Chronik einer vorhersehbaren Katastrophe

E
Der folgende Text kann vielleicht manchen Männern helfen, die auch Workaholics waren oder sind, zu verstehen, warum sie von ihren Frauen verlassen wurden.

Eben habe ich verstanden, warum ich vor 5 Wochen verlassen wurde. Ich habe H.  noch mal gebeten, zusammenzufassen, was die Gründe dafür waren. Sie hat sie mir schon oft genannt, aber erst jetzt habe ich ihr wirklich zuhören können und kann ihre Sicht nun nachvollziehen. (Es ist ihre Sicht, meine Sicht und meine Gefühle sind etwas völlig anderes, deshalb meine Erläuterungen in Klammern).

Aber ihre Sicht zu verstehen, hilft mir zu begreifen, dass es nichts nützt, wütend auf sie zu sein. Sie ist nicht böse, ich bin kein schlechter Mensch, weil sie mich verlassen hat, sondern es musste einfach zwangsläufig so aufgrund meines Verhaltens so kommen. Ich habe die blinkenden Warnlampen nicht wahrgenommen. Das schlimme ist, ähnliches ist mir ca. 10 Jahre vorher schon einmal passiert. Dies ist meine letzte Chance, endlich daraus zu lernen.

Man muss wissen, dass ich in den letzten sechs Monaten heftigen Stress bei meiner Arbeit hatte, der mich sehr belastet und an meinem Selbstwertgefühl heftig gekratzt hat.

Die Kurzfassung:
Ich habe sie nicht mehr wahrgenommen und nicht mehr begehrt.

Die Langfassung:

- Ich habe ihr nicht mehr zugehört. Sie hatte keinen Platz mehr für ihre Probleme, ich habe sie nur kurz zu Worte kommen lassen, dann habe ich von meinen Problemen auf der Arbeit erzählt. Die hatte sie schon so oft gehört, sie wollte irgendwann nichts mehr davon hören.

- Ich machte ihr keine Komplimente mehr wie früher, ich habe ihr nicht bestätigt, wie wichtig sie mir ist, ihr nicht mehr gesagt, dass ich sie liebe.

- Wir planten keine Unternehmungen mehr, wie wir es früher oft getan hatten. (Ich hatte keine Kraft dazu, dachte am Wochenende oder Abends nur noch an die Aufgaben am nächsten Arbeitstag)

- Sie hat sich am Wochenende immer auf den Montag gefreut, wo sie aus der Trostlosigkeit befreit wurde.

- Unser letzter Urlaub in Irland: Zum ersten mal ein Urlaub, wo wir etwas nicht zusammen toll gefunden haben, im Gegensatz zu vielen anderen Erlebnissen vorher. Ich wollte auf dem Shannon in einem Kajütboot rumtuckern, weil mir die Weite der Seen unheimlich viel Entspannung gaben. Sie fand es nach zwei Tagen langweilig.

- Wenn ich spät nachts ins Bett ging, und sie noch wach war oder wach wurde, habe ich mich ans andere Ende des Bettes gelegt, möglichste weit von ihr entfernt und bin sofort eingeschlafen. (Stimmt)

- Wenn sie morgens ihre Hand unter der Decke auf meinem Arm oder meinen Rücken legte, nachdem der Wecker geklingelt hatte, habe ich nicht reagiert, war wie tot und habe versucht noch mal bis zum nächsten Wecken in 5 Minuten zu schlafen. (Stimmt)

- Ich wollte S. nur noch am Wochenende, Freitag abends, Samstag und Sonntag morgens (Stimmt, nur wenn das Wochenende vor mir lag, konnte ich mich etwas entspannen und ließ meine körperlichen Bedürfnisse zu)

- Das war ihr zu wenig, ihre s.uellen Bedürfnisse wurden nicht befriedigt. Irgendwann verweigerte sie den S. am Wochenende, wenn dass der einzige sein sollte. (In der Woche hatte ich keinen freien Kopf dafür, konnte mich nicht fallen lassen)

- An meinem Geburtstag im Januar saß sie nach einem Essen im Restaurant im Nachthemd auf meinem Schoss, ich saß am PC, sie wollte mich verführen und ich musste noch 70 berufliche eMails lesen. Sie hat sich sehr verletzt gefühlt.

- Sie hat sich dann irgendwann immer mehr zurückgezogen, abends früh aufs Bett gelegt, den Fernseher an sich vorbeirauschen lassen... (das machte sie für mich noch weniger ansprechbar, ich konnte dann, wenn ich noch wollte nicht mehr zu ihr durchdringen)

- ....und hat sich irgendwann gefragt: Soll das das ganze Leben sein?

- Wir hatten keine gemeinsamen Ziele mehr, auf die wir hingearbeitet haben. (Stimmt, ich hatte keine Ziele mehr neben der Arbeit, dort hatte ich zu viele, die ich nicht erreichen konnte. Ich hatte auch unter der privaten Ziellosigkeit gelitten und das hat mich wieder noch antriebsloser gemacht)

- Sie hat mir genügend Warnungen gegeben: „So geht das nicht mehr weiter, du nimmst mich nicht mehr wahr. Wenn das so weiter geht, muss ich mir einen anderen Mann suchen.“ Ich habe nicht darauf reagiert. Ich habe sie immer wieder bis zum Ende des aktuellen dringenden Projektes vertröstet und dann kam sofort das nächste.

- An den freien Tagen zwischen über Weihnachten und zwischen den Jahren hatten wir eine Reise vor zu einer Turner Ausstellung. Am ersten Tag meines Urlaubs wurde ich krank, Erschöpfung, als der Arbeitsstress vorbei war. Ich lag erst mal vier Tage im Bett. Danach  war ich niedergeschlagen, hatte keine Kraft, das Wetter war schlecht, Schnee und Staus auf den Autobahnen, wir hatten keine Winterreifen, wir haben die Reise immer wieder verschoben, bis der Urlaub vorbei war. Sie sagte: Nach dem Urlaub hatte sie sich gar nicht gefühlt, als hätten wir frei gehabt, wir hatten nichts unternommen. (Ich hatte das gleiche Gefühl. Ich hatte andauernd Panik vor dem Ende des Urlaubs, weil ich wusste, danach würde der Stress unvermittelt weitergehen. Ich konnte überhaupt nicht abschalten, ich dachte nur an den Tag, wo ich wieder zur Arbeit gehen musste.)

- Für sie waren dieser Urlaub langweilig und sie war froh, dass sie danach wieder zur Arbeit gehen konnte.

- Irgendwann merkte sie, dass es bei der Arbeit schön war, dass sie Spaß hatte, dass sie Bestätigung und Anerkennung bekam, dass die Leute an ihr interessiert waren.

- Irgendwann merkte sie auch, dass in ihrem Team ein Mann war, mit dem sie sich immer besser verstand. Er hätte sie nie angebaggert, denn sie hatte ihm schon einmal ein paar Monaten vorher gesagt, dass sie einen Partner hatte, als sie damals glaubte, er würde ihr zu nahe kommen oder auch weil sie sich vor der Nähe schützen wollte.

- Schließlich hatte sie sich ihm angenähert, wollte mit ihm nach Terminen noch in die Kneipe gehen. Fragte, ob er sie noch nach Hause bringen könne.

- Als sie mich Ende Februar mehrmals dringend bat, doch ein paar Tage übers Wochenende mit ihr wegzufahren sagte ich, ich habe keine Zeit und kein Geld. (Ich hatte wegen meiner Arbeit keine Gedanken frei für eine Reise.) Am nächsten Wochenende kaufte ich mir ein teure Gitarre (ich hatte schon seit drei Jahren mit genau diesem Modell geliebäugelt, mich immer wieder dagegen entschieden, ich sah zufällig eine günstige gebrauchte und glaubte, ich müsse mir gegen alle finanzielle Vernunft etwas gutes tun, wo es mir insgesamt so schlecht ging. Ich ahnte, dass ich damit H.  verletzen würde, dass sie es nicht verstehen würde.)

- Sie wollte dann wenigstens alleine für ein paar Tage wegfahren. Einige Arbeitskollegen wollten sich anschließen, auch der besagte Mann.

- Ich hätte noch sagen können: „Ich will nicht, dass Du mit diesen Leuten wegfährst. Lass uns zusammen wegfahren“ Das habe ich nicht getan (Ich ahnte damals schon,  dass es bei diesem Urlaub passieren würde, aber ich wollte ihr das nicht verderben, ich hatte nicht die Kraft, den auf mich zurollenden Zug aufzuhalten, obwohl ich ihn deutlich kommen sah)

- Als sie nach vier Tagen zurückkam, sagte sie mir lächelnd: „Ich habe mich ein bisschen verliebt“.


Wenn ich ihr jetzt sage, ich will daraus lernen und mich anders verhalten, es kann wieder wunderbar werden wie vor einem halben Jahr, glaubt sie mir nicht. Es ist wie bei Kindern, die lange mit einem Spielzeug gespielt haben, es dann lange in der Kiste vergessen, genau bis zu dem Punkt, an dem es ein anderer entdeckt und hervorholt. Dann bekommt es plötzlich eine ungeheure Bedeutung und das Kind will es dem anderen nicht überlassen, weil die Erinnerung wieder hochkommt.

Sie erkennt an, dass wir drei ein halb wunderschöne Jahre hatten, die sehr wichtig für sie waren. aber glaubt mir nicht, dass ich mich ändern würde, wenn der Andere das Spielzeug aufgeben würde. Sie glaubt, dass ich sie dann bald wieder wegwerfen würde.

Sie hat recht, ich merke erst jetzt, nachdem sie mich verlassen hat, wie unendlich wichtig sie mir ist, was für eine wunderbare Frau sie ist, wie ich sie liebe und wie ich sie brauche.

Jetzt ist es zu spät.

Wenn andere ähnliche Fehler gemacht haben haben, die Warnlampen nicht beachtet haben, würde ich mich über Kommentare freuen.

06.04.2002 23:09 • #1


E
Hallo Moritz,

ich möchte Dir antworten, weil ich die ANDERE Seite bin. Ich habe auch einen Workaholic verlassen!

Ich möchte jetzt kein Salz in Deine Wunden spülen, aber es ist wirklich nicht vorstellbar, wie verletzend es ist, immer wieder gesagt zu bekommen Ich habe dafür jetzt den Kopf nicht frei oder nach dem Projekt oder oder....

Es nagt am eigenen Selbstbewusstsein zu sehen, dass der geliebte Partner ALLES, wirklich ALLES vor einen selbst setzt.
Dass er keine Sekunde sich nimmt, für eine Geste der Anerkennung. Dass man zur Nebendarstellerin in einem Film degradiert wird, in dem man gar nicht mitspielen will.

Im Laufe der Zeit werden die Gefühle dann immer weniger und der Kopf (und das Herz) werden frei für neue Dinge...

Als ich endlich verstanden habe, dass die Zeit (die mir immer in Aussicht gestellt wurde) nie da sein würde (nach dem nächsten Projekt, nach der nächsten Präsentation etc...), habe ich innerlich von der Beziehung Abschied genommen.
Habe immer noch gehofft, es hat sehr weh getan und war auch sehr quälend (weil man letzten Endes selbst schuld ist, dass man das solange mitmacht).
Als ich ihm dann sagte, dass es vorbei ist, war es für mich eine Erleichterung.

Ich wollte nur noch meine Ruhe vor ihm haben, um die letzten Wunden zu *beep* und endlich komplett abzuschließen.

Das alles ist jetzt vier Wochen her. Zwischendurch hat er schon ein, zweimal angerufen (schließlich ist er in Zeitdruck für sein neues Projekt :-/ ). Freitag abend kam dann der Showdown: Mann konnte sich seinen Gefühlen nicht mehr entziehen und wurde wohl von seinen Gedanken gezwungen über uns nachzudenken.

ALLES, alles hat er mir geschworen, alle Einsichten gezeigt, alle Besserung gelobt, nur ... ich hatte schon lange, lange vorher Zeit, diese Beziehung innerlich zu verabschieden.

Er tat mir leid und es hat ein wenig im Herz gestochen, aber es ist vorbei. Mein Vertrauen in ihn ist weg und ich glaube nicht, dass ich ihm nochmal welches schenken könnte.

Auch er hat dasselbe schonmal durchgemacht, vielleicht lernt er jetzt daraus ...
Ein guter Freund hat mir gesagt Männer haben das Problem, dass man sie erst in den Hintern treten muß, bevor sie sehen, wie spät es ist ... meistens ist es dann 5 nach 12.

Ich wünsche Dir, dass Du etwas daraus lernst, damit Deine nächste Partnerin einen einsichtigeren Mann hat.

Viel Glück :)
HeXi

07.04.2002 13:02 • #2


A


Chronik einer vorhersehbaren Katastrophe

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E
Hallo Hexi,
danke für deine Antwort. Das hört sich alles so an, wie es meine Ex-partnerin auch sagen würde. Es scheint eine ähnliche Konstellation zu sein.

Sie hat mir auch mitgeteilt, dass sie sehr gelitten hat, wahrscheinlich so, wie ich jetzt auch leide. Ich habe es damals nicht wahrgenommen, jetzt nimmt sie es nicht war. Sie hat noch nach der Trennung darüber geweint, als wir angefangen haben, es aufzuarbeiten.

Hast Du deinem Ex-Partner  auch ein Ultimatum gesetzt?
Hast Du dich getrennt ohne neue Beziehung?

Was ich H. immer frage, wenn sie bereit ist, mit mir zu reden, was selten vorkommt, da sie mich nun nur noch als eine Belastung für ihr neues Glück wahrnimmt:
Warum glaubst Du mir nicht, dass ich mich ändern kann?

Diese Frage würde ich Dir jetzt gerne stellen in Bezug auf Deinen Ex-Partner.

Würde mich über eine Antwort freuen.

Viel Glück mit einem neuen Anfang!

Moritz

07.04.2002 13:16 • #3


E
Lieber moritz,

du hast dich mit dir selbst auseinandergesetzt und für dich reflektiert was zum Scheitern deiner Beziehung beigetragen hat. Dieses 'sich bewusst machen', dass das was passiert, nicht wirklich der Blitz aus heiterem Himmel ist, sondern man nur die Wolken nicht wahrnehmen wollte die sich zusammenbrauten, ist mit Sicherheit der erste Schritt der uns hilft zu verstehen und zu verarbeiten.

Ich finde es richtig, dass du für dich die Gründe klären möchtest die ausschlaggebend für das Ende eurer Beziehung gewesen sein könnten und es spricht für dich, dass du für das Scheitern deiner Beziehung hier nur die Punkte aufzählst, die du selbst deinem Empfinden nach dazu beigetragen hast, ohne gleichzeitig deine Partnerin anzuklagen, aber ich würde an deiner Stelle nicht die Schuld alleine bei mir selbst suchen. Sicher ist in den wenigsten Fällen ein Partner alleine daran schuld, dass eine Beziehung zerbricht. Die Verantwortung für eine Beziehung tragen beide, es ist ein Zusammenspiel, ein Wechsel von agieren und reagieren, oder auch nicht-reagieren.

Meistens gehen Monate oder sogar Jahre voraus in denen wir die Zeichen nicht erkennen können oder wollen. Es sind viele Kleinigkeiten, die jede, einzeln für sich genommen, ertragbar wären, jedoch in der Summe irgendwann für einen der Partner, oder auch für beide nicht mehr auszuhalten sind. Bei mir war es so, dass die Entfremdung zwischen mir und meinem NochEhemann mit den Jahren immer deutlicher zu spüren war, ganz langsam begann jeder eigene Wege zu gehen an denen er den anderen nicht mehr teilhaben ließ, beide holten wir das was wir vermissten und uns nicht mehr geben konnten woanders. Gespürt haben wir es beide, reden konnten wir nicht darüber. Die Gründe für diese Entfremdung kannten wir vermutlich beide.

Es musste zwangsläufig so kommen, wie es kam, ja, es war vorhersehbar. Mein Mann fand woanders das, von dem er meinte er würde es bei mir nicht mehr finden. Nach dem ersten Schock, als seine 'Affaire', die über Monate als Beziehung neben unserer Ehe bestand, 'aufflog', konnten wir plötzlich miteinander reden. Das war im Januar 2001. Wir haben fast eine Woche ununterbrochen geredet, denn das, was wir als Konsequenz auf uns zukommen sahen, führte uns wohl auf Gesprächsebene wieder zusammen und wir sahen dadurch beide eine Chance unsere Ehe weiterzuführen.

Woran es lag, dass er, trotz des geplanten Versuchs eines neuen Anfangs, seine Beziehung zu dieser Frau nicht aufgab kann ich nur ahnen. Vermutlich waren nur Worte eben zu wenig, wir hätten Taten folgen lassen müssen, vielleicht hatte er sich aber auch schon zu weit von mir entfernt, als dass es noch ein Zurück hätte geben können, darauf fehlt mir noch die Antwort. Auch er kann mir diese Antwort im Moment nicht geben. Tatsache ist, dass ich in diesem letzten Jahr wohl keine Chance mehr gehabt hätte ihn wiederzufinden. Im Nachhinein gesehen, ein verlorenes, sehr schmerzvolles Jahr, dass viele Wunden zurücklässt ... aber selbst hierin gibt es doch einen Sinn: Ich mache mir nichts mehr vor, ich verharre nicht, oder warte darauf dass er zu mir zurückkommt ... 'and you coming back to me is against all odds and that's what I've got to face' (Phil Collins - Against All Odds) ...  ich weiß dass unsere gemeinsame Zeit definitif zu Ende ist. Wir wollen die Trennung beide - er, weil er frei sein möchte für ein neues Leben, ich, weil mein Vertrauen in ihn zerstört ist.

Vier Wochen sind vergangen seit meine Welt zusammenbrach. Vier Wochen in denen ich nicht nur stumm auf die Trümmer blickte, sondern anfing aufzuräumen - in jeder Hinsicht. Langsam, fast behutsam, beginnt sich unser gemeinsames Leben aufzulösen. Unser Umgang miteinander ist, nach anfänglichen Schwierigkeiten, so rücksichtsvoll wie schon lange nicht mehr ... es soll nicht noch mehr kaputtgehen als unsere Ehe ... für die gemeinsame Tochter wollen wir versuchen uns freundschaftlich zu trennen. Wir werden noch ein paar Monate im selben Haus leben müssen bis wir in getrennte Wohnungen ziehen können, aber jeder hat hier jetzt seinen eigenen Bereich in den er sich zurückziehen kann. Das sollte uns helfen diese restliche gemeinsame Zeit hier zu überstehen.

Jetzt, wo klar ist dass wir uns trennen, fühle ich mich fast erleichtert. Zu groß war der Druck der Unsicherheit und Ungewissheit der in den letzten Monaten auf mir lastete und dem ich nicht mehr gewachsen war. Jetzt kann ich meine Gefühle zulassen und dadurch meinen Weg in ein eigenes Leben finden!

lilac




07.04.2002 16:31 • #4


E
Hallo,ich bin zwar (noch) nicht getrennt,aber kenne diese Probleme zur Genüge.ich lebe mit meinem partner 5 jahre zusammen, habe ein kind mitgebracht. er arbeitet selbständig.muß wegen der wirtschaftlichen lage viele dinge versuchen. damit verbunden sind seminare, messebesuche usw. das heißt, er ist sehr oft nicht da.ich habe auch das gefühl, es dreht sich nur um ihn und seinen job. mich und meine arbeit oder probleme will er nicht hören,er geht dann einfach weg.ich halte ihn in der beziehung schon für egoistisch.allerdings vermittelt er mir das gefühl, er ist ganz zufrieden und kann nicht verstehen, das ich unzufriedener werde.natürlich versuche ich ihn zu verstehen und entschuldige vieles.aber für mich wird nichts besser.ich sitze im schönen haus und passe auf...leider kenne ich hier nicht viele leute.ich glaube,das ist mein problem.
warum ich (noch) bleibe? es gab so viel schönes,fühlte mich zu beginn der beziehung wie im 7. himmel.wir haben auch heute noch schöne erlebnisse.
mal sehen,wie es weitergehen kann für mich.manchmal überlege ich schon, ob das jetzt alles war,was ich erwarten kann.
eigentlich wollten wir dieses jahr heiraten...

07.04.2002 19:13 • #5


E
Hallo Moritz,

leider ist zwischendrin beim schreiben meiner antwort der pc abgestürzt, deshalb fasse ich mich jetzt kürzer:


deine frau macht es sich verdammt einfach nur dir die schuld am scheitern eurer beziehung zu geben. dazu gehören immer zwei. Und sie hat sicherlich auch viele fehler gemacht. Das ist schon ziemlich billig dich als alleinigen schuldigen hinzustellen. Sie muß schon ein ziemlich schlechte gewissen haben. Hast du dich nicht gegen ihre vorwürfe und anschuldigungen gewehrt?

Ich habe auch die warnsirene meines Mannes nicht gehört. Bei mir war'S nicht der job, sondern unsere Kinder. Aber das entschuldigt doch nicht, dass er fremdgegangen ist und mich bzw. uns verlassen hat.

Liebe grüße

Chiara

07.04.2002 21:49 • #6


E
Liebe Lillac,

Ja, ich bin bestimmt nicht alleine daran Schuld, aber an dem Verhalten von H. kann ich nun überhaupt nichts mehr ändern, nur an meinem eigenen, beim nächsten Mal. Alles Jammern über Ungerechtigkeit und Gemeinheit ist zwar nötig, um den Druck loszuwerden aber unter dem Licht betrachtet bringt es mich überhaupt nicht weiter. (Das auch als Antwort auf Chiara)

Ich hätte den Zug aufhalten können, wenn ich es gewollt hätte, das ist mir jetzt klar geworden. Was ich jetzt noch rauskriegen muss, ist, warum ich ihn nicht aufgehalten habe.

Diese tagelange Reden nach dem Ausbruch einer Krise kenne ich auch, wir hatten das auch erlebt, und wir haben ein Problem wirklich grundlegend gelöst. Danach war es wieder absolut toll. Wir hatten mehrere solcher Probleme erfolgreich bearbeitet, aber das letzte haben wir nicht erledigt.

Wenn dein Mann dir die Antwort jetzt nicht geben kann, vielleicht kann er es später, frag ihn noch mal. Seine Antwort ist wahrscheinlich näher an der Wahrheit als Deine Vermutungen. Ich finde, die Verlassenden könnten den Verlassenen wenigsten die offenen Fragen beantworten. Meine Ex-Partnerin hat es gestern noch mal gemacht, das war das letzte Mal, sagte sie. Das finde ich ziemlich gemein, aber ich denke die Verlassenden wollen nicht an sich arbeiten, sie wollen einfach abfahren in die rosige Zukunft, warum zurück schauen?

Es ist schön zu hören, dass ihr rücksichtsvoll miteinander umgeht. Ich glaube, dass ist am wichtigsten, wenn Kinder mit im Spiel sind. Für die ist dass alles der reine Terror, das kenne ich. Du kannst Dir eigentlich gar nichts besseres wünschen, wenn nicht Du alleine nur rücksichtsvoll bist.

Wenn Du deine Gefühle zulassen kannst, ist das eine wichtige Kraftquelle. Ich glaube, ich bin durch diese Krise auch meinen Gefühlen so nahe gekommen, wie schon lange nicht mehr. Ich glaube, nur durch Krisen und Katastrophen wächst man, so wie Kinder immer nach Krankheiten wachsen, was bewiesen ist.

Vielen Dank für Deine einfühlsamen Worte! Und alles gute.

Moritz

07.04.2002 22:22 • #7


E
Hallo Annie36,

was Du berichtest, kommt mir alles sehr bekannt vor, ich habe es genau von der anderen Seite erlebt, nur deshalb erlaube ich mir ausnahmsweise, Dir einen klitzekleinen Tip zu geben, was ich bis jetzt hier noch nicht gemacht habe:

Auch wenn mann als einsamer Jäger in der harten Welt kämpft, braucht mann immer eine Feuerstelle, an die mann zurückkehren kann.

Auch Kinder brauchen so etwas, was man Hintergrundsicherheit nennt, wenn sie sich immer weiter von der Mutter entfernen. Die Mutter muss nicht immer greifbar oder sichtbar sein, es muss nur sicher sein, dass man sie jederzeit erreichen kann, auch wenn es nicht nötig sein sollte. Dies ermöglicht die größten Abenteuer.

Als Erwachsener vergisst mann aber, dass die Partnerin nicht die Mutter ist, die sich endlos und ohne Grenzen aufopfert, sondern dass die Partnerin auch etwas bekommen will. (Win-Win-Situation nennt man das)

Mein Tip:

Wenn Dir noch irgendetwas an der Beziehung liegt, (weiß ich nicht), versuche in einer ruhigen und angenehmen Atmosphäre deine Empfindungen und Wahrnehmungen und nicht befriedigten Bedürfnisse zu schildern, was du mit deinen Sinnen wahrgenommen hast, wie es auf dich gewirkt hat, welche Gefühles es bei dir ausgelöst hat und welches Verhalten Du dir für die Zukunft wünschst. Am besten in dieser Reihenfolge. Dann könntest Du aus deinen Wünschen klare Vereinbarungen ableiten und vorschlagen, die dir wichtig sind, und deren Einhaltung nach einiger Zeit überprüft werden können. Er sollte natürlich diesen Vereinbarungen zustimmen.

Wenn das nicht klappt, kannst Du ihm ein Ultimatum setzen: Wenn diese Vereinbarungen nicht eingehalten werden, trennen ich mich von Dir!

Wenn das auch nichts nutzt und Du immer noch Hoffnung hast (das ist dann aber eigentlich schon zu spät), könntest Du einen Seitensprung vortäuschen. Das ist zwar gemein, meine Geschlechtsgenossen mögen es mir verzeihen, aber das wirkt absolut hundertprozentig, mindestens für eine Zeitlang.

Wenn das auch nicht zum Erfolg führt, kannst Du guten Gewissens sagen: Der Mann ist es nicht wert!

Ist nur so eine Idee!

Es ist jedenfalls gut, dass Du dich rechtzeitig mit dem Problem beschäftigst, bevor es zu spät ist!

Alles Gute

Moritz

07.04.2002 22:27 • #8


E
Hallo moritz!

... die Verlassenden wollen nicht an sich arbeiten, sie wollen einfach abfahren in die rosige Zukunft, warum zurückschauen ...

Vielleicht sollten wir den Verlassenden helfen, indem wir uns in Luft auflösen ... oder in eine Fotografie an der Wand, stumm und emotionslos ... keine Antworten erwartend - nur nicht drüber nachdenken müssen - ... einfach und bequem abzuhängen und in den Karton mit Erinnerungen zu legen, in welchem man nach vielen Jahren mal kramen kann ... War da was?

Klingt nach  Frust? Gut!

lilac

10.04.2002 08:08 • #9


E
Hallo Lilac und Moritz,

wenn wir mal vom oftmals verlogenen und feigen Drumherum bei einer Trennung absehen, so bin ich der Meinung, dass jeder Mensch das Recht hat, eine Beziehung zu beenden.
Wenn er sich dazu entschlossen hat, das zu tun und auch den Partner offen und ehrlich behandelt hat, gibts keinen Grund, warum er an sich arbeiten müsste. Oder sich umkehren müsste.
Diese Ansicht, dass sie das tun müssten, kommt lediglich aus dem Schmerz, dass wir mit unseren Gefühlen und Wünschen allein gelassen wurden und wir in unserem (Ex)Partner eben noch unseren Partner sehen, was ganz klar ist. Für ihn jedoch ist es nicht mehr so und das haben wir zu respektieren. Auch wenn es sehr sehr weh tut. Denn er schuldet uns nur Ehrlichkeit und Respekt, sonst nichts.

Hubi


10.04.2002 08:57 • #10


E
nö hubi, jetzt widerspreche ich dir mal...(denn hier spricht ein bißchen dein aktueller trotz)

ich finde der ex hat nicht das recht sich einfach zu verdünnisieren, zumal noch in eine neue affäre...
wir verlassenen waren doch auch oft für ihn da in schweren zeiten und haben nicht hingeschmissen...

der (die) ex hat zumindest die moralische pflicht, eine rechtzeitige auseinandersetzung zu führen und nicht einfach das bäumchen zu wechseln...

und wenn dann beide merken, es geht (reicht) nicht---ok.

ich weiß, ich bin da eher ein träumer....aber es hängen manchmal z.B. auch kinder mit drin und ich kritisiere eher auch eine gewisse zeitgeistige leichtfertigkeit, mit der heute lange beziehungen beendet werden.

ansonsten hast du aber recht..
mick

10.04.2002 09:30 • #11


E
Moment Mick,

ich habe nicht gesagt, dass man die Bäumchen wechseln kann oder soll und ich das richtig finde und akezptieren könnte.
Vor allem, wenn Kinder da sind, ist es eine noch viel schwerwiegende Entscheidung.

Es ging nur darum, dass jeder das _Recht_ hat, eine Beziehung zu beenden. Natürlich setze ich voraus, dass jeder Mensch so vernünftig und gefühlvoll ist, dass dieser Entscheidung auch ein Prozess vorausgeht und es für ihn keine andere Möglichkeit gab. Doch letztlich ändert es nichts daran, dass wir einen Menschen verlieren, mit dem wir gerne weiter unser Leben geteilt hätten.

Hubi

10.04.2002 09:39 • #12


E
Hallo Hubi,

auch ich kann deinen Beitrag nicht kommentarlos so stehen lassen!

Worin ich dir absolut zustimme ist, dass jeder Mensch das Recht hat eine Beziehung zu beenden. Auf Dauer wären ohnehin beide Partner in so einer Beziehung unglücklich welche nur noch aus Pflichtgefühl besteht!

Bei Trennungen geht es aber eben nicht immer offen und ehrlich zu! Vor allem wenn einer der beiden Partner aus der Beziehung ausbricht hat das mit Offenheit und Ehrlichkeit gar nichts mehr zu tun, das geschieht hinter dem Rücken des anderen und je länger so etwas dauert um so schmerzvoller wird es für den der da betrogen wird. Mein NochEhemann kann selber entscheiden ob er an sich arbeiten will oder nicht, sein Leben und seine weiteren Beziehungen betreffen mich nur noch in Bezug auf die gemeinsame Tochter, aber ICH will von ihm wissen wie es dazu kommen konnte. Nicht wieso er überhaupt auf den Gedanken kam sein Glück ausserhalb zu versuchen, sondern warum er es so getan hat wie er es getan hat, wieso er auf seinem Weg in die 'Freiheit' jegliche Achtung vor mir verloren und mich verletzen und demütigen musste! Das brauche nämlich ich um MEINE Beziehung zu ihm aufzuarbeiten! Aber um das zu erfahren muss er sich mit sich selbst auseinandersetzen! Es geht mir in keinster Weise darum ihn zur Rückkehr zu bewegen, er ist jetzt frei dahin zu gehen wohin er möchte.

... er schuldet uns nur Ehrlichkeit und Respekt und sonst nichts ..., klingt schön was du da schreibst, meine Erfahrung ist bisher leider eine andere!

lilac



10.04.2002 12:28 • #13


E
Hallo Lilac,

ich meinte mit meinem von Dir zitierten Satz, dass wir aus unseren Wünschen und Gefühlen keinen Zwang ableiten können. Mein Partner schuldet mir eben nur Ehrlichkeit und Respekt. Sofern ich ihn mir verdient haben.

Bei meiner Trennung wurde ich auch vor vollendete Tatsachen gestellt. Es gab keine (konstruktiven) Auseinandersetzungen oder Bemühungen, eine gemeinsame Basis zu finden.

Nichts desto weniger ist es aber so, dass es zwei Individuen sind, wo jeder letztlich ein freier Mensch ist. Wir Verlassenen reagieren _immer_ entsetzt, verletzt, enttäuscht und verbittert. Selbst wenn die Trennung nach dem Bilderbuch abläuft... Egal, wie eine Trennung abläuft, sie tut immer weh, wenn man den anderen noch sehr lieb hat.

Verhält er sich mies, schmerzt das Erlebnis, ihn so zu erleben.
Verhält er sich kameradschaftlich und liebevoll, kann man nicht glauben, dass er sich trennen will, weil er doch noch so lieb ist. Egal wie es abläuft, es ist immer schwer und schmerzlich.
Für uns und auf besondere Art sicher auch für den Verlasser.
Doch nur weil es uns weh tut, haben wir nicht das Recht, dem anderen die Verantwortung für unser Leben und unser Glück aufzuzwingen. Sie ist und bleibt bei uns allein.

Hubi

10.04.2002 12:45 • #14


E
Hallo Hubi!

Mag sein, dass ich jetzt was falsch verstanden habe, wenn ja, klär mich auf! Ich häng mich jetzt an einem Satz auf, der mir überhaupt nicht gefällt. Du schreibst der Partner schuldet nur Ehrlichkeit und Respekt wenn 'wir ihn uns' verdient haben! Das würde doch jetzt bedeuten, dass in den Beziehungen bei denen Ehrlichkeit und Respekt bei einer Trennung fehlen, der Verlassene das selbst zu verantworten hat! Bisschen heftig, oder?

Wenn jemand aus einer langjährigen Beziehung ausbrechen will wählt er wohl seltener den Weg der klärenden Aussprache als den, sich eine neue Beziehung zu suchen. Der der verlässt tut das doch meist schon mit neuem Partner! Und während er den findet, bis zu dem Punkt wo er uns wirklich zurücklässt gibt es in der 'gewachsenen Beziehung' weder Ehrlichkeit noch Respekt, sondern Heimlichkeiten und Verletzungen! Und das haben wir Verlassenen also verdient? Nein, es ist der einfachere Weg in eine neue Beziehung zu gehen anstatt die alte zuerst zu beenden und danach neu anzufangen!!!

Dass eine Trennung immer weh tun wird, egal wie sie abläuft seh ich auch so. Mit Sicherheit tut sie auch beiden weh, aber im Unterschied zu dem der verlassen wird, muss der Verlassende seinen Weg meist nicht alleine gehen und hat ausserdem den Vorteil sich schon vorher gedanklich mit dem auseinandergesetzt zu haben was er da tut. Insofern hat er dem, den er verlässt einiges voraus und mag nicht gerne wieder einen Schritt zurückgehen zu dem Punkt wo der Verlassene sich noch befindet. Darum wohl auch die Unlust an klärenden Gesprächen! Er ist mit dem Thema schon durch!

lilac









10.04.2002 16:10 • #15


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