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Den falschen geheiratet? Oder einfach undankbar?

B
Liebe Community,

ich weiß nicht so recht, was ich von mir bzw. meiner Ehe denken soll. Schon seit Monaten möchte ich manchmal (immer öfter, mittlerweile fast ständig. ) alles schmeißen, nur um mich dann daran zu erinnern, dass ich meinem Ehemann auch für die schlechten Zeiten das Ja-Wort gegeben habe und - unabhängig davon, wie schwer es auch mal sein kann - zu ihm stehen sollte. Und dann kommt wieder das Gefühl hoch, unglücklich zu sein mit uns bzw. unserer Lebenssituation. Ein Gefühl, das ich mir dann vorwerfe (Sei nicht so undankbar!), so dass ich mich quasi permanent im Kreis drehe.


Wie kam es überhaupt so weit?

Nun ja, alles viel - wie wahrscheinlich immer - höchst kitschig-romantisch an. Vor über sieben Jahren habe ich gleich zu Beginn meines Auslandssemesters in Südamerika meinen nun Ehemann kennengelernt. Er hat mich damals verzaubert mit seiner freundlichen, liebevollen und so überhaupt nicht manchomäßigen Art, war (und ist) ein echter Gentleman - bodenständig und jemand, auf den man sich verlassen kann, ein Fels in der Brandung, der mich auf Händen trägt und mir seine Zuneigung zeigt, der sich aber auch nicht zu schade ist, mal mit mir bis in die Puppen feiern zu gehen.

Sein tolles Wesen hat alles andere in den Hintergrund gerückt: Dass er äußerlich nicht so recht mein Typ ist und auch nicht, dass es (vor allem anfangs) im Bett nicht besonders gut lief. Ich dachte mir, es kann halt nicht immer alles perfekt sein und den besseren S. bekommen wir mit der Zeit hat, wenn wir uns im Bett besser kennen. Mir war es wichtiger jemanden zu haben, dem ich vertrauen kann und bei dem ich mich gut fühle lieber als ein heißer, abenteuerlicher Typ, der mich eventuell irgendwann links liegen lässt.

Da sich bei unserem ersten Date herausstellte, dass er ein europäisches Elternteil hat und nach dem Studiumabschluß ohnehin nach Europa ziehen möchte, war auch die logistische Frage unserer Beziehung zumindest grob geklärt: Wir würden eine Zukunft in Europa haben, Details würden wir dann sehen, sobald wir beide mit unseren Studien fertig sind.

Mein Auslandssemester bot uns vier unbeschwerliche Monate voller Verliebtheit und schönes Momente. Ich lernte seine Familie kennen, mit der ich mich bis auf seine Mama gut verstand. Er zog bei seinen Eltern aus und bei mir ein. Zwischendrin reisten ein wenig umher, zumindest so gut es unsere studentischen Finanzen zuließen. Und gegen Ende, bevor ich zurück nach Deutschland sollte, beschlossen wir, dass wir irgendwann heiraten würden.

(Schon irre, im nachhinein vollkommen naiv. Aber mit rosa-roter Brille auf der Nase und Schmetterlingen im Bauch fällt es leicht zu glauben, dass man füreinander bestimmt ist. )

Zurück in Deutschland hatte ich einen 80h Job, der auf mich wartete (das Auslandssemester war das letzte in meinem Studium gewesen). Mein Liebster hingegen hatte noch eineinhalb Jahre Jurastudium vor sich. Wir skypten täglich, pflegten engen Kontakt über WhatsApp. Aber die Distanz war hart! Hals über Kopf verliebt, wie ich war, beschloss ich nach ein paar Wochen, den Job an den Nagel zu hängen und wieder nach Südamerika zu fliegen, um mir dort Arbeit zu suchen und zu bleiben, bis mein Schatz mit dem Studium fertig ist. Er hat dies nie verlangt, es aber sehr zu schätzen gewusst, und ich fand es wichtig, der Beziehung eine ernsthafte Chance zu geben statt zu riskieren, dass wir uns durch meinen intensiven Job irgendwann entfremden.

Die Zeit zurück mit ihm war durchwachsen. Oder anders gesagt: Statt rosarote Brille war nun etwas mehr Realität angesagt und ein paar kulturelle Unterschiede machten sich bemerkbar. Mein dortiger Job war nicht gerade prickelnd (statt zuvor 200% verlangte man nur noch 50% von mir und das war ich nicht gewohnt. ), aber vor allem zeichnete sich ab, dass mein Liebster stark von seinen Eltern abhängig war - vor allem finanziell - und dass ich seiner Mama ein bisschen ein Dorn im Auge war weil sie immer gehofft hatte, er würde auch nach dem Studium doch irgendwie im Land bleiben statt tatsächlich nach Europa zu gehen.

Nun ja, es war nicht immer einfach, aber ich nahm es als Herausforderung unter dem Motto Wo Liebe ist, ist auch ein Weg.. Ich redete mir ein Geduld haben zu müssen - wenn er erstmal mit dem Studium fertig ist, dann wird er unabhängiger sein, bis dahin müssen wir mit den Spielregeln seiner Eltern mitspielen. Wenn sein Studium fertig ist, dann wird alles besser.

Irgendwann zeichnete sich ab, dass es nicht nur eineinhalb Jahre Studium waren, sondern es längern dauern würde, bis er sein Studium fertig hat. Da habe ich beschlossen, schonmal nach Europa vorzugehen und mir dort in Deutschland einen passenderen Job zu suchen - auch mit Blick auf die Absicherung meiner beruflichen Zukunft. Ja, da war das Vertrauen in meinen Liebsten ein bisschen angeknackst, aber die Liebe immernoch gross. Es folgte über ein Jahr Fernbeziehung mit täglichem Skypen, dazu noch Mails und WhatsApp-Nachrichten. Trotz der Distanz blieben wir eng verbunden und fühlten uns einander sehr nah.

Er besuchte mich zweimal, lernte meine Eltern kennen. Ich besuchte ihn. Und dann ging er tatsächlich auf die Knie und machte mir einen Antrag. Ein paar Monate später - unsere Beziehung ging auf das Dreijährige zu - war es soweit: Das Studium so gut wie in der Tasche buchte er ein One-Way Ticket zu mir.

Nun würde man denken, dass ab da alles leichter wurde. Aber das stimmt nur teilweise. Endlich beieinander zu sein war natürlich fantastisch und wir verstanden und nach wie vor prima. Oh wie schön war es, endlich wirklich zusammen zu sein und nicht nur per Skype oder auf reisen!

Andererseits gab es im Bett viel Potential nach oben und ein wenig naiv hofften wir, das würde nach der Hochzeit besser werden. Er hatte Angst vor ungewollter Schwangerschaft - aller Verhütung zum Trotz und das hemmte ihn. Überhaupt war der Fokus nun stark auf der Hochzeit und einmal mehr wurde sichtbar, wie kulturell unterschiedlich wir in mancher Hinsicht sind. Seine Jobsuche gestaltete sich schwierig, was in Deutschland wenig überraschte, und wir stritten deshalb oft, weil er darauf beharrte, das würde mit der Zeit schon noch klappen, obwohl er null Deutschkenntnisse mitbrachte und als studierter Jurist aus dem Ausland und mit wenig relevanter Arbeitserfahrung wenig zu bieten hatte. Ich bot ihm stets an, wir könnten doch nach Spanien oder UK gehen, nach USA oder sonstwo - er müsse etwas für sich finden, was berufliche Zukunft hat und ich würde folgen. Doch nach all den Monaten Fernbeziehungen wollte er das nicht - er wollte in meiner Nähe sein und weil ich nunmal in Deutschland lebte, dann eben dort. Geduld, das wird schon.

Eher notgedrungen nahm er nach ein paar Monaten ein Masterstudium auf. Neben den Jobstreitigkeiten trieb und zeitgleich die Hochzeitsorga immer mal wieder an den Rand des Wahnsinns - vor allem, weil sich seine Eltern viel einmischten, da sie die Hälfte zahlen wollten/sollten (auch so eine kulturelle Geschichte. ), aber irgendwie fanden wir immer einen Kompromiss, so dass die Hochzeit schließlich wirklich ein absoluter Traum wurde. Unsere Freunde schwärmen immer noch davon.


Und wo stehen wir heute?

Fast forward: Zur Hochzeit waren wir ziemlich genau vier Jahre lang zusammen und es sind seitdem drei Jahre vergangen. Drei Jahre in denen mein Mann es leider nicht geschafft hat, sein Masterstudium zu bestehen. Drei Jahre in denen sein Deutsch auf einem Niveau ist, dass er einiges versteht, aber wenig spricht. Zwischendrin hat er ein paar Praktika gemacht, aber noch keinen fixen Job gefunden. Seit 11 Monaten ist er nun arbeitssuchend und wir sind von einem Tief ins nächste geschlittert. Immerhin funktioniert es mittlerweile im Bett richtig gut, auch wenn es mich nie vom Hocker reißt (ist wahrscheinlich normal nach so langer Zeit des Zusammenseins?).

Ich bewundere meinen Mann dafür, dass er immer noch optimistisch ist und durchhält. In ein, zwei Jahren könnte er sich sogar Kinder vorstellen (er geht davon aus, dass er dann arbeitet ). Ich hingegen fühle mich mit jedem Monat mehr als kämen wir aus zwei unterschiedlichen Welten.

Viel hatten eine lange Phase des wir sprechen an 6 von 7 Tagen nur deutsch miteinander. Das hat ihn aber sprachlich nicht so schnell weitergebracht, wie wir gehofft hatten und stattdessen den Effekt, dass wir uns recht stark auseinander gelebt haben, weil wir nur selten wirklich tiefgründigere Gespräche führen konnten. Irgendwann zogen wir die Notbremse und sind wieder zurück ins Englische, was für die Jobsuche hingegen nicht so förderlich ist, aber zumindest unser täglicher Miteinander in Schach hält. Es klingt aber komisch, aber es fühlte sich manchmal an, als sei ich mit einer fremden Person zusammen bzw. einem Kind, das nur langsam lernt und extra viel Geduld braucht. Da begann die Sehnsucht nach jemanden, der mir Stärke gibt statt mir so viel Energie abzuverlangen.

Dann kam Anfang Jahr auch das Thema auf, dass mein Mann nun vielleicht doch nach Spanien oder England will. Ich habe ihm offen gestehen müssen, mir die Vorstellung eines Umzugs dorthin mittlerweile schwer fällt, doch er es versuchen soll und wir dann weitersehen, wenn er ein Angebot bekommt. Bislang hatten seine Bewerbungen auch dort keinen Erfolg. doch wenn, dann weiß ich nicht, was ich tun würde. Ich habe das Gefühl, es würde mich unglücklich machen, nun fortzugehen, auch wenn ich das als meine Pflicht als Ehefrau sehe. Vorwurfsvoll denke ich Hätte er doch nur damals auf mich gehört, da wäre es unsere gemeinsame Entscheidung gewesen. Nun fühlt es sich an wie die Heimat aufgeben zu müssen nach so vielen Jahren des Kämpfens.

Ich bin fast 33, er fast 31. Mittlerweile bin ich in einer Führungsposition und viel unterwegs, spreche da meist deutsch. Wochenenden verbringe ich dann meinst nur mit meinem Mann und wir sprechen englisch. Das sind wie zwei völlig unterschiedliche Leben bei denen ich eine andere Sprache spreche, mich über andere Themen unterhalte, etc. Das eine Leben passt nicht zum anderen, aber es fällt auch kaum auf - einzig, wenn ich dann mal wieder etwas mehr Zeit habe, den Freundeskreis zusammenzubringen Denn wenn meine Freunde (beruflich ähnlich unterwegs wie ich) und mein Mann sich treffen, dann ist das, als würden zwei Welten aufeinander prallen - und er ist da der Fremdkörper. Ich bin dann oft bei meinem Mann, damit er sich nicht so fehl am Platz fühlt, aber nach den Treffen fühle ich mich, als könnte ich meine Freunde nie richtig genießen und unglücklich. Natürlich mache ich auch manchmal was mit ihnen ohne meinen Mann. Aber beide Welten für immer parallel laufen zu lassen und nie zusammenzubringen, das kann doch auch keine Lösung zu sein?

Ich fühle mich wie in einem Doppelleben gefangen. Einerseits liebe ich meinen Mann und genieße es, wie liebevoll er zu mir ist. Andererseits mag ich auch mein anderes Leben und hätte gerne jemanden an meiner Seite, der wirklich Teil davon ist und kulturell irgendwie näher an mir dran ist. Und dann wäre da noch das Thema der Kinder, die ich mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen kann.

Mein Mann kennt diese Zweifel und greift durchaus Punkte auf und verbessert sie. Beispielsweise habe ich mal kritisiert, dass er bei Treffen mit Freunden wie eine Klette an mir hängt. Dann hat er beim nächsten Treffen mal nicht an mir gehangen. Oder wir haben uns oft nach solchen Treffen vor dem Schlafengehen gestritten. Da hat er es geschafft, das zu vermeiden (wir haben dann beim Frühstück gestritten. ). Doch - so komisch das klingen mag - es fühlt sich irgendwie nicht richtig an.

Zweimal habe ich es nun nicht mehr ausgehalten und mich getrennt bzw. dies versucht, mit dem Argument, dass ich so einfach nicht glücklich bin und glaube, wir passen einfach nicht langfristig zusammen. Doch er hat uns nicht aufgegeben und war dann so lieb zu mir, dass ich wieder weich geworden bin. Ich liebe ihn ja, aber diese Zweifel und Zerrissenheit macht mich und am Ende ja auch ihn kaputt.

-

Puh, das tut gut, sich das mal so von der Seele zu schreiben. Was für Gedanken habt ihr dazu? Habe ich den falschen geheiratet? Oder bin ich einfach undankbar und sollte mich zusammenreißen?

14.10.2019 23:30 • x 1 #1


A
Ich kann dir leider nicht viel Hoffnung machen. Ich kenne 3 Beispiele aus meinem Bekanntenkreis - 2 Frauen und ein Mann - die ebenso wie du ein Auslandssemester gemacht haben - 2 in Südamerika, 1 in Afrika - und dort die große Liebe ihres Lebens kennen gelernt haben. Genau wie bei dir kamen alle Partner nach Deutschland. 2 Pärchen heirateten. Alle Beziehungen gingen nach ein paar Jahren auseinander. Meiner Meinung nach sind die kulturellen Unterschiede auf Dauer einfach unüberbrückbar gewesen. Die ausländischen Männer haben hier auch nicht beruflich Fuß gefasst - nur der Frau ist es gelungen.

15.10.2019 00:11 • x 1 #2


A


Den falschen geheiratet? Oder einfach undankbar?

x 3


Gorch_Fock
Kann es sein, dass Du Deinen Mann einfach finanziell aushälst? Alles was Du beschreibst wirkt wie eine Tochter aus gutem Hause, die mit Daddys Kreditkarte die Welt erkunden durfte. 80 Stunden Jobs? Du liebe Güte..
Du bist jetzt 33. Wenn Du noch eine Familie aufbauen willst, solltest Du jetzt langsam mal den Cut machen. Rechnet man 2-3 Jahre für Vetrauensaufbau mit Kinderwunsch bist Du dann schon 36.

15.10.2019 05:09 • x 1 #3


S
Auf mich wirkt dein Text so, dass du sehr hohe Erwartungen an dein Leben stellst. Dein Mann ist nicht gut genug für dich. Er passt nicht zu dir. Ich vermute, dass du diejenige bist, die keine Kinder haben will, aber dir selbst einredest, dass er derjenige ist, der keine Kinder haben möchte. Werde dir klar, was du willst und was du vom Leben erwartest.

15.10.2019 06:54 • x 1 #4


E
Hallo BlueEyedSould,

schwierige Situation für dich.
Du hast dich schneller und erfolgreicher in der Berufswelt durchgesetzt als der Mann, den du da geheiratet hast.

Du sehnst dich nach einem Partner auf Augenhöhe, der auch S. besser zu dir passen würde.

Denn das hier : Immerhin funktioniert es mittlerweile im Bett richtig gut, auch wenn es mich nie vom Hocker reißt (ist wahrscheinlich normal nach so langer Zeit des Zusammenseins?). ist keinesfalls die Regel.

Gleichzeitig empfindest du Mitgefühl und Liebe für den Mann, den du dir da ausgesucht hast. Siehst natürlich auch seine positiven Eigenschaften und hast ein schlechtes Gewissen. Du wünscht ihm schließlich nichts Schlechtes, sondern möchtest dein Leben unabhängiger gestalten, was völlig legitim ist. Es sind keine Kinder im Spiel und dein Mann wird nach einer gewissen Kammerphase ebenfalls einen Neustart hinlegen können.

Ihr seid noch jung, zögere nicht zu lange Entscheidungen zu treffen. Ich kann mir vorstellen, in welch schmerzvoller Lage du dich befindest. Ich möchte dir aus meiner Erfahrung heraus sagen: eine schnelle Amputation ist besser als eine langsame Quetschung, für beide Seiten.

Ich wünsche dir einen guten Entscheidungsprozess, hast du hilfreiche Menschen, die dich unterstützen können?

15.10.2019 07:21 • x 1 #5


I
Das nützt dir jetzt nichts.
Aber vielleicht mal für die Zukunft.
Wenn es im Bett nicht von Anfang an gut klappt, dann hat das meistens einen Grund.
Meine Erfahrung.
Einen Mann aus einem anderen Kulturkreis, der auch nach 3 Jahren immer noch nicht die Landessprache beherrscht, will nicht sesshaft werden, jedenfalls nicht in Deutschland.
Viele Paare aus der Studienzeit, schaffen den Sprung nicht gemeinsam in die harte Arbeitswelt von heute.
Meine Meinung.

15.10.2019 07:37 • x 3 #6


W
Zitat von Isely:
Wenn es im Bett nicht von Anfang an gut klappt, dann hat das meistens einen Grund.


Jup. Die plumpe Aussage: das Leben ist zu kurz für schlechten 6 hat schon was. Wenn der 6 gut ist, heißt das noch lange nicht, dass es im Alltag auch passt. Aber wenn der 6 mies ist, wird es definitv nix. Das kann ich so unterschreiben. Nützt nur leider hier nix mehr ....

Liebe Blue, was müsste sich ändern, dass Du Dich in der Beziehung wieder wohl fühlst?

15.10.2019 09:29 • x 3 #7


I
Zitat von willan:

Jup. Die plumpe Aussage: das Leben ist zu kurz für schlechten 6 hat schon was. Wenn der 6 gut ist, heißt das noch lange nicht, dass es im Alltag auch passt. Aber wenn der 6 mies ist, wird es definitv nix. Das kann ich so unterschreiben. Nützt nur leider hier nix mehr ....

Liebe Blue, was müsste sich ändern, dass Du Dich in der Beziehung wieder wohl fühlst?



Genau.
Bei uns war erst der 6 und dann verliebt und dann Alltag und Liebe.

Alltag kann man lernen,zu mal wenn beide Bindungsfähig und Alltagserprobt sind.

15.10.2019 10:51 • x 3 #8


Ayaka
sehe hier auch wenig Grund zur Hoffnung - ich denke auch ihr behindert euch beide in der Weiterentwicklung - wenn er nicht mehr am Tropf hängt muss er seinen A* hochkriegen und du hast die Chance eine Partnerschaft auf Augenhöhe anzustreben.

allein schon, dass er meint, du hütest als aktuelle Alleinverdienerin, in 3-4 Jahren die Kinder und er ernährt die Familie, zeigt für mich schon, dass er einen schweren bis unmöglichen Stand hier in DE haben wird. Komplett naiv.

Kämen Kinder noch dazu verschlimmern dich die Auswirkungen der kulturellen Unterschiede noch viel schwerwiegender (Erziehung, Religion, Großeltern, ...).

du klingst für mich sehr danach, dass du dich allein das Verantwortungsgefühl ihm gegenüber in der Beziehung hält - und ein bisschen die Angst sich wieder der Partnersuche auszusetzen, wenn er doch so lieb ist.

15.10.2019 11:21 • x 1 #9


M
Hallo, ich finde auch so wie du dein Leben beschreibst scheinst du sehr unglücklich zu sein. Und das Leben ist manchmal zu kurz um unglücklich weiter zu Leben. Für dich steht es fest das du lieber in Deutschland bleiben möchtest, für ihn nicht. Er spricht nicht richtig Deutsch und wie lange soll er denn noch ohne Job sein? Und das der 6 noch nie richtig gut war finde ich auch nicht passend für eine Ehe. Es gehört doch dazu auch in dieser hinsicht sich zu verstehen und zusammen zu passen. Gerade die erste Zeit ist doch so wenn man verliebt ist.
Ich denke ihr wart einfach verliebt und habt die Probleme, auch kulturelle und sprachlich einfach verdrängt. Jetzt merkt ihr das es so wohl auf dauer nicht weiter gehen kann.
Ich finde nicht das du undankbar bist und man sollte auch nicht aus Pflichtgefühl mit jemanden zusammen sein wenn man unglücklich ist und man denkt das es sich auch nicht ändern lässt. Je länger ihr in einer unglücklichen Ehe steckt, desto mehr nimmt ihr euch Zeit jemanden zu finden mit dem es dann wirklich passt. Klar sollte man nicht immer alles direkt hinwerfen aber wenn man merkt das es in Zukunft nicht besser wird, wäre es doch die richtige Entscheidung. Möchtest du in 10 Jahren da stehen und sagen, hätte ich mich doch vor 10 Jahren getrennt als 10 Jahre unglücklich gewesen zu sein. Diese Zeit gibt dir niemand wieder. Und nicht nur du sondern auch er hat das recht glücklich zu sein. Und wenn du jetzt keine Kinder mehr möchtest, solltest du ihm das auch sagen.
Mach dir klar was du wirklich möchtest und sag es ihm. Höre auf dein Herz und darauf was du meinst dich glücklich zu machen. Lebe so wie du dir das vorstellst. Wünsche dir viel Glück bei deiner Entscheidung.

15.10.2019 12:19 • x 1 #10


N
kann es sein, dass bei dir der Eindruck entstanden ist, dass du bislang die grösseten Opfer gebracht hast und du bemerkst, dass du psychisch, faktisch und körperlich an das Ende deiner Bereitschaft gekommen bist zu geben? Mir erscheint auch das Vertrauen in deinen Mann aufgebraucht.

Es liegt in seiner Lebensverantwortung, seinen Wohnort auszusuchen, die Sprache zu lernen und ein Teil der Gemeinschaft zu eerden. Hast du das Gefühl, wärest du in seiner Situation, dass er dich so lange getragen hätte? Oder hätte er verlangt, dass du dich seiner Familie und den Freunden anpasst und für dich ein sinnstiftendes Leben schaffst?

Ein Problem könnte deine Scham in Bezug auf deine Entscheidung ihn zu heiraten sein und so kommt zu den Aufgaben alles im Lot zu halten ohne entsprechend viel zurückzubekommen, das Aufrechterhalten der Fassade. Alles ist unfassbar kräftezehrend und auf Dauer nicht möglich. Ich denke, dein Respekt für ihn ist neteits verbrannt und du solltest über eine Trennung nachdenken. Geh mal alle Faktoren durch. Das Auslandsjobthema scheint mir nur eine gute Möglichkeit zu sein, euch schon einmal räumluch zu trennen.

15.10.2019 13:51 • x 2 #11


B
Danke für eure Antworten, die mir reichlich Gedankenanstöße gegeben haben.

Zitat von Gorch_Fock:
Kann es sein, dass Du Deinen Mann einfach finanziell aushälst? Alles was Du beschreibst wirkt wie eine Tochter aus gutem Hause, die mit Daddys Kreditkarte die Welt erkunden durfte. 80 Stunden Jobs? Du liebe Güte.


Es ist paradoxerweise genau andersherum - ich stamme aus einfachem Hause und war zu Hause stets reich mit Liebe und Unterstützung beschenkt, an Geld hat es aber vorne und hinten gemangelt. Daher war für mich von Kindesbeinen immer klar, dass ich studiere und beruflich nicht mich selbst verwirkliche sondern etwas mache, womit ich mich finanziell absichere und meinen Kindern eines Tages den Luxus bieten kann, einfach ihre Lebensträume zu verwirklichen ohne Angst vor Arbeitslosigkeit. Auch wenn ich es ungern zugebe so haben mich die notdürftigen Umzüge und damit verbundenen Schulwechsel (und Mobbereien...) stärker geprägt als mir lieb ist.

Mein Mann hingegen stammt aus einem Akademikerhause und fühlt sich, seiner mangelnden Arbeitserfahrung zu trotz, abgesichert. Wie das ist, seine Semesterferien durchzuarbeiten um die eigenen Eltern zu entlasten und sich ein wenig finanzielle Unabhängigkeit zu verdienen, das kennt er nicht.

Zitat von Sonnenliebe:
Auf mich wirkt dein Text so, dass du sehr hohe Erwartungen an dein Leben stellst. Dein Mann ist nicht gut genug für dich. Er passt nicht zu dir. Ich vermute, dass du diejenige bist, die keine Kinder haben will, aber dir selbst einredest, dass er derjenige ist, der keine Kinder haben möchte. Werde dir klar, was du willst und was du vom Leben erwartest.


Das mit den hohen Erwartungen stimmt wahrscheinlich, auch wenn ich es ungern zugebe. Immerhin habe ich für meine Arbeit einiges aufgegeben und nicht einfach gemacht, was mir nach Spaß erschien. Das hat viel Freizeit (und Freiheit) gefressen...

Ich möchte gerne Kinder, aber nicht um jeden Preis. Denn von Geld allein werden sie ja auch nicht glücklich - ich möchte auch für sie dasein können und nicht all das an meinen Mann abgeben, weil es bei ihm beruflich besser passen würde. Viel schönes fände ich es, wenn wir uns die Kindererziehung partnerschaftlich und gleichberechtigt teilen könnten, so dass die Kinder etwas von beiden Elternteilen haben, beide Elternteile aber auch immerhin einen Fuß im Arbeitsmarkt behalten.

Für mich sind war da noch nicht soweit und wie erwähnt kann ich es mir nun kaum vorstellen, dass es jemals der Fall sein will. Mein Mann hingegen hat schon Anfang war geflüstert, dass er gerne mit den Kindern loslegen würde... Mir hat das Angst gemacht.

Zitat von LouiZa:
Gleichzeitig empfindest du Mitgefühl und Liebe für den Mann, den du dir da ausgesucht hast. Siehst natürlich auch seine positiven Eigenschaften und hast ein schlechtes Gewissen. Du wünscht ihm schließlich nichts Schlechtes, sondern möchtest dein Leben unabhängiger gestalten, was völlig legitim ist.

[...]

Ich wünsche dir einen guten Entscheidungsprozess, hast du hilfreiche Menschen, die dich unterstützen können?


Danke für deine lieben Worte - darin finde ich mich sehr wieder! 3

Meine Freundinnen wohnen leider nicht in derselben Stadt, sind aber aus der Ferne für mich da. Nach einer Trennung müsste ich mir wohl oder übel vor Ort erstmal einen richtigen Freundeskreis aufbauen - momentan lebe ich im Alltag dann doch recht abgeschottet, von Arbeitskollegen abgesehen.

Zitat von Isely:
Wenn es im Bett nicht von Anfang an gut klappt, dann hat das meistens einen Grund.


Man lernt nie aus... Die Erfahrung hatte ich früher nur andersherum: Dass es im Bett gut klappt heißt lange noch nicht, dass die Beziehung funktioniert.

Zitat von willan:
Die plumpe Aussage: das Leben ist zu kurz für schlechten 6 hat schon was.

[...]

Liebe Blue, was müsste sich ändern, dass Du Dich in der Beziehung wieder wohl fühlst?


Haha, da musste ich schmunzeln.

Was sich ändern müsste ich eine gute Frage (jaja, es sind immer die einfachen Fragen, die die besten sind! Ich habe jetzt die Tage darüber nachgedacht und bin verschiedene Szenarien durchgegangen. So richtig wohl war mir nie.

Vielleicht habe ich tatsächlich die Reife für die Trennung erreicht?

Zitat von Ayaka:
du klingst für mich sehr danach, dass du dich allein das Verantwortungsgefühl ihm gegenüber in der Beziehung hält - und ein bisschen die Angst sich wieder der Partnersuche auszusetzen, wenn er doch so lieb ist.


Auch darin finde ich mich stark wieder. Ich bin so daran gewöhnt, jemanden an meiner Seite zu haben, dass es mir Angst macht, wenn diese Nähe wieder weg ist und ich erneut auf der Suche bin.

Andererseits ist die aktuelle Situation auf Dauer Zeitverschwendung für alle Beteiligten und ich sehe jetzt, dass ich mich einfach mal zusammenreißen und den schweren Schritt gehen müsste, auch wenn es anfänglich schmerzhaft für meinen Mann und auch für mich sein wird. Nur das gibt uns die Chance auf einen erfüllten Neuanfang.

Zitat von Malina84:
[...] Möchtest du in 10 Jahren da stehen und sagen, hätte ich mich doch vor 10 Jahren getrennt als 10 Jahre unglücklich gewesen zu sein. Diese Zeit gibt dir niemand wieder. Und nicht nur du sondern auch er hat das recht glücklich zu sein. Und wenn du jetzt keine Kinder mehr möchtest, solltest du ihm das auch sagen.
Mach dir klar was du wirklich möchtest und sag es ihm. Höre auf dein Herz und darauf was du meinst dich glücklich zu machen. Lebe so wie du dir das vorstellst. Wünsche dir viel Glück bei deiner Entscheidung.


Danke für deine lieben Worte - auch das ist sehr augenöffnend! Ich blicke in die Zukunft - wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen könnten - und da ist Leere. Wie schon geschrieben kann ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, mit ihm Kinder zu haben und das wäre eigentlich etwas, was ich mir für mein Familienleben wünschen würde.

Er weiß durchaus, dass ich angesichts unserer Situation nicht sicher bin, ob ich jemals mit ihm Kinder haben möchte. Er meint, es sei ihm egal... Aber ich glaube, das sagt er nur so, um mich nicht zu verlieren, denn noch vor ein paar Jahren haben wir durchaus von Kindern geträumt.

Zitat von nalea:
[...]

Ein Problem könnte deine Scham in Bezug auf deine Entscheidung ihn zu heiraten sein und so kommt zu den Aufgaben alles im Lot zu halten ohne entsprechend viel zurückzubekommen, das Aufrechterhalten der Fassade. Alles ist unfassbar kräftezehrend und auf Dauer nicht möglich. Ich denke, dein Respekt für ihn ist neteits verbrannt und du solltest über eine Trennung nachdenken. Geh mal alle Faktoren durch. Das Auslandsjobthema scheint mir nur eine gute Möglichkeit zu sein, euch schon einmal räumluch zu trennen.


Danke dir für deine Perspektive! Auch das ist ein Aspekt: Wir gelten im Freundeskreis aus Traumpaar und hatten eine Traumhochzeit. Fernbeziehung etc. - alles überstanden und gemeinsam sehr harmonisch und liebevoll im Umgang. Dass das hinter den Kulissen kräftezehrend ist, weil es nicht ganz zusammenpasst, das stimmt.

Auch weiss ich, dass es am Ende egal ist, wie wir nach außen wirken - es muss innen stimmen. Aber ich fühle mich einfach schlecht weil ich mir einrede, ich hätte es besser wissen müssen und schiebe durch solche Vorwürfe das, was eigentlich zu tun wäre, vor mir her.

-

Ich habe nun, nachdem ich das Thema ja nun schon seit Monaten mit mir rumschleppe, beschlossen, am Wochenende ein offenes, konstruktives Gespräch mit meinem Mann zu suchen und mich zu trennen. So wie es jetzt ist, ist das für uns beide nicht fair: Ich leide und er plant eine Zukunft mit einer Frau, die keine Zukunft mehr mit ihm will.

Ich hoffe, ich habe die Kraft, dies auch durchzuziehen und knicke nicht (wieder) ein, wenn er mit zerbrochenem Herzen vor mir steht...

18.10.2019 00:09 • x 2 #12


K
Zitat von Gorch_Fock:
Kann es sein, dass Du Deinen Mann einfach finanziell aushälst? Alles was Du beschreibst wirkt wie eine Tochter aus gutem Hause, die mit Daddys Kreditkarte die Welt erkunden durfte. 80 Stunden Jobs? Du liebe Güte..
Du bist jetzt 33. Wenn Du noch eine Familie aufbauen willst, solltest Du jetzt langsam mal den Cut machen. Rechnet man 2-3 Jahre für Vetrauensaufbau mit Kinderwunsch bist Du dann schon 36.


Geht höchstwahrscheinlich nur mit jemanden der 20 Jahre älter ist und nochmal Spaß dran hat.

18.10.2019 01:08 • #13


SweetCookie
Sehr viel Text. Du hättest auch einen Roman draus machen oder es massiv abkürzen können. Das Kernproblem bei euch: Es passt einfach nicht. Mal davon ab, dass eure gesamte Beziehung auf Phantasien und nicht auf der Realität aufbaut. Er wollte eigentlich das, schafft es aber nicht...es dauert länger, es kam anders etc. pp...und natürlich will er dann auch mal irgendwann Kinder und freilich in absehbarer Zeit, denn er muss dich warm halten, schließlich hälst du ihn ja finanziell aus. Schon irre, ehrlich.

Zitat von BlueEyedSould:
Ich bin fast 33, er fast 31. Mittlerweile bin ich in einer Führungsposition und viel unterwegs, spreche da meist deutsch. Wochenenden verbringe ich dann meinst nur mit meinem Mann und wir sprechen englisch. Das sind wie zwei völlig unterschiedliche Leben bei denen ich eine andere Sprache spreche, mich über andere Themen unterhalte, etc. Das eine Leben passt nicht zum anderen, aber es fällt auch kaum auf - einzig, wenn ich dann mal wieder etwas mehr Zeit habe, den Freundeskreis zusammenzubringen Denn wenn meine Freunde (beruflich ähnlich unterwegs wie ich) und mein Mann sich treffen, dann ist das, als würden zwei Welten aufeinander prallen - und er ist da der Fremdkörper. Ich bin dann oft bei meinem Mann, damit er sich nicht so fehl am Platz fühlt, aber nach den Treffen fühle ich mich, als könnte ich meine Freunde nie richtig genießen und unglücklich. Natürlich mache ich auch manchmal was mit ihnen ohne meinen Mann. Aber beide Welten für immer parallel laufen zu lassen und nie zusammenzubringen, das kann doch auch keine Lösung zu sein?



Mh, hier gibt es eigentlich gar kein Problem. Es soll sogar Menschen geben, die sprechen unterschiedliche Sprachen mehrmals am Tag... Das Problem liegt bei dir und ja, es passt überhaupt nicht mit euch beiden. Wie gesagt: viel Phantasie, nichts reales. Du brauchst offenbar jemanden, der dich ständig lieb betütelt...kannst du dir keinen Mann auf Augenhöhe vorstellen? Denn das was du da gerade an deiner Seite hast ist Balast, wie ich finde...fauler, gefälliger Balast, aber doch ganz sicher kein Partner, mit dem man den Rest des Lebens verbringen will...

18.10.2019 05:39 • x 1 #14


K
Hat dein Mann keine Zeit für Sprachkurse?
Ohne gutes Deutsch wird er hier nicht Fuß fassen können.
Ein Umzug nach UK würde etwas Chancengleichheit herstellen, aber ich fürchte dafür ist es zu spät.
Du hast den Respekt vor ihm verloren und das ist immer der Anfang vom Ende.

18.10.2019 05:59 • x 1 #15


A


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