Das Bekannte "Kurz vorher war es noch anders"

P
Hallo, ich lese hier so oft, dass viele in ihren Beiträgen immer schreiben, dass ihr/e Ex sich kurz vorher noch ganz normal verhalten hat und gar nichts darauf geschlossen hat, dass kurze Zeit später die Gefühle weg waren.
Und ich frage mich dabei, warum das anscheinend für viele so seltsam ist. Denn irgendwann kommt doch immer der Zeitpunkt, an dem die Gefühle verschwinden. Sonst würde ja auch gar nicht die thereotische Möglichkeit bestehen, dass eine Beziehung endet. Oder habe ich was übersehen?

Mich interessiert es einfach, weil ich mich manchmal frage, warum manche so darüber erschrocken sind. Zugegeben, als sich mein Ex von mir getrennt hat, war ich auch geschockt. Aber daran, dass ich gesagt hätte Vor 1 Woche war doch noch alles in Ordnung kann ich mich nicht erinneren, denn sowas ist ja ein schleichender Prozess.

29.10.2014 10:23 • #1


J
Es muss nicht unbedingt ein schleichender Prozess sein, vor allem nicht wenn eine Affäre im Spiel ist da kann sich das Wetter innerhalb von einen Tag komplett ändern.

Ich bezweifle auch, dass Gefühle innerhalb einer Woche oder innerhalb von einen Monat verschwinden. Klar lassen die Schmetterlinge im Bauch nach mit der Zeit aber ich ffrage mich eher was erwarten die Leute vom perfekten Partner? Das man ewig frisch verliebt ist...!? Das geht im Alltag dann einfach zu schnell vorbei. Und wenn man sich dann an den kleinen Fehlern des Partners zu sehr aufhängt, dann kommen die Zweifel.

Aber wenn man seine Gefühle so schnell und leicht verlieren könnte, gäbe es diese Seite nicht dann würde Verlassene und Bertogene sich nicht so schlecht fühlen...

29.10.2014 10:40 • #2


A


Das Bekannte "Kurz vorher war es noch anders"

x 3


P
Jelto, ich finde es sehr interessant was du schreibst. Magst du das näher ausführen? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe und habe nur eine wage Vermutung.
Du schreibst, dass Gefühle nicht innerhalb eines Monats verschwinden? Hm, also so unrealistisch finde ich das nicht.
Wenn z.B. am 1. Dezember ein Zweifel einsetzt, der mehr und mehr genährt wird, kann ich mir durchaus vorstellen, dass derjenige am 31. Dezember sagt „Ich empfinde nichts mehr für dich“.

Und dann noch:

Zitat:
Klar lassen die Schmetterlinge im Bauch nach mit der Zeit aber ich ffrage mich eher was erwarten die Leute vom perfekten Partner? Das man ewig frisch verliebt ist...!?


Diese Frage spukt leider immer noch in meinem Kopf rum. Meine Trennung ist jetzt fast 1 Jahr her. Mein Ex-Freund sagte mir, als wir uns kennen gelernt haben, dass er mich liebt und mit mir zusammen bleiben will. Mir ist klar, dass diese Worte meistens aus dem Zustand der momentanen Verliebtheit heraus gesagt werden, aber dann denke ich mir auch: Was genau ist denn eine Beziehung für dich, wenn diese ja offensichtlich nur aus dem Rausch der Gefühle besteht?
Als ich noch jünger war und voller Erwartungen an die Männerwelt nach einer Beziehung suchte, dachte ich tatsächlich, dass es einen Wert hat, wenn ein Mann einem seine Liebe gesteht. Aber mittlerweile bin ich sehr desillusionert und würde nichts mehr darauf geben, wenn ich so einen Satz nochmal zu hören bekommen würde. So traurig das auch ist.

Man sagt ja immer, wenn nach 1 Jahr die Beziehung vorbei ist, konnten aus den Verliebtheitsgefühlen keine „richtigen“ Gefühle für eine weiter bestehende Beziehung entstehen. Aber offensichtlich reicht ja nicht mal das, weil es viele auch nicht davon abhält sich nach 2 oder 3 Jahren zu trennen.

Ich frage mich mittlerweile: Ist das klassische Modell Beziehung vielleicht ein Auslaufmodell?
Wir leben im Jahr 2014 und ich selbst bin Jahrgang 1986. Meine Eltern stammen aus der Nachkriegsgeneration und wir befinden uns jetzt in einer Phase, in der die Werte- und Moralvorstellungen der Gesellschaft mehr und mehr außer Kraft gesetzt werden. Dies geht ja auch mit einer politischen Entmachtung der Katholischen Kirche einher, deren Vorstellungen von S. und Moral ja ebenfalls über einen sehr langen Zeitraum die Normen der Gesellschaft in dieser Hinsicht bestimmt haben.
Gleichzeitig gibt es mehr Trennungen und Scheidungen. Wobei das mir so vorkommt und ich den Eindruck gewinne, wenn ich nach links und rechts schaue.
Ich möchte das nicht bewerten, obwohl ich persönlich die Auffassung habe, dass bestimmte Institutionen nicht das Recht haben mit ihrer Ideologie anderen ihr Menschenbild aufzuzwingen. Wobei das jetzt ein ganz anderes Thema ist.

Es ist die Frage, ob das klassische Bild der 2er Beziehung überhaupt noch eine Grundlage für die Zukunft ist. Ich könnte mir vorstellen, dass bereits in 10 Jahren ein ganz neuer Tenor das Sagen hat, und die ersten Anzeichen sind ja mehr als offensichtlich!

29.10.2014 11:50 • #3


Omshanti
Also ich kann sagen, dass ich durchaus bemerke wenn in einer Beziehung langfristig sich die Zeichen ändern und man auch unausgesprochen spürt das da etwas verloren geht. So geschehen in meiner 13 jährigen Beziehung, DANN kann man auch nachvollziehen was passiert.

Im aktuellen Fall von ich liebe Dich und ich bin Dir verfallen bishin zu bitterbösesten Aussagen und einer Neuen im Bett kaum 14 Tage vergangen (und wie sich herausstellt wurde diese schon lange vorher angegraben..) - sorry, DA fehlt mir tatsächlich jedes Verständnis. Jedes Nachvollziehen. Jedes Begreifen.

Ich erzähle KEINEM mehr was von großen Gefühlen, wenn ich merke, das stimmt so nicht mehr. Vielleicht sage ich es nicht sofort, aber ganz klar äußere ich kein Ich liebe Dich oder ähnliches mehr.

Denn das ist für mich die widerlichste Form des Vertrauensbruchs überhaupt. Den anderen mit diesen Gefühlsäußerungen in Sicherheit wiegen und weitersuchen...

29.10.2014 12:02 • #4


P
Um es vielleicht nochmal auf den Punkt zu bringen: Ich glaube, dass z.B. all diese tausenden Selbsthilfegruppen von Verlassenen oder Liebeskummerseiten im Internet, inklusive auch dieses Forum, nur ein Phänomen unserer Zeit ist. Wir Menschen im Jahr 2014 haben noch nicht begriffen, dass wir uns in einer Zeit des Umbruchs befinden, und all das was gerade passiert, ist nur eine Konsequenz davon, der wir uns aber nicht bewusst sind.

In den 1950er oder 1960er Jahren war es normal, dass der Mann eine Familie hatte und Kinder, und die Frau den ganzen Tag zu Hause geblieben ist. Im besten Fall hat sie noch ein paar Stunden irgendwo gearbeitet – wenn überhaupt.

Und heute? Heute lebt jeder Mensch nach seinen Vorstellungen.
Ein Kind braucht niemand, sagt sich der Normalbürger, denn wozu sich diese Arbeit aufhalsen, wenn ich mein Geld für mich ausgeben kann oder für ein Haustier, das sich abends gemütlich an mich kuschelt?
Eine Familie braucht auch niemand, denn Verantwortung in gewissem Maße kann ich in vielen anderen Bereichen des Lebens übernehmen.

Es war früher die Lebensaufgabe der Menschen eine Familie zu haben und Kinder zu bekommen, und wenn man diesem Bild nicht Folge geleistet hat, war man schon ein Außenseiter oder sogar schon „asozial.“
Es ist ein Prozess, und wir stecken mittendrin, ohne es zu wissen.
Irgendwann wird sich der Mensch nach einer Trennung nicht mehr in Foren wie diesen melden und sich ausheulen, sondern er wird zum Alltag übergehen und dies sofort akzeptieren.

29.10.2014 12:04 • #5




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag