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Date hat depressive Phase

B
Zitat von SelinaRo:
Er hatte dann ein viertes Date vorgeschlagen, dies aber wegen Krankheit abgesagt. Als er wieder gesund war hatte er ein neues Datum vorgeschlagen, aber auch dieses Treffen hatte er kurz vorher wieder abgesagt. Dieses Mal sagte er direkt dass es ihm psychisch nicht gut gehe und er Zeit für sich brauche. Und seither zieht er sich total zurück. Er hatte sich noch für sein Verhalten entschuldigt, ich bin ihm mit Verständnis begegnet.

Nun bin ich total ratlos. Höre ich jemals wieder von ihm? Wenn ja, in einer Woche oder erst in einem halben Jahr? Ich weiss, niemand hier kann das beantworten, es sind einfach Fragen die ich mir stelle.

Ich weiss auch nicht, was ich in dieser Situation tun kann? Auch wenn ich mich ihm nahe fühle, objektiv


Erwarte Dir da nichts. Depressive Menschen sind oft gar nicht in der Lage, stabile Beziehungen einzugehen,eben weil die Seele dazwischen funkt.
Auch wenn er jetzt in Behandlung ist, so ist ein Ende und eine Gesundung ja nicht absehbar. Das kann Monate, ein Jahr oder länger dauern.

Depressive Menschen können oft mit ihren Stimmungen / psychischen Zuständen nicht umgehen. Sie werden sozusagen überrollt und sind dem oft reichlich machtlos ausgeliefert und sie brauchen viel Zeit für sich, in der ihnen nicht viel abverlangt wird. Denn Druck macht alles nur noch schlimmer.

Ich sehe da keine Perspektive, abgesehen davon, dass Du immer wieder mit den Auswirkungen seiner Depression in Berührung kommen würdest und das ist kein Spaß, sondern es kann eine mögliche Beziehung sehr überschatten, denn die Depression ist immer da. Mal schwächer, mal schlimmer.
Ich habe selbst einen Mann mit Depressionen. Seit einigen Jahren ist er medikamentös gut eingestellt, es geht ihm nicht schlecht. Dennoch gibt es immer wieder Phasen, Tage oder Wochen, wo ich ihm sofort anmerke, dass die Depression ihn wieder stärker im Griff hat.
Als Partnerin bist Du da weitgehend machtlos, denn ein Depressiver ist oft nicht erreichbar. Und Depressiionen sind heimtückisch. Selbst wenn man glaubt sie im Griff zu haben, so können sie doch immer wieder aufbrechen.

Wünsche dem Mann alles Gute, aber warte nicht auf sein Entgegenkommen oder sein Engagement. Bei Depressionen hiflt auch eine neue Beziehung nichts. Im Gegenteil, sie ist ein Hemmschuh, zumal der Depressive ja weiß dass er zu mehr nicht in der Lage ist, aber eben nicht aus seiner Haut kann.

Ich möchte Dir raten, Dich hier auszuklinken. Das ist nichts und das wird nichts und von der Hoffnung wird auch keiner satt.

14.11.2022 12:51 • x 2 #16


Brennessl
liebe selina!


Zitat von SelinaRo:
Soll ich mich immer wieder mal melden um ihm zu zeigen dass ich weiterhin für ihn da bin?


ich denke das könntest du versuchen, ihm einfach sagen dass du da bist ohne antwort zu erwarten. vielleicht kommt er bald wieder auf dich zu.

mein liebster hatte in unseren ersten monaten des zusammenseins auch einen depressiven schub, in dieser zeit hat er sogar mit mit schluss gemacht, obwohl wir frisch verliebt waren. ich war schwer geschockt, wusste aber, dass er mich liebt und habe das ende unserer beziehung nicht akzeptiert, mich aber zurückgezogen und einfach meine anwesenheit und hilfe angeboten.

nach 3 monaten ging es bergauf und er hat sich erholt. ein jahr später das gleiche nochmal. wieder durchgestanden und jetzt war jahrelang nichts mehr und wir sind glücklich. im nachhinein sind wir beide sehr froh uns nicht aufgegeben zu haben.

natürlich war es bei uns eine andere ausgangssituation, wir waren schon liiert, ich will nur sagen, sein rückzug bedeutet nicht unbedingt, dass gar keine chance für euch besteht. du musst halt abwägen ob und wie lange du ihm zeit geben willst und kannst.

14.11.2022 13:20 • x 1 #17


A


Date hat depressive Phase

x 3


T
Naja, du weißt nicht, ob die Geschwister „gesund“ sind. Woher auch….

Und der Rückzug kann auch aus Angst vor Nähe entstehen. Ich wäre an deiner Stelle sehr vorsichtig! Das kann sehr viel hin und her gehen.

Und wegen dem Helfen, weil du ihn magst. Da ist das „System“ von Anfang an im Ungleichgewicht. Überlege dir gut, ob du in so einer Position sein möchtest. Ich glaube, es ist schon in einer bestehenden Beziehung schwer, sich genug abzugrenzen. Das ist aber wichtig. Für sich selbst. Aber auch für den anderen, damit er genug Raum hat, um in die eigene Verantwortung gehen zu können/müssen.

Das wird keine leichte Beziehung mit ihm. Es wird dich viel Kraft kosten. Das solltest du dir bewusst sein. Du kannst daran wachsen, oder es kann dich auslaugen.

Er wird immer mit seinen Themen zu tun haben. Mal mehr, mal weniger. Jedoch kann solch ein Mensch - wenn er gut nach sich schaut und einen guten Weg geht - sehr bereichernd sein.

Pass gut auf dich auf und achte darauf, wie es dir geht!

14.11.2022 14:53 • #18


S
Zitat von alleswirdbesser:
In einer langjährigen Partnerschaft den Partner bei einer aufgetretenen Erkrankung zu unterstützen, so gut es geht, steht außer Frage, würde ich immer tun. In der Kennenlernphase würde ich es hingegen sofort abbrechen

Ich habe im Internet bereits ähnliches gelesen, also dass bei einer psychischen Erkrankung ein weiteres Kennenlernen vom Gegenüber eingestellt wird. Bedeutet das, dass eine depressive Person gar keine Chance auf eine Partnerschaft hat? Erst wenn sie wieder stabil ist? Ich habe mir tatsächlich noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich hatte bereits Partner mit Krankheiten, die waren aber körperlicher Natur.

Zitat von alleswirdbesser:
Solange euch nichts verbindet, ist das in meinen Augen der beste Weg für dich. Ich habe meine Lektion schmerzhaft gelernt, dachte die Liebe steht über alles. Mitnichten.

Ich kann mir gut vorstellen dass die Liebe nicht über allem steht. Tut mir leid dass Du eine schmerzhafte Erfahrung machen musstest.

Zitat von Emma14:
Depressive wollen nicht unbedingt eine bestehende Beziehung beenden, wenn sie eine schlechte Phase haben.
Daher kann man mMn davon ausgehen, dass diese Standart-Aussagen (brauche Zeit für mich) genauso gedeutet werden können wie bei Gesunden.

Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Also ich weiss halt so gar nicht ob er sich komplett von mir verabschiedet hat oder ob er sich nach dieser Phase noch Kontakt wünscht. Vielleicht vermutest Du richtig.

Zitat von Begonie:
Auch wenn er jetzt in Behandlung ist, so ist ein Ende und eine Gesundung ja nicht absehbar. Das kann Monate, ein Jahr oder länger dauern.

Danke. Genau das habe ich mich gefragt, also wie lange die Krankheit dauern kann. So wie er mir das in seiner Nachricht geschrieben hatte, klang es für mich dass er eine schwere Zeit hinter sich hat, aber eben hinter sich hat. Ich habe überhaupt nicht kommen sehen, dass er sich so bald in einer abwärts Spirale befinden könnte. Dafür kenne ich ihn aber auch noch zu wenig.

Zitat von Begonie:
Depressive Menschen können oft mit ihren Stimmungen / psychischen Zuständen nicht umgehen. Sie werden sozusagen überrollt und sind dem oft reichlich machtlos ausgeliefert und sie brauchen viel Zeit für sich, in der ihnen nicht viel abverlangt wird. Denn Druck macht alles nur noch schlimmer.

Sind Menschen in dieser Situation in der Lage ihrer Arbeit nachzugehen? Wie viel vom Alltag ist noch möglich? Vielleicht kann das gar nicht so generell beantwortet werden, würde mich aber sehr interessieren.

Zitat von Begonie:
Ich habe selbst einen Mann mit Depressionen. Seit einigen Jahren ist er medikamentös gut eingestellt, es geht ihm nicht schlecht. Dennoch gibt es immer wieder Phasen, Tage oder Wochen, wo ich ihm sofort anmerke, dass die Depression ihn wieder stärker im Griff hat.

Ich wünsche Dir und Deinem Mann von Herzen nur das Allerbeste.

Zitat von Begonie:
Ich möchte Dir raten, Dich hier auszuklinken. Das ist nichts und das wird nichts und von der Hoffnung wird auch keiner satt.

Vielen Dank für Deinen Ratschlag. Es hilft mir sehr, hier von Menschen, die sich damit auskennen, zu lesen.

Zitat von Brennessl:
ich denke das könntest du versuchen, ihm einfach sagen dass du da bist ohne antwort zu erwarten. vielleicht kommt er bald wieder auf dich zu.

Ich habe mir vorgenommen ein paar Tage verstreichen zu lassen. Kann mir vorstellen ihm dann noch eine Nachricht zu schicken um ihm alles Gute zu wünschen und vielleicht wissen zu lassen, dass wir uns auch später einmal wieder treffen können, ganz freundschaftlich. Also ich möchte nicht, dass er sich vielleicht jetzt auch noch ein Gewissen macht, weil er mir ja kurzfristig abgesagt hatte.

Zitat von Brennessl:
nach 3 monaten ging es bergauf und er hat sich erholt. ein jahr später das gleiche nochmal. wieder durchgestanden und jetzt war jahrelang nichts mehr und wir sind glücklich. im nachhinein sind wir beide sehr froh uns nicht aufgegeben zu haben.

Es freut mich sehr, dass ihr zusammen Euren Weg gefunden habt und ich wünsche Euch beiden weiterhin alles Gute.

Zitat von Brennessl:
ich will nur sagen, sein rückzug bedeutet nicht unbedingt, dass gar keine chance für euch besteht. du musst halt abwägen ob und wie lange du ihm zeit geben willst und kannst.

Danke. Bis vor seinem Rückzug hat er durchaus grosses Interesse gezeigt, also sicher mehr als nur Freundschaft. Erst dachte ich, vielleicht täusche ich mich und es ist nur freundschaftlich gemeint, aber da kam halt schon etwas mehr. Ob es für mehr gereicht hätte weiss ich nicht, so weit fortschreiten konnten wir in der Kennenlernphase ja dann leider nicht mehr.

Wenn ich aber all Eure Ratschläge durchlese, dann komme ich doch zum Schluss, dass es wohl nicht hätte sein sollen. Aktuell denke ich, kann ich eh nicht viel machen. Vielleicht kommt er wieder auf mich zu, aber ich kann überhaupt nicht einschätzen ob das in ein paar Tagen oder in ein paar Monaten sein würde. Wenn überhaupt.

An dieser Stelle schon Mal ein herzliches Dankeschön für all Eure Rückmeldungen. Ich hatte ja erst gezweifelt, ob ich mich an ein Forum wenden soll, aber hier herrscht wirklich ein sehr respektvoller Umgang und Eure Tipps und Erfahrungen bringen mich weiter. Danke!

14.11.2022 16:31 • x 1 #19


alleswirdbesser
Zitat von SelinaRo:
Ich habe im Internet bereits ähnliches gelesen, also dass bei einer psychischen Erkrankung ein weiteres Kennenlernen vom Gegenüber eingestellt wird. Bedeutet das, dass eine depressive Person gar keine Chance auf eine Partnerschaft hat? Erst wenn sie wieder stabil ist? Ich habe mir tatsächlich noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich hatte bereits Partner mit Krankheiten, die waren aber körperlicher Natur.

Ich bin unwissend die Beziehung eingegangen, wir haben beide Kinder, sind zusammengezogen und dann ging es bergab, Therapie, Reha, er machte Schluss, weil wir eine Belastung für ihn waren, unter anderem natürlich. Reden wollte er nicht. So bin ich damals hier gelandet. Anfangs war alles super, ich war wohl eine Art Medizin für ihn. Aber auf Dauer reicht das nicht.

14.11.2022 16:58 • #20


B
Zitat von SelinaRo:
Sind Menschen in dieser Situation in der Lage ihrer Arbeit nachzugehen? Wie viel vom Alltag ist noch möglich? Vielleicht kann das gar nicht so generell beantwortet werden, würde mich aber sehr interessieren.

Das ist sicher individuell sehr verschieden. Es gibt Menschen, die zunächst unbemerkt in eine Depression schlittern und sie gar nicht als solche erkennen und weiter machen wie bisher. Das sind oft diejenigen alles geschafft haben und weiterhin schaffen wollen, aber darüber auch ihr Innenleben ignorieren und übergehen. Zähne zusammenbeißen und weiter, ist die Devise. Stell dich nicht an, reiss Dich zusammen und dabei steht die Ampel längst auf dunkelgelb. Das ist vor allem in der älteren Generation stark verbreitet, denn die wurde so kondtioniert. Aufgeben gilt nicht, Schwäche zeigen und sich eingestehen, ist schwächlich.
Und dann kann eines Tages einfach der Zusammenbruch kommen. Hat eine Freundin von mir erlebt. Sie stand auf, schaute raus und fühlte nichts mehr. Keine Freude, keine Zuversicht, aber alles fühlte sich dunkel und aussichtslos an. Keine Hoffnung mehr, nichts. Sie war eineinhalb Jahre krankgeschrieben und unfähig zu arbeiten oder am Leben teilzunehmen.
Sie ging nur raus weil sie einen Hund hatte, was sich damals als wichtig erwiesen hat.

Anderes Beispiel ist der Mann einer Freundin. Jobverlust, Zukunftsängste lösten eine Depression aus. Er lag auf der Couch, starrte Löcher in die Luft und sagte zu ihr: Bring mir einen Strick, damit ich mich aufhängen kann.
Er war ebenfalls lange krank und über Monate in stationärer Behandlung. Die erste Behandlung war zu kurz und er wurde rückfällig, die zweite war dann ziemlich lang.
Erstaunlich und auch erschreckend, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Die Mimik war wie eingefroren.
Jetzt geht es wieder, aber ich habe in den letzten Jahren auch den Kontakt verloren. Aber durch die Depression wurde aus einem lebensfrohen Menschen ein seelisches Wrack, das allein nicht mehr auf die Beine gekommen wäre. Er muss sicher permanent Medikamente nehmen wie mein Mann auch. Die Depressiven kommen oft nicht mehr davon weg bzw. werden sofort rückfällig wenn die Dosis nachlässt.
Für meinen Mann sind die Medikamente ein Segen, trotz allem.

Eine frühere Mitschülerin stand eines Tages in der Zeitung, mit einer Traueranzeige. Sie war vielleicht damals gut 50 Jahre alt. Verheiratet, Haus auf dem Land, 4 Söhne, tätig im Pfarrgemeinderat, Job als Fachlehrerin, gute Tennisspielerin im örltichen Verein. Ein Bilderbuchleben auf dem Dorf, das alle Klischees erfüllte. Alles richtig gemacht. Ich hörte, sie habe Depressionen gehabt und sei schon länger nicht mehr in der Arbeit gewesen. Sie starb, weil sie sich im Treppenhaus aufgehängt hatte. Der jüngste Sohn fand sie, stelle Dir das mal vor. Mehr weiß ich nicht, aber Depressionen können Todessehnsucht auslösen. Sie sind gefährlich.

Der Mann einer Kollegin war auch betroffen. Tüchtig im Beruf, einer der sich aufarbeitete und alles machte, was anfiel, pflichtbewusst und zuverlässig. Und dann Burnout. Er fehlte auch ein Jahr in der Arbeit und muss nun kürzer treten. Die Kollegin sagt, die Depression hat viel verändert, er ist anders seither und damit muss auch sie leben und umgehen.

In einer Beziehung mit einem Depressiven ist die Krankheit eigentlich immer präsent. Es gibt Phasen, bessere und schlechtere, aber die Depression lauert oft auch im Hintergrund auch wenn sie momentan überdeckt ist.

Depressive kreisen um sich , um ihre Befindlichkeit, wissen um ihren Zustand und hassen sich oft regelrecht dafür, aber kommen doch nicht raus. Das Selbstwertgefühl kann darunter stark leiden. Und der Partner schaut meist hilflos zu, möchte unterstützen und sieht doch, wie wirkungslos seine guten Absichten sind. Ein gefundenes Fressen für Menschen mit Helfersyndrom. Dann kommen die zwei richtigen zusammen. Der Hiflebedürftige und der Partner der helfen will, weil er auch etwas für sich und seinen Selbstwert daraus zieht. Das sind oft keine guten Kombinationen weil der Helfer in die Rolle eines Therapeuten rutscht und diese einnehmen möchte, was oftmals der Todesschuss ist. Hilfe kann hier nur ein unvoreingenommener und neutraler Außenstehender leisten. Da muss sich der Depressive dann auch nicht so schämen. Er weiß ja, dass er die Beziehung torpediert und schwer macht, aber die Depression ist stärker. Und wenn er schlau genug ist, geht er erst mal gar keine Beziehung ein, bis er gefestigter sein kann.

Wenn Jemand sagt, im Moment kann ich keine Beziehung eingehen, dann muss man das unbedingt respektieren, denn er trifft eine Entscheidung für sich, aber auch für den potentiellen Partner, den er vielleicht sogar schützen will. Der stellt sich ja unter einer Beziehung auch was anderes vor, aber Lebensfreude und positive Zuversicht lassen sich nicht verordnen und kommen nicht. Der Partner kann mit seiner gesunden Art sogar zu einer Last werden die der Depressive los werden möchte.

Alles in allem schwierig. Eine langwährende Partnerschaft kann so etwas aushalten, aber eine neue Beziehung nur schwer. Da spielen zu viele emotionale Faktoren mit hinein. Scham, mangelndes Selbstwertgefühl, Lebensuntüchtigkeit und der gesunde hält dem depressiven praktisch einen Spiegel vor. Das schafft von Anfang an ein Ungleichgewicht, das sich dann oft manifestiert und die Beziehung kaputt macht.

Es gibt viele Menschen, die Hilfe brauchen und auch annehmen. Aber wer diese nicht will, dessen Einstellung muss man auch respektieren und auch Achtung zollen. Er tut es oft auch um den Partner zu schützen weil er weiß dass er derzeit kein vollwertiger Partner sein kann. Meiner Meinung nach ein Zeichen von innerer Größe in einer behandlungsnötigen Phase keine Beziehung einzugehen zumal er Zeit und Energie für sich braucht, aber nicht noch in eine neue Beziehung investieren kann. Wer mit sich nicht klar kommt, kommt auch mit einem Partner oft nur schwer klar.

14.11.2022 17:50 • #21


B
Zitat von Tautröpfchen:
Und wegen dem Helfen, weil du ihn magst. Da ist das „System“ von Anfang an im Ungleichgewicht. Überlege dir gut, ob du in so einer Position sein möchtest. Ich glaube, es ist schon in einer bestehenden Beziehung schwer, sich genug abzugrenzen. Das ist aber wichtig. Für sich selbst. Aber auch für den anderen, damit er genug Raum hat, um in die eigene Verantwortung gehen zu können/müssen.


Ein wichtiger und sehr guter Beitrag! Ja, auch der Gesunde muss sich abgrenzen und sein Ding machen, aber dem Partner doch zu verstehen geben dass er den Kranken und dessen Symptome ernst nimmt. Zu viel Symbiose ist da oft gar nicht hilfreich, weil auch der Gesunde oft über Gebühr gibt und sich selbst darüber vergisst. Und auch der Depressive braucht Raum und Zeit für sich. Ständiges Betüteln und Helfen wollen sind oft nur kontraproduktiv und machen viel kaputt, weil der Depressive das oft auch als Aufforderung, ja Forderung empfindet, die er nicht erfüllen kann.

14.11.2022 17:59 • #22


S
Zitat von alleswirdbesser:
Ich bin unwissend die Beziehung eingegangen, wir haben beide Kinder, sind zusammengezogen und dann ging es bergab, Therapie, Reha, er machte Schluss, weil wir eine Belastung für ihn waren, unter anderem natürlich. Reden wollte er nicht. So bin ich damals hier gelandet. Anfangs war alles super, ich war wohl eine Art Medizin für ihn. Aber auf Dauer reicht das nicht.

Danke fürs Teilen Deiner Geschichte. Es tut mir leid zu hören, auch weil die Kinder sicher ebenso darunter gelitten haben. Das heisst er hatte Dir vorher gar nichts davon erzählt?

@Begonie
Vielen Dank für Deine ausführlichen Schilderungen und dass Du Dir die Zeit genommen hast das alles aufzuschreiben. Es hilft mir gerade gut, die Krankheit und deren Tragweite etwas besser zu verstehen. Es ist erschreckend, was eine Depression mit Menschen machen kann. Vor allem, dass sie einen dazu bringen kann sich das Leben zu nehmen auch wenn man die Familie und Kinder zurück lässt.
Wenn ich jetzt nichts durcheinander bringe hattest Du mir geraten, ihm alles Gute zu wünschen und mich auszuklinken. Aber würde ich ihm dadurch nicht die Chance nehmen, falls er später doch noch etwas klären möchte mit mir? Sich vielleicht erklären möchte, was er gerade jetzt noch nicht kann?

14.11.2022 18:31 • #23


alleswirdbesser
Zitat von SelinaRo:
Danke fürs Teilen Deiner Geschichte. Es tut mir leid zu hören, auch weil die Kinder sicher ebenso darunter gelitten haben. Das heisst er hatte Dir vorher gar nichts davon erzählt?

Danke!

Er war davor nicht in der Therapie, diese hat etwas bewegt, was eventuell besser im Unterbewusstsein geblieben wäre. Davor hatte er nur kurze Phasen, diese hätte man meistern können. Dachte ich....

14.11.2022 18:48 • #24


B
Zitat von SelinaRo:
durcheinander bringe hattest Du mir geraten, ihm alles Gute zu wünschen und mich auszuklinken. Aber würde ich ihm dadurch nicht die Chance nehmen, falls er später doch noch etwas klären möchte mit mir? Sich vielleicht erklären möchte, was er gerade jetzt noch nicht kann?


Das ist doch nicht schwierig. Du wünschst ihm von Herzen einen guten Behandlungserfolg und respektierst selbstverständlich seine Entscheidung. Das kann für ihn dann auch entlastend sein.
Und Du kannst anbieten, dass er jederzeit auf Dich zukommen kann, wenn er einen Bedarf verspürt.
Damit katapultierst Du ihn nicht ganz ins Aus, stellst aber Deine Unterstützung zur Verfügung, wobei die Wahlfreiheit natürlich bei ihm liegt.
Warte nichf darauf, dass er das Freude strahlend annimmt. Der Mann ist sicher froh, wenn er im Moment eine Baustelle weniger hat, denn auch Du wärst bei aller Hilfsbereitschaft auch eine Baustelle für ihn gewesen.

Und ob Du in einigen Monaten das immer noch so siehst, ist mal dahingestellt. Die beste Therapie zum Abnabeln ist immer noch die Distanz und kein Kontakt, denn das führt zu Interpretationen, Irritationen und kurbelt die Hoffnung wieder an.
Auch Du musst leben und hast ein Anrecht auf ein gutes Leben, vergiss das nicht. Mach seine Probleme nicht zu Deinen.

14.11.2022 19:49 • #25


S
Wir hatten gestern miteinander gesprochen, die Kontaktaufnahme ging von ihm aus. Er wollte seinen Rückzug erklären, was aber nicht wirklich möglich war ohne dass er allzu privates von sich preisgeben würde. Ich habe mich mit Fragen sehr zurück gehalten, habe vor allem zugehört was er mir mitteilen möchte und ihm auch relativ früh im Gespräch gesagt, dass wir uns noch nicht lange kennen und ich es verstehe, wenn er mir nicht sein ganzes Seelenleben offen legen möchte.

Verblieben sind wir so, dass wir uns grundsätzlich gerne wieder einmal treffen möchten, es aber offen lassen wann dies sein wird.

Ehrlichgesagt habe ich nun tausend Fragezeichen. Ich kann komplett daneben liegen, habe aber so ein bisschen das Gefühl dass er Bindungsängste hat und unser Kennenlernen etwas in ihm ausgelöst hat. Ihm geht es aktuell nicht sehr gut, aber er kann seiner Arbeit nachgehen. Er kann auch etwas mit Freunden unternehmen, nur nicht mit mir. Ich habe es nicht ganz verstanden, das Gespräch war natürlich auch nicht einfach weil wir uns ja nicht so nahe stehen.

Mein Fazit: ich bin natürlich traurig dass unser Kennenlernen so abrupt endet. Habe das nicht kommen sehen. Aber für mich ziehe ich jetzt hier erstmal einen Schlussstrich. Er sagte wenn es ihm besser geht können wir uns mal treffen, hier und heute finde ich das erstmal gut. Falls es dann auch so kommt, kann ich immer noch entscheiden ob ich das zum gegebenen Zeitpunkt dann noch möchte oder nicht.

Eine gute Freundin hat mir heute Mittag gesagt, dass dies beim Dating ganz oft passiert. Also dass zwei Menschen sich kennenlernen und einer von beiden zieht sich zurück weil er/sie merkt dass es doch nicht ganz passt. Ganz unabhängig von der mentalen Gesundheit. Wo sie Recht hat...

Auf jeden Fall hilft mir diese Enttäuschung bei meinem Lauftraining, die Tage habe ich nämlich umso mehr Kilometer gemacht um den Kopf freizukriegen

16.11.2022 14:56 • x 1 #26


DieSeherin
Zitat von SelinaRo:
objektiv gesehen sind wir zwei Menschen die sich dreimal getroffen haben


ganz genau!

Zitat von SelinaRo:
Bei einer mental gesunden Person verstehe ich das ich brauche Zeit für mich definitiv auch als Anfang vom Ende. Ist das bei jemandem in einer akuten depressiven Krise auch so?


hmmmm... nun, ich weiß ja nicht, ob er eine depressive verstimmung hat, oder depressionen - das macht nämlich durchaus einen großen unterschied!

Zitat von SelinaRo:
Es wäre jetzt in eine Phase gegangen in der sich herausgestellt hätte ob zwischen uns mehr werden könnte oder nicht.

Zitat von SelinaRo:
Ehrlichgesagt habe ich nun tausend Fragezeichen. Ich kann komplett daneben liegen, habe aber so ein bisschen das Gefühl dass er Bindungsängste hat und unser Kennenlernen etwas in ihm ausgelöst hat.


weißt du, mit diesen fragezeichen wirst du leben müssen! natürlich könntest du hier im forum tausende von beiträgen zum thema rückzug, depressionen, bindungsängsten und so weiter lesen, aber das würde ich mir echt nicht antun - du verlierst sonst echt den glauben daran, dass da draußen noch beziehungswillige menschen rumlaufen

16.11.2022 16:37 • #27


S
Zitat von DieSeherin:
weißt du, mit diesen fragezeichen wirst du leben müssen! natürlich könntest du hier im forum tausende von beiträgen zum thema rückzug, depressionen, bindungsängsten und so weiter lesen, aber das würde ich mir echt nicht antun - du verlierst sonst echt den glauben daran, dass da draußen noch beziehungswillige menschen rumlaufen


Das hast Du schön gesagt
Ich werde meine Fragezeichen am besten beim Lauftraining los und möchte mich tatsächlich nicht noch mehr mit dem Thema beschäftigen, vor allem weil ich ja doch nur mutmassen könnte. Der abrupte Rückzug tut mir schon ein bisschen weh, aber es ist jetzt wie es ist.

16.11.2022 16:52 • x 2 #28


S
Hallo Ihr Lieben

Ich wollte kurz mal ein Update hierlassen

Nun ist schon ein Monat rum und ich muss sagen sein Rückzug hatte mir noch einige Tage Bauchschmerzen gemacht. Auch wenn wir uns noch nicht oft getroffen hatten, tat es doch weh. Ich hatte ihn in Ruhe gelassen und nach ca. 2 Wochen eine nette Nachricht geschickt, obwohl ich keine Frage gestellt hatte, antwortete er mir, aber auf eine eiskalte Art die ich schon sehr unangenehm fand. Ich liess ihn dann wiederum in Ruhe.

Letzte Woche hatte ich mich mit einem anderen Mann getroffen und mit ihm in den sozialen Medien ein Foto von uns gepostet. Kein „eindeutiges“ Foto, einfach ein lustiges. Einen Tag später erhielt ich von IHM eine Nachricht, er fragte mich wie es mir so geht. Nach einem Monat die allererste Kontaktaufnahme die von ihm ausging. Ich antwortete freundlich, er meinte ihm gehe es ganz gut, danach hörte ich nichts mehr.

Heute hatte ich ihm kurz eine Nachricht geschickt, auf diese hatte er wieder eiskalt reagiert. Ich machte eine kleine Bemerkung, nicht ganz ernst gemeint, daraufin meinte er er möchte nicht mehr schreiben und hat mich direkt blockiert. Ähm ja.

Ich hatte für mich mit ihm abgeschlossen, aber eine mögliche Freundschaft offen gelassen. Man sieht sich ja oft zweimal im Leben. Aber da er mich jetzt blockiert hat muss er mich wohl für einen unmöglichen Menschen halten. Ich weiss nicht was ich davon halten soll, spielt aber auch keine Rolle mehr.

Ich wünsche Euch allen eine besinnliche Adventszeit.

Liebe Grüsse

13.12.2022 20:41 • #29


I
Was für ein Kindertheater. Ich werde es nicht mehr verstehen, warum man sich selbst solchen Spielchen aussetzt und dann auch noch mitspielt

13.12.2022 20:49 • x 1 #30


A


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