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Der Schmerz vergeht nicht Trauma?

ArtHegu
Hallo Liebe Lesende,

Ich möchte erstmal sagen dass ich extrem dankbar bin, dass es solche Foren wie hier gibt indessen man die Möglichkeit hat anonym seinen Kummer von der Seele zu schreiben und ich bin über jede Antwort, Anteilnahme oder Feedback dankbar.

Ich habe Anfang des Jahres schonmal einen Beitrag verfasst zum Thema Liebeskummer.Mein Freund/Exfreund hatte sich gerade frisch nach einem Dreiviertel jähr Beziehung getrennt.nach heftigen Streitereien, Vertrauensproblemen meinerseits und Psychospielen seinerseits warf er mich eines Nachts wutentbrannt raus und hat sich seither nicht mehr gemeldet.Das ist jetzt 10 Monate her.Die Schuld am Scheitern der Beziehung gebe ich mir allein.

Nun zu meinem Problem:
Ich habe nach der Trennung gewusst ich brauche eine Aufgabe und etwas das mich glücklich macht um nicht in ein tiefes Loch zu fallen.Die Trennung hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen und ein Kindheitstrauma ausgelöst.Also habe ich eine Kunstschule gegründet,(die jetzt allmählich anläuft),ich hatte also jede Menge Ablenkung.
Dennoch habe ich jede nacht geheult und gebetet das er sich wieder meldet, zumindest für ein Gespräch indem man Dinge klären kann.Wie gesagt er hat mich rausgeworfen und hat sich nie wieder gemeldet. Ich habe mir nach der Trennung auch eine Therapeutin gesucht, mittlerweile nehme ich auch Antidepressiva weil ich so antriebslos bin und ständig lebensmüde Gedanken habe.Es sind wie gesagt jetzt 10 Monate vergangen und es fühlt sich wirklich an als wäre die Trennung gestern gewesen. Die Bilder von ihm, seinem Gesicht, Situationen als wir uns nah waren aber auch Streitereien, Dinge die gesagt wurden, andere Frauen die irgendwann ins Spiel kamen. Mir kommen all diese Dinge flashbackartig hoch.JEDEN TAG. Ist das noch normal? Ich will das es aufhört, will wieder glücklich sein, über ihn hinwegkommen, mich auf meine Kunstschule konzentrieren. Aber ich schaff es nicht loszulassen. Ich gehe daran kaputt. Ich habe das Gefühl ohne ein abschließendes Gespräch zu führen kann ich nicht loslassen aber das werde ich nie bekommen. (Habe etliche Briefe geschrieben, Nachrichten, wurde überall geblockt etc).

Ist es ein Trennungstrauma? Hat jemand sowas schonmal erlebt? das der Liebeskummer schlimmer statt besser wird?

Vielen dank für jegliche Antworten.

08.10.2019 08:59 • x 2 #1


U
Deine Geschichte klingt ziemlich ähnlich meinem eigenen Erlebnis vor bald 2 Jahren. Ich hatte auch so eine Art Trauma, ich denke immer noch fast jeden Tag daran (nach 2 Jahren!).

Allerdings war es bei mir eine Kombination verschiedener Dinge:
Nicht nur dass ich total verliebt war in dem Moment,
- auch das Fehlen einer Art Aussprache (wenigstens um sich normal zu verabschieden) machte mir sehr zu schaffen
- ebenso wie eigene Fehler die mir damals gar nicht bewusst waren
- dann, dass ich als totaler Depp dastand
- dass die ganze Sache bei mir einen sehr wunden Punkt getroffen hat,
- und dass nur wenige Stunden vorher alles total perfekt schien.

Bei mir sind das jetzt ja fast zwei Jahre und ja, man kann das schon als Trauma bezeichnen.

Ich wollte aber mal anmerken, dass mir das Forum hier nicht wirklich gut getan hat, weil Menschen im Netz oft extremere Meinungen vertreten als in der Realität. Geholfen haben mir eher Erfahrungen mit anderen Frauen, die in ähnlicher Situation ganz anders reagiert haben.

08.10.2019 09:56 • x 4 #2


A


Der Schmerz vergeht nicht Trauma?

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G
Hallo,

mir geht es sehr ähnlich.
Verlassen Ende 2018 nach ca einem Jahr Beziehung.
Ich dachte ich sei hinweg, aber es wird immer schlimmer.
Auch ich war in Therapie und habe lange gebraucht um mich zu fangen.
Ich finde, an einem Beziehungsaus haben immer 2 Ihre Anteile, nicht nur du alleine.

Mein Selbstwert war schon immer niedrig und sank durch die Trennung ins bodenlose.

Du brauchst etwas um abzuschliessen?
Glaube mir, das bringt nur neue Fragen auf.

Ich wünsche dir, dass du dich erholst. Dieses Drama braucht niemand, und ist kein Mensch wert.
Alles liebe

08.10.2019 10:55 • x 2 #3


A
Liebe TE,

ja, so eine Trennung kann ein Trauma auslösen. Und das schlimme ist, dass es nicht nur den persönlichen Bereich betrifft, sondern auch existenzielle, schwerwiegende Folgen auslösen kann.

Ich war 1 Jahr lang paralysiert nach dem Schock, dass mein Partner Kinder von einer anderen Frau bekommen hat, während er mit mir noch in Beziehung war. Obwohl ich eine große Verantwortung habe und nunmehr auch für meine Existenz verantwortlich bin, konnte ich meiner Aufgabe kaum nachkommen. Ich saß wie gelähmt da und war nicht in der Lage, irgendwelche Entscheidungen oder ähnliches zu treffen.

Kein Psychologe, kein Psychiater und auch keine Freunde konnten helfen. Ich musste da durch. Irgendwie.

Manche Tage war mir auch alles egal und ich wusste nicht, was mit meiner Zukunft passieren wird. Es war die Hölle. Dann kamen noch körperliche Symptome dazu. Fibromyalgie, die Knie wollten nicht mehr, der ganze Körper rebellierte. Ich war wie schock-gefroren.

Erlebt habe ich sowas zuvor noch nie.

Außenstehende konnten mich teilweise gar nicht verstehen. Reiß dich zusammen, lass dich nicht so gehen - das war die Message.


Mittlerweile geht es mir besser, aber die tiefe Melancholie hat mich immer noch am Wickel. Mal mehr, mal weniger.

Und es gibt Momente, wo die Hoffnungslosigkeit immer wieder über mir zusammenschwappt. Auch wenn mein Verstand sagt, es ist alles ok, du kannst doch dein Leben genießen. Es funktioniert nicht, wenn das Herz und die Seele so im Tief hängen. Da ist mit keinerlei Vernunft beizukommen.

Es tut - immer noch - höllisch weh.

Ich weiß, dass es eines Tages durch sein wird, aber wann, das kann ich nicht sagen.

Ich wäre so gerne darüber hinweg, würde lachen können. Ich habe mir einen wundervollen Urlaub gegönnt, von Außen gesehen könnte es mir wundervoll gehen. Ich fuhr in den Urlaub voller Vorfreude...und kam mit einer ganz schweren eitrigen Entzündung zurück. Jetzt liege ich wieder flach und bedauere mich selber.

Der Schmerz liegt wie ein dunkles Damoklesschwert über mir. Und es scheint, als würde nichts von Außen ihn verdrängen können. Kein Erfolg, keine lieben Worte von Freunden....es ist als gäbe es keine Lebensfreude mehr.


Dass das sehr subjektiv ist, ist mir bewusst. Aber ich kann im Moment nicht dagegensteuern.

08.10.2019 18:01 • x 6 #4


ArtHegu
Danke für deinen Beitrag.

Wie lange ist die Trennung nun her bei dir?

08.10.2019 19:12 • x 1 #5


U
Also was mir ein Stück weit hilft ist, wenn einem das Vergangene ein Stück weit egal ist und/oder man einfach nicht daran denkt weil etwas anderes im Leben wichtig ist. Natürlich ist das schwer zu erreichen, wenn man da emotional sehr mit drin hängt, aber das Ziel sollte es sein.

Kleiner Fact am Rande: Viele Männer reagieren deshalb auf Verlassenwerden auch mit intensivem Flirten und Baggern bei anderen Frauen, weil ihnen das bei der Überwindung der Trennung hilft (sofern sie bei anderen gut ankommen allerdings nur).

09.10.2019 09:57 • x 1 #6


Spreefee
Zitat von UnglücklicherXX:
Kleiner Fact am Rande: Viele Männer reagieren deshalb auf Verlassenwerden auch mit intensivem Flirten und Baggern bei anderen Frauen, weil ihnen das bei der Überwindung der Trennung hilft


So kann man gut vor sich selbst davon laufen. Nur funktioniert es halt nicht.

Liebe @ArtHegu

Ich denke, dass es manchmal wichtig ist zu verstehen, warum es dir so geschah. Wenn man es versteht, lernt man besser damit umzugehen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut, hier etwas mehr zu schreiben, das wird dir helfen.

09.10.2019 10:16 • #7


Ayaka
Was sind denn deine Erwartungen an dieses Gespräch, das es dir so immens wichtig ist? Letztlich hätte es doch nichts gebracht und ich habe noch nie erlebt, dass ein trennungsunwilliger Partner im Trennungsgespräch die Antworten bekommen hat die er gesucht hat.

Klar ist es nicht der Kaiserweg solchen Krisen mit Ratio zu begegnen, aber vielleicht hilft es ja doch ein bisschen.

Ohne dir zu nahe treten zu wollen, deine Beziehung hat nur ein dreiviertel Jahr gedauert, dein Liebeskummer dauert nun schon länger an als die Beziehung. Für mich ist das ein Anzeichen, dass die Ursachen für deinen Kummer eher in dir als in der Beziehung zu suchen sind.

Fühl dich gedrückt - das muss eine schlimme Situation sein da nicht rauszukommen.

09.10.2019 10:46 • x 1 #8


A
Zitat von ArtHegu:
Danke für deinen Beitrag.

Wie lange ist die Trennung nun her bei dir?




Meine Trennung ist genau 1 Jahr her. Oktober 2018.

09.10.2019 12:24 • #9


U
Zitat von Ayaka:
Was sind denn deine Erwartungen an dieses Gespräch, das es dir so immens wichtig ist? Letztlich hätte es doch nichts gebracht und ich habe noch nie erlebt, dass ein trennungsunwilliger Partner im Trennungsgespräch die Antworten bekommen hat die er gesucht hat.


Das muss jeder selbst wissen glaube ich. Ich hatte ja eine ähnliche Situation (plötzliche Trennung mit totalem Kontaktabbruch und eine echt schlimme Zeit danach) und mir hätte ein Gespräch sehr viel gebracht.

Ich hätte z.B. gerne gewusst, was genau in den Stunden zuvor passiert ist, welche Rolle die Eltern (sie war 20) dabei gespielt haben. Es gab auch Dinge die mir Leid taten, und das hätte ich ihr gerne noch gesagt. Es gab auch Dinge, die ich gerne noch richtiggestellt hätte, denn die Problematik wegen der damals alles kaputt ging, ist mir vorher ja gar nicht groß aufgefallen. Ohne Gespräch geht einem das alles noch Jahre im Kopf herum.

09.10.2019 12:55 • #10


E
Ich denke mir ging es ähnlich. Trennung ist jetzt exakt 2 Jahre her. Nach ca. 1 Jahr wurde es besser, nach 1,5 Jahren war es mehr oder weniger nicht mehr präsent. Vor einem Monat habe ich eine Neue kennengelernt, es lief eigentlich ganz gut, dann kamen langsam wieder Dinge hoch... Die frische Beziehung hat das nicht ausgehalten. Ich hoffe nächstes mal läuft es besser.

Gib die Hoffnung nicht auf - Auch wenn es ausweglos scheint und scheinbar nie vorbei geht, irgendwann wird es dann doch besser. Zwar stehe ich, wie ich jetzt merke ironischerweise auf den Tag genau nach 2 Jahren, wieder vor der nächsten Trennung, aber wenigstens weiß ich jetzt, dass es irgendwann auch wieder vorbei geht und was Neues kommen kann, auch wenn man es erstmal nicht für möglich hält.

10.10.2019 15:15 • x 2 #11


A


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