und zu beruhigen, aber das hat leider nicht funktioniert. Er hat die nächsten 2 Nächte auf dem Sofa geschlafen auf seinen eigenen Wunsch und am Mittwoch kam er zu mir und meinte, dass er jetzt wisse, dass seine Aussage falsch war. Er hat nicht das Gefühl wir leben uns auseinander, sondern, dass er sich selbst verliert. ich hatte mich die Woche schon etwas über die Symptome schlau gemacht und wir sind beide zu dem Ergebnis Burn Out gekommen. Ich habe immer versucht ihm möglichst den Rücken mit allem frei zu halten und er hat nie gesagt, dass es ihm zu viel wird. Wir haben die Woche immer mal wieder geredet und es kamen immer neue Dinge zum Vorschein. er meinte zb er wolle das mit dem Meister doch unbedingt und dass er sich nur mehr anstrengen müsse. (er hat Adhs und wohl immer das Gefühl er ist deswegen nicht gut genug und müsse sich einfach anstrengen um normal zu sein, das ist natürlich völliger Blödsinn). Er sagte, dass er diese Gefühlskälte die er empfindet im ersten Moment der Beziehung zugeschoben hat, eben weil er gar nicht greifen konnte was los ist. Wir reden wie gesagt immer wieder, wobei ich mich auf einem schmalen grad bewege. Ich möchte ihn nicht überfordern, aber eben helfen so gut ich kann. Wir sind dabei uns um therspeutische Hilfe zu bemühen und haben am Wochenende Dinge gemacht die er gerne tut (Schlittschuhlaufen, Lieblingsresteraunt etc.). Seit wir das ganze angesprochen haben sucht er auch wieder viel mehr Körperkontakt. Ich habe ihm versichert, dass ich für ihn da bin und immer sein werde egal wie schwer der weg ist. Er sieht sich selbst als Belastung das ist er aber nicht! Mein Problem ist folgendes:

Er sagte ja er sei momentan gefühlskalt und empfindet nichts. Somit auch nicht für mich. Er fühle sich wohl bei mir und wäre gerne in meiner Nähe, aber mehr könne er mir momentan nicht versprechen. Das war ok für mich. Nun hat er allerdings vor 2 Tagen wieder ich liebe dich gesagt und er meinte, dass er definitiv wieder etwas für mich empfinde. Er wirkt nicht mehr durchgehend niedergeschlagen und kann seit ca. 4 nächten auch wieder schlafen (davor hat er 3 wochen wohl so gut wie gar nicht geschlafen). also meiner Meinung nach sind das gute kleine erste Schritte, auch wenn es noch ein langer weg ist. Was ich nun aber nicht verstehe ist, dass er sagt er liebt mich, aber gleichzeitig er wisse nicht ob wir zusammen bleiben sollten. so dumm es vielleicht klingt dies verunsichert mich, da ich das Gefühl habe die Liebe reicht nicht aus um zusammen an dem ganzen zu arbeiten. hat jemand Erfahrung mit so einer Situation? Denkt ihr, dass wir eine Chance haben, das ganze wieder hinzubekommen? Nächsten Freitag hat er einen Termin bei einer Therapeutin. Dieses Gefühl sich selbst zu verlieren hat er immer noch und wohl auch phasenweise diese innere Leere. Ich möchte keinen Druck aufbauen und für ihn da sein. Ich bin nur selbst so verwirrt, weil ich dachte sobald er wieder etwas empfindet spielt er nicht mehr mit dem Gedanken die Beziehung zu beenden.

Bitte entschuldigt die lange Ausführung ich habe versucht mich so kurz wie möglich zu halten.

Ich denke seine Glaubenssätze aus der Kindheit auch bedingt durch das Adhs haben ihn in diese Situation gebracht. Er muss lernen gesund mit sich und seinen Emotionen umzugehen bzw. Sich um sich selbst zu kümmern und nicht nur um andere. Er war immer für mich da und ich bin an seiner Seite. Weder empfinde ich ihn als Belastung noch sonst was. Ich habe einfach Angst ihn zu verlieren.

07.12.2022 07:56 • x 2 #1


K
Hat er sich vielleicht verknallt in eine Mitmeisterschülerin?
Kommt öfter vor, als sich so manch zu Hause sitzende Partnerin wünschen wird.

07.12.2022 09:33 • #2


A


Burn Out Partnerschaft

x 3


T
Zitat von Jaqqi:
Ich habe einfach Angst ihn zu verlieren.

Und genau das ist deine Baustelle. Angst ist kein guter Ratgeber und verleitet leicht zu dummen Handlungen. Mir ist aufgefallen, dass ihr immer wieder durch dein Bestreben redet. Ich möchte da nicht noch Öl ins Feuer gießen, aber ich habe ähnliches selbst erlebt. Sowas kann sehr schnell und als zusätzlicher Druck erlebt werden. Allerdings kann das auch passieren, wenn du dein Leben wieder mehr auf dich ausrichtest und ihm Raum gibst. Er könnte sich ungeliebt fühlen und ich vermute stark, dass du eine Art Anker in dieser aufreibenden Zeit für ihn bist. Ich bin mir aber bei einer Sache auch halbwegs sicher: er möchte dich nicht belasten und schämt sich vermutlich auch wegen seines Verhaltens dir gegenüber. Du merkst ja selbst an seinem ambivalenten Verhalten, dass er nicht wirklich weiss, wie er mit dir umgehen soll ohne dich zu verletzen aber eben auch diese Partnerschaft nicht als Leistungsdruck zu empfinden.
Ich finde es jedoch klasse, wie du versuchst ihm beizustehen.

Wir Menschen sind verschieden. Der eine möchte in solchen Phasen mehr Zuwendung und Bestätigung, der andere seine Ruhe.

Mein Weg in deiner Situation wäre, ihn einfühlsam und ruhig zu fragen, was er braucht und wie er sich dein Verhalten wünscht. Du schaust dann, was davon für dich tragbar ist. Wichtig dabei: das kann von Tag zu Tag variieren und ist kein festgeschriebenes Gesetz.

Ansonsten solltest du auch auf dich achten und nicht die Therapeutin spielen. Bring dich weiterhin bis zu einem gewissen Level ein, aber investiere nicht zu viel. Auf der einen Seite kann seine Phase (?) dich auch runterziehen, auf der anderen Seite läufst du Gefahr dich zu sehr auf ihn zu fokussieren.

07.12.2022 09:34 • x 6 #3


E
Als ich ähnliches erlebt habe, hatte sich mein damaliger Partner in einer Mitschülern verknallt. Ich dachte, er hat Stress wegen der Abendschule - hatte er auch viel um die Ohren - aber das war nicht die Ursache, warum er kaum schlafen konnte und um 4 Uhr schon wach war.... Ich weiß nicht, ob es bei euch so ist, aber es wäre zumindest meiner Meinung nach in Betracht zu ziehen. Vor allem auch weil er sagt, dass er sich nicht sicher ist, ob ihr zusammen bleibt. So eine Aussage ist ernst zu nehmen, oft erleichtert das das schlechte Gewissen von Menschen, die aufgrund ihres Verhalten sich dem Partner nicht mehr loyal fühlen.

07.12.2022 09:47 • x 4 #4


FrauDrachin
Hey @Jaqqi ,

tut mir echt leid, was du gerade durchmachst, ich sende dir mal eine dicke Umarmung.

Wie lange geht denn die Sache noch?

Ich fühle mich tatsächlich gerade in der Zeit zurückversetzt, mein damals Freund hat auch, unmittelbar nach dem Bund, neben der Arbeit her seinen Meister gemacht, dann noch einen mittelschweren Arbeitsunfall gehabt, und hatte dann irgendwann einen richtig schlimmen Zusammenbruch.

Allerdings hat mein Freund, Gott sei Dank, nie die Beziehung in Frage gestellt.
Dafür hat deiner eingesehen, dass er ein Problem hat, und ist bereit, zu einem Profi zu gehen, das war meiner leider nie.

Wir haben damals folgendes gemacht: Ich hab ihm einen Stundenplan gemacht fürs Lernen, damit er sich auch genug Pausen nimmt. Und ich habe richtig geraten, als ich mir dachte, dass von täglich Sport beim Bund zu null Sport und 12h Sitzen und Lernen eine zu krasse Umstellung ist, und hab ihn Laufen geschickt. Ging natürlich nur, weil er sich dann auch daran gehalten hat.
Das ist aber total individuell, für deinen Freund kann es etwas ganz anderes sein, was er gerade braucht und ihm hilft, und es kann auch sein, dass du ihm überhaupt nicht helfen kannst.

Was ich auf alle Fälle machen würde, ist, das Beziehungsthema für eine Weile ganz hinten anzustellen. Ihr seid verlobt, also sieht er da offensichtlich eine sehr gute Basis. Ihn da jetzt zu drängen wird erstens den Druck erhöhen, und zweitens, in seinem gerade wirklich heillos überforderten Gehirn dazu führen, dass er vielleicht den einfachsten Weg wählt, um erst mal Druck abzubauen, den er aller Wahrscheinlichkeit nach dann bereut.

Also, was würde ich tun:
Ich würde denken, dass regelmäßig sinnvoll Essen, regelmäßige Pausen, am besten Bewegung und frische Luft, und Bestätigung und Mut machen wichtig sind.
Wenn ihr euch für sowas interessiert: Mein ehemaliger Hauarzt hat Vit. B12 (Methylcobalamin!) quasi standardmäßig empfohlen, weil es sehr gut gegen Stress sei. Und wenn dein Freund vermutlich zu viel Zeit drinnen verbringt und verbracht hat, vielleicht Vit. D.
Koch gesund, und wenn er nicht mit dir Essen will, stell es ihm hin. Erinnere ihn an seine Pausen. Plane eher mehrere kurze Aktionen, dafür am besten aktiv und draußen. Und sei nicht böse, wenn er keinen Bock darauf hat.

Ansonsten tu was für dich. Grenze dich ab. Sein Problem ist sein Problem, das er vor allem selber lösen muss. Wenn er deine Hilfe nicht annehmen will, und du ihn dauernd drängst, gerät eure Beziehung in Schieflage.
Mach dir selber schon mal Gedanken, wo deine Grenzen sind, unfair behandeln lassen musst du dich nämlich z.B. auch nicht.
Du selber hast ja wahrscheinlich auch ein Leben zu leben, vernachlässige das nicht.
Vielleicht kannst du ja dann auch mal mit zur/m PherapeutIn, dann könnt ihr zusammen einen Fahrplan aushecken.

Ansonsten möchte ich dir Mut machen: Wir waren nach dem Vorfall lange und glücklich verheiratet.

07.12.2022 09:54 • #5


Jaqqi
Du hast Recht. Ich versuche momentan Sicherheit zu bekommen, die er mir aufgrund der Situation nicht geben kann und baue dadurch vermutlich zusätzlich Druck auf. Das war nicht meine Absicht, aber ich denke auch, dass er Angst hat eine Belastung zu sein. Vor allem, wenn er noch sieht, dass ich traurig bin.

Ich war nur so erleichtert, als er wieder ich liebe dich sagte. Damit hätte ich so schnell keineswegs gerechnet. Das hat mich froh gemacht und gleichzeitig kam die Ernüchterung, dass das an der Situation nichts ändert.

Danke für deine Antwort.

07.12.2022 10:06 • #6


Jaqqi
@FrauDrachin

Vielen vielen Dank für deine ausführliche und liebe Antwort.

Diese macht mir tatsächlich Mut und gibt mir etwas Hoffnung. Mein Fokus liegt auf der Beziehung, weil dies momentan mein Problem ist. Ich versuche Sicherheit zu bekommen, wo er sie mir momentan nicht geben kann, weil er selbst so viele andere Probleme hat. Das war unfair meinerseits und erkenne ich jetzt dank eurer Nachrichten.

Das ganze, dass er sich so fühlt geht jetzt seit ca. 4 Wochen. Schlafprobleme hat er laut seiner Aussage seit drei Wochen. Der Knall war letzten Montag. Er sagt aber selbst, dass es ihm seither ein kleines bisschen besser geht und das Gefühl hab ich auch. Aber auch weiß ich, dass das noch ein langer Weg ist und das ist total okay. Ich denke seine Aussage wir leben uns auseinander war im ersten Moment aus seiner Hilflosigkeit heraus, weil er eben nicht wusste was denn eigentlich lost ist. Dafür spricht meiner Meinung nach auch, dass er 2 Tage danach wieder meine Nähe gesucht hat und die Aussage revidiert hat. Im Grunde hat er die Beziehung auch nicht direkt in Frage gestellt. Er sagt er möchte mich nicht verlieren und dass er froh ist, dass ich da bin. Er sagt halt auch, dass er momentan keinen Bezug zu seinen Gefühlen hat und eben deswegen selbst nicht weiß wie und ob das wieder wird. Aber eben auf alles nicht auf die Beziehung direkt bezogen. Ich fürchte da spielt sich einfach auch einiges in meinem Kopf ab. Das einzige was er sagt ist, dass er mir nicht versprechen kann, das alles wieder gut wird. Was in der Situation wohl auch verständlich ist. Ich schäm mich gerade selbst ein wenig, wie ich mit dem ganzen bisher umgegangen bin... da hab ich definitv auch meine eigenen Baustellen.

Seit ein paar Tagen schläft er nachts wieder ohne die ganze Nacht wach zu liegen. Er hat sich in einigen Punkten geöffnet (Gedanken ausgesprochen etc.) und kann wieder ein wenig lachen. Wie gesagt ich weiß, dass das sehr kleine Schritte sind, aber eben wichtige.

Auch vielen Dank für deine Tipps! Genau das ist das was ich momentan versuche. Ihm Mut zu machen, zu unterstützen und gesund zu versorgen im Hinblick auf Ernährung etc. Er probiert seit 2 Tagen auch Ashwagandha aus, falls euch das etwas sagt. Und auch mit den Pausen hast du Recht. Er hat auf der Arbeit zb keine Pausen mehr gemacht und nur noch durch gearbeitet... und allgemein sich in der Freizeit keine Zeit mehr für Dinge genommen die ihm Freude bereitet haben.

Darf ich dich fragen, wie dein ehemaliger Partner aus dem Burn Out wieder heraus gekommen ist, wenn er keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen hat? Kann es schon ausreichen, wenn man mehr auf sich achtet und wege findet seinen Stress auf gesunde weise zu verarbeiten?

Dein Beitrag gibt mir wirklich Hoffnung vielen Dank dafür.

07.12.2022 10:27 • x 1 #7


Chrome
@Jaqqi

So ist es aber in einer Depression oder beim Burn out nun einmal. Man hat Phasen wo es einem gut und dann wieder eine längere wo es schlecht läuft, bis die guten Phasen vollständig verschwunden sind.

So funktionieren Depressionen nun einmal, deswegen ist es ja so wichtig sofort beim ersten Anzeichen einen Arzt aufzusuchen um etwas dagegen zu unternehmen, denn fällt er erstmal in eine schwere Depression, wird er überhaupt nix mehr empfinden und zwar für niemanden.

Es ist wie eine leere Hülle ohne Gefühle, einzig die Erkenntnis lässt ihn dann noch wissen wie man in einer Situation fühlen sollte. Daher ab zum Arzt und zwar ganz schnell, dieser soll die Depression mit einem Test feststellen und etwas dagegen tun, dann wird dieses Thema auch bald vorbei sein und seine Gefühle können sich wieder frei entfalten.

Daher ist es nicht ungewöhnlich dass Menschen die an einer Depression leiden oft wechseln in ihren Aussagen. Einmal fühlen sie nix, nächsten Tag lieben sie einen wieder. So etwas kann verwirrend sein, aber es geht hier nicht um dich, du musst diese Erkenntnis anders aufnehmen.

Sei doch froh dass er genau weiß wie sehr er dich liebt wenn seine Gefühle normal funktionieren. Diese Erkenntnis ist gut und zeigt dass sich das kämpfen lohnt.

Daher ab zum Hausarzt, der checkt ihn erstmal durch, schaut sich sein Blut an und nimmt körperliche Gründe aus dem Spiel, danach schickt er euch zu einem Therapeuten und der verschreibt ihm dann Antidepressiva, aber erstmal abklären ob es nicht doch an einem körperlichen Symptom liegen könnte.

Die Schilddrüse kann Depressionen auslösen und auch ein Mangel im Blut kann so etwas.

07.12.2022 10:27 • x 1 #8


FrauDrachin
Zitat von Jaqqi:
Darf ich dich fragen, wie dein ehemaliger Partner aus dem Burn Out wieder heraus gekommen ist, wenn er keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen hat? Kann es schon ausreichen, wenn man mehr auf sich achtet und wege findet seinen Stress auf gesunde weise zu verarbeiten?

Ich weiß nicht, ob das ein Lehrbuchmäßiger Burn Out war.
Wir haben dem auch nie den Namen gegeben.
Das war dieser eine wirklich, wirklich schlimmer Zusammenbruch, ausgelöst durch eine unachtsame Bemerkung einer Ärztin, danach halt eine stressige Zeit, bis der Meister fertig war, und dann eigentlich back to normal.
Also, nein, eigentlich glaube ich nicht, dass er den Stress auf gesunde Weise verarbeitet hat... Da sehe ich bei deinem Partner eine große Chance.

Zitat von Jaqqi:
Das ganze, dass er sich so fühlt geht jetzt seit ca. 4 Wochen.

Ich meinte eher, wie lange es noch dauert, bis er mit seinem Meister fertig ist?
Und hab Geduld, und teil dir deine eigenen Kräfte ein. Ich würde mich schon eher auf einige schwierige Monate einstellen, glaube ich. Wenns dann schneller geht, umso besser.

Zitat von Jaqqi:
Aber eben auf alles nicht auf die Beziehung direkt bezogen. Ich fürchte da spielt sich einfach auch einiges in meinem Kopf ab. Das einzige was er sagt ist, dass er mir nicht versprechen kann, das alles wieder gut wird. Was in der Situation wohl auch verständlich ist. Ich schäm mich gerade selbst ein wenig, wie ich mit dem ganzen bisher umgegangen bin... da hab ich definitv auch meine eigenen Baustellen.

Nein, tu das nicht.
Ist doch völlig logisch, dass du damit auch im ersten Moment überfordert warst, und das darfst du doch auch. Natürlich macht man sich nach einer solchen Aussage Sorgen um die Beziehung.
Jetzt habt ihr etwas Ruhe reingebracht, informiert euch, sucht euch beide Hilfe, seid auf einem guten Weg.
Auch kein Grund, gleich dich selber in Frage zu stellen.
Aber es freut und entlastet ihn bestimmt, wenn du ihn das auch so (kurz, knackig, undramatisch) wissen läßt.

07.12.2022 10:35 • x 1 #9


Hola15
@Jaqqi

Ich glaube nicht, dass dein Freund das als Vorwand benutzt, weil er sich anderweitig umguckt.
Wenn jemand sagt, dass er nichts mehr fühlt, ist das ein deutliches Warnzeichen. Das deutet schon ziemlich auf die Höchststufe einer Depression. Sehr gut, dass er gleich therapeutische Unterstützung bekommen hat!

Ich kann deine Unsicherheit verstehen aber wenn es dir möglich ist, versuche souverän zu bleiben.
Das wird eine Zeit dauern, aber wie ihr miteinander ins Gespräch kommt zeigt, dass eine gute Basis da ist. Vllt. geht es aber auch tatsächlich schneller wenn er einfach wieder schlafen kann.

Vllt. wäre es hilfreich wenn du mal mitkommen könntest zur Therapie und dort Fragen beantwortest bekommst und Hilfestellung.

Ich habe eine Tochter mit ADS und weiß wie viel anstrengender es für diese wundervollen Menschen sein kann zu „funktionieren“. Und wie sehr sie sich wünschen es ebenso wie die anderen zu schaffen. Er scheint sich da ja auch selbst sehr unter Druck zu setzen. Auf Dauer ist das nicht gesund.

07.12.2022 10:44 • x 3 #10


Jaqqi
@FrauDrachin


Das tut mir sehr leid, dass ihr damals ähnliche Erfahrungen gemacht habt. So etwas ist für alle Beteiligten nie leicht. Ich denke auch, dass das eine Chance ist. Denn Stress lässt sich nicht vermeiden.

Oh entschuldige das hab ich falsch verstanden. Der Meister ist nächsten August/ September zu Ende.

Vor ca. 4 Wochen hat er auch das Thema für sein Meisterstück bekommem (er macht den Metallbaumeister). Ich denke das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Da haben dann auch die Schlafstörungen eingesetzt. Ich denke auch, dass das noch einige Wochen und Monate dauern wird. Freue mich aber in der Zwischenzeit über jeden kleinen Schritt den er nach vorne macht.

Ja, du hast Recht das ist alles schon auf einem guten Weg. Nochmals vielen Dank für deine lieben Worte!

Ich werde ihm das heute Abend nochmal ganz unaufgeregt so sagen. Es ist wichtig, dass er langsam wieder zu sich findet, der Rest kommt dann von ganz allein bzw. Wird die Zeit zeigen.

07.12.2022 10:58 • x 1 #11


Jaqqi
@Hola15

Auch hier vielen Dank für deine lieben Worte.

Ich persönlich halte das ganze auch nicht für einen Vorwand und ich denke auch, dass es hier wichtig ist zeitnah professionelle Hilfe bei zu holen. Nächsten Freitag hat er seinen ersten Termin, mal sehen wie es wird.

Ja, ich werde versuchen souveräner mit der Angelegenheit umzugehen. Ich denke das ganze war eine Abwärtsspirale. Stress, Versagensängste, das Adhs, durch das alles kein Schlaf mehr.... zumindest konnten wir die Spirale anhalten oder pausieren. Ich denke dass er wieder schlafen kann ist schonmal ein wichtiger Schritt.

Es tut mir im Herzen weh zu sehen, wie schlecht er aufgrund des ADHS von sich denkt... das kam jetzt auch erst im Laufe der Woche nach und nach zum Vorschein... ich wusste, dass er diese Krankheit hat, aber nicht wie sehr ihn diese belastet...

Von kleinauf vermittelt zu bekommen stell dich nicht so an oder reiß dich einfach mal zsm... auch seine Eltern waren da alles andere als verständnisvoll... das führt dann dazu, dass er sich selbst super unter Druck setzt und wenn etwas nicht klappt einfach noch mehr versucht durchzubeißen. Ich denke auch da kann die Therapie vielleicht einige Blockaden oder Glaubenssätze im Kopf auflösen. Er redet immer wieder davon, dass er gerne einfach normal wäre und sieht nicht wie wundervoll er ist, gerade weil er anders ist. Und in dieser Situation in der er ist wäre fast jeder am Limit. Funktionieren beschreibt seine derzeitige Situation sehr gut. Er will einfach nur Funktionieren und alles selbst hinbekommen, auch wenn er das gar nicht muss.

Ich hoffe das klingt nicht doof, aber es ich finde es sehr schön, dass deine Tochter in dir eine so empathische Mutter hat. Meine Erfahrung durch meinen Partner ist, dass Menschen mit einer solchen Krankheit besonders viel liebe, Verständnis und auch einfach Akzeptanz brauchen. Zu wissen man ist gut so wie man ist.

Nochmals vielen Dank für deine aufbauenden Worte.

07.12.2022 11:13 • x 2 #12


Ayaka
ich denke das Problem, wie oft beim Burn Out, ist nicht nur die reine Arbeitslast, sondern vor allem auch seine psychische Verfassung - nicht genug zu sein, wenn er das nicht schafft, fehlendes Selbstbewusstsein, Unfähigkeit dort die Grenzen zu setzen wo seine Gesundheit wichtig ist, es immer allen Recht machen zu wollen. Sich zu sehr in die Ausbildung reinzusteigern.

Das Problem löst du nicht indem du ihm alles andere vom Hals hältst - er muss lernen seine Energien sinnvoll einzusetzen ohne sich selbst dabei zu verlieren. Klar kann man in solchen Zeilen etwas mehr als den fairen Anteil machen, aber wenn du jetzt alles von ihm fernhältst taucht er immer mehr in seine Blase rein.

Und ganz ehrlich - wenn er nach einem Jahr schon erste Zusammenbrüche hat ist es meiner Meinung nach höchste Zeit die Ausbildung auszusetzen, abzubrechen. Vielleicht kann er auch den Job für die Ausbildungszeit auf 30 Stunden reduzieren, Brückenteilzeit ist mittlerweile gut gesetzlich verankert, wenn es kein Kleinstunternehmen ist. Mit Chefs kann man sicher, vor allem bei einer berufsnahen Ausbildung, reden.

Das schafft er nicht noch ein paar Jahre und dann muss man sich halt auch ehrlich die Karten legen wenn es zu viel ist und den Plan entsprechend der Leistungsfähigkeit anpassen.

07.12.2022 12:01 • x 1 #13


G
Zitat von Jaqqi:
er hat Adhs und wohl immer das Gefühl er ist deswegen nicht gut genug und müsse sich einfach anstrengen um normal zu sein, das ist natürlich völliger Blödsinn

Wie zum Geier kommst Du dazu, als Außenstehende solche eine Aussage zu treffen?
Diese Aussage ist für mein Dafürhalten eine ganze zentrale und Du tust das auf eine ziemich arrogante Art und Weise ab, vermutlich, weil Du es Dir als Nichtbetroffene gar nicht vorstellen kannst, was das bedeutet.

Menschen mit AD(H)S erleben meistens schon seit frühester Kindheit, dass sie anders sind, weil sie nicht so funktionieren wie andere Kinder im Kindergarten oder in der Schule bzw. wie andere Jugendliche in der Ausbildung oder junge Erwachsene in Studium oder Beruf. Diese fortwährenden negativen Erfahrungen des Anders-seins und des Abgelehnt-werdens zehren auf Dauer oft ziemlich am Selbstwert, die Betroffenen werden zunehmend sehr sensibel für kleinste Verstimmungen im Umfeld und entwickeln eine Vielzahl von vermeintlichen Kompensationsmöglichkeiten, um weniger auffällig zu sein, weniger Fehler zu machen und sich damit besser zu fühlen. Manche entwickeln auf dieser Grundlage eine soziale Phobie, andere (wie evtl. auch Dein Partner) erleben irgendwann (z.B. bei steigenden Anforderungen und Belastungen) das Phänomen, dass alle bisherigen Bewältigungs- bzw. Kompensationmsstrategien nicht mehr funktionieren, empfinden nur noch Ohnmacht und Hilflosigkeit und werden schließlich depressiv.

So, liebe TE - und jetzt wäre ein bisschen mehr Empathie durchaus angebracht.

Zitat von Jaqqi:
Ich denke seine Glaubenssätze aus der Kindheit auch bedingt durch das Adhs haben ihn in diese Situation gebracht. Er muss lernen gesund mit sich und seinen Emotionen umzugehen bzw. Sich um sich selbst zu kümmern und nicht nur um andere.

Schuster bleibt bei denen Leisten - Du bist (noch) seine Partnerin, nicht seine Therapeutin - auch wenn sich vielleicht diese Rolle toll anfühlt.

08.12.2022 10:32 • #14


J
Das ist leider typisch für eine körperliche und psychische Überlastung, auch Burnout und Co genannt. Er hat viel Druck, ... muss auf der Arbeit und gleichzeitig daheim funktionieren. Irgendwann schaltet der Körper ab und trennt sich von dem Ballast. Entweder von der Arbeit, dem Partner oder im schlimmsten Fall, auch vom eigenen Leben.

Das sollte man verstehen lernen und vor allem auch nicht immer so tun als ob man zb. als Partnerin da immer der absolute Mittelpunkt sein muss. Manchmal eben nicht die Aufmerksamkeit bekommt die man gerne hätte, dies aber auch gute Gründe hat. Würde zb. ein Mensch wirtschaftlich versagen und aufgeben, viele PartnerInnen dann auch ganz schnell weg sind auch wenn sie selbst den ganzen Tag nichts tun aber immer der Mittelpunkt sein wollen.

Da sollte man dem Partner oder der Partnerin schlicht einfach mal ein wenig Luft lassen und ihn/sie/es erstmal auf eine Sache konzentrieren. Prüfungen und Co auch nur temporär sind, zeitlich begrenzte Belastungen usw. aber man tut dies ja in der Regel nicht umsonst sondern zb. für einen besseren Titel, mehr Geld und Sicherheit für die Familie usw.

Und nach einem 20h Tag sicher auch keine Lust mehr hätte mir dann noch den gefühlten Seelenmüll oder die gefühlte Vernachlässigung irgendwelcher anderen Menschen da anzutun. Wenn die nicht verstehen, nicht zurückstecken können und dann noch Stress machen weil angeblich nicht mehr geliebt werden ... also da würde ich brechen, körperlich wie emotional.

08.12.2022 15:21 • #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag