Der Tinder-Quassel

Zitat von Balu85:

na OD (wozu Tinder ja auch gehört) ist doch eh nur ein Abwägen von Vorteilen.

Wie meinst das genau?

Ich weiß nicht, ob ich jemals nach Vorteilen ausgewählt habe. Am Ende entscheidet man sich ja doch trotz Nachteile für die Person, wo das Herz höher schlägt. Ich sag mal so, ich würde schon Männer ausschließen, die noch kleine Kinder haben, weil ich einfach kein Kindermensch bin und super schnell genervt bin.
Aber, ich habe mich auch schon das eine oder andere Mal in einen Mann verliebt, der ein kleines Kind hatte und naja, der Liebe wegen hätte ich dann wohl meinen Frieden damit geschlossen. Dass man beim OD jetzt schon vorher aussiebt, um die Wahrscheinlichkeit einer Wohlfühl-Beziehung zu steigern, kann ich verstehen und handhabe ich teilweise auch so. Wieso sollte ich mich dem Risiko aussetzen mich in jemanden zu verlieben, dessen Umstände dagegen sprechen, dass mich die Beziehung wirklich bereichert?

Anderseits gibt es ja auch genug Leute, für die ist es kein Aufwand bzw keine große Sache sich auf Kinder einzustellen. Die können gut damit umgehen, dass Zeit zu zweit eher seltener stattfindet und die können auch damit umgehen, dass sie am Wochenende eben nicht bis um 12 ungestört mit der neuen Flamme im Bett liegen können...

Beides ist ok, so lange man es nicht abwertet.

Mein Sohn ist 11 und ich könnte nicht mehr mit ganz kleinen Puschis was anfangen. Deshalb betrachte ich sie aber nicht als Altlast oder sowas. Es passt halt einfach nicht zu mir und Kinder verdienen es, dass jemand sie auch mag, wenn er in ihr Leben tritt.

Ich habe nun länger überlegt, ob das wirklich analog eines Onlineshopping ist und wie es sonst so wäre.

Ich würde für mich denken, dass ich auch im normalem Leben eine klare Vorstellung habe, wie mein Lebenspartner sein müsste oder was für mich so gar nicht geht. Da käme ein Mann auch nicht weiter.

Beim OD lese ich es in den meisten Fällen recht schnell schwarz auf weiß. Natürlich geht da sicher auch der ein oder andere potentielle Kandidat durch, weil das einfach falsch eingeschätzt wurde.

Ich würde eher denken, dass die Bilder einen fälschlicherweise schonmal in die falsche Richtung ziehen.

Ich finde eben auch, dass abwerten gar nicht geht.

Ich habe damals mal einen Mann kennengelernt. Zunächst schriftlich, dann telefoniert. Es war ihm bekannt, dass ich damals Kinder in der Altersklasse 8 und 10 hatte. Wir hatten uns noch nie gesehen, aber grob ins Auge gefasst, dass wir uns treffen werden. Lief so alles gut und lustig. Passte vom Humor, Telefonat etc. Er ruft mich also einen Tag später an, mittags um 14.00 Uhr. Nee, tut mir leid, ich kann jetzt nicht im Laden um die Ecke spontan einen Kaffee trinken. Kind ist bei mir, kam gerade aus der Schule. Und nein, heute Abend geht es auch nicht spontan.

Er hat mich dann 2 Stunden später nochmal angerufen um mir mitzuteilen, dass er denkt, ich bin da zu unflexibel. Er wäre ja der Hauptgewinn und ich dürfte mich glücklich schätzen, dass er sich erbarmt. Ich könne ja froh sein, wenn sich jemand mit den 2 Kindern überhaupt für mich interessiere.

Ja, man sollte sich schon eine etwas härtere Schale zulegen.

Grundsätzlich könnte ich über die Zeit schon eine Anekdotensammlung schreiben

Zitat von Nike666:

Ich könne ja froh sein, wenn sich jemand mit den 2 Kindern überhaupt für mich interessiere.

Ohjee, das ist ja wirklich unverschämt. Was war der denn für eine Wurst.‍️

Hmm naja, ich glaube es gibt sicher auch kinderlose die sich bewusst auch Partner/Innen mit Kindern suchen. Sei es das dadurch ein unerfüllter Kinderwunsch kompensiert wird, sei es um nicht volle Verantwortung tragen zu müssen, und mehr in die Onkel/Tantenposition zu kommen. Sei es weil sie sich wirklich verliebt haben usw usw.

Dann gibt es welche, die das partout ablehnen, wenn jemand Kinder hat, weil sie an erster Stelle stehen wollen und nicht mit irgendwem um Zeit konkurrieren möchten. Was ja auch alles okay ist, weil jeder Prioritäten setzen kann. (Ich meine selbst Partnerschaften gehen auseinander, weil die PartnerIn zuviel Zeit mit dem Neugeborenen verbringt und der andere sich dann plötzlich vernachlässigt (?) vorkommt - wo man sich denkt wtf ihr habt gerade gemeinsam ein Kind gezeugt und es ist jetzt eben auf der Welt, das ist ja klar dass das Baby Vorrang hat. - Naja jedenfalls wenn es schon in einer Partnerschaft so sein kann, brauchen wir vom dating gar nicht erst sprechen)

Aber ich glaube so insgesamt ist es je mehr Auswahl desto schwieriger wird die Entscheidung. Und das OD macht es da wirklich einfach nur kapitalistisch. Und es ist nichts anderes als einfach nur Kapitalismus.

Es ist wie im Supermarkt: man will einfach nur n Joghurt und steht plötzlich vor einer Auswahl mit tausend Geschmackssorten. Je mehr Sorten desto schwieriger. Entweder man nimmt unter den tausend Sorten trotzdem immer das gleiche oder man steht verwirrt davor und kann sich nicht entscheiden ODER man hat Angst sich falsch zu entscheiden (das Dilemma Bindungängstlicher zb). Wobei wenn man nur drei zur Auswahl hätte, würde man sich eben schneller entscheiden, und wäre - seien wir ehrlich - am Ende nicht mehr und nicht weniger glücklich. Das ist ja das ganze Dilemma an dieser sch.eisse: wenn diese Multiapps mehr begrenzen würden (zb so und soviele likes pro Monat), wäre die Entscheidungsfreude viel spontaner und größer, und die Konzentration der Nutzer doch viel... wie soll ich sagen...bodenständiger? Und genügsamer? Aber das Ding ist ja, diese Apps sind überhaupt nicht interessiert, irgendwen zusammen zu bringen.

Das war zb 2015, vor Pandemie, vor metoo, vielleicht noch anders, als es noch nicht soviele Nutzer gab. Aber die Pandemie hat die Nutzerzahlen bestimmt verdreifacht oder mehr. Und dann steht man da wieder vor dem Regal und will eigentlich nur einen einfachen (ohne Geschmack, einfach nur pur) Joghurt. ‍️

Zitat von Balu85:

....ach....nöööö...nönö....wenig Zeit, ne Ex gibbet da auch noch, am Ende isser noch ni drüber weg....und überhaupt.
Also bevor man überhaupt den Menschen kennt wird schon ausgesiebt. Onlineshopping mehr isses ni.

Oder reiner Selbstschutz.
Wieso kompliziert, wenn es auch einfacher geht?

Zitat von Nike666:

Ich könne ja froh sein, wenn sich jemand mit den 2 Kindern überhaupt für mich interessiere.

Und da hat er Recht. Wenn auch hart ausgedrückt - zwei fremde Kinder sind nun einmal eine Hausnummer und spontan mal was trinken gehen geht mit einer Mutter nun einmal nicht. Das hat er realisiert und er war immerhin ehrlich und hat sich verabschiedet.


Ich war vor meiner Beziehung auch online auf der Suche und eben u.a. auch deshalb sehr gefragt, eben weil ich weder Kinderwunsch, noch Kinder habe.

@Cologne

Also, in meinem Freundeskreis nehme ich es eher so wahr, dass die Menschen ohne Kinder oft deutlich unflexibler sind, als ich es bin. Ich bin nämlich super spontan, aber die Leute, die ich dann frage, ob man sich mal eben treffen will, meist nicht.

Ob sie nun müde von der Arbeit sind, noch einkaufen müssen oder ode oder... also, Leute ohne Kinder sind nicht automatisch spontaner, nur weil sie keine Kinder haben. Die haben dafür oft andere Dinge, die sie zeitlich einspannen. Zumindest meine Erfahrung.

Zitat von LeTigre:

Also, in meinem Freundeskreis nehme ich es eher so wahr, dass die Menschen ohne Kinder oft deutlich unflexibler sind, als ich es bin.

Bei mir ist das Gegenteil der Fall.
Mal am Beispiel meiner Freundin mit zwei Kindern erläutert:

- Ihre Geburtstagsfeier musste sie zweimal verschieben.
Erst war Kind 1 krank, dann Kind 2
- Treffen mit mir oder anderen Freunden wurden neulich abgesagt/ verschoben wegen Pubertätsanfall, Kind 1 hatte sich eingeschlossen und kam nicht mehr raus, Schule hat angerufen, Kind musste abgeholt werden, Kieferorthopädentermin Kind 2, Turnevent Kind 1, Kind 2 hatte ein Fußballturnier, Kind 1 Elternsprechtag...

Alleine die Terminfindung ist ein Alptraum, als Datemann wäre ich sowas von raus.

Selbst als Freundin nervt es mich oft, da kann ich aber auf kinderlose Freunde ausweichen und bin nicht exklusiv wie in einer Beziehung.

Zitat von alleswirdbesser:

Ich dagegen habe mich für Männer interessiert, die wissen, was es bedeutet Vater zu sein. Kinderlose habe ich zwar getroffen, aber immer nur ein ...

Super, so finden die passenden zusammen.