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Der Trennungsschmerz ging - die Einsamkeit kam

G
Letztes Silvester, da schaute ich mich um und dachte
das war's. Das waren die Jahre Deiner Trennung
ich war zuversichtlich, jetzt geht es bergauf

Doch es ging nicht bergauf, stattdessen kam sie - die Einsamkeit
sie nahm den Platz von Schmerz, Enttäuschung, Trauer und Wut ein
und nun thront sie da
in mir
und mag nicht weggehen

Blödes Spiel
Sie färbt mir das Alleinsein grau
Sie raubt mir die Lebenslust
und ich weiss nicht,
was ich tun kann,
warum sie da ist

Manchmal, da fliegt mich Hoffnung an
wie ein Funke. Da schleichen sich lebendige Impulse in mein Herz
gestern waren es Weihnachtslieder

Ich hasse Weihnachtslieder
Eigentlich. Muss dazu sagen ich stehe musikalisch eher auf Rock
Doch in dem Moment musste es einfach sein
auf Youtube eine Playlist rausgesucht
mitgesungen und es purzelten Tränen
tröstlich, dass das Kind in mir noch Wünsche hat
gelegentlich
trotz alledem

Ich werde Weihnachten nicht alleine sein
Ich bin die Starke
Alte Eltern, eine junge erwachsene Tochter
Ich werde ein gute Gastgeberin sein und das wuppen fluchen,
weil es echt anstrengend ist,
wenn alle durcheinander sabbeln
klar sie helfen, wenn ich frage, aber trotzdem
bin ich diejenige, die die
Veranstaltung führt

Danach werde ich fix alle sein
und ich fürchte, es wird mir jemand fehlen, den ich anlächeln kann
mit einem Puh - das haben wir überstanden !

Werd' mir alleine auf die Schulter klopfen,
Doch ich fürchte, das wir wird mir trotzdem schmerzlich fehlen
viel mehr als im akuten Trennungsschmerz

Hab' mich gefragt warum.
Ich schätze, es ist die geschwundene Hoffnung darauf,
dass dies nochmal endet, weil die Einsamkeit in meinem Herzen
tiefe Wurzeln geschlagen hat

Keine Ahnung. Vielleicht seile ich mich nächstes Jahr besser ab
aber irgendwie ist das auch doof
Wie gesagt sind meine Eltern ja schon alt
und ausser mir ist niemand da

Mein Bruder hat beschlossen, unsere Eltern zu hassen
seitdem sie ihn finanziell nicht mehr unterstützen
da tue ich mich schwer
mit der Flucht
und ob es was besser machen würde,
weiss ich ehrlich gesagt auch nicht.

15.12.2016 21:52 • x 7 #1


Sabine
@gastspiel du hast ja schon ein bisschen was überstanden und die Lebensweisheit reift mit der Zeit. Und du bist auf einem guten Weg. Was es aber noch braucht ist einfach etwas Zeit. Hass, Wut, Trauer sollten nicht allzu lange Plazt in einem Herzen platz haben. Dein Bruder hat sicher seine Gründe, doch du kannst es sich er ansatzweise verstehen, wie deine Eltern reagieren. So verstehe ich es zumindest. Lasse es nicht zu, schließe du nicht auch die Türen, denn sie wieder zu öffnen, fällt unheimlich schwer. Nächstes Jahr um diese Zeit wird es für dich wieder ein Stück leichter, denke ich Ich wünsche dir eine gute Zeit

15.12.2016 22:25 • x 1 #2


A


Der Trennungsschmerz ging - die Einsamkeit kam

x 3


G
Liebe @machiennelilly

danke für Deine Worte. Ich bin sicher, nächstes Weihnachten wird es besser sein.
Die Funken, die mich gelegentlich anfliegen, flüstern mir ja zu, dass ich noch lebendig bin.

Das Thema mit meinem Bruder war mißverständlich.
Nicht mehr finanziell unterstützen war die freundliche Formulierung.
Die beiden haben nur eine schmale Rente. Und seitdem Mutter zu alt ist,
um Putzen zu gehen, ist eben nichts übrig, was sie ihm noch zustecken könnte.

Es ist echt eine besch... Situation, wenn ich mir anschaue wie sie unter dem totalen Kontaktabbruch seinerseits leiden. Und ich kann nix dran machen. Weil er sich total im Recht fühlt und sie für alles verantwortlich macht,
was in seinem Leben nicht geklappt hat. Wohlgemerkt - der Mann ist 53. Ich weiss, was er
ihnen vorwirft. Aber er hat es ihnen nie gesagt es sind uralte Geschichten aus der Kindheit.

Da kommt es mir schon übel hoch, wenn ich sehe, dass er die merkwürdigerweise erst auslebt, wo es
nichts mehr zu holen gibt. Ich fühle mich von ihm verdammt im Stich gelassen.

15.12.2016 22:55 • #3


Sabine
ich schenke dir jetzt einmal etwas



es gibt viel zu denken, vielleicht findest du manche Antworten für Dich :*

15.12.2016 23:01 • #4


G
Liebe @machiennelilly,

ich danke Dir. Ich stehe ja auf Geschenke und habe dieses umgehend ausgepackt ...
Es ist wirklich schön. Eines von der Sorte, wo man sagt: Woher wusstest Du .... ?

Wobei - ich muss zugeben, dass es mich ein klein wenig stört, dass in dem Clip nur die Kerle lesen dürfen.

Der Udo ist einer, den ich derzeit echt mag. Weil er durch so tiefe Täler gegangen ist. Und dass mit dem sich selber zuhören, das ist das einzige, was mich derzeit aufrecht erhält. Nur dass die Impulse noch so flüchtig sind. Sich so schnell wieder verziehen. Und die Einsamkeit so schnell ihr Gesicht wechselt. Von der wahrhaften Stille, die zu mir von mir selber spricht, zum grauen Nebel, der mich lähmt.

In den letzten Tagen beschäftigt mich das Thema Einsamkeit sehr. Ich versuche, es als menschliche Urerfahrung zu sehen. Als etwas, was nötig ist, um ernsthaft zu reifen. Ich versuche, zu verstehen, dass es nicht mit ein paar Tagen getan ist. Sondern in der Tat einer langen Weile in der Wüste bedarf, um das Gift zu wandeln. Schwierig, schwierig .... Ein Leben lang bin ich davor geflohen.

Ich könnte es weiterhin tun. Mir irgendwen suchen, der irgendwie da ist. Aber es geht nicht mehr. Ich will nicht mehr. Die Einsamkeit ist einfach dran. Zumindest behauptet sie das und es gelingt mir nicht, ihr ernsthaft zu widersprechen.

15.12.2016 23:27 • x 2 #5


Dandelion-68
Ach, lieber Gast, du bist schon so viel weiter als ich...Mir steht der erste Jahreswechsel nach Trennung ja erst noch bevor... Auch wenn noch so vieles in dir schmerzt, da keimt aber auch zwischen den Zeilen schon so viel Erkennen, Zutrauen, Willen und zarte Stärke auf...Und die Einsamkeit, die sicherlich auch Angst machen kann, scheint dir ja auch Dünger zu sein für all die guten Keimlinge in dir...lass es wachsen und sprießen...Viel Kraft dabei...
P.s.:Ich hab auch mal in das Geschenk geschaut...Besser gesagt...gehört. Ja, ein ganz besonderes Gedicht...Ich vergaß, das ich es einmal auswendig konnte...Kommt morgen an mein küchenboard und begleitet mich ins neue Jahr!

15.12.2016 23:50 • #6


Sabine
Zitat von Gastspiel:
Ein Leben lang bin ich davor geflohen.


man kann nicht vor sich selbst davon laufen, man kann sich selbst betrügen, belügen, hartherzig werden, alles wegschieben, aber irgendwann stellt einen das Leben. das ist jetzt schon fast etwas philosophisch. Hesse hat mir sehr geholfen. Und dieses Gedicht ist etwas sehr besonderes für mich, weil es eigendlich immer irgendwie passt, zu jeder Situation, zu jedem Lebensabschnitt. Am besten zitiert es Rühmann, gibt es aber nur zu kaufen. Leider, ich habe es mir gekauft, und immer wenn ich am zweifeln oder verzweifeln bin, richtet es mich auf. Aus heutiger Sicht verstehe ich das Leben jetzt anders. Und ich bin nicht mehr ganz so traurig, kann besser loslassen und muss nicht mehr so sehr an etwas festhalten.

Nur die Tage malst du dir selber grau. Das ist aber eine Einstellungssache. Man kann das Glas halb voll oder halb leer sehen. So ein alter Spruch und auch wieder so wahr. Sehe ab morgen das Glas halb voll an, gehe in den Tag mit Freude und Musik, gehe unter Menschen, die Fröhlichkeit oder Hilfe bedürfen, und merke das Heiterkeit Hilfe ist, Hilfe gibt, Hoffnung gibt.

Man ich komme mir vor wie ein Pfarrer und begriff doch gerade erst vor ein paar Tagen selbst erst manches.

aber ich möchte euch nicht mit meinen Lebensweisheiten erdrücken. Manches muss man eben selbst erfahren, aber es freut mich, wenn ich mit meiner inneren Heiterkeit, euch ein kleines Licht ins Herz setzen konnte.

16.12.2016 00:04 • x 2 #7


G
Liebe @Dandelion-68,

das ist schön, dass Du Dich hier zu Wort meldest. Ein bisschen kam ich mir ja verrückt vor, mit diesen Gedanken zur Einsamkeit. Und doch hoffte ich, dass es hier vielleicht den einen oder anderen gibt, der in mir ein Stück von sich selber wieder findet. Und nun ist es so. Und auch Deine Worte sind ein Geschenk für mich.

Mach das mit dem Küchenbord. Hefte es Dir an und wenn Du es ansiehst, dann sieh darin nicht nur die Worte des Dichters, sondern auch das Geschenk von @machiennelilly. Denn ich bin sicher, es war für Dich genauso bestimmt wie für mich, so wie für jeden, der dieses hier liest.

Es hilft mir gerade sehr, dass Du in meinen Worten Erkennen, Zutrauen, Wille und zarte Stärke findest. Wenn der Nebel gerade grau ist, dann vermag ich nichts davon in mir zu sehen. Dann bin ich blind und tastend. Und die Rückmeldung einer anderen Stimme ist unendlich wertvoll, damit man sich selber nicht gar so verloren fühlt.

Ich wünsche Dir viel Kraft und dass Du Deine eigene Stärke finden mögest und dass das Jahr 2017 für Dich viele weitere Geschenke bereit hält.

Liebe Grüsse

16.12.2016 00:10 • x 1 #8


Sabine
@gastspiel @Dandelion-68 erst einmal, wenn ihr jemanden schreibt, dann das @ und dann gleich den Namen, und kein Komma sondern ein Leerzeichen danach, dann wird man benachrichtig

Und @gastspiel manchmal bedarf es Einsamkeit um zu verstehen, um in sich reinzuhorchen, und ich gestatte mir diese Einsamkeit jeden Tag ein Stück. Aber es darf nicht nur Einsamkeit sein, denn sie macht auch krank. Und hier so viel teilen zu können, ohne sein Gesicht zu verlieren, empfinde ich wunderbar.

Als ich mich hier anmeldete, war ich voller Wut, Trauer und Einsam in der Zweisamkeit. Fand mich unverstanden und wurde oft zu anderen ungerecht, weil die Hartherzigkeit einzug hielt. Und dann werte ich mich, und stand auf, und sagte mir, dass bin ich nicht. Ich bin lebensfroh und auch wenn ich krank bin, ich will leben! Und dann machte ich mich auf die Suche nach dem Leben. Und nun, ... ich denke, ich habe es für mich verstanden.

Nur alles hat eben seine Zeit, die Trauer und Wut, das Abschiednehmen, das Akzeptieren, das Versehen, das glückliche Sein

Wohin dein Herz dich träg, ist ein schönes Büchlein von Susanna Tamaro, und wenn ihr euch aus dieser Einsamkeit zeitweise rausholen wollt, dann kauft es euch. Es ist ein Buch mit vielen Weisheiten und hat irgendwie was tröstendes.

16.12.2016 00:19 • x 1 #9


Dandelion-68
@gastspiel (so richtig?)...
Du bist ganz und gar nicht verrückt und deine Worte zur einsamkeit sprechen mir aus der Seele.
Auch ich wünsche dir ein 2017 voller kleiner Lichtblicke und dass du dich der Einsamkeit noch vertrauter machen kannst. Sie trägt nämlich auch einen Schatz in sich...Wenn du wahrhaftig in und mit ihr fragst und suchst, dann wird sie ganz still und schenkt dir antworten, erkennen, verstehen, all das, was schon immer in dir war und auch immer in dir sein Wird!

16.12.2016 00:32 • #10


G
Liebe @machiennelilly,

und wenn es schon fast philosophisch wäre ? Ja und ? Was dann ? Die Philosophie ist doch die Disziplin, die sich den tiefen menschlichen Fragen widmet. So wie es auch die Poesie tut. Nur dass sie Bilder malt. Und Du hilfst gerade nicht nur mit Heiterkeit sondern auch Deine Philosophie ist sehr willkommen.

Ich habe ja nicht nach praktischen Ratschlägen gefragt. Denn bei der Einsamkeit geht es weniger um praktische Ratschläge. Eher um die Frage - ist man tatsächlich völlig alleine ? Oder gibt es da draussen Menschen mit ähnlichen Gedanken, mit denen man sich verbinden kann und sei es auch nur für den Moment.

Diese Art von Verbindung kann ich mit den realen Menschen in meinem Leben nicht herstellen. Die sind ganz woanders. Meine Eltern sind mit den Fragen des Alters beschäftigt. Mein Bruder mit dem Rechthaben. Und meiner allerbeste, herzallerliebste Freundin begleitet mich zwar gerne, hat aber das Thema Einsamkeit nach 10 Jahren Mingleleben ziemlich durch. Innerlich rollt sie gefühlt ein wenig mit den Augen, wenn ich zum 2millionensten Mal mit immer ähnlichen Themen ankomme.

Daher bitte - nimm' Dich nicht zurück, wenn Du denkst, dass Deine Gedanken philosophisch sind. Ist doch toll.

Liebe Grüsse

16.12.2016 00:36 • #11


Dandelion-68
Ganz richtig...So sind wir schon 3 in diesem Universum, die das philosophieren Über die Einsamkeit mögen. Gute Nacht, ihr 2 und träumt später was schönes.

16.12.2016 00:41 • #12


G
Upps... Jetzt bin ich nicht mitgekommen. Ihr zwei habt so schnell geschrieben. Da war ich noch bei meinem letzten Beitrag Ich mach's jetzt aber mal kurz, weil ich ins Bett muss

Zitat:
Auch ich wünsche dir ein 2017 voller kleiner Lichtblicke und dass du dich der Einsamkeit noch vertrauter machen kannst. Sie trägt nämlich auch einen Schatz in sich...Wenn du wahrhaftig in und mit ihr fragst und suchst, dann wird sie ganz still und schenkt dir antworten, erkennen, verstehen, all das, was schon immer in dir war und auch immer in dir sein Wird!


Zitat:
Wohin dein Herz dich träg, ist ein schönes Büchlein von Susanna Tamaro, und wenn ihr euch aus dieser Einsamkeit zeitweise rausholen wollt, dann kauft es euch. Es ist ein Buch mit vielen Weisheiten und hat irgendwie was tröstendes.
Danke. Ich schaue es mir an.

Gute Nacht Euch beiden.
Träumt was schönes

P.S. Und schon wieder war jemand schneller als ich und ich sehe, dass ich nicht die einzige bin, die ins Bett muss

16.12.2016 00:44 • x 1 #13


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