Ich habe das auch erlebt und kann Dir sagen, dass die Reaktion Deines Körpers unter diesen Umständen völlig normal sind.
Ich habe meinen Ex. erst zwei Jahre nach der Trennung das erste Mal live wiedergesehen. Ich hatte die Trennung verarbeitet und er bedeutete mir auch nicht mehr viel, aber ihn dann obendrein völlig unverhofft zu sehen, hat mich momentan echt überfordert. Es war auf einem Kongress und ich besuchte einen spärlich besuchten Vortrag und saß neben einem Kollegen, den ich in dem Moment fragte, ob er X gesehen habe, weil sie in derselben Arbeitsgruppe sind, die am Vortag getagt hatte. Und gerade in diesem Augenblick als ich den Kollegen fragte, öffnet sich die Tür und wer kommt rein? Der Ex.
Mein Körper spielte völlig verrückt. Innerhalb von Sekundenbruchteilen schüttete er offenbar eine riesige Dosis Adreanlin aus. Magendrücken, schwizige Hände, Herzrasen und der Wunsch, am liebsten wegzulaufen, waren die Folge. Ich hatte befürchtet, ihm zu begegnen und fragte den Kollegen nach ihm, weil ich die Hoffnung hegte, er wäre dem Kongress fern geblieben. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
Da saß ich jetzt und konnte nich aus. Ich stierte gerade aus und heftetete meinen Blick aufs Rednerpult. Ab und an linste ich vorsichtig zu ihm hin. Er saß Gott sei Dank einige Meter weg. Er schaute auch krampfhaft gerade aus und ich dachte mir, der ist so überrascht wie ich und versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Kurz vor Ende des Vortrags verließ der Ex. das Terrain, um ein Aufeinandertreffen zu vermeiden.
Zwei, drei Stunden sah ich ihn nochmals. Mittlerweile hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Ich unterhielt mich an einem Stehtisch mit einer Firmenmitarbeiterin und wir lachten und schäkerten, als er daher latscht. Wie ein begossener Pudel ging er vorbei. Sein Gesicht eine undurchdringliche Maske, aber alles andere als fröhlich und gut gelaunt, aber er grüßte wenigstens kurz.
Ich freute mich und dachte mir: Ha, Du schleichst jetzt hier vorbei wie ein begossener Pudel und ich lache. Das tat mir auf jeden Fall gut, dass ich eben nicht den Rest des Tages traurig durch die Gegend lief.
Es ist eine Frage des eigenen Stolzes, seine Traurigkeit nicht stark nach außen zu zeigen, denn was hilft es Dir, wenn Du traurig und deprimiert bist und trübsinnig in einer Ecke rumsitzt, während sie sich amüsiert.
Das kränkt Dich, das ist keine Frage, sondern eine logische Tatsache. Aber die eigene Stimmung so nach außen zu präsentieren, ist eine Frage des Selbstbewusstseins. Ich bin es mri wert, nicht in einer Ecke zu versauern. Auch ich bin hier zu Hause, auch ich kann mich mit Anderen unterhalten.
Es ist schwer, das weiß ich. Aber ohne dass Du Dich auch mal am Riemen reißt, wirst Du Dein Leiden nur noch verstärken. Du hast keine Mechanismen entwickelt, mit so einer Enttäuschung umzugehen und sie eben nicht so sehr nach außen zu zeigen. Denn zu Deiner inneren Enttäuschung kommt dann noch die Schmach. Ach, ich Armer, sitze jetzt hier rum, schaue trübsinnig auf den Boden und die Ex. kann das sehen. Der gehen Deine Gefühle offenbar am A... vorbei.
Also lass sie nicht zweimal gewinnen. Sie hat Dich enttäuscht und verlassen, aus welchen Gründen auch immer, aber das muss Dir nicht auf Dauer das Leben versauern.
Zugegebenermaßen sind acht Wochen eine verdammt kurze Zeit, um sich wieder aufzurichten. Da ist noch alles so frisch und Du kommst mit Dir selbst noch nicht wieder klar, sondern steckst mitten in der Trauerphase.
Allerdings kann ich Dir auch sagen, dass mit der Zeit ein Trainingseffekt eintritt. Wenn Du sie öfters siehst, gewöhnst Du Dich dran und kannst allmählich besser damit umgehen. Das erste Aufeinandertreffen ist immer das schlimmste.
Zitat von hopeless91:Nun musste ich gestern wegen eines Punktspiels hin und meine Therapeutin hat mich auch ermuntert, hinzugehen und meinte, dass ich den Schmerz auch einfach aushalten müsse dann. Ich hatte meine Bedenken, weil ich ganz klar immer noch nicht über sie hinweg bin.
Das sehe ich auch so wie Deine Therapeutin. Nicht kneifen, denn Du kannst sie überall antreffen. Auf der Straße, beim Training, beim Einkaufen ... Du wirst ihr vermutlich nicht ganz aus dem Weg gehen können.
Ich würde an Deiner Stelle auch keinesfalls vorschnell den Verein verlassen. Abwarten und sich ein wenig zurückziehen, bis Du wieder stabiler bist. Austreten kannst Du dann immer noch, aber aufgrund einer momentanen Panik alles hinzuwerfen, ist keine gute Entscheidung. Entscheidungen trifft man dann, wenn man klar im Kopf und nicht von Hormonschüben dominiert ist.
Zitat von MrXYZ:und ich hing da wie ein Trauerkloß.
Was hast Du erwartet? Dass sie in Sack und Asche rumläuft und Taschentücher vollheult. Die Frau lässt sich nichts anmerken, sondern tut alles, um Dir zu zeigen, wie blendend es ihr geht.
Das nächste Mal rüstest Du Dich innerlich und beweist Dir, dass auch Du Kontakte hier hast und Menschen, mit denen Du Dich unterhalten kannst.
Schau einfach nicht ständig hin. Es reicht sie zu grüßen, wenn ihr Augenkontakt habt, aber das reicht dann auch. Zeige ihr und der Welt, dass Du Dich nicht unterkriegen lässt.
Zitat von hopeless91:Aber das tut auch weh, weil wieder viele soziale Kontakte wegfallen und für sie alles immer nur besser wird und sie auf nichts verzichten muss.
Dieser Satz ist dumm und strotzt vor Sebstmitleid. Natürlich wird auch für sie nicht alles immer besser, wieso denn auch? In jedem Leben gibt es Höhen und Tiefen. Auch wenn sie jetzt quasi obenauf ist, so heißt das gar nichts. In einem Jahr, in zwei Jahren kann es genau anders rum gehen. Sie hat eine Krise und Du bist glücklich.
Und eben wegen der Kontakte würde ich den Verein nicht aufgeben. Sieh es mal so, sie ist eine Person, die Du jetzt nicht sehen willst, aber es gibt viele andere, die Du sehen willst. Also schmeiß nicht die Fllinte ins Korn wegen der Tussi.
Zitat von hopeless91:Nur ich muss leiden.
Das ist auch Deine Entscheidung. Du bist jetzt verletzt, ja, völlig normal. Du hast körperliche Symptome wie große Unruhe und Herzrasen. Das ist der Streß, der die Begegnung verursacht hat. Je weniger Raum Du dem Stress gibst, desto besser wird es Dir gehen. Nur Du musst nicht leiden. Du leidest jetzt, klarer Fall, aber ihr jetzt das Feld überlassen und den Verein aufkündigen, bedeutet, dass Du Deinem Selbstmitleid nachgibst und auch die Vereinsfreunde aufgibst. Eine Person ist kein Grund, einen ganzen Verein aufzugeben.
Wie gesagt, es ist auch Übungssache. Gehe wieder hin, suche Dir ein paar Kumpels, mit denen Du redest und schau sie nicht an. Und lass Dir nicht anmerken, wie leidend Du bist. Das hilft Dir keinen Deut weiter und bringt sie nicht zurück. Kneife nicht und gib nicht dauernd dem inneren Schweinehund nach.
Du musst Dir in dieser Lage auch selbst helfen, um wieder an Stabilität zu gewinnen. Was ist mit Deinem Selbstwertgefühl? Und wie steht es allgemein mit Deinem Selbstbewusstsein? Mir scheint, damit steht es nicht zum besten. Da hast Du Nachholbedarf, denke ich mir.
Lass Dich nicht hängen, sondern lenke Deinen Blick bewusst auf positive Dinge!
Begonie